The American Style

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Harald aus LEV
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Re: The American Style

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Hendrik,

ich kenne einige Segelflieger und Ballonfahrer und die sagen unisono, dass die Thermik an Land zum Beispiel über Wiesen vorkommt, die von der Sonne erwärmt werden. Deshalb suchen die Segelflieger große Wiesengebiete und dergleichen, um an Höhe zu gewinnen. Wollen sie Höhe reduzieren, suchen sie sich z.B. große Wasserflächen. Bei Ballonfahrern ist es etwas anders, da Thermik im Extremfall dazu führen kann, dass sich der Ballon zusammendrücken kann.
Das was Du beschreibst, ist allenfalls eine Luftbewegung als Folge von Thermik. Ist doch klar, wenn sich große Luftmassen erwärmen, dass diese aufsteigen. Dabei verdrängen sie die kühleren Luftmassen, die aufgrund ihrer Dichte und ihres Gewichtes nach unten sinken. So entstehen Winde. Und diese Winde machen Dir das Leben schwer.

Und seltsam nur, dass hier im Binnenland so gut wie gar nicht den Lachsen oder Mefos nachgestellt wird und die meisten mit der Zeigefingerhaltung glücklich sind. Natürlich werden auch die beiden anderen Handhaltungen ausgeübt. Jede ist für sich in der jeweiligen Situation und nach dem jeweiligen Gusto sinnvoll und alle drei haben ihre uneingeschränkte Berechtigung. In diesem Punkt gibt es kein Richtig der Falsch. Jeder soll nach seine Fasson glücklich werden (stammt übrigens nicht von mir).

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
Mr. Wet Fly
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Re: The American Style

Beitrag von Mr. Wet Fly »

Moin Jungs,

ich verfolge ja schon seit einiger Zeit diesen Faden, sehr amüsant. :wink:

Jetzt muß ich mal was loswerden.

Ich bin Linkshänder, vor zehn Jahren ist meine linke Schulter kaputtgegangen, eine OP würde
keine signifikante Besserung bringen.
Also bin ich dazu übergegangen mit rechts zu werfen was sehr mühsam war, seit 5 Jahren habe ich eine zunehmende Versteifung
des rechten Zeigefingers und auch der Daumen macht jetzt langsam Schwierigkeiten.

Kann ich jetzt das Fliegenfischen nicht mehr ausführen weil ich diesen oder jenen Stil nicht anwenden kann?

Mir ist es ehrlich gesagt wurst wie ich meine Rute halte, mit der EH, DH oder Switchrute, wichtig ist es für mich die Schnur ist im Wasser und ich kann Fische fangen.


Gruß Bernd
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Thomas E.
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Re: The American Style

Beitrag von Thomas E. »

Hallo Bernd,

dann versuche es mal mit der "Greifhaltung."
Etwa so, Fliegenwerfen braucht nur sehr wenig Kraft.
http://www.passion-fliegenfischen.de/wp ... g-text.jpg

Du mußt Deinen Stil finden, der Dir möglich ist, der muß auch keinen Namen haben. :lol:
Gruß
Thomas Ellerbrock
orkdaling

Re: The American Style

Beitrag von orkdaling »

