"Virtual Fly Casting comp 2021"

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Fliifi-Sepp
Beiträge: 694
Registriert: 30.11.2020, 13:37
Hat sich bedankt: 29 Mal
Danksagung erhalten: 202 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Armin,

ich lese gerne auch immer wieder mal ältere FF-Artikel. Sehr oft haben sie nichts von ihrer Aktualität verloren. So nehme ich mir gerne alte FF-Magazine vor und blättere darin. Interessant, was da vor Jahrzehnten geschrieben wurde und immer noch interessant oder schon wieder interessant ist.

Meine gestrigen Wurfversuche habe ich übrigens mit einer Sage RPL+ von 1995 mit einer Schnur, die meiner Meinung nach dem Taper der SCA Ultra 4, ebenfalls Mitte der 90er entspricht.
Mit so Zeugs fische ich also nach wie vor regelmäßig. Mit Material, das dem Stand von 9 Jahren vor dem Artikel aus dem Jahre 2004 entspricht. Oder sogar noch älter ist.
Habe auch modernes Material, aber irgendwie kann ich den Sinn bei der Entwicklung von Einhandruten mit "normalen" DT- und WF-Schnüren über diese lange Zeit nicht immer erkennen.

Na ja, die letzte Aussage stimmt nicht ganz: Bei den Preisen der High-End-Produkte der jeweiligen Hersteller für Ruten und Schnüre kann man schon eine merkbare Entwicklung erkennen!

LG Sepp
Benutzeravatar
Thomas E.
Beiträge: 1341
Registriert: 16.12.2009, 21:26
Wohnort: Hamburg
Hat sich bedankt: 24 Mal
Danksagung erhalten: 238 Mal
Kontaktdaten:

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von Thomas E. »

Trotz aller Vorbehalte aus der Sicht vieler Fischer... :)

Die Weite ist schon unglaublich: 8)
https://www.youtube.com/watch?v=7FEKP77BiDQ
Gruß
Thomas Ellerbrock
fliegenfeger
Beiträge: 520
Registriert: 24.10.2006, 19:27
Wohnort: Saarlouis
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 75 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von fliegenfeger »

Moin Thomas,
Thomas E. hat geschrieben:unglaublich:
diese Weite und kein mit dem Lineal gezogenes Vorfach; Backing bei 11m mit anschließendem Schlaufengetüdel in der Schnur ???? O.k. Rückenwind war ja scheinbar reichlich vorhanden.

Ich muss auch mal auf die Wiese bei Rückenwind, aber zur Zeit gibt es nur Regen.

Gruß

Armin
Emmo

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von Emmo »

Thomas E. hat geschrieben:Trotz aller Vorbehalte aus der Sicht vieler Fischer... :)

Die Weite ist schon unglaublich: 8)
https://www.youtube.com/watch?v=7FEKP77BiDQ
Ich möchte mich für diesen Beitrag bedanken, weil du dem Link durch deinen Text Kontext gegeben hast. Das habe ich vorher, ohne kritisieren zu wollen, oft vermisst und wollte es positiv hervorheben. So gucke ich mir das Video gleich noch mal viel lieber an. :)
orkdaling

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von orkdaling »

Moin,
wie schon geschrieben, 2 Paar Schuhe was beim Casting und bein realem Fischen ab geht.
Wenn ich mich recht erinnere dann werfen die Caster die SA Expert Distance WF5F.
Diese hat eine 21m keule, wiegt dort 19g, gesamt bei 33m 27g. Dann ist ein max 3m Monofil zugelassen, die Rute max 275cm aber beliebig (also keine echte #5!)
Dann sind solche Weiten wie ich sie oben mal vom Catingforbundet.no eingestellt habe drin, fuer trainierte Caster und eben solchen Idealbedingungen.

