Rutenbiegung

Alles rund um Stärken & Schwächen, Marken, Klassen, Aktionen u.s.w. der für unser Hobby unverzichtbaren "Gerten" und "Schnuraufwickler". Du hast allgemeine oder spezielle Fragen, gute oder schlechte Erfahrungen zu bestimmten Gerätschaften mitzuteilen? Hier ist Platz dafür und Du bekommst die Antworten, die Du suchst...

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Hans.
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Rutenbiegung

Beitrag von Hans. »

Hallo allerseits,

je stärker die mögliche Rutenbiegung ausfällt, desto belastbarer ist die Rute "im Fall des Falles".

Orvis erreicht nun bei der Helios 3 eine Rutenbiegung von 215,9cm ( Siehe: http://www.fliegenfischer-forum.de/helios3f.html ). Ist das eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal? Oder ist das bei den heutigen Materialien mehr oder weniger normal? Kennt sich jemand aus damit?

Gruß,
Hans
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Fliifi-Sepp
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Interessante Anmerkung, Hans!

Das zu beantworten, wird es sicher Kompetentere im forum geben, als mich!

Ich fische immer mit starken Vorfächern (Trocken fast nie unter 0,16 mm, naß praktisch nie unter 0,18 mm) und drille die Fische mit Kunststoff-Ruten immer möglichst schnell.
Nur bei meinen Gespließten vermindere ich den Winkel zum Wasser. Die machen ihre Arbeit "anders", aber auch sehr effektiv.

Jedenfalls nehme ich Deine Anmerkung als Anlaß, das bei nächster Gelegenheit zu testen. Hoffentlich findet die EWF wie geplant im Herbst statt. Da gibt es genug Gelegenheiten dazu und ich werde das dann ausgiebig nutzen!

LG Sepp
Trockenfliege
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Trockenfliege »

Was sagt uns denn diese Rutenbiegung?
Ist sie für die Fischerei - Werfen, Drillen - relevant?
Wie gestaltet sich diese Biegung?

Harte oder weiche Ruten mit viel Biegung:

Ruten mit zu viel Biegung ohne viel Kraftinput - Stichwort "weiche Rute" - finde ich eher schlecht, denn je mehr sich eine Rute biegt, desto mehr bin ich von ihrer Eigendynamik abhängig - Rückstellgeschwindigkeit.
Einzig für extreme Situationen im Drill - Fisch flieht schnell unters Boot zB. - kann diese starke Biegemöglichkeit eine Sicherheitsreserve bieten.
Eher schnelle, kräftige Ruten, die sich erst unter viel Kraftinput weit biegen, sind ok.

Sepp, ob die Hersteller dir eine solche Probebiegung gestatten werden :biggrin: ? .
Außerdem soll die EWF kleiner ausfallen mit weniger Ausstellern, sodaß man nicht so viel wie gewohnt ausprobieren kann.

LG
Reinhard
Zuletzt geändert von Trockenfliege am 10.08.2021, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.
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MahiMahi
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von MahiMahi »

Hallo,
hm das ist so eine Sache. Weiche Ruten biegen sich halt mal mehr als steifere.
Denke an die alten Glasruten von Fenwick die bogen sich wie ein Kuh...
Ich hatte mal eine RST M7 die bog sich extrem durch. Die Rute sollte aber genau so geschaffen werden lt. Hersteller,
weil man wollte der Aktion einer gespliessten nahekommen. Aber der Drill einer großen Forelle oder Äsche ist damit kein Problem und macht wirklich Freude.
Ob biegsam mehr oder weniger kommt halt drauf an was der Kunde will. Welche Materialien verwendet werden und mit welchem Harz gearbeitet wird.
So bekommt jeder Fliegenfischer die Rute mit der gewünschten Aktion.
Eine M7 von RST kannst du zum Halbkreis formen ohne dass du Bedenken haben mußt. Das wird dir beim Kauf der Rute live vorgeführt (bei RST im Haus).

Allzeit tight lines
Harry
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pitt
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von pitt »

Moin

Das Filmchen über die Helios 2 kennen wahrscheinlich die meisten hier, da es recht alt ist https://www.youtube.com/watch?v=Le5CFR0hQr4
Ganz nüchtern betrachtet ist es teilweise schon erstaunlich, was heutige Technologie auf die Beine stellen kann, wenn richtige Materialien und Harze an entsprechenden Stellen um das Mandrel gerollt und eingesetzt werden, mit richtig guten Pressen verarbeitet und anschliessend, nach dem Ausbrennen, sich als schlanker Rutenblank zeigen. Auch ich bevorzuge eher schnelle und eher kräftige Ruten, die sich erst unter Belastung stark verbiegen können.
"Don't look through the keyhole of fly fishing"
Gruss
pitt
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von webwood »

