Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Alles rund um Stärken & Schwächen, Marken, Klassen, Aktionen u.s.w. der für unser Hobby unverzichtbaren "Gerten" und "Schnuraufwickler". Du hast allgemeine oder spezielle Fragen, gute oder schlechte Erfahrungen zu bestimmten Gerätschaften mitzuteilen? Hier ist Platz dafür und Du bekommst die Antworten, die Du suchst...

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Sterneskjud
Beiträge: 9
Registriert: 11.01.2022, 05:01
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von Sterneskjud »

Hi,
ich nehme hier nur Bezug, auf das Thema des Threadersteller, bzw. eigentlich will ich das gar nicht mehr. Was Du schreibst hat sicher seine Berechtigung und ich weiß ja auch, dass Du hauptsächlich zweihändig fischt, also eine klaren Focus entwickelt hast, ein System, was bei Dir auch funktioniert. Das kann man sicher als irgendwo kommunizieren, muß ja nicht hier im Thema sein. Hier ist das Thema anders, vom TE gewählt. Ich könnte da niemals was zu ZH sagen, da ich mich mit ZH nicht auskenne. Trotzdem würde ich in einem entsprechenden Beitrag, dafür mein Für und Wieder abliefern, wenn ich mich damit beschäftigen würde und Wiedersprüche, bzw. Fragen für mich erkennen würde. Ich lerne im Grunde an jedem Tag irgendwas von meinem Umfeld. Ich weiß aber schon Dinge, die so nicht sein können. Im Eingangspost sind EH aufgeführt und da habe ich halt was dazu geschrieben. Ich will das hier im Thema aber gar nicht mehr, wenn das Resultat ist, dass jemand über mich drüber fährt. Ich betreibe keinen Wettstreit. Das was ich in der Freizeit tue, das kommentiere ich gelegentlich im RBF und es gibt Leute die eine Kommunikation führen wollen, ganz ohne Führungsanspruch. Deshalb würde ich Dir in jedem Punkt (erstmal) Recht geben, was Deinen Focus ZH betrifft. Vielleicht änderst sich das, wenn ich mal mit ZH anfangen sollte :D . Nein keine Sorge.
Also gerne in einem anderen Thema.

Schöne Grüße
René
orkdaling

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von orkdaling »

Moin,
das war jetzt nicht auf dich bezogen . Generell wird mir zuviel darueber geredet was angeblich falsch klassifiziert ist (Ruten wie Schnuere). Da wird ueber ein halbes Gramm Kopfgewicht diskutiert was ueber oder unter AFFTA liegt usw.
Manchmal wird nicht mal richtig gelesen, zB das sich das Gewicht nur auf das Hauptbelly bezieht aber nicht auf Front und Rear Taper, macht dann mal 4 g aus. (steht alles in der Produktinfo)
Aber wie haben heute nicht nur AFFTA konforme Leinen, weder bei EH noch DH, wir haben heute ganz spezielle Spey, Skagit, Scandi Profile, als Schusskopf wie auch Vollschnur.
Wir haben Hersteller die eine Wurfgewichtsangabe auf die Ruten drucken, manchmal sogar fuer verschieden Stile.
Und wir haben Hersteller die ihre Ruten anpassen, die Aktion verændern, die mehrere Griffstuecke mit liefern..., damit diese zum Stil,Leinen bzw Einsatzgebiet passen.

Und so ist es auch bei der EH Fischerei, die ich uebrigens im Bach, See (Wald/Berg) und Meer/Fjord betreibe nur da sind es Ruten von #5 bis #8, die Zweihænder sind vom 1. Juni bis 31. Aug im Einsatz.

Auch wird mir (oft) zuviel Hype um eine Rute gemacht, die der eine oder andere Hersteller mal wieder werbewirksam in Videos werfen læsst.
Mal ganz abgesehen von der Wichtigkeit der richtigen Aktion zum Stil, viel wichtiger ist der Leinentyp.
Egal ob EH, SW, DH - Floater oder Sinker und da auch noch die verschiedensten Raten, selbst schwimmende oder neutrale Running, bestimmen nun mal ob deine Fliege in der richtigen Tiefe angeboten wird. Gilt ebenfalls im Saiblingssee wie Lachsfluss oder halt Ostsee/Fjord.
Es ist nicht das eine Gramm was den Unterschied macht, auch nicht der Zemtimeter Rutenlænge, es ist die falsche Abstimmung der Gerætschaft bzw die falsche Taktik die darueber entscheidet ob was hængen bleibt! (Klar wenn man nur an einem Bach fischt, fast immer gleiche Bedingungen, dann alles etwas einfacher).
Und selbst bei gleichem Blank entscheiden Butt und Handteillænge darueber ob die Rute mehr fuer Ueberkopf oder Unterhand taugt. Bei den DH Ruten entscheidet das Handteil (darum unterschiedlich lang) ob ich damit Scandi oder Spey werfen kann, denn da brauche ich einen viel grøsseren Arm/Handabstand. Aber dann wæren wir schøn wieder bei Arbeitsweg, anderes Thema.

Wenn ich also lese -" meine exakt vermessene Rute wirft mit 15,5g" - muss ich zwangslæufig die Frage stellen: a) nach was bzw welcher Methode vermessen, b) fuer welchen Stil, c) fuer weches Profil/Kopflænge gilt dieser Wert.
So sehe ich es sowohl beim Schnurgewicht und der Rutenaktion. Wer da behauptet, es gibt nur einen optimalen Wert, eine feste Grøsse, der soll auf seiner Stelle stehen bleiben und weiter wedeln, wir gehen solange Fische fangen, hahaha.

Gruss Hendrik
Trockenfliege
Beiträge: 1493
Registriert: 25.01.2015, 18:03
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 374 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von Trockenfliege »

orkdaling hat geschrieben:Moin,
Ach ja, was machen eigentlich die Blechwerfer? Lese da eben einen Bericht von einer Mefo-Rute - 9ft / 7-28g, mit der soll man sehr gut 10g Møre-Sild Blinker wie auch 25g Kuestenwobbler werfen kønnen - seltsam. Sicher wieder so was neumodisches - medium-fast-action !

Wunderbar, Hendrik!

Genau das sage ich auch jedem Fliegenfischer, der zu mir kommt und ein zu enges "Schnurgewichtsfenster" bez. einer Fliegenrute im Kopf hat oder dem Anfänger, der noch unwissend ist.

Dem sage ich auch: Denk doch ml an eine Spinrute. Erwarte ich von der auch, dass sie nur genau 16-17 gr. werfen kann und alles andere funktioniert nicht richtig?
Oder ist es nicht eher so - zumindest bei mit - dass ich innerhalb kurzer Angelzeit vom 4er Mepps mit 8gr und schlechter Aerodynamik über den 16gr. Blinker bis zum 20 + Gramm Gummifisch/Bleikopf alles mit der gleichen Rute werfe?
Der Mepps fliegt nicht so weit, ok, darüber bin ich aber nicht wirklich unglücklich.
Der Gummifisch fliegt schon deutlich weiter und belastet/lädt die Rute auch ordentlich und mit dem 16gr Blinker komme ich dann so richtig weit. Nicht, weil er unbedingt die Rute stärker lädt, sondern weil er der aerodynamischste Köder ist in Relation zum Gewicht.

Bei mir bekommt jeder Anfänger, wenn er seine ersten Erfahrungen (d.h. einige Stunden werfen und fischen) mit einer etwas übergewichtigen DT gemacht hat, als nächste Schritte verschiedenartige Keulen zu werfen, verschiedene Längen, Gewichte und Sinkklassen. Da lernt er schnell die Unterschiede und Möglichkeiten kennen.
Er lernt dann auch die Wichtigkeit der verschiedenen Wurfgeschwindigkeiten kennen: Die schnellsinkende Teeny 200 sollte/muss eben schneller geworfen werden, als eine trockene DT.
Denn eine Sinkschnur sinkt nicht nur im Wasser schneller - auch in der Luft.

Torste, danke für deinen input, aber ich überlasse dass Feld des genauen Vermessens anderen, mir ging es nur um die Möglichkeit des Vergleichs.

Was dein Rechnung angeht: "Zielhöhe = Höhe Spitze - (Rutenlänge/3) + Durchhang
Dies wird bei CCS so vorgegeben. Der Durchhang soll von der Meßstrecke 1/3 Rutenlänge abgezogen werden.

Aber warum?
1. Der Rutendurchhang wirkt doch überhaupt nicht in Wurfrichtung.
2. Außerdem wirkt er doch immer geringer, je senkrechter ich die Rute halte.

Punkt 1 ist in meinen Augen der ausschlaggebendere: Der Rutendurchhang wirkt doch immer senkrecht nach unten - Erdanziehung, meine Wurfebene = Biegekurve dagegen liegt aber immer mehr oder weniger in der Waagerechten, die beiden Richtungen liegen also senkrecht zueinander.

Ein weiter Punkt:
Wenn ich mich richtig erinnere, wird bei der 3,75° Messung dagegen der Durchhang nicht berücksichtigt, da soll die Rutenspitze auf die "Nulllinie" ausgerichtet sein.
Und dann wird das Gewicht zur Erreichung des 15° Winkels gemessen.
Also wird bei CCS der Durchhang includiert, dagegen bei 3,75° nicht. In dieser Hinsicht gefällt mir 3,75° besser. :biggrin:

Und ich habe die für mich wichtig erscheinenden Parameter beider Methoden in "meiner" Methode kombiniert:
Den langen Meßweg von CCS und Nichtberücksichtigung des Durchhangs von 3,75°


LG
Reinhard
Sterneskjud
Beiträge: 9
Registriert: 11.01.2022, 05:01
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von Sterneskjud »

Hallo Hendrik,

ich kann da nur meinen Standpunkt zu abliefern. Ich habe immer gesagt, dass eine Schnurempfehlung, nur eine Empfehlung ist und dass eine ermitteltes Wg nur ein Gewicht in einem Fenster ist, ein Anhaltspunkt, das ist meine persönliche Meinung. Jeder kann da seine Meinung zu haben. Ich für meinen Teil vermesse Ruten, den Blank vor dem Aufbau, die Rute nach dem Aufbau. Dann werfe ich mit einem für mich tauglichen Test WG. Und dann fische/werfe ich mit verschiedenen Schnüren. Ich vergleiche das Messergebnis mit der ermittelten Erkenntnis. Ich komme in der praktischen Anwendung, selten an die max. ausgemessenen WG. Ich würde sonst das Gerät anders wählen, da ich ja weiß, wo ich fische. Ich bewegen mich idR um Mittelwerte. Da gibt es Gleichgesinnte, mit denen für mich sinnvolle Kommunikationen statt finden und Leute, die grundsätzlich was dagegen haben und auch Leute aufklären, z.B. wie der Messaufbau richtig auszusehen hat, ohne die Grundsätze richtig verstanden zu haben. Ich will keinen bekehren, jeder soll und darf, mit seinem Tun zufrieden sein, zufrieden Menschen sind gut drauf. Deine Sichtweise ist interessant, ich sehe im Grundsatz Parrallelen, ohne mich mit ZH auszukennen. Ich würde gerne weiter kommunizieren, nur nicht unbedingt in diesem Faden. Bitte , bitte. Ich möchte dem TE gerne Seines lassen. Eigentlich würde ich gerne was Leckeres essen.
Lieben Gruß
René
Nachtrag: Um es klar zu stellen, während des Austestens mit WG/ Schnüren, komme ich natürlich in den Bereich, des für mich max. WG für die jeweilige Rute, nachher beim Fischen stelle ich das Material i.d.R. so zusammmen , dass ich nicht am oberen Lastbereich fische.
orkdaling

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von orkdaling »

Moin nochmal,
na dann sind wir uns ja weitgehend einig. Natuerlich hat das Vermessen einen Sinn, man braucht ja Richtwerte, muss das aber immer auf das anpassen was man gerade mit dem Zeug anstellen will. Klar ist das bei (nur) Ueberkopf werfen alles etwas einfacher, die DH Beispiele hab ich ja auch immer gebracht damit man mal sieht wie hoch die Abweichungen sind (eigentlich falsches Wort)
Aber auch um mal zu zeigen wie schnell man falsch kaufen kann, wenn zB der eine Hersteller eine Switch nach EH klassifiziert und der andere geht von der AFFTA Speytabelle aus.
Kauft einfach mehr Ruten, auf irgendeiner davon und zu irgendeinem Stil passt`s schon wieder
Die wollen auch leben und sonst haben wir bald nur noch einen Schnurhersteller und noch høhere Preise, hahahaha.
Gruss Hendrik
TorstenHtr
Beiträge: 269
Registriert: 02.11.2006, 22:49
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo Reinhard,

zum Durchhang: definiert ist bei der CCS-Methode, dass das Handteil exakt horizontal, also auf der Nulllinie ausgerichtet wird. (Vgl. https://www.common-cents.info/CCS_basic_Layout_1.pdf ) Ich bestimme explizit den Durchhang, weil ich meine der Messfehler ist geringer; alternativ kann man auch die Höhe im Bereich des Handteils messen. Es gibt Argumente für und gegen eine solche Ausrichtung. Wenn du die Nulllinie auf die Spitze setzen würdest, passt die Messung des Aktionswinkels nicht mehr, weil dieser geometrisch definiert ist und man käme auch stärker in den nichtlinearen Bereich der Biegekurve. Ich denke im Endeffekt ist nur wichtig, das die Messungen konsistent durchgeführt werden, damit man die Ruten relativ zueinander vergleichen kann.

Die Ermittlung der Schnurklasse ist NICHT Primärziel dieses Messverfahrens, das hatte Bill auch geschrieben (kurz übersetzt mit DeepL):
(http://www.flyanglersonline.com/feature ... ng/ccs.php)

[..]
Der CCS wurde nicht entwickelt, um die Stärke, die Aktion und das Gefühl einer einzelnen Fliegenrute zu beschreiben, damit man einfach zum Telefonhörer greifen und eine Rute bestellen kann. Vielmehr wurde er als Instrument für den Vergleich von zwei oder mehr Ruten entwickelt.
Voraussetzung für die ordnungsgemäße Anwendung ist das Vorhandensein einer Originalrute, mit der die relativen Maße der anderen Ruten verglichen werden. Je näher die relativen Maße beieinander liegen, desto ähnlicher sind sich die Ruten.
Wenn Sie wissen, was Ihnen an Ihrer Originalrute gefällt oder nicht gefällt, wenn Sie die CCS-Messwerte kennen und verstehen, wie sie sich auf das undefinierte Konzept "Gefühl" beziehen, können Sie anhand der CCS-Werte einer anderen Rute feststellen, ob Sie mit ihrer Leistung zufrieden sein werden.
[..]

[..]
Meine Herausforderung bestand darin, numerische Skalen für diese Begriffe zu entwickeln. Zu diesem Zweck definierte ich zunächst eine optimal oder vollständig belastete Rute als eine Rute, deren Spitze um ein Drittel ihrer Länge ausgelenkt wurde.
Ich hätte auch einen anderen Wert wie 25 % oder sogar 36,723 % wählen können. Das hätte keinen Unterschied in der relativen Position der verschiedenen Ruten auf dem Diagramm gemacht - nur die Zahlen auf den Achsen wären anders gewesen. Wichtig war, dass der Maßstab für die Messung definiert wurde.
Eine solche Definition muss naturgemäß willkürlich und subjektiv sein, z. B. wurde die Länge des Meters von einem Ausschuss als der Abstand zwischen zwei Linien auf einer Metallstange in Paris definiert.
Sobald der Standard für die Messung definiert war, konnten alle Ruten unter diesen Bedingungen relativ verglichen werden, und die Ergebnisse waren für jeden objektiv nachvollziehbar. IP kann in jeder Gewichtseinheit bestimmt werden; AA wird mit einem Winkelmesser gemessen.
Mit dem CCS haben die Rutenbauer bereits eine Datenbank für Rutenrohlinge geschaffen. Wenn man weiß, was man hat und/oder was man herstellen will, kann man schnell feststellen, ob ein Rohling die gewünschte Rute herstellen kann, und wenn nicht, welche Rohlinge man in Betracht ziehen oder vermeiden sollte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dasselbe könnte man auch mit fertigen Ruten machen. Es ist Sache der Öffentlichkeit, dies von den Rutenherstellern zu verlangen.
Sie werden feststellen, dass die obigen Ausführungen in keiner Weise von AFTMA-Schnurnummern oder "Rutengewichten" abhängig sind. Da diese Begriffe jedoch in das Vokabular des Fliegenfischens eingebettet sind, musste es einen Weg geben, sie einzubeziehen. Dies ist der von mir gewählte Ansatz.
Per Definition bedeuten steigende AFTMA-Schnurnummern steigende Gewichte von 30 Fuß jeder Schnur. Früher wussten wir, dass eine Rute mit 5 Gewichten mit 30 Fuß einer Schnur Nr. 5 belastet wurde und die Rute die Bezeichnung "No. 5 Line" trug. Das stimmt aber nicht mehr. Trotzdem haben wir alle immer noch das Bauchgefühl, dass eine 5-Gewicht-Rute stärker als eine 4-Gewicht-Rute und schwächer als eine 6-Gewicht-Rute sein sollte.
Wenn man also ein Diagramm zeichnet, in dem die AFTMA-Liniennummer gegen die Eigenleistung der Rute aufgetragen wird, die von einem durchschnittlichen Werfer durch diese Linie belastet wird, kann man sicher sein, dass die Linie auf dem Diagramm eine direkte Beziehung zwischen den beiden Faktoren zeigt.
[..]

Viele Grüße,
Torsten
Trockenfliege
Beiträge: 1493
Registriert: 25.01.2015, 18:03
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 374 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von Trockenfliege »

TorstenHtr hat geschrieben:Hallo Reinhard,

zum Durchhang: definiert ist bei der CCS-Methode, dass das Handteil exakt horizontal, also auf der Nulllinie ausgerichtet wird. (Vgl. https://www.common-cents.info/CCS_basic_Layout_1.pdf ) Ich bestimme explizit den Durchhang, weil ich meine der Messfehler ist geringer; alternativ kann man auch die Höhe im Bereich des Handteils messen. Es gibt Argumente für und gegen eine solche Ausrichtung. Wenn du die Nulllinie auf die Spitze setzen würdest, passt die Messung des Aktionswinkels nicht mehr, weil dieser geometrisch definiert ist und man käme auch stärker in den nichtlinearen Bereich der Biegekurve. Ich denke im Endeffekt ist nur wichtig, das die Messungen konsistent durchgeführt werden, damit man die Ruten relativ zueinander vergleichen kann.

Die Ermittlung der Schnurklasse ist NICHT Primärziel dieses Messverfahrens, das hatte Bill auch geschrieben (kurz übersetzt mit DeepL):
(http://www.flyanglersonline.com/feature ... ng/ccs.php)