Wie sieht es in Realitæt aus?
Wenn ich mich auf meine Flats bewege, das sind die Sandbænke vor der Orkla und Skjenaldmuendung dann kann ich nur rechte oder linke Seite des Fjords wæhlen und das mache ich je nach dem ob der Wind rein oder raus blæst (Thermik).
Selbst wenn ich Rueckenwind habe geht das noch bis 3 oder 4 ziemlich gut, darueber aber drueckt der Wind ueber die Berge (muss man sich wie am Rhein vorstellen nur halt bewaldet) und es kommt zu einer Art Fallwind. Dann nuetzt mir auch dwer beste Rueckenwind nicht.
Blaest es leicht, macht es eine #6 und es kommen Keulenlængen um 10m zum Einsatz und diese in F/I, bei mehr wind dann #7 oder gar #8.
Ist es fast oder abends stille, stehen Fische direkt vor den Auslæufen oder gar direkt an den Tangkanten um die Inseln und Schæren, gehen sie auf Kleinzeug (von Gammarus bis Waldameise), dann kommt solch eine Leine zum Einsatz. Da hab ich von 14 bis 18m Bellylænge verschiedene, Floater und mit langer Interm. Spitze
Je nach Ausfuehrung der Schnur (længe Front Taper, Gewichtsverteilung, stærke Running) kann es sein des ich die Schnur eine Klasse unter der verwendeten Rute fischen muss, sonst kann ich sie gar nicht in der luft halten. Ich stehe teils guerteltief im wasser und nicht auf der Wiese, dazu kommt noch der Wind schræg seitlich aucgh wenn er nur sæuselt.
Unter solchen Bedingungen hab ich noch nicht einen Fischer erlebt der diese Leinen (Gesamtlænge 30-33m) bis an den Uebergang zum Backing warf!
Und das sind ab und an Typen dabei die sich mit Weitwerfen befassen - Casting betreiben.
Ist auch nicht nøtig, 14 bis 18m Kopflæne, mind 12 beim Ablegen gar 15ft Vorfach und ein paar Meter sollte man folgen lassen kønnen.
Ich muss schliesslich sehen wo die Fischlein blinken wenn sie die Gammarus abweiden, ich hab Strømung durch die Auslæufe und die verstærkt sich noch bei ablaufendem Wassser so dann man dann sogar menden muss. Das alles klappt prima auf Entfernungen von 20-25m, da beissen uebrigens die meisten Mefo und Seelachse, wenn sie nicht bis vor die Fuesse folgen.
Noch dazu, mit steigender Tagestemperatur setzt die Thermik ein, es blæst von Fjord aus rein oder halt raus (unabhængig der Windrichtung) und das bis in die Fluesse bzw das gesamte Tal hindurch. Mittags ist es so stark das ich am Fluss auch mit einer #10 und 42g Kopf Probleme habe wenn ich auf der falschen Seite stehe.
Abend nimmt es ab, so ab 20uhr, von 22 bis 02 uhr ist es oft total stille, aber dann sehe ich auch keine Fische in den Einstænden oder an den Tangkanten.
Selbst wenn es hier nich richtig dunkel wird (Juni /Juli), bei ueber 20m ist nicht zu sehen wo die Fische sind und ich will auch kein 25er Vorfach in den Blasentang ablegen.
Also reale, beherrschbare Weiten die man auch noch effektiv befischen kann duerften im Fjord/Meer bei 20 bis max 25m liegen.
Ebenso in Fluss bei der Zweihandfischerei, es sei denn es ist taghell und man fischt wie schon beschrieben bei klarem Niedrigwasser, da duerfen es auch mal 30m sein.
Und wenn ich an die Forellen/Lachsbæche denke, wo man Einstænde gezielt anwirft, da ist 15m eine gute Weite. Einmal drueber, der Fisch buckelt und ist auf Stunden vergræmt.

Da hat es ein Caster einfach, steht auf der Wiese, gleichbleibender Wind, keine verschiedenen Sinkraten, keine Kopflængen zwischen 8 und 18m, keine Vorfæcher von 10, 12, 15ft, keine Polys , keine Muecken oder Tuben aus Messing.
Aber Spass hat er sicher auch wenn er einen neuen Rekord geworfen hat!
Ich erfreue mich an Fischlein die ein anderer nicht erreicht hat.(darum muss ich jetzt schnell los, 9 uhr war Ebbe)
Gruss Hendrik
Trockenfliege
Beiträge: 1493
Registriert: 25.01.2015, 18:03
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 374 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von Trockenfliege »

Thomas E. hat geschrieben:Trotz aller Vorbehalte aus der Sicht vieler Fischer... :)

Die Weite ist schon unglaublich: 8)
https://www.youtube.com/watch?v=7FEKP77BiDQ

Für mich sind in 1. Linie die Ergebnisse der offiziellen Wettbewerbe in Skandinavien glaubhaft.
Dort wird unter Aufsicht von einem erhöhten Steg im Wasser geworfen.
Die erreichten Weiten liegen in den meisten Fällen deutlich unter 40m.
Oder auch die Ergebnisse der Hallenwettbewerbe. Auch dort liegen die Weiten eher bei 35-37m.