Na mal abschliessend von mir dazu.
Thermik , egal nun ob die warme Luft vom Mittelmeer ueber die Alpen weht und sich abkuehlt, dann runter fællt und sich dabei bei der Kompimierung erwærmt, der Muenchner sein Bier bei Føn geniesst usw. , das kommt auch hier vor. Der Atlantik hat heute zb vor Ålesund bereits 7grad, aber das Gebirge was zwischen der Kueste und dem Binnenland liegt hat nicht nur 4m Schnee, nee das ist es auch Ar.. kalt. Nun fællt bei SW Wind, genau wie hinter den Alpen die Luft in die Tæler auf Fjordhøhe, also von 800 oder 1000 runter auf null.
Folge ist ein Fallwind, steigenden Temperaturen, wir hatten im Januar ein Wochenenden wo die Temperatur von -18 auf +8 stieg. Folgen hatte ich glaube verlinkt, neben Føn natuerlich Schmelzwasser ohne Ende https://gfx.nrk.no/xMgB7lBXYE1I7jfz_zbD ... 8yQ_Vg.jpg Nun hab ich wieder mit Schneeschippen zu tun.
Die Thermik im Orkdal fuehrt dazu da sich genau vor der Talmuendung die Gleitschirmflieger vom Berg stuerzen, was aber ein schnelles Ende findet wenn es sich abkuehlt, da sind schon einige notgelandet oder haben gewæssert.
Trotz herrschender Windstærke sagen wir mal 5BFT von nordwest, so verlæuft der Fjord, drueckt aber die entstehende Thermik bei Sonne die Luftmassen aus dem Tal , also entgegen der Windrichtung. Das fuehrt dazu das sich uferseitig bzw hinter den steilen Hængen der Fallwind auswirkt und das es zu Verwirbelungen kommt die sogar Boten zu schaffen macht.
Wenn ich mich recht erinnere ist auch mal ein Segelschiff vor Fehmarn gekentert.
Wenn der Wind ueber diesen Berg drueckt (bild), kann ich dort von der Uferseite nicht werfen, es bleibt dann bei 15m dank Fallwind.
Auf der anderen Seite, hier mal von der Skjenaldmuendung gemacht, kann ich aber gegen den Wind werfen um an die Mefo zu kommen.
Dann natuerlich nicht mit einen fetten und langen Floater, da gibts bessere Profile dafuer. Und ich schaffe es auch nicht ,obwohl ich sehr oft mit #6 auf Mefo los ,ziehe diese Leinen mit Fingerhaltung zu werfen. Selbst eine #6, mit 15ft Vorfach machen gehørig Druch auf die Finger.
50247616_330406830922293_4632573701183874013_n.jpg
50247616_330406830922293_4632573701183874013_n.jpg (152.98 KiB) 1686 mal betrachtet
Und hier mal das Tal von meiner Seite gesehen, Blick auf meine Lieblingssandbank
36892292sk.jpg
36892292sk.jpg (103.5 KiB) 1686 mal betrachtet
Solche beschriebenen Auswirkungen hast du natuerlich nicht wenn du an einem 5m oder 10m Waldbæchlein mit eine 8,6ft4# los ziehst.
Gruss Hendrik

Nachtrag, hat sich mit Beitrag von Thomas E. ueberschnitten, ich schreibe immer Zangenhaltung, ist aber letztendlich das was Thomas mit Greifhaltung beschreibt.
Und auch da kannst du den Zeigefinger um den Griff rum legen oder aber zur Fuehrung seitlich gestreckt am Griff.
Muss wohl auch jeder fuer sich raus finden.
Mr. Wet Fly
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Re: The American Style

Beitrag von Mr. Wet Fly »

Thomas E. hat geschrieben:Hallo Bernd,

dann versuche es mal mit der "Greifhaltung."
Du mußt Deinen Stil finden, der Dir möglich ist, der muß auch keinen Namen haben. :lol:
Hallo Thomas,
so in etwas halte ich auch meine Ruten.

Mein Stil ist der Mr. Wet Fly Stil. :badgrin:


Gruß Bernd
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Harald aus LEV
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Re: The American Style

Beitrag von Harald aus LEV »

Genau!
Das was Thomas als Greifhaltung definiert ist das, was ich als Daumen-Zeigefingerhaltung beschrieben habe. Dabei den Zeigefinger gestreckt oder abgewinkelt wie im Bild.
Und deshalb habe ich geschrieben, dass jede der DREI Haltungen ihre Berechtigung hat - je nachdem wie, wo und wofür sie eingesetzt wird,

Gruß
Harald
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Harald aus LEV
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Re: The American Style

Beitrag von Harald aus LEV »

Bernd,
alle Achtung! Das verdient Respekt.
Ich musste mal wegen einer Verletzung von Rechtshand auf Linkshand umstellen. Man war das ein Sch..ß. Anfangs total ungewohnt, aber dann funktionierte es, aber eher mechanisch nicht so flüssig, wie mit rechts. Die Rutenführung ging ja noch, aber dann den Doppelzug mit der rechten Hand zu koordinieren hat echt lange gebraucht. Daher kann ich in etwa nachvollziehen, wie es Dir mit dem Wechsel geht. Nachdem ich die rechte Seite wieder einsetzen konnte, habe ich es nicht mehr mit links versucht. Das wäre vielleicht ein guter Vorsatz für das beginnende Jahr, die linke Seite mal wieder zu aktivieren - mal sehen.
Und es ist genau wie Du es beschreibst. Hauptsache Du bekommst Deine Fliege dahin, wo sie hin soll. Weiterhin alles gute mit dem Individual Style.
Deshalb habe ich ja auch geschrieben, dass fast jeder die Stile für sich individualisiert. Nur wenige werfen wie aus dem Lehrbuch.

