Die richtige Wahl des Vorfachs

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Trockenfliege
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Trockenfliege »

Enrico, der Beschreibung deiner Situation nach scheint es wirklich einerseits am Anschlag aber noch wichtiger am zu geringen Puffer der Rute auf die kurze Entfernung zu liegen.
Fliegenruten ( u.a. Spin, Karpfen ) stellen häufig einen Kompromiss zum Werfen und Fischen dar. Deine 7´5er scheint eher die "Wurf"rute für größere Distanzen zu sein ( klassische östereischiche Watrute) und nicht die "Fisch"rute auf kürzeste Entfernung.

Ich fische regelmäßig mit Ruten unter 2m auf kurze Distanz auf Forellen, die auch mal Ü 40 erreichen können.
Bei mir sind das Ruten der Klasse 2 - 3 , aus Glas oder Kohle mit einer eher durchgehenden Aktion, also relativ "harte" Spitze aber nachgiebiegem Rückgrad. Die sind dann vielleicht werferisch nicht so "fügsam" wie deine schnelle Greys, aber ansonsten bestens geeignet für diese Fischerei.
Solltest du diese Fischerei häufiger betreiben, würde ich dir eine entsprechende Rute empfehlen.
Die Auswahl an Fertigruten ist in diesem Segment nicht sehr groß, den größeren Teil meiner Ruten habe ich selbst gebaut. Auch gute und günstige blanks sind in diesem Bereich Mangelware, man bekommt aber einiges gut geeignetes aus Glas.Deshalb habe ich auch aus Fertigruten aus anderen Bereichen, zB. der Forellenpuff-Angelei, Bachruten aufgebaut. ( ältere Iron Trout Chakka)

Eine meiner Ruten ist diese : http://www.fliegenfischen-europa.de/Sha ... se_Fly.htm

Die gabs früher für unter 40,- , leider wurde die Serie in diesen Längen und Klassen nicht fortgesetzt.

LG
Reinhard
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Harald aus LEV
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Enrico,
im anderen Thread hast Du geschrieben, dass Du auf die kurze Rute ausgewichen bist, weil Du für die Lange zu wenig Rückraum hast.
Wenn Du Reinhards Rat befolgen möchtest, würde ich Dir empfehlen Dich mit den Unterhandwürfen auseinander zu setzen. Die kannst Du ohnehin immer gut gebrauchen. Wenn Du die Rute bei deinem Fachhändler kaufst, lass Dir vor Ort zeigen wie der Rollwurf und vielleicht auch die statische Variante des Switch-Cast funktionieren. Damit kannst Du schon viel machen, auch und gerade wenn Du wenig Rückraum hast. Später kannst Du die dynamische Switchcastvariante und weitere Unterhandwürfe lernen und üben.

Gruß
Harald
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orkdaling

Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von orkdaling »

Moin,
mal ganz abgesehen von der fischereilichen Situation und der damit bevorzugten Wurftechnik, das Problem der Abrisse hat wohl wenig damit zu tun.
Die Schnurspitze, also das verwendete Tipstueck riss wohl mittig, nicht am Knoten.
Wenn es an einer zu haten Rute liegen wuerde oder am falschen Knoten, dann duerfte aber genau dort der Abriss erfolgen.
Die GR60 ist ja zwar als "fast" angegeben, aber in Vergleich zu noch steiferen Ruetchen von Marken die dafuer bekannt sind, duerfte man mit diesen ja gar nicht unter solchen Bedingungen fischen.

Daher sehe ich das mal so das mehrere Probleme zusammen kommen.
-verwendetes Vorfachmaterial (geringe Tragkraft oder gealtert)
- zu starker Anhieb
- Rute #5 zu 0,12mm ueberdimensioniert ( auch kein Blechfischer wuerde 0,12 mono an einer Spinne mit ueber 15g WG fischen)

Bei der Fischerei mit Trockenen befindet sich die Schnur (die ja auch noch Dehnfæhigkeit hat) ja nicht gestreckt vorm Fischer, nicht auf Zug wie beim Streamerfischen, dann wæren da ja die Abrisse vorprogrammiert.
Sind sie aber nicht weil man mit einer #5 Rute und entsprechendem Vorfach 0,18- 0,20mm auch bei Einteigern von 30-50cm (erwæhnte Grøsse) keine Abrisse hat.