Und jetzt tauchen plötzlich lauter Weiten deutlich über 40m mit der gleichen Schnur auf??

Sind das lauter Super Nachwuchswerfer, die bei den nächsten Wettbewerben die etablierte Konkurenz in Grund und Boden werfen werden?

Schaun mer mal....

LG
Reinhard
Trockenfliege
Beiträge: 1493
Registriert: 25.01.2015, 18:03
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 374 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von Trockenfliege »

Fliifi-Sepp hat geschrieben:Hallo Armin,


Meine gestrigen Wurfversuche habe ich übrigens mit einer Sage RPL+ von 1995 mit einer Schnur, die meiner Meinung nach dem Taper der SCA Ultra 4, ebenfalls Mitte der 90er entspricht.
Mit so Zeugs fische ich also nach wie vor regelmäßig. Mit Material, das dem Stand von 9 Jahren vor dem Artikel aus dem Jahre 2004 entspricht. Oder sogar noch älter ist.

LG Sepp

Mein bester Weitenjäger war jahrzehnte eine alte WF 7, eventuell SA Ultra 4.

Diese hat ein tolles Profil zum Weitwerfen und auch präsentieren:

3 m lange Spitze von ca. 1,0mm auf 1,55mm. Dann folgt ein Bauch von 1,55mm auf 7m Länge. Dann kommt eine Verjüngung über 2m von 1,55mm auf 1,2mm.
Dieser 2. Belly ist dann 3,4m lang. Dann folgt noch eine kurze Verjüngung von 1m auf die RL mit 0,95mm.

Die Keule ist also ca. 16,5 m lang, hat 2 Bellys mit sehr schönen Übergängen. Sie liegt sehr ruhig in der Luft, lässt sich sehr gut verlängern und schiesst durch die relativ dünne RL ( für eine 7er) sehr gut. Trotz der langen Spitzenverjüngung gelingt eine gestreckte Präsentation sehr gut.

Leider ist die Schnur inzwischen sehr rauh geworden durch viele kleine Riße. Die Ummantelung sitzt aber immer noch sehr fest auf der Seele.

Seit ein paar Jahren gibt es nun einen vergleichbaren Nachfolger von SA - die Infinity.
https://www.adh-fishing.de/fliegenschnu ... egenschnur
Von der habe ich die 5er, 6er u. 7er.
Sie lässt sich vergleichbar werfen, liegt meinem Eindruck nach aber nicht ganz so ruhig in der Luft. Sie hat meinem Eindruck nach etwas mehr Gewicht im Frontbereich als meine alte Ultra.
Ihre Keule ist leider etwas kürzer mit ca. 15m.
Außerdem ist sie zu kurz geraten mit 27m, ich hätte sie gerne 3m länger, denn ich mag es nicht, wenn das backing beim Werfen zum Vorschein kommt.

Ich hatte mit dem CEO von SA auf der EWF ein längeres Gespräch, wir haben auch beide Schnüre - meine alte und die neue Infinty - geworfen. Er kam auch zu dem Ergebniss, dass die alte noch etwas ruhiger in der Luft liegt. Ich hatte ihm auch die genauen Profilangaben der alten Schnur mitgegeben - vielleicht gibt es nochmal eine Neuauflage?

Zum absoluten Weitwerfen sind die noch längeren Keulen der SA ED o.ä. natürlich noch besser, da man mit denen deutlich mehr Schnur in der Luft halten kann.

Aber die Infinity lädt eine Rute schneller und ist für Weiten bis ca. 30m eine Topschnur.

LG
Reinhard
orkdaling

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von orkdaling »

Moin,
ja es gibt schon schøne Schnuere mit etwas længerem Belly fuer Weiten zwischen um 25 und bis 30m,
die aus der Mastery Serie tuts auch https://www.scientificanglers.com/produ ... -infinity/
Und diese kann ich auch empfehlen https://visionflyfishing.com/product/xo ... xcellence/

Mich wuerde mal interessieren was die Weitwerfer, die uns ihre Kuenste in den Videos vorstellen, als Running bzw Nachschnur benutzen.
Ist das eigentlich praxistauglich?
Ich hab nach der Fliegenschnur (die ja i.d.R 30m, selten 33m hat) eine 25 geflochtene da ja neben Mefos auch mal etwas grøssere Fischlein ran gehen kønnen.
Und an den Schnueren die ich auf Pollack und Dorsch einsetze hab ich zwischen Fliegenschnur und 100m Nachschnur eine Coating Running zwischen geschaltet.
Grund ist das man diese Fische manchmal davon abhalten muss in den Tang runter zu gehen und das klappt nicht ueber kurbeln sondern nur durch pumpen und schnelles mit der Hand einziehen, so eine Running mit Coating læsst sich im Gegensatz zur Nachschnur greifen.
Somit ist beim Fischen sowieso nur eine Maximalweite der Fliegenschnur møglich.

Von den Castern weiss ich was sie fuer duennes Zeug benutzen, aber eben auf dem Platz bzw Halle und nicht um einen fluechtenden Fisch zu halten.
Gruss Hendrik

Ach ja, kurz nach 9 los, eine Mefo und dann setzte der beschriebene Føn ein so das ich zuerst die 16ft mit Long Belly ablegen konnte, dann noch eine Weile mit der Switch gewedelt, schøn seitlich uebers Wasser verlagert, 10.30 aufgegeben weil der Wind zu stark war.
Also 15 uhr zur Flut wieder los, dann mit einer Scandi 12m und 38g , die bekomme ich auch bei Wind die erforderlichen 20m bis zur Stromkante.
fliegenfeger
Beiträge: 520
Registriert: 24.10.2006, 19:27
Wohnort: Saarlouis
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 75 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von fliegenfeger »

Hallo Reinhard,

der 46,1m Werfer ist amtierender Weltmeister in der Disziplin Trout Distance, die er 2018 mit 44,0m gewonnen hat. Insofern ist er in der Lage 40m+ zu werfen, trotzdem passen die Weiten in den Videos nicht zu dem was ich sehe.
Oder der Rückenwind bringt ein plus von 10m? an Weite.

Was mich bei deinem Schnurvergleich interessieren würde, was bringt die Textur der neuen SA Infinity, außer 140€ auf der Packung.


Gruß

Armin
Fliifi-Sepp
Beiträge: 694
Registriert: 30.11.2020, 13:37
Hat sich bedankt: 29 Mal
Danksagung erhalten: 202 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Reinhard und Hendrik,

danke für die qualifizierten und hilfreichen Erklärungen!

Na dann gibt es wieder die Qual der Wahl:
Mastery Infinity 90,- €
Mastery Expert Distance Competition 100,- €
Amplitude Infinity 140,- €

Die einzige, die ich davon selbst schon getestet habe, ist die Mastery Expert Distance Competition. Die war wirklich gut, hat ein schönes kräftiges orange-rot, das ich so sehr liebe, daß ich ernsthaft damit liebäugele, diese beim nächsten Schnurkauf zu berücksichtigen.
Die Optik, in diesem Falle die Farbe der Schnur, spielt halt bei mir auch eine sehr wichtige Rolle.

Beide Infinity sind offensichtlich eine halbe Schnurklasse übergewichtet, was ich für einen ausgesprochenen Blödsinn halte und das auch nicht unterstützen will.
Die Amplitude Infinity kostet zudem mit 140,- € nur geringfügig weniger als eine Seidenschnur von Thebault (154,- €). Dann vielleicht doch lieber noch eine Seidenschnur, auch wenn es diese nicht in orange-rot gibt?
Also Mastery Expert Distance Competition in schönem orange-rot oder Thebault Seidenschnur in gelb? Das ist für mich die Frage!

Da dieser Faden von Weitenjagd handelt und diese Schnüre sich nun so gar nicht wirklich vergleichen lassen, ist diese Frage natürlich eine klare Themenverfehlung!
Obwohl: Eigentlich werfe ich praktisch mit allen Schnüren aus meiner Sicht weit genug. Sogar mit meiner #0, die gewogen eigentlich eine #1 ist. Da meine Sage-Rute dazu aber gemessen und gefühlt auch eine #1 ist, paßt das auch wieder irgendwie.

LG Sepp
TorstenHtr
Beiträge: 269
Registriert: 02.11.2006, 22:49
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von TorstenHtr »

Hi,

ganz schöne Themenvermischung :)

Also nochmal zur "Virtual Fly Casting comp 2021" - das ist eine Initiative des Schwedischen Castungverbands. Da aufgrund von Corona kaum (internationale) Turniere durchgeführt werden dürfen, sind sie auf diese Idee gekommen. Warum sollten das "Extremvideos" sein? Übrigens Preise werden ausgelost, weil man keine gleichmäßig fairen Bedingungen für alle Werfer gewährleisten kann.

Am Angelgewässer ist es doch offensichtlich, dass man nicht immer maximale Distanz braucht. Dennoch gehe ich davon aus, dass ein trainierter Werfer einen Vorteil besitzt, da er auch mittlere Distanz mit guter Technik effizienter und energiesparender wirft.

Es gibt natürlich auch Präzisionsdisziplinen beim Castingsport. Die Regelwerke sind unter der Seite der ICSF (International Casting Sport Federation) nachzulesen:
https://www.icsf-castingsport.com/castingsport/rules/

DIe Castingsport Rekorde sind hier zu finden:
https://www.icsf-castingsport.com/uploa ... ecords.pdf
(leider noch keine Rekorde von den Fly-Casting Disziplinen gelistet)

Ich selbst war zwei Jahre lang Leiter einer Castingabteilung und noch aktiv im Sport, wenngleich ich zu wenig Zeit finde. Aus der Szene kenne ich auch ein paar Leute inkl. Weltmeister.

"Fly-Casting" stammt hauptsächlich vom Norwegischen Castingverband, die haben die meisten Regeln definiert. Gibt es erst seit ca. 2010, erst seit einigen Jahren jetzt auch Bestandteil der ICSF.
Das wird hier in Deutschland bisher kaum geworfen. Wir hatten vereinsintern hier und da ein kleines Turnier nach diesen Regeln durchgeführt, Beteiligung war recht mäßig.

Ich persönlich würde die Distanzen in den Videos nicht bezweifeln. Es ist zwar durchaus vorgekommen, dass Werfer versucht haben zu mogeln (u.a. 16er Schnur anstatt erlaubter 18er Schnur bei Gewicht weit) - aber es gibt Kontrollen und früher oder später fliegt das auf. Ich hatte in der Ergebnisliste von 2018 nachgeschaut - 20 Werfer haben 40m oder mehr mit der SA ED #5 geworfen und im Training wirft man fast *immer* weiter als im Turnier unter nervlicher Anspannung.

@Sepp
Ich glaube diesen alten Artikel habe ich schon mal gelesen - gespickt mit etlichen Fehlern (u.a. ist Steve Rajeff nicht Weltrekordhalter Fliege Weit, Gerätebeschreibung falsch), 80m auch beim Castingsport eher unrealistisch bzw. sehr selten mal geworfen - da muss schon Sturm sein. Die Aussage von Mortensen war ganz schön lächerlich :)

Zu den Schnüren: Ich würde auch eine DT #5 nicht unterschätzen. Mit der richtigen Technik sind über 35m drin. Da laut Regelwerk nur die SA ED zulässig ist, nutzen die meisten "Wurfgurus" - wie Hendrik sie nennt - diese Schnur.
Ähnlich der SA ED und gut ist auch die Barrio GT125 (deutlich preiswerter, Coating ist etwas rauher).

Viele Schnüre sind heutzutage leider ein Kompromiss an Anfänger und schlechte Werfer, zu kurze Keulen, übergewichtig, zu kurzes Fronttaper etc.

