woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Barschzanker
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woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist?

Beitrag von Barschzanker »

hallo forum!

also klar, wenns knacks macht wars zu schwer, aber woran merke ich das vorher?
hintergrund ist folgender:
hab ne vision zulu #5/6 9ft, die ist kürzlich von jemandem der sich auskennt als klare #6 mit tendenz nach oben eingeschätzt worden. hab jetzt mal zum testen eine gebraucht gekaufte cortland 444sl classic clear rocket taper intermediate in #7 draufgetan. werfen fühlt sich ganz okay an, hab nicht den eindruck, dass die rute überlastet ist. hatte mir auf einen tip hin auch ne visison vibe 85+ in #6/ 15g keulengewicht geholt, auch die fühlt sich ganz entspannt zu werfen an.
bei meinen spinnruten merk ich das ganz deutlich wenn die am limit beim werfen sind, wenn ich beim durchziehen auf einmal im rückrad einschlage. bei der fliege hab ich ja nicht so nen hartes durchziehen, woran merk ich da wenn ich zu schwer bei der schnur bin?

vielen dank für euren input!
thorsten
Forstie
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Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von Forstie »

Hallo Thorsten,

auf die Gefahr hin, eine im Vergleich zu unseren Wurfcracks völlig unqualifiziert wirkende Aussage zu treffen, mag ich es so beschreiben:

Bei mir fühlt sich das im Wurf etwa wie "wollen aber nicht können" an. Sprich, man fühlt der Rute an, dass da nicht mehr die Gegenbewegung kommt, die nötig wäre, um die Schnur schön rauszubringen. Die Puste fehlt sozusagen. Je nach Taper, Keulenlänge, Schnurgewicht an sich (da weichen ja die Gewichte bei manchen Schnüren weit von den alten AFTMA- oder mittlerweile AFFTA-Klassen ab), Rutencharakteristik und üblicher Wurfdistanz am Gewässer kann es da durchaus sein, dass man auch höhere Schnurklassen auf niedrigeren Rutenklassen sinnvoll und gut fischen kann.

Hoffe, das hilft Dir ein wenig weiter.

Viele Grüße

Martin
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Thomas E.
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Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von Thomas E. »

Hallo Thorsten,

suche mal nach der 3,75/15° Methode.
Man kann u.a. das Wurfgewicht leicht messen.
Gruß
Thomas Ellerbrock
Trockenfliege
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Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von Trockenfliege »

Eine Belastung / Überlastung einer Rute - nicht nur Fliegenrute - setzt sich aus einer Kombination aus Wurfgewicht und Beschleunigung zusammen.
Für eine Fliegenrute als auch eine Spinrute gilt: Sie wirft verschiedenste Gewichte mit verschiedenen möglichen Beschleunigungen.
Irgendwo gibt es ein mehr oder weniger optimales WG kombiniert mit einer dazu passenden Geschwindigkeit.

Eine Spinrute, mit der ich 50gr. max. beschleunigen kann, kann ich ein deutlich höheres Gewicht trotzdem noch werfen, aber langsamer, vorsichtiger.
Wo eine Grenze erreicht wird, spürt man - sollte man spüren, sonst bricht die Rute.

Dieser Grundsatz gilt für jede Rutenart.
Bei der Fliegenrute kommt allerdings noch dazu, dass man die Geschwindigkeit nicht beliebig drosseln kann, da sich die Schnur noch nach hinten entfalten muss, ohne aber den Boden zu berühren. Daher ist hier die minimale Geschwindigkeit nicht so langsam, wie sie bei einer Spinrute möglich ist.

Auch kann ich mit einer Spinrute ein kleines, kompaktes und eher geringes Gewicht viel stärker beschleunigen, als es bei einer Fliegenrute mit Fliegenschnur möglich ist.

Darum ist meiner Meinung nach das Gewichtsspektrum bei einer Fliegenrute enger als bei einer Spinrute.

Eine Fliegenschnur wird dann zu schwer, wenn sie sich bei dem nötigen langsamen Rythmus zu sehr absenkt.
Eine leichtere Schnur - leichter als das "optimale" Schnurgewicht - kann ich aber trotzdem noch weit werfen, indem ich die Beschleunigung der Komponenten Rutenspitzenweg und Schnurhand erhöhe.

