Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit
Verfasst: 10.01.2022, 19:52
Die meisten von uns haben zumindest schon mal was von der 3,75° Methode gelesen. Oder auch der CCM Common cent Methode.
Bei beiden Methoden geht es darum, einer Rute durch eine definierte Biegung einer Schnurklasse zuzuordnen.
Dabei gefällt mir die CCM besser, da hierbei die Rute deutlich stärker belastet wird.
Ich möchte jetzt keine Diskussion hier eröffnen, welche Methode besser ist oder wie genau sie sind, bzw. wie genau die Schnurklasse wirklich passt, die man nach der Umrechnung dann haben soll.
Ich habe nie nach einer dieser Methoden gemessen, habe jetzt aber interessenshalber einige Ruten nach einem ähnlichen Schema vermessen.
Dabei habe ich mich an der Biegung der CCM orientiert, allso eine Durchbiegung der Rute um ca. 1/3 der Rutenlänge.
Das wären bei einer 9´ (2,75m) also ca. 90cm.
Mit geht es nur um einen Vergleich meiner Ruten und nicht, aus dieser Biegung eine genaues Schnurgewicht zu finden!
Ich weiss, was ich mit meinen Ruten werfen kann, manche Ruten fische ich sehr viel und kann sie daher sehr genau beurteilen, andere sind vielleicht neu, wenig gefischt oder haben mich einfach ob ihrer Klassenangabe überrascht.
Meine alte Sage LL 9´5 zb. kam mir - sehr Sage untypisch eher leichter vor als 5.
Oder auch die 5er Method und die 6er Wraith kamen mir beim Werfen von der Wurfkraft her identisch vor - ihre Aktionen, Kopflastikkeit sind aber unterschiedlich.
Es ging mir also in 1. Linie um einen Wurfkraftvergleich der Ruten.
Dadurch, dass ich mit vorgegebenen Gewichten gearbeitet habe, war eine genaue Austarierung wie bei den beiden oben angesprochenen Methoden nicht nötig und das Ganze ging viel schneller.
Versuchsaufbau:
Die Ruten werden waagerecht in einen Rutenhalter gelegt, sodaß die vordere Auflage im vorderen Bereich des Griffes liegt. Dann habe ich mit der Wasserwaage die Waagerechte oberhalb des Griffes überprüft.
Danach habe ich die Höhe der Spitze über Grund gemessen, die je nach Rutendurchhang variabel war um ca. 2 cm. Unterschiede im Durchhang der verschiedenen Ruten sind mir egal.
Dann habe ich je nach Schnurklasse entweder 110, 130 oder 170 gr. an die Spitze gehängt.
Ziel war es, eine Durchbiegung von ca. 85 - 95cm zu erhalten bei 9` , also ca. 1/3 Rutenlänge.
Die Gewichte ergaben sich einfach aus dem, was ich gerade zur Hand hatte und das waren 3 Karpfenbleie ( ja, auf die angel ich auch , wenn auch heute fast nur noch mit Kieselsteinen)
Dabei haben sich meine werferischen Eindrücke bestätigt: Die 5er Method und die 6er Wraith wurden auf den cm gleichstark durchgebogen, ca. 83 cm bei 130gr.
Und auch bei der 5er LL zeigte sich, dass sie tatsächlich ca. 1 Klasse unter anderen Sage 5ern lag - oder 5ern anderer Firmen.
Die XP und die VXP in 5 haben bei 130gr einen Durchhang von 94 bzw. 93cm, sind also gleichstark, wenn auch unterschiedlich in Schnelligkeit, Wurfgefühl.
Mal übersichtlicher, Belastung mit 130gr., alles 9´Ruten:
Method 5er : 83 cm
Wraith 6er : 83 cm
XI3 6er : 75 cm
SP + 5er : 83 cm
Sage Response 6 : 83 cm
Winston MX 6 : 85 cm
RPL+ 4er! : 91 cm
Killwell Innovation 6 : 77cm
Belastung mit 110gr.:
RPL+ 4er : 83 cm
RPL 4er : 86 cm
LL 5er ! : 90 cm
Jetzt mal 8,5´Ruten, Belastung mit 110 gr. , da im Schnitt leichtere Schnurklassen:
Daiwa Hexagraph 5/6 : 85cm
Loomis IMX 6er : 78 cm
Epic Glasblank 6er : 84 cm
Orvis Western 6er : 77 cm
Hardy Sovereign 6/7 : 79 cm
Hardy deluxe 6/7 : 77 cm
Cabelas schnelle 4er : 80 cm
Winston Boron II 4er : 88 cm
Fenwick Worldclass 5er : 85 cm
CTS Glas 4er : 90 cm
Ich habe noch viel mehr Ruten vermessen, aber da viele von denen Eigenbauten sind, die keiner kennt oder auch Glasruten, will ich euch hier nicht damit langweilen.