Wenn es also in der beschriebenen Situation zu Abrissen kommt, dann sehe ich es so wie in den 3 Punkten beschrieben.
Die Rute bzw die Fischgrøsse wuerden fuer mich schon eine etwas stærkere Spitze erfordern oder halt gezogene 4x (0,15) bis 5x (0,18) Vorfæcher.

Zur Fragestellung "Die richtige Wahl des Vorfachs" generell, hængt natuerlich von verschiedenen Faktoren ab.
Welchen Køder fischen wir, welche Fischgrøsse ist zu erwarten, haben wir Freiwasser was Fluchten zulæsst oder halt nicht.
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
Enrico schreibt eindeutig, dass es bei 0,18 mm Durchmesser keine Bisse mehr gab und führt das auf das zu dicke Vorfachende zurück. Dem kann ich zustimmen. Auch in meinem Bach wird kaum ein Döbel auf solch ein dickes Vorfach beißen. Wenn es keine starke Strömung gibt, in die der Fisch flüchten kann, gibt es keinen Grund, ein stärkeres Vorfach als 0,12-0,15 zu verwenden. Ich wechsele auf 0,16-0,18 wenn ich im größeren Fluss fische, in dem der Fisch nach dem Anbiss in die Strömung zieht. Dort würde ein 0,12er allein durch das Gewicht des Fisches, gepaart mit Strömungsdruck und Kampfverhalten des Fisches reißen.

Ich nehme stark an, dass der Knackpunkt des Vorfachrisses in der Kombination aus
- kurzer Distanz (4m zwischen Fisch u. Rutenspitze),
- zu starker Anhieb und
- steife Rute
liegt, wie Chrissie1971 auch schon geschrieben hat.

Wenn ich mich diesen Punkten nähere, komme ich zu folgendem Schluss:
- Kurze Distanz:
- kann man schwer ändern. Klar könnte man versuchen weiter entfernt zu stehen, aber das scheitert meist an den Gegebenheiten vor Ort.
- zu starker Anhieb:
Hier würde ich als erstes ansetzen. Wie Enrico schreibt, kommt er von anderen Angelarten, bei denen z.T. sehr kräftig angeschlagen werden muss - z.T. auch um weitere Entfernungen zu überbrücken. Wenn man dies auf die aktuelle Situation adaptiert, kann ich mir den Vorfachriss am ehesten vorstellen.
- steife Rute
Was die Rute betrifft ist sie zwar steif, aber nicht zu hart. Hendrik hat richtiger Weise darauf hingewiesen, dass die Greys GR60 zwar straff, aber kein Powerprügel ist. Allerdings erachte ich die #5 nicht als zu stark.

Immer vorausgesetzt, dass das Vorfachmaterial in Ordnung ist, d.h. relativ neu, kühl, trocken und vor allem dunkel aufbewahrt und ohne Beschädigungen ist und die Knoten sauber gebunden sind, ist Stroft GTM das Vorfachmaterial, dem ich am meisten vertraue. Bei Stroft FC1 würde ich das Vorfach etwas stärker wählen, vielleicht 0,15-0,17 statt 0,12-0,14 (GTM).

Nach meiner obigen Analyse würde ich wie gesagt daran arbeiten, das Anhiebverhalten zu optimieren. Das kann man sehr gut und leicht üben und ist im Vergleich zu Geräteexperimenten ohne großen finanziellen Aufwand zu realisieren.

Gruß
Harald
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Martin 1960
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Enrico, hallo in die Runde dieses Threads,
ich wünsche Euch einen guten Morgen.

Die anderen Fliegenfischer habe schon das Wichtigste beschrieben.

Eine Anmerkung möchte ich noch machen.
Vorfachbruch beim Anhieb, kann auch an einem zu schlechtem Winkel zwischen Rutenspitze und Schnur liegen.
Ist der Winkel deutlich kleiner als 90°, dann wird keine Rute zuverlässig "abfedern".
Je näher die Schnur am Rutenblank ist, desto kleiner ist der Winkel und somit kann die Kraft in der Schnur schlechter auf die Rute übertragen werde.
Dann ist es egal, ob die Rute gerade #5 oder #4 ist.

Gelehrt wird ja häufig die Rute, beim/nