Das Salz in der Suppe

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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pitt
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Das Salz in der Suppe

Beitrag von pitt »

Snook - Meister des Hinterhalts. Jedes Mal, wenn ich nach Yucatan fuhr, hatte ich Tarpon im Visier, in der Hoffnung auf Bonefish und nicht viel Hoffnung auf Permit. Aber ich hatte die ganze Zeit noch einen anderen Fisch im Kopf – den Snook. Nach dem ich einen sehr coolen Film über das Fischen in Florida gesehen habe, in dem einige Positiv bekloppte Typen sich auf den Weg ins Backcountry - auf die Suche nach Snook - machen, ist er sofort auf meine ‘to catch’ Liste gekommen. Erstaunlicher Fisch!

Nachdem ich das letzte Mal mit Enrique geangelt hatte, beschloss ich viel mehr Zeit damit zu verbringen, wenn nötig sogar 2-3 ganze Tage, um gezielt auf Snook zu fischen. Bei dieser Gelegenheit habe ich festgestellt, dass ich auch mit anderen Fischen aufnehmen möchte. Vor allem mit Jacks, und grossen Cudas. Der Guide, der das Gebiet wie seine Westentasche kannte sagte, dass wir an andere Orte als bisher gehen sollten und dass die Fahrt ein bisschen anstrengend sein würde, und auch länger als üblich dazu. Wie gesagt, so getan. Nach einem Ritt durch offene Flats und später durch das Mangroven-Labyrinth kamen wir in eine Lagune, in der ich noch nie geangelt habe. Sehr coole Stellen, mit vielen Inseln, die mit Mangroven und anderer Vegetation bewachsen waren. Darüber hinaus viele unterspülte Ufer und Baumwurzel. Eine riesige Anzahl von Gumpen, Löchern, kleinen Cenoten und schattigen Passagen zwischen den Inseln. Und überall Snapper! Mega! 7er Rute in die Hand genommen, das Vorfach gewechselt, ein Minnow-Muster eingehängt und los ging’s. Es hat so viel Spass gemacht! Ich werde verrückt, dachte ich! Nach etwa einem Dutzend gefangener Fische und Dutzenden von Angriffen liessen die Snapper irgendwann nach und bissen nicht mehr an. Ich habe die Fliege gegen eine Garnele ausgetauscht, für mich eine ganz besondere Garnele, weil ich das Dubbing von meinem Katter Slinky ‘geschenkt’ bekam. Bingo! Das Muster erwies sich als unglaublich effektiv und wurde kurzerhand zu Slinky Shrimp getauft ... *LOL* Ihr werdet lachen oder nicht, aber es brachte mir den grössten Snapper des Tages. Und die Fliegen waren so fishy, dass Enrique mich um ein paar Slinky Shimps für eigenen Gebrauch bat. Dann begannen wir uns in Richtung der schattigen Durchgänge zwischen den Inseln zu bewegen, wo ein paar Cudas sich durch Attacken aus dem tiefen Schatten verraten haben. Es kam jedoch nichts Spezielles dabei heraus. Zugegeben, in einer der tieferen Cenoten stand im Mittelwasser ein schöner Barracuda, weit über einen Meter und mit einem von sowas Stiernacken ausgestattet, aber er zeigte keinerlei Interesse. Nach einigen Würfen beschlossen wir, nach einem Snook Ausschau zu halten.