Gruß
Harald
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orkdaling

Re: The American Style

Beitrag von orkdaling »

Da widerspricht wohl niemand ,
wie beim Gerødel, immer was man braucht unter den jeweiligen Bedingungen.
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: The American Style

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Hendrik,
du bestätigst ja schließlich was ich schreibe, wenn die Gleiter ebenfalls die Thermik nutzen. Und so sind die Fallwinde die Folge der Thermik.
orkdaling hat geschrieben: Solche beschriebenen Auswirkungen hast du natuerlich nicht wenn du an einem 5m oder 10m Waldbæchlein mit eine 8,6ft4# los ziehst.
Gruss Hendrik
Deshalb schreibe ich ja, dass Du nicht jedes hier genannte Szenario auf skandinavische Verhältnisse übertragen kannst.

Gruß
Harald
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Harald aus LEV
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Re: The American Style

Beitrag von Harald aus LEV »

Ooops,
das hat sich jetzt überschnitten.
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
orkdaling

Re: The American Style

Beitrag von orkdaling »

Nee, das will ich nicht, das sind Beispiele aus meiner Umgebung, meine Erfahrungen, das deckt sich uebrigens auch mit dem was andere in Uebersee schreiben, erleben.
Und der damals vor Fehmarn gekenterte Grosssegler, das ist ja auch nicht Sandinavien, so wie Føn und Folgen auch aus Sueddeutschland reichlich bekannt sind.

Aber zum Thema, Fingerhaltung oder unten durch und oben... naja, man wollte ja auch Lehrgænge fuellen, Videos und CD`s verkaufen .
http://www.fliegenfischen.ch/wurftechni ... ischen.asp

Und so siehst du heute RIO Leinen, "weltbeste Werfer" die diese in den verschiedensten Stilen vorfuehren, da kannst du bei GL ode Vision oder... schauen, alles zu unserem Besten, hahaha.
Gruss Hendrik
TorstenHtr
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Re: The American Style

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo,

Harald:
Harald aus LEV hat geschrieben:...und noch ein Punkt:
Es geht mir nicht um den Castingsport!
Casting und Fischen sind zwei Paar Schuhe, etwa genauso, als ob man Formel1 oder Rallyesport mit Autofahren im Straßenverkehr vergleicht.
Der Höhepunkt in dieser Beziehung war für mich, als ich einmal auf einem Castingtreffen war, als der Veranstalter am frühen Morgen meinte:
"Gleich kommt die Sonne raus. Dann gibt's Thermik und die Schnüre fliegen besser."
Toll. Und was nutzt mir das am Wasser?
Dumm nur, dass es über einer Wasserfläche keine Thermik gibt, die die Wurfweite unterstützt. Das kann übrigens jeder Segelflieger und Ballonfahrer bestätigen.
Also bitte nicht alles wild durcheinanderwürfeln. Mir geht es ums Fischen und nicht ums Casting.
solche und ähnliche Argumente habe ich schon des öfteren von Gegnern des Castingsports gehört; meist ist das an den Haaren herbeigezogen. Sicherlich gibt es Details, wo sich Casting vom Angeln auseinander entwickelt hat, das ist aber sehr stark von der Disziplin abhängig. Ich nutze sehr wohl die gleiche Technik für Casting als auch Angeln. In deinem Beispiel: klar wirft man im Sport lieber unter guten Bedingungen (weil dann die Ergebnisse besser sind!). Das ist aber auch bei Gemeinschaftsangeln der Fall, dort mag man mit Sicherheit auch gute Bedingungen, weil dann besser gefangen wird.

Ich denke es ist schon sehr sinnvoll unterschiedliche Griffformen zu testen und sich der Vor- und Nachteile bewusst zu sein. Für Vor- und Nachteile muss es allerdings auch objektive Begründungen geben, einige Thesen finde ich nicht nachvollziehbar / haltbar.