LG
Reinhard
orkdaling

Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von orkdaling »

Moin,
Thomas E. hat ja schon die Messmethode erwæhnt um das Wurfgewicht heraus zu bekommen.
Dann steht ja auf den meisten Rute was drauf, ich meine nicht die veraltete Aftma Angabe sondern heutzutage das WG in Gramm/Grains und das sogar bei den DH fuer verschiedene Wurfarten.
Und da wæren wir bei einem weiterem Problem.
Wenn deine Vermessung ein WG bringt, was vielleicht sogar genau im Fenster der Angabe liegt was die Hersteller empfehlen, dann heist das aber nicht das du das "optinale Wufgewicht" hast.
Das was du im Messverfahren ermittelst oder was da an Wurfgewicht drauf steht passt super zum Einhandwedeln - Ueberkopf - da zieht die Masse der voll gestreckten Schnur an deiner Rutenspitze. (wie der Blinker an der Spinnrute)
Es passt auch super zu den Scandi (Unterhand) und Speywuerfen aber eben nicht mehr mit dem was du bei Skagit brauchst (4-6g mehr) oder gar bei den Long Belly Fischerei.
Grund, da zieht nicht das volle Gewicht an deiner Spitze sondern du beschleunigst die Masse die sich im Schnurbogen (D-Loop) befindet, alles andere rechnet nicht zum Wurfgewicht, aber doch zum Gesamtgewicht der Schnur/Kopf.
Mal am Beispiel meiner #7 Switch , da wird es deutlicher als EH
So kann es sein das du eine Rute mit 19-21g(295-325gr) Ueberkopf wirfst, aber fuer Switchcast sind es besser 23g(355gr) darum gibt es ja auch verschiedene Schnuere mit verschiedenen Profilen, bis hin zu einer Scandi fuer eben diese Rute mit einem keulengewicht von 26g (400gr)
Uebrigens, die 19-21 empfiehlt Guideline fuer ihre Gerte , Scientific ræt zu 360grain bei der dazu passenden Switch Schnur (Spey Lite) und Scandi #7/8 werden mit 26-28g fuer diesen Typ angeboten. Da liegen die Hersteller von Gerte und Schnur also bei einander.

Wenn die Strippe zu leicht ist, deine EH/Ueberkopf aber auch deine DH nicht læd, merkst du es sicher. Es geht nichts, du kommst auf keine Weite, der Wurf bricht zusammen.
Umgekehrt ist es nicht anders, du merkst das die Rute ueberlastet ist, du sie nicht gestreckt in der Luft halten kannst oder auch das sie nicht genuegend Power hat um beim Switchcast deinen Schnurbogen nach vorne zu bewegen damit es wieder ausrollt.
Uebrigens auch wenn deine Schnur mal ein paar Gramm zu viel hat, sich nicht in der Luft halten læsst, das ist meist nicht der Grund das die Spitze bricht.
Das geschieht wenn man rein knallt, also zu stark beschleunigt. Ist auch oft bei den DH so, besonders bei hoch gezuechteten Ruten.
Auch mal ein Beispiel, eine DH mit angegebenen #10 und 38-42g (Spey/Scandi) erfordert aber im trad.Spey (heute Long Belly oder Hybrid genannt) 48-50g je nach Længe der Keule bzw des Profils bei 16-18m Keulen. Nun hab ich aber auch was mit 22m was unter bestimmtgen Bedingungen zum Einsatz kommt - 55 g !
Ohne Risiko fuer die Rute !!!

Zurueck zur EH.
Auch da ist es einfacher eine Rute mit einem kurzem uebergewichtigem Kopf/Schnurkeule zu zerlegen, beim schiessen, also Beschleunigung.
Nehmen wir mal eine #5. Da duerfte laut AFFTA was mit 9g drauf stehen - aber das bezieht sich eben auf die 9,14m (wurde ja nur eingefuehrt als Aftma um Gewichte,Rutenklassen,Schnuere vergleichen zu kønnen)
Heute wirst du diese Rute oft mit Wurfgewichtsangabe finden, vielleich steht 13-15g drauf, je nach Hersteller bzw seinen Richtwert.
Nun kannst du diese Gerte aber auch mit einer SA Expert Distanze werfen, so wie es bei Meisterschaften geschieht.
Diese Strippe wird auch mit 9,1Gramm bzw 140 Grain bei 30ft angegeben, nur hat die gesamte Keule 21m und wiegt 19g !
Nun gibt es wieder 2 Møglichkeiten, entweder der Werfer besitzt nicht die Fæhigkeit diese Leine oder sagen wir besser dieses Gewicht in den Luft zu halten,
oder aber die Gerte (obwohl #5 drauf steht) hat nicht die Aktion dazu.
Viele Weitwerfer (dabei meine ich nicht die Schiesser mit steifen Ruten/Spitzenaktion) verwenden gern medium Ruten wenn sie ueber længere Distance mit solch langkeuligen Strippen ablegen, dann aber eine unterklassige Schnur oder halt eine Rutenklasse drueber.
Also die SA ED #5 auf einer mittelschnellen #6 Rute (bei Wettkæmpfen noch viel mehr, da ist nur das Schnurgewicht vorgeschrieben nicht die Rutenklasse)