Ein erfahrener Guide wusste offensichtlich, wo diese Fische sich regelmässig aufhalten. Also gingen wir von Ort zu Ort und suchten nach meinem Traumfisch. Die Snooks waren da und sie jagten, aber ich hatte extrem viel Pech, denn bei den ersten paar Bissen konnte ich den Haken nicht sauber setzen oder sie schlitzen im Drill aus. Die die ich landen konnte waren eher schnuckelige Snookies und keine Snooks. Bis ein wunderschöner Fisch aus dem Gebüsch sprang und den Schminnow volley genommen hat! Aaach ... ooooch ... yeeeaah ... Kampf, Tauziehen … und leider hat es sich irgendwo in einem Stück Mangrove verfangen und … ja, ausgeschlitzt, Shit! Schade, denn es war ein wirklich schöner Fisch. Kein Riese aber ein solider Snook. In der Zwischenzeit tauchten zwei weitere schöne Fische auf, die um eine und dieselbe Mini-Insel patrouillieren. Eine Mini-Insel bestehend aus zwei sehr grossen, mit Sträuchern und einigen Mangroven bewachsene Haufen. Zwischen ihnen lag eine schattige Passage, die keine Möglichkeit bot, eine Fliege in sie hineinzuwerfen. Sie war zwar deutlich sichtbar und aber gleichzeitig so überwuchert, dass die Fische darin ihr sicheres Asyl hatten. Wir hatten keine andere Möglichkeit ausser langsam um das Snook-Asyl herum zu poolen und dort nach den Fischen zu lurken. Nach ein paar Runden haben wir es geschafft, die Präsentation war möglich und beide Fische waren endlich sichtbar. Der Teufel lag wie üblich im Detail. Die Snooks waren zwar deutlich sichtbar, aber sie standen in einer verdammt tiefen Tasche unter den Ästen die etwa 30-40 cm über dem Wasser hingen, und dort musste meine Fliege rein. Es war nicht unmöglich, aber mir war klar, dass ich keine zwei Versuche hatte. Gut, dass ich solch flachen Würfe regelmässig übe. Also schnallte ich mich mental an, machte es mir auf dem Skiff bequem ... was bedeutet Nase in den Dreck und niederzuknien. Enrique dachte wahrscheinlich, dass der Gringo verrückt ist und betet Kukulkan an, und der Gringo meinte, es gehe jetzt oder nie. 1, 2, 3 und mein Schminnow landete sanft unter den Ästen und gut 2 Meter tief in dem Schatten. Muy bien! Ich hörte hinter mir wie immer: wait, strip-strip, strip-strip-strip, set the hook! Fish on! Oleee!!! Die Snooks kämpfen wunderbar! Der Fisch war stark, wenn auch kein Monster, aber wieder ein solider Snook. Jetzt habe ich gebeten, ich wollte den Fisch zur Hand führen und zu landen. Am Ende machten wir ein kurzes Fotoshooting. Der Fisch hat einen Kuss auf die Stirn bekommen und dürfte davon in die Mangroven schwimmen.

Die Suche nach Fisch war echt nicht einfach, und es hat uns sehr viel Angelzeit gekostet, die Stellen zu erreichen, aber das war es wert. Nicht nur, dass ich viele schöne Snapper gefangen habe, sondern ich hatte auch ein paar Snookies und zwei schöne Fische in den Händen halten dürfen, von denen einer den letzten Tropfen Schweiss aus mir herauspresste. Einfach nur geil!

Hier noch der Link zu den Bildern: https://catch-zone.com/2021/03/17/mistrz-zasadzki/ und zu meinem Text in Original, hier für euch übersetzt und für das Forum etwas abgekürzt.
"Don't look through the keyhole of fly fishing"
Gruss
pitt
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Achim Stahl
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Re: Das Salz in der Suppe

Beitrag von Achim Stahl »

Hallo Pitt,

ja, Snook sind wirklich tolle Fische, sehr smart und mega stark. Ich fische immer wieder sehr gerne bei meinem Freund Michi in Stuart / Florida auf Snook. Sie sind dort ziemlich verbreitet. Man findet sie unter den Docks, besonders nachts in den Greenlights, an Brücken, in den Flats, am Strand und in den Mangroven.

Im Drill geben sie echt alles und nutzen jedes Hindernis gnadenlos aus. Bei der Fischerei unter den Docks und an Brückenpfeilern verwenden wir deshalb nur noch stärkste Haken und mindestens 30 lbs Fluorcarbontippets. Es ist immer ein Tauziehen auf Biegen und Brechen bis man die Fische von den Hindernissen weg hat.

Einen meiner schönsten Snooks hatte ich mit der sechser Rute beim Streamern in einem etwas tieferen Channel im Flat gefangen. Der erste Run war unglaublich. Ich konnte den Fisch erst nach knapp 100 Metern stoppen und umdrehen.

Bild

Viele Grüße!

Achim
Früher war mehr Lametta!
HaBe

Re: Das Salz in der Suppe

Beitrag von HaBe »

Servus,
das ist nicht nur Salz - da ist Pfeffer, Muskat und Maggi auch noch gleich dabei. Da ich selbst wahrscheinlich nie solche Erlebnisse haben werde, gefallen mir die Berichte und Bilder darüber umso mehr. Top.
Royal Coachman
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Re: Das Salz in der Suppe

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Achim !
Tolle Fische, Gratulation!

tight lines
RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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