Speziell zur Zeigefingehaltung, einige Argumente waren:

Armin
"gerade beim Rückwurf, auch oben drüber, hast du mit dem Zeigefingergriff einen Vorteil und du kannst mehr Kraft auf die Rute ausüben. "

Verstehe ich nicht, der Rückwärtswurf ist zum großen Teil eine Zugbewegung, ich persönlich kann nicht mehr Kraft ausüben wenn der Zeigefinger hinter dem Griff fehlt. Finde ich wenig überzeugend.

Harald
"Noch ein Punkt, wenn man punktgenau und delikat in kleinen Bächen fischen will, ist die Zeigefingerhaltung deutlich überlegen, weil ich die Vehemenz des Wurfes viel sensibler steuern kann und mit dem Zeigefinger präziser den Punkt treffen kann, an dem ich meine Fliege haben will. Wenn ich im sonstigen Leben auf einen bestimmte Punkt zeige, nehme ich ebenfalls den Zeigefinger,"

Dieses Argument habe ich schon einmal gehört, macht aber keinen Sinn, die Rutenbewegung ist zum größten Teil eine Rotation, der Zeigefinger würde meist nicht in Richtung des Ziels orientiert sein. Für präzises Werfen ist meiner Erfahrung nach die saubere Führung der Rute in einer Ebene und das Einschätzen der Distanz relevant. Das funktioniert besser, wenn die Rute vertikal geführt wird, dabei ist die Daumenhaltung natürlicher und wird deswegen von den Meisten im Sport verwendet und funktioniert auch am Wasser.

Die Zeigefingerhaltung ist meiner Meinung nach ganz gut geeignet wenn man die Rute seitlich und geneigt führt, dann ist es eine natürliche Haltung. Ein für Anfänger relevantes Argument ist die Blockierung des Handgelenks - viele Anfänger neigen dazu, die Rute zu stark mit dem Daumengriff abzukippen, die Zeigefingerhaltung hilft in solchen Fällen.

Viele Grüße,
Torsten
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Harald aus LEV
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Re: The American Style

Beitrag von Harald aus LEV »

TorstenHtr hat geschrieben:
solche und ähnliche Argumente habe ich schon des öfteren von Gegnern des Castingsports gehört; meist ist das an den Haaren herbeigezogen.
Nein ist es nicht. Der Satz bzgl. der Thermik ist tatsächlich gefallen!
Auch werden beim Casting mitunter Ruten, Schnüre und/oder Vorfachvariationen verwendet, die am Wasser nicht eingesetzt werden. Ich habe nie behauptet, dass Du so vorgehst.
Außerdem bin ich kein Gegner des Castings. Ich weise nur darauf hin, dass das 2 Paar Schuhe und nicht immer 1:1 vergleichbar sind.
TorstenHtr hat geschrieben: Ich denke es ist schon sehr sinnvoll unterschiedliche Griffformen zu testen und sich der Vor- und Nachteile bewusst zu sein. Für Vor- und Nachteile muss es allerdings auch objektive Begründungen geben, einige Thesen finde ich nicht nachvollziehbar / haltbar.
Hier bin ich voll bei Dir. Deshalb habe ich ja auch mehrfach geschrieben, dass alle 3 Griffhaltungen ihre Berechtigung haben. Je nach Einsatzzweck und persönlichen Vorlieben.
TorstenHtr hat geschrieben: Speziell zur Zeigefingehaltung, einige Argumente waren:

Harald
"Noch ein Punkt, wenn man punktgenau und delikat in kleinen Bächen fischen will, ist die Zeigefingerhaltung deutlich überlegen, weil ich die Vehemenz des Wurfes viel sensibler steuern kann und mit dem Zeigefinger präziser den Punkt treffen kann, an dem ich meine Fliege haben will. Wenn ich im sonstigen Leben auf einen bestimmte Punkt zeige, nehme ich ebenfalls den Zeigefinger,"

Dieses Argument habe ich schon einmal gehört, macht aber keinen Sinn, die Rutenbewegung ist zum größten Teil eine Rotation, der Zeigefinger würde meist nicht in Richtung des Ziels orientiert sein. Für präzises Werfen ist meiner Erfahrung nach die saubere Führung der Rute in einer Ebene und das Einschätzen der Distanz relevant. Das funktioniert besser, wenn die Rute vertikal geführt wird, dabei ist die Daumenhaltung natürlicher und wird deswegen von den Meisten im Sport verwendet und funktioniert auch am Wasser.