[..]
Der CCS wurde nicht entwickelt, um die Stärke, die Aktion und das Gefühl einer einzelnen Fliegenrute zu beschreiben, damit man einfach zum Telefonhörer greifen und eine Rute bestellen kann. Vielmehr wurde er als Instrument für den Vergleich von zwei oder mehr Ruten entwickelt.
Voraussetzung für die ordnungsgemäße Anwendung ist das Vorhandensein einer Originalrute, mit der die relativen Maße der anderen Ruten verglichen werden. Je näher die relativen Maße beieinander liegen, desto ähnlicher sind sich die Ruten.
Wenn Sie wissen, was Ihnen an Ihrer Originalrute gefällt oder nicht gefällt, wenn Sie die CCS-Messwerte kennen und verstehen, wie sie sich auf das undefinierte Konzept "Gefühl" beziehen, können Sie anhand der CCS-Werte einer anderen Rute feststellen, ob Sie mit ihrer Leistung zufrieden sein werden.
[..]
Die Aussagen finde ich sehr gut.
[..]
Meine Herausforderung bestand darin, numerische Skalen für diese Begriffe zu entwickeln. Zu diesem Zweck definierte ich zunächst eine optimal oder vollständig belastete Rute als eine Rute, deren Spitze um ein Drittel ihrer Länge ausgelenkt wurde.
Ich hätte auch einen anderen Wert wie 25 % oder sogar 36,723 % wählen können. Das hätte keinen Unterschied in der relativen Position der verschiedenen Ruten auf dem Diagramm gemacht - nur die Zahlen auf den Achsen wären anders gewesen. Wichtig war, dass der Maßstab für die Messung definiert wurde.
Seine Einschätzung der verschiedenen Winkel finde ich sehr interessant.
Eine solche Definition muss naturgemäß willkürlich und subjektiv sein, z. B. wurde die Länge des Meters von einem Ausschuss als der Abstand zwischen zwei Linien auf einer Metallstange in Paris definiert.
Sobald der Standard für die Messung definiert war, konnten alle Ruten unter diesen Bedingungen relativ verglichen werden, und die Ergebnisse waren für jeden objektiv nachvollziehbar. IP kann in jeder Gewichtseinheit bestimmt werden; AA wird mit einem Winkelmesser gemessen.
Mit dem CCS haben die Rutenbauer bereits eine Datenbank für Rutenrohlinge geschaffen. Wenn man weiß, was man hat und/oder was man herstellen will, kann man schnell feststellen, ob ein Rohling die gewünschte Rute herstellen kann, und wenn nicht, welche Rohlinge man in Betracht ziehen oder vermeiden sollte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dasselbe könnte man auch mit fertigen Ruten machen. Es ist Sache der Öffentlichkeit, dies von den Rutenherstellern zu verlangen.
Sie werden feststellen, dass die obigen Ausführungen in keiner Weise von AFTMA-Schnurnummern oder "Rutengewichten" abhängig sind. Da diese Begriffe jedoch in das Vokabular des Fliegenfischens eingebettet sind, musste es einen Weg geben, sie einzubeziehen. Dies ist der von mir gewählte Ansatz.
Per Definition bedeuten steigende AFTMA-Schnurnummern steigende Gewichte von 30 Fuß jeder Schnur. Früher wussten wir, dass eine Rute mit 5 Gewichten mit 30 Fuß einer Schnur Nr. 5 belastet wurde und die Rute die Bezeichnung "No. 5 Line" trug. Das stimmt aber nicht mehr. Trotzdem haben wir alle immer noch das Bauchgefühl, dass eine 5-Gewicht-Rute stärker als eine 4-Gewicht-Rute und schwächer als eine 6-Gewicht-Rute sein sollte.
Wenn man also ein Diagramm zeichnet, in dem die AFTMA-Liniennummer gegen die Eigenleistung der Rute aufgetragen wird, die von einem durchschnittlichen Werfer durch diese Linie belastet wird, kann man sicher sein, dass die Linie auf dem Diagramm eine direkte Beziehung zwischen den beiden Faktoren zeigt.
[..]

Viele Grüße,
Torsten
Danke

LG
Reinhard
orkdaling

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von orkdaling »