Viele Grüße,
Torsten
orkdaling

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von orkdaling »

Moin,
nur mal zur Richtigstellung, nicht die Caster bzw den Castingforbundet.no nannte ich Wurfgurus sondern die vielen selbsternannten Profis die uns mit Videos begluecken.
Diese eagl (ob auf der Wiese oder am Wassser) immer schøn mit Idealbedingungen. Leider finden wir diese i.d.R nicht vor wenn wir fischen. Dafuer fangen wir was.
Von den Gurus hab ich bis jetzt nur Gøran Andersson, Henrik Mortensen und Tellis Katsogiannos am Wasser erlebt ( Telli auch mal Weltmeister geworden)
Der erstere bezeichnete meine Ausruestung als sehr gut abgestimmt als es uns in meiner Lieblingszone besuchte, hatte sich wohl rum gesprochen das zu dieser Zeit so ein Typ mit Langleinen handiert und seltsamer weise irgendwie ueber Durchschnitt fing.
Keinen dieser dreien unterstelle ich was, habe sie ja selbst erlebt. Und nur diese habe ich unter realen Bedingungen auch fangen sehen.
In Gegensatz dazu gibt es im www genug Selbstdarsteller und Verarsche! Sowas braucht kein Mensch, sowas ueberzeugt nur unerfahrene FF.
Aber das sind halt nur meine gemachten Erfahrungen, meine Beobachtungen, andere haben sicher andere gemacht.
Gruss Hendrik
TorstenHtr
Beiträge: 269
Registriert: 02.11.2006, 22:49
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von TorstenHtr »

Hi,

klar, sowas gibt es natürlich auch, oft auch Werbung für eigene Produkte. Ich denke man kann sich an Videos von offiziellen Wettkämpfen orientieren, dort ist Selbstdarstellung weniger wahrscheinlich.

Da du Tellis erwähnst, hier findest du ein Video von der WM:
https://www.youtube.com/watch?v=uB4c1Ge_JXI

Seine Würfe ab 4:00 - er hat mit 54m gewonnen.
Wie du sehen kannst keine Idealbedingungen - sieht mir nach leichtem Gegenwind aus, Spey muss vom Wasser aus geworfen werden mit 45° Richtungsumlagerung.

Wettkämpfe vom Wasser aus sind schwer zu organisieren, ich denke deswegen gibt es das auch nicht in Deutschland. Hatte ich mir auch schon überlegt, aber das Gerät ist höllisch teuer und ich habe hier niemanden zum trainieren bzw. Wettkämpfe.

Viele Grüße,
Torsten
orkdaling

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von orkdaling »

Moin nochmal,
kenne ich, hab mit den Schweden die hier immer die Strecken um Strorås unsicher machen schon einige Stunden gefachsimpelt und gefischt.
Dadurch kam ich auf die Idee mit den Long bellys bei den immer hæufiger auftretenden Niedrigwasser.
Grosse Weiten, kein einstrippen ueber die Fischkøpfe und Ablegen eines langen Front tapers... all das hat die Fangquoten extrem gesteigert.
Es geht aber eben nicht nur um Weiten wie man sie in vielen Spey und Trad. Spey Videos sieht, nee treffen muss man auch noch, menden der Strippe bei Notwendigkeit, lange duenne Vorfæcher.
Wettkampf und reales Fischen sind halt 2 paar Schuhe, man kann aber von beiden Seiten etwas fuer sich ableiten.
Gruss Hendrik
fliegenfeger
Beiträge: 520
Registriert: 24.10.2006, 19:27
Wohnort: Saarlouis
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 75 Mal

Re: "Virtual Fly Casting comp 2021"

Beitrag von fliegenfeger »

Hallo,

hier mal ein Video, das den kompletten Wurf zeigt.

www.youtube.com/watch?v=tWhmV8YzaXg

Interessant die Entwicklung der Schnurschlaufe zum Ende des Wurfs bei dem hinteren Werfer. Anfangs o.k. wird zum Schluß ein Tailing loop Spaghettihaufen. Da wird auch kaum ein gerade gestrecktes Vorfach auf dem Boden landen.
Ich frage mich, wie es die Werfer in den anderen Videos schaffen, dass die Schnur so gerade liegt und wie man mit dem 3m Vorfach auch 3m Distanz erreicht.

Die Fly Casting Wettbewerbe wären gerechter, wenn der Faktor Gerät keine Rolle spielen würde, indem alle mit dem selben Gerät werfen. Aber so ist es ein wenig wie in der Formel 1.

Gruß

Armin
Antworten