Die Zeigefingerhaltung ist meiner Meinung nach ganz gut geeignet wenn man die Rute seitlich und geneigt führt, dann ist es eine natürliche Haltung. Ein für Anfänger relevantes Argument ist die Blockierung des Handgelenks - viele Anfänger neigen dazu, die Rute zu stark mit dem Daumengriff abzukippen, die Zeigefingerhaltung hilft in solchen Fällen.

Viele Grüße,
Torsten
Ich zitiere mich mal selbst:
Wenn ich am Rhein, in den Flüssen hier auf Hecht und Zander, oder in der Ostsee auf Mefo gehe, dann werfe ich ebenfalls mit der Daumenhaltung. Das sind aber auch Ruten in #7 plus.
Fische ich hier am kleinen Bach Ruten #3-5, wird ausnahmslos mit dem Zeigefinger geworfen. Vor allem beim Indianerfischen, wenn die Fliege zielgenau in ein Loch zwischen Büschen oder überhängenden Bäumen an einer bestimmten Stelle platziert werden muss, man keinen Platz für einen Rückwurf und auch nur minimal für einen Rollwurf oder Switchcast hat, kann man mit dem Zeigefinger wesentlich besser zielen und die Vehemenz bestimmen, als mit dem Daumen, weil der Zeigefinger deutlich sensibler ist. Und das mache nicht nur ich so, sondern die meisten Fischer, die ich kenne - und ich kenne jede Menge.


Ich nahm an, das es hier ersichtlich ist, dass man in solchen Situationen wegen des starken Bewuchses keinen Raum für Überkopfwürfe hat und die Rute zwangsweise seitlich geführt werden muss.
Sorry, ich bin fälschlich davon ausgegangen, dass wohl die meisten Fischer solche Verhältnisse kennen.
Wobei ich, wie viele andere auch, die kleinen Klassen gerne Überkopf ebenfalls in der Zeigefingerhalterung werfe, auch wenn das in Deinen Augen suboptimal erscheinen mag.
Auch wenn die meisten im Sport die Daumenhaltung bevorzugen.

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
Trockenfliege
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Re: The American Style

Beitrag von Trockenfliege »

Für mich hängt Zeigefinger - oder Daumenhaltung nicht nur von der Schnurklasse, sondern auch von der Rutenlänge, der Wurfentfernung und dem allgemeinen Empfinden ab.
Je länger die Rute, je schwerer die Schnur (länge), desto eher gehe ich zum Daumen über. Das geht dann fließend ineinander über je nach Situation.
Natürlich ist es völlig egal, wie jemand die Rute hält, solange die Fliege ihr Ziel erreicht und der Aufwand dafür nicht unnötig groß wird.

Bez. Castingsport: Im Casting Einhand -Weit werden recht lange Schussköpfe geworfen, die deutlich länger sind als die üblichen ca. 9m.
Es muss dort also eine gewisse Länge an Schnur in der Luft gehalten werden können.

Daher haben mich die Ergebnisse diesen Tests sehr überrascht.
Hier wurden 3 verschiedene Ultralongbelly Schnüre im Vergleich geworfen und mit 2 Gruppen: einmal nur Fliegenfischer und einmal Castingsportler.
Dabei schnitten die Castinger im Schnitt ca. 5m schlechter ab!

https://opensportssciencesjournal.com/c ... -5-118.pdf

LG
Reinhard
TorstenHtr
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Re: The American Style

Beitrag von TorstenHtr »

Hi Reinhard,

du hast - so glaube ich - Ulriks Studie falsch verstanden. Mit den "Fly Castern" sind diejenigen gemeint, die in den neuen Disziplinen mit Longbelly-Schnüren werfen und trainieren. Das sind keine normalen Fliegenfischer. Das die ICSF-Castingsportler schlechter abschneiden ist hier plausibel, da sie das leichte Gerät (noch) nicht gewohnt sind. Schau mal unter "Participants".

Viele Grüße,
Torsten
Trockenfliege hat geschrieben:Daher haben mich die Ergebnisse diesen Tests sehr überrascht.
Hier wurden 3 verschiedene Ultralongbelly Schnüre im Vergleich geworfen und mit 2 Gruppen: einmal nur Fliegenfischer und einmal Castingsportler.
Dabei schnitten die Castinger im Schnitt ca. 5m schlechter ab!
https://opensportssciencesjournal.com/c ... -5-118.pdf
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