Moin ihr beiden,
alles ok soweit, nur geht der Otto-Normal-Fliegenfischer davon aus das die Rohlinge am Stueck, sagen wir mal gleichmæssig aus Matten gewickelt und mit Harzen verstærkt werden.
Wenn das ueberall so wære , ja dann wære alles sehr einfach vergleichbar.
Nun gibt es aber auch Ruten bzw Aussagen von Herstellern das sie zB verschiedene Harze, verschiedene Mengen von NANO Flocken fuer die jeweiligen Segmente beimengen.
Nicht nur das Ruten 3, 4 oder 6-teilig gefertigt werden, selbst Wechselspitzen gibt es.
All das , von verschiedenen Beimengungen bis verschiedene Teilungen, sorgen dazu das sich diese verschiedenen Støckchen bei +/-0 oder halt bei +25 total anders verhalten.
Beispiel, so stellte ich es mal fest.
Kann jeder sehen der seine Ruten ueber einige Zeit auf dem Autodach der Sonne ausgesetzt transportiert. Angekommen , zufællig drauf geschaut, oh zwei der 4 sind ja krumm !
Deutlich sichtbar , obwohl am Handteil gleichmæssig befestigt kam es an den Spitzen zu Beruehrungen einzelner Ruten.
Dazu muss ich sagen das ich meist mit 2 gleichen Ruten unterwegs bin, nur unterschiedliche Leinen drauf. In dem Fall waren es 2mal 13.6ft #8/9 und 2mal 15ft #10/11.
Man kønnte auch sagen die hatten Leinen drauf die zum Gewicht nach Spey-Tabelle passten, was auch die Hersteller angeben, nur halt in verschiedenen Sinkraten/Sinkspitzen.
War mir aber Wurst, angekommen am Fluss parke ich eh im Wald/Schatten und alles bewegt sich nach max 1-2min in die Ausgangsstellung zurueck,
Aber ich war neugierig und beaobachtete die Sache mal als ich mit einer Scott und einer GL , beide 9,6ft #6 am Fjord unterwegs war. Auf beiden nur verschiedene Leinen um nicht umbauen zu muessen, øfters mal Stellungswechsel mit 5-10min Fahrt zur næchsten erfolgversprechenden Bucht.
Und siehe da, der Abstand war am Rollenfuss gleich aber nicht an den Spitzen. Was mich aber auch nicht størte, schlieslich fische ich nicht auf dem Dach sondern am Wasser.

Meine Schlussfolgerung daraus:
hætte ich die Støcker unter gleichen Bedingungen vermessen, zB Raumtemperatur, wuerden die Werte vielleicht sogar ganz dicht bei einander liegen.
Die unterschiedlichen Materialien , Teilungen, Beringung (Anzahl und Ein-bzw Zweisteger) wuerden aber bei anderen Bedingungen andere Werte zeigen.

Aber, ist es die Sache Wert sich darueber einen Kopf zu machen?

Mir war und ist das bis heute relativ schnuppe. Hab spæter mal darauf geachtet als ich mit einer 15,1ft 10# Scott unterwegs war. Ich hatte tatsæchlich das Gefuehl das sie mir morgens ohne Sonne steifer vorkam. Aber das ist mir auch relativ schnuppe.
Was mir dagegen gar nicht schnuppe ist, morgens liegen die Wassertemperatuten im Fluss bis 3 Grad niedriger als abends , das entscheidet ob ich mit Floater oder Sinkrate fische.
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
Beiträge: 694
Registriert: 30.11.2020, 13:37
Hat sich bedankt: 29 Mal
Danksagung erhalten: 202 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Nun, ich fische schon einige Jahrzehnte ausschließlich und viel mit der Fliege. So traue ich mir zu, meine Ruten mittlerweile gut zu kennen und beurteilen zu können, welche Schnüre zu den entsprechenden Ruten passen.

Jedenfalls habe ich meine Ruten mal nach der 3,75°/15°Methode vermessen lassen und die Ergebnisse bestätigten meine gefühlten Werte. Auch bei den Messungen von Reinhard (nach CCM-Methode) haben die Werte der Ruten, die ich kenne, bestätigt. So daneben dürften diese Messmethoden also nicht sein.

Richtig ist, daß eine Zuordnung der Ruten in passende Schnurgewichte nach AFFTA-Klassen praktisch nur für Überkopf-Würfe zu erwmitteln ist. Und das natürlich auch nur für "Standard-Taper" von Schnüren, sowie für Einhand-Fliegenruten zum Trocken-/Naß- und Nymphenfischen auf mittlere Distanzen. Auch läßt zumindest die 3,75°/15°Methode (bei den anderen Messmethoden weiß ich das nicht) Rückschlüsse auf den Chrakter der Rute zu, also ob es eine eher "gemütliche" oder eine richtig "schnelle" Rute ist.
Aber das kann für praktisch alle Anfänger und auch für den Großteil der fortgeschrittenen Fliegenfischer eine wertvolle Hilfe sein, die genau das (überwiegend) betreiben.