Aber noch ein paar Schmankerl:
2 6-teilige Exori Reiseruten, beide mit 130gr.:
9´ 5/6 : 90 cm
9´7/8 : 85cm
Also bei der angeblich 2 Klassen höheren Rute gerade mal 5cm Unterschied.
Nun lässt aber die Erfahrung mit meinen Ruten in Kombination mit den Meßergebnissen folgende Schlüsse zu:
Bei GLEICHER Länge und gleichem Belastungsgewicht bedeuten ca. 10 cm Unterschied ca. eine Schnurklasse.
- d.h. die 7/8er Exori ist gerade mal 1/2 klasse stärker als die 5/6er
- die 6er Epic ist gerade mal eine 5
- die 5er LL eine 4
- die SP+, 5 locker eine 6
- die XI3, 6 eine 7
- die Winston MX 6 , die beim ausgiebigen Vergleich mit einer Winston Boron II in 7! sich als etwas stärker erwies, ist eine 6. ( und die Boron 7 dann allenfalls eine 6-)
- die 5er Methode eine 6
- die 6er Wraith ist tatsächlich eine 6
- die 4er RPL+ eine 5
- eine alte Fenwick HMG 9´ 10 ist eine 8er ( sie ist ein wenig schwächer als die 8er Affinity X)
- eine noname 5er Glasrute ist eine Klasse stärker als die 6er Hardy Glas.
usw.
Ich habe bisher ca. 70 meiner Ruten vermessen.
Direkte Vergleiche ungleichlanger Ruten werden natürlich schwieriger, hier wäre dann eine Vermessung a´la CCM bis zu einer definierten Auslenkung besser geeignet.
Für meine Zielsetzung reicht diese Art der Vermessung aber völlig aus, da ich sehr gute Vergleichsmöglichkeiten mit mir sehr gut bekannten Ruten habe.
Es hilft auch bei manchen Diskussionen. So wurden die Serie der obengenannten Noname Glasblanks mit der 3,75° Messung durchweg leichter gemessen als ihre Angabe, obwohl sie meiner Meinung nach alle schwerer ausfallen. Dieses Ergebniss der 3,75° Methode könnte an der extrem weichen Spitze dieser blanks liegen, die schon bei geringer Belastung die 3,75° Linie erreichen.
Dabei wird die extrem progressive Entwicklung des blanks nicht berücksichtigt. Bei einer Biegung um ca. 1/3 Rutenlänge geht dagegen die Belastung schon deutlicher ins HT.
Ach ja, die 8´ "5er" Noname wirft eine 11,5m Keule mit 22gr ziemlich locker....
Ob ich da mit meiner Einschätzung von Klasse 6 immer noch ein bischen daneben liege...
LG
Reinhard
Bei beiden Methoden geht es darum, einer Rute durch eine definierte Biegung einer Schnurklasse zuzuordnen.
Dabei gefällt mir die CCM besser, da hierbei die Rute deutlich stärker belastet wird.
Ich möchte jetzt keine Diskussion hier eröffnen, welche Methode besser ist oder wie genau sie sind, bzw. wie genau die Schnurklasse wirklich passt, die man nach der Umrechnung dann haben soll.
Ich habe nie nach einer dieser Methoden gemessen, habe jetzt aber interessenshalber einige Ruten nach einem ähnlichen Schema vermessen.
Dabei habe ich mich an der Biegung der CCM orientiert, allso eine Durchbiegung der Rute um ca. 1/3 der Rutenlänge.
Das wären bei einer 9´ (2,75m) also ca. 90cm.
Mit geht es nur um einen Vergleich meiner Ruten und nicht, aus dieser Biegung eine genaues Schnurgewicht zu finden!
Ich weiss, was ich mit meinen Ruten werfen kann, manche Ruten fische ich sehr viel und kann sie daher sehr genau beurteilen, andere sind vielleicht neu, wenig gefischt oder haben mich einfach ob ihrer Klassenangabe überrascht.
Meine alte Sage LL 9´5 zb. kam mir - sehr Sage untypisch eher leichter vor als 5.
Oder auch die 5er Method und die 6er Wraith kamen mir beim Werfen von der Wurfkraft her identisch vor - ihre Aktionen, Kopflastikkeit sind aber unterschiedlich.
Es ging mir also in 1. Linie um einen Wurfkraftvergleich der Ruten.
Dadurch, dass ich mit vorgegebenen Gewichten gearbeitet habe, war eine genaue Austarierung wie bei den beiden oben angesprochenen Methoden nicht nötig und das Ganze ging viel schneller.
Versuchsaufbau:
Die Ruten werden waagerecht in einen Rutenhalter gelegt, sodaß die vordere Auflage im vorderen Bereich des Griffes liegt. Dann habe ich mit der Wasserwaage die Waagerechte oberhalb des Griffes überprüft.
Danach habe ich die Höhe der Spitze über Grund gemessen, die je nach Rutendurchhang variabel war um ca. 2 cm. Unterschiede im Durchhang der verschiedenen Ruten sind mir egal.
Dann habe ich je nach Schnurklasse entweder 110, 130 oder 170 gr. an die Spitze gehängt.