Servus Hans,

unsereiner hat eine uralte 2er RST Rute. Perfekt für die spätherbstliche Äschenfischerei. Wirft sich wie ein nasser Schwamm, also Zigarettenpause zwischen Vor- und Rückschwung sozusagen. Klar kannst du mit einer so weichen Rute den Fisch schwerlich bei der Flucht in irgend eine Richtung bugsieren, doch sind unsere Äschen an der Ammer recht gut erzogen und nicht zu groß. Der Drill eines Fisches, wenn sich der Stecken bis kurz vor das Handteil biegt, ist ein haptisches Erlebnis mit dem du bei Erzählung, deine Enkelkinder noch Jahre später langweilen kannst.


Herzlichst
Dein Thomas
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,
Hans. hat geschrieben:Hallo allerseits,

je stärker die mögliche Rutenbiegung ausfällt, desto belastbarer ist die Rute "im Fall des Falles".
Werbeschnack für Kunden, die noch nie hart gedrillt haben... :roll:

Man kann keinen Druck mit einer Rute ausüben, die man in so einem steilen Winkel biegt. Das ist komplett praxisfern. Druck im Drill geht immer nur über einen flachen Rutenwinkel, und dann ist es vollkommen egal, ob man mit der Rute theoretisch solche Biegeexperimente machen kann oder nicht.


Viele Grüße!

Achim
Früher war mehr Lametta!
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von DerRhöner »

Hallo allseits

Also als PR-Fachmann kann ich mal allgemein sagen: Marketing-Leute lieben Superlative, denn die meisten Kunden lieben sie auch. Das "gute Gefühl" das stärkste, schnellste, grösste, längste, oder - in diesem Fall - biegsamste Produkt gekauft zu haben, funktioniert für seeeeehr viele Kunden. Gleich wie diese Argumente mit den Sinuswellen etc., das vermittelt nur das gute Gewissen, das technisch bzw. vermeintlich objetiv betrachtet beste Produkt für's Geld bekommen zu haben. Deshalb ist die hier gestellt Frage "Wofür braucht man das überhaupt" die richtige und ketzerische Frage!

Ich meine die nackte Angabe, zu wie vielen Pirouetten man die Rute biegen kann, hat keinen Nutzwert. Die Frage der Dynamik der Rute - die man daraus vielleicht, aber nur vielleicht ansatzweise ableiten kann - ist eine Frage der persönlichen Vorlieben, sowie der Fische und Gewässer, mit denen man es zu tun hat. Ich persönlich hab es meistens mit Fischen zu tun, die ich an einer möglichst flexiblen Bambusrute prima im Griff habe. Ich mag es, die Rute als Feder zu nutzen, die den Fisch für mich kontrolliert. Ich persönlich bin kein Freund von steifen Stecken, wie es weiter vorne in diesem Thread propagiert wird. Aber: Jemand anders hat es mit andern Fischen und Gewäsern zu tun und mag/braucht vielleicht genau das. Ohne es je gehabt zu haben, kann ich mir vorstellen, dass man einen Huchen oder einen GT nicht an einer Nudel drillen will.

Die Frage bei dieser Werbung wäre für mich also: Ist das Ding nur mit Kraftaufwand in diese Position zu bringen oder spürt man diese Dynamik bei Wurf und Drill. Also der Hersteller, der mir eines fernen Tages mal eine Kohlefaserrute mit deren Weitwurfeigenschaften und zugleich dem Gefühl einer Gespliessten baut, der hat meine volle Aufmerksamkeit. (ob ich's bräuchte ist dann immer noch eine andere Frage)

Gruss

Christian
"Die Rhön ist schön, nur ohne Rhöner wär' sie schöner!" - Letzte Worte eines Hessen in der Bayerischen Rhön
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Harald aus LEV
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Harald aus LEV »

Achim Stahl hat geschrieben: Werbeschnack für Kunden, die noch nie hart gedrillt haben... :roll:
Achim
Hallo Achim,
gut getroffen. =D>

Gruß
Harald
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pitt
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von pitt »

Moin

"Wofür braucht man das überhaupt?" ... Wer von euch kennt das sogenannte high sticking bei anlanden eines Fisches? Wahrscheinlich ist diese Frage genauso ketzerisch wie die vorherige :wink: Ich persönlich würde sagen, dass es dafür gut ist. Hat es einen Nutzwert? So betrachtet, denke ich, ja.