Der Markt für Schnüre ist mittlerweile schon für versierte Fliegenfischer gelinde gesagt unübersichtlich. Wenn man sich in den Foren anschaut, wie sich Viele mit der anscheinend einfachen Auswahl von nur einer für sie passenden Ruten-/Schnurkombination abmühen, dann hat die Ermittlung mit nachvollziehbaren Messergebnissen von Ruten, bezogen auf korrekt gewichtete Schnüre mit "Standard-Tapern" (auch wenn nur für einen Wurfstil) sogar sehr viel Sinn!
Und die versierteren Fliegenfischer können damit schon auch einiges für andere Einsatzmöglichkeiten wie kürzere/weitere Würfe/Wurfstile und größere/kleinere Fliegen usw. ableiten.

Ich jedenfalls bin dankbar, daß es diese Meßmethoden als Orientierungshilfen gibt!

LG Sepp
TorstenHtr
Beiträge: 269
Registriert: 02.11.2006, 22:49
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von TorstenHtr »

Hi Hendrik,
All das , von verschiedenen Beimengungen bis verschiedene Teilungen, sorgen dazu das sich diese verschiedenen Støckchen bei +/-0 oder halt bei +25 total anders verhalten.
Beispiel, so stellte ich es mal fest.
Kann jeder sehen der seine Ruten ueber einige Zeit auf dem Autodach der Sonne ausgesetzt transportiert. Angekommen , zufællig drauf geschaut, oh zwei der 4 sind ja krumm !
Ich glaube das bezieht sich auf die Temperaturabhängigkeit (?) In der Tat eine interessante Fragestellung, das hat James vom Sexyloops-Forum hier untersucht:
(der ist Physiker und hat ein Stück Kohlefaser von einer Fliegenrute mittels Dynamisch-mechanische Analyse untersucht vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Dynamisch ... he_Analyse)

https://www.sexyloops.com/index.php/ps/ ... one-floppy

-> Resultat: "Eine schnelle Analyse der Daten zeigt, dass sich die Biegesteifigkeit über einen Temperaturbereich von 70 °C um weniger als 5 % ändert, was ~0,07 % pro °C entspricht." (Können wir nahezu vernachlässigen)

Ansonsten, wenn nichts weiter spezifiziert wird, werden Messungen in Laboren bei Raumtemperatur (ca. 20-25°C) durchgeführt. Sofern man sich daran hält, dürften Ergebnisse vergleichbar sein.

Dass Kohlefaser-Fliegenruten so stark krumm werden habe ich noch nie wahrgenommen, vielleicht kannst du das dokumentieren wäre sicher interessant!

Viele Grüße,
Torsten
orkdaling

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von orkdaling »

Moin,
wi soll man das dokumentieren?
Eine Rute, vielleicht noch schwarz, erwæhmt sich extrem durch Sonneneinstrahlung. Im Auto vielleicht noch gleichmæssig (da schmelzen ja sogar Plastikteile usw)
Auf dem Autodach, und so fahren wir von Ort zu Ort, sind sie direkter Einstrahlung ausgesetzt, Und da die Sonne nicht genau drueber steht, also seitlich, wird halt die Rute krumm.
Da gibt es keine Ausnahme, nur das sich verschiedene Mischungen/Lagen halt unterschiedlich dehnen.
Ist ja auch nicht von der Hand zu weisen das man sie nicht auseinander bekommt, Nach einem Tauchbad aber schon.
Gruss Hendrik
TorstenHtr
Beiträge: 269
Registriert: 02.11.2006, 22:49
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von TorstenHtr »

Hi Hendrik,
Moin,
wi soll man das dokumentieren?
Messen/fotografieren, eine schiefe Spitze kannst du identifizieren wenn du die Rute um die eigene Achse drehst und über den Blank schaust. Z.T. sind Blanks von Hause aus schief, wenn zu extrem wäre das für mich ein Umtauschgrund. Ich habe einen Sage Blank, der ist z.B. an der Spitze ca. 1-2 cm schief, das würde ich noch akzeptieren.

Viele Grüße,
Torsten
orkdaling

Re: Ruteneinschätzung nach Biegesteifigkeit

Beitrag von orkdaling »

Richtig, meine ja auch mit den dokumentieren - geht ja nur zum Zeitpunkt wenn das auftritt. Nun sind sie kerzengerade im Rutenrohr.
Gruss Hendrik
Antworten