Ziel war es, eine Durchbiegung von ca. 85 - 95cm zu erhalten bei 9` , also ca. 1/3 Rutenlänge.
Die Gewichte ergaben sich einfach aus dem, was ich gerade zur Hand hatte und das waren 3 Karpfenbleie ( ja, auf die angel ich auch , wenn auch heute fast nur noch mit Kieselsteinen)
Dabei haben sich meine werferischen Eindrücke bestätigt: Die 5er Method und die 6er Wraith wurden auf den cm gleichstark durchgebogen, ca. 83 cm bei 130gr.
Und auch bei der 5er LL zeigte sich, dass sie tatsächlich ca. 1 Klasse unter anderen Sage 5ern lag - oder 5ern anderer Firmen.
Die XP und die VXP in 5 haben bei 130gr einen Durchhang von 94 bzw. 93cm, sind also gleichstark, wenn auch unterschiedlich in Schnelligkeit, Wurfgefühl.
Mal übersichtlicher, Belastung mit 130gr., alles 9´Ruten:
Method 5er : 83 cm
Wraith 6er : 83 cm
XI3 6er : 75 cm
SP + 5er : 83 cm
Sage Response 6 : 83 cm
Winston MX 6 : 85 cm
RPL+ 4er! : 91 cm
Killwell Innovation 6 : 77cm
Belastung mit 110gr.:
RPL+ 4er : 83 cm
RPL 4er : 86 cm
LL 5er ! : 90 cm
Jetzt mal 8,5´Ruten, Belastung mit 110 gr. , da im Schnitt leichtere Schnurklassen:
Daiwa Hexagraph 5/6 : 85cm
Loomis IMX 6er : 78 cm
Epic Glasblank 6er : 84 cm
Orvis Western 6er : 77 cm
Hardy Sovereign 6/7 : 79 cm
Hardy deluxe 6/7 : 77 cm
Cabelas schnelle 4er : 80 cm
Winston Boron II 4er : 88 cm
Fenwick Worldclass 5er : 85 cm
CTS Glas 4er : 90 cm
Ich habe noch viel mehr Ruten vermessen, aber da viele von denen Eigenbauten sind, die keiner kennt oder auch Glasruten, will ich euch hier nicht damit langweilen.
Aber noch ein paar Schmankerl:
2 6-teilige Exori Reiseruten, beide mit 130gr.:
9´ 5/6 : 90 cm
9´7/8 : 85cm
Also bei der angeblich 2 Klassen höheren Rute gerade mal 5cm Unterschied.
Nun lässt aber die Erfahrung mit meinen Ruten in Kombination mit den Meßergebnissen folgende Schlüsse zu:
Bei GLEICHER Länge und gleichem Belastungsgewicht bedeuten ca. 10 cm Unterschied ca. eine Schnurklasse.
- d.h. die 7/8er Exori ist gerade mal 1/2 klasse stärker als die 5/6er
- die 6er Epic ist gerade mal eine 5
- die 5er LL eine 4
- die SP+, 5 locker eine 6
- die XI3, 6 eine 7
- die Winston MX 6 , die beim ausgiebigen Vergleich mit einer Winston Boron II in 7! sich als etwas stärker erwies, ist eine 6. ( und die Boron 7 dann allenfalls eine 6-)
- die 5er Methode eine 6
- die 6er Wraith ist tatsächlich eine 6
- die 4er RPL+ eine 5
- eine alte Fenwick HMG 9´ 10 ist eine 8er ( sie ist ein wenig schwächer als die 8er Affinity X)
- eine noname 5er Glasrute ist eine Klasse stärker als die 6er Hardy Glas.
usw.
Ich habe bisher ca. 70 meiner Ruten vermessen.
Direkte Vergleiche ungleichlanger Ruten werden natürlich schwieriger, hier wäre dann eine Vermessung a´la CCM bis zu einer definierten Auslenkung besser geeignet.
Für meine Zielsetzung reicht diese Art der Vermessung aber völlig aus, da ich sehr gute Vergleichsmöglichkeiten mit mir sehr gut bekannten Ruten habe.
Es hilft auch bei manchen Diskussionen. So wurden die Serie der obengenannten Noname Glasblanks mit der 3,75° Messung durchweg leichter gemessen als ihre Angabe, obwohl sie meiner Meinung nach alle schwerer ausfallen. Dieses Ergebniss der 3,75° Methode könnte an der extrem weichen Spitze dieser blanks liegen, die schon bei geringer Belastung die 3,75° Linie erreichen.
Dabei wird die extrem progressive Entwicklung des blanks nicht berücksichtigt. Bei einer Biegung um ca. 1/3 Rutenlänge geht dagegen die Belastung schon deutlicher ins HT.
Ach ja, die 8´ "5er" Noname wirft eine 11,5m Keule mit 22gr ziemlich locker....
Ob ich da mit meiner Einschätzung von Klasse 6 immer noch ein bischen daneben liege...
LG
Reinhard