Also ganz einfach, bekommst du die Leine nicht in der Luft gehalten, kannst du das "D" im switchcast nicht beschleunigen weil es die Rute nicht schafft, na dann ist die Strippe zu schwer. Auf zerschossene Spitzen will ich nicht eingehen, das schaffen manche Experten sogar mit klassenkonformen Schusskøpfen an meist sehr schnellen Ruten/Marken.
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Thorsten,
wenn die Rute bricht, war die Schur extrem zu schwer.
Aber leichtes "Übergewicht" kannst Du entweder durch wiegen wie Thomas es schreibt ermitteln. Du kannst es aber auch im Wurf merken. Wenn die Schnur zur Rute passt, lastet sie sie auf mittlerer Wurfdistanz gut aus, im Nahbereich ist sie etwas zu leicht, lässt sich aber noch gut händeln. Lastet die Schur die Rute bereits im Nahbereich aus wird die Rute sie bei Würfen im mittleren Bereich nicht mehr richtig beschleunigen und im weiten Bereich nur noch schwer kontrollieren können.
Ob Deine Schnur zur Rute passt, kommt also auch auf die Gegebenheiten an, unter denen Du sie einsetzt. Fischt Du überwiegend im Nahbereich (Bach, kleiner Fluss) ist eine etwas schwerere Schur von Vorteil, weil die Rute bereits auf kurze Distanz die Schnur beschleunigt. Wirfst Du überwiegend weit, sollte die Rute auf mittlere Distanz in der Lage sein, die Schnur in der Luft zu halten und gut zu beschleunigen, damit Du weit schießen lassen kannst.

Gruß
Harald
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Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von fjorden »

Hallo Thorsten,
Reinhard hat es gut erklärt. M.W. ist die cortland 444sl classic clear rocket taper intermediate in #7 vom Gewicht nicht so schwer im Gegensatz zu anderen Schnurherstellern, die die Schnüre deutlich überzeichnen, sondern diese Schnur passt gut auf eine 6er Rute. Ohne die Rute zu kennen klingt es so, dass du mit 14 bis 15 gr. da gut zurecht kommst.
Gruß
Fjorden
orkdaling

Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von orkdaling »

Moin,
es wurde ja bereits erwæhnt, den Verwendungszweck beachten (ZB kurzer Kopf -Bach damit du das Gewicht sofort zur Verfuegung hast, Gegenteil lange Køpfe -Schnur halten)
Es entscheidet nicht nur das Gewicht als solches sondern die Verteilung des Gewichts , die Art des Profils.
Wenn du mit der Vision Vibe 85 ( hat 8,5m Kopf und 15 g) auf der Vision Zulu #5/6 klar kommst dann wundert mich das nicht, 15g fuer eine #6 sind normal. (nicht nach Aftma)
Und diese Strippe læd deine Rute auch im Nahbereich gut und schnell auf.
Hier mal das Profil der 44 SL Classic - schau mal was Front (10)/Rear Taper(6) und Belly (25) ergeben = 41ft
444Classic_444SL_Web.jpg
444Classic_444SL_Web.jpg (206.76 KiB) 2103 mal betrachtet
und vergleiche mal mit dieser Strippe die ja auch fuer eine EH gedacht ist
LongBellyDistance_Orange_TroutSeries_TaperChart.jpg
LongBellyDistance_Orange_TroutSeries_TaperChart.jpg (43.58 KiB) 2103 mal betrachtet
und ganz krass dagegen dieses Profil was man ebenfalls mit einer EH wirft
CompactSwitch_TaperChart.jpg
CompactSwitch_TaperChart.jpg (33.68 KiB) 2103 mal betrachtet
All diese Strippen bekommst du in gleichen Klassen, Gewichten - sind aber eben nicht fuer die selben Aufgaben gedacht !
Wenn dir die 15g in dieser Længe fuer deinen Zweck, deinem Wurstil entgegen kommen dann ist es doch ok.
Ein anderer Fischer wird die Leinen in Længe und Gewicht als zu kurz, zu lang, zu schwer, zu windanfællig... bezeichnen usw.

Nun kommt das Aber - man muss immer neben dem Gewicht den Verwendungszweck sehen.
Gruss Hendrik
Barschzanker
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Re: woran merke ich ob die schnur zu schwer für die rute ist

Beitrag von Barschzanker »

danke euch für die vielen rückmeldungen. hab nen gutes bild bekommen woraufs ankommt, bzw woran mans dann merken könnte. hatte halt bedenken dass die #7 schnur unbemerkt zu schwer für mein setup sein könnte. aber passt ja wohl doch ganz gut, sowohl aus eurer einschätzung als auch nach meinem eindruck beim werfen.
das iat so einer der sachen die ich für mich beim flifi so spannend finde. trotz viel jahren angelerfahrung ist das ja nochmal ne ganz andere geschichte und so viel neues zu entdecken :)
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