Eine Rute mit einer hohen Rückstellgeschwindigkeit oder Schnellkraft ist nicht immer und nicht zwangend ein Billiardqueue :wink: Und übrigens das was Achim geschrieben hat, ist absolut richtig. Grosse, schwere und kampfstarke Fische drillt man aus der Butt Section über die Rollenbremse :daumen
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Gruss
pitt
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Bin auch ein Fan von Bambusruten, die völlig andere Drill-Eigenschaften haben und die auch anders im Drill gehandelt werden müssen. Bambus hat für dieser Faden also keine Bedeutung.
Aber die Betonung liegt auf auch und nicht nur Bambusruten. Bei den Kunststoff-Ruten kann es schon Vorteile haben, wenn sich die Rute beim Drill stark durchbiegen kann und wenn man an bestimmten Stellen mit wenig oder kaum Rückraum die Fische nah heranholen kann, ohne auf die Spitze achten zu müssen. In solchen Situationen verzichte ich gerne auf Bambus.

Generell liebe auch ich Ruten, die für mich arbeiten und bin nicht dem aktuellen Trend nach immer mehr fast- und super fast-Ruten erlegen.

Aber jeder wie seine persönlichen Vorlieben sind und jeder soll und darf damit glücklich sein. Deshalb gibt es ja die unterschiedlichsten Ruten-Aktionen. Auch wenn ich derzeit mit meinen Vorlieben eine geringere Auswahl habe, wird sich die Mode wieder einmal ändern. Habe das schon mehrmals erlebt.

LG Sepp
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Michl »

Hans. hat geschrieben: Ist das eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal? Oder ist das bei den heutigen Materialien mehr oder weniger normal? Kennt sich jemand aus damit?

Gruß,
Hans
Hallo, um mal auf die Frage zurückzukommen, glaub schon das es momentan nicht viele Ruten am Markt gibt die das bringen, zumindest nicht mit Kohlefaser.
Und nach der Beschreibung sind die Dinger ja nicht unbedingt langsam.
Mit Glas ist das schon eher drin, aber die sind dann halt anders zu werfen.

Hört sich jedenfalls interresant an, sensible Spitze und kräftiges Handteil.

Was den Drill angeht bin ich der Meinung das eine weichere Rute einen schnelleren Drill ermöglicht, weniger harte Gegenwehr generiert.
Wenn das auf die Kampfstärke des Fisches abgestimmt ist gibt es m. E. nichts besseres.
Werfen tu ich aber lieber was schnelleres......

Gruß Michl
Die Beute ist unwesentlich, entscheidend ist nur das Gefühl.
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Hans.
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Hans. »

Hallo allerseits,

danke für die zahlreichen Antworten!

Wenn wir hier eine 5er Helios 3 F ansehen (die Jensens haben mir bestätigt, dass sie mit einer 5er fischen), dann wird ganz klar fast ausschließlich so gedrillt, wie Achim es beschrieben hat, nämlich möglichst mit einem flachen Rutenwinkel. Es gibt aber Situaionen, in denen die Rute extrem gebogen wird, bzw. gebogen werden muss, siehe z.B. bei 34:00. Und dafür kann es doch gut sein, wenn die Rute das ohne Bruchgefahr hinbekommt, Werbeschnack hin oder her. Das meinte ich mit der Belastbarkeit "im Fall des Falles". Mich interessiert einfach, ob das alle Kohlefaserruten so hinbekommen.

https://www.youtube.com/watch?v=RQK81K3CKGw

Gruß
Hans
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von Trockenfliege »

Seit "Nano" Einzug in den Rutenbau hielt, wurden die Ruten bruchfester bzw. biegbarer ohne zu brechen.
Die feinen Nanofasern im Harz sorgen für einen festeren Verbund der gesamten Matrix Fasern und Harz.

Zum ersten mal habe ich solche Videos von den Hardy Sintrix Ruten gesehen, als die damals neu auf den Markt kamen.
Die 1.Sintrix war meiner Erinnerung nach mittelschnell. Inzwischen gibt es Sintrix in verschiedenen Tapern, Aktionen.

Auch andere Firmen arbeiten schon länger mit Nano, Sage hat sich dem bisher verweigert.

Ich habe eine sehr schnelle 8,6´4er , Eigenmarke von Cabelas, die auch mit 3M Nanomaterial gebaut ist, die kam ca. 2012 auf den Markt.
Es ist also nicht ganz neu.

LG
Reinhard
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MahiMahi
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Re: Rutenbiegung

Beitrag von MahiMahi »

Michl hat geschrieben:Mich interessiert einfach, ob das alle Kohlefaserruten so hinbekommen.
Hallo Hans,
das bekommen bestimmt die meisten modernen Fliegenruten so hin. Es sei du versuchst es mit #0-#2 da wird es schwierig bei der Fischgröße.
Aber die Lady drillt für's Video recht spektakulär wie es eigentlich nicht gemacht werden sollte.

LG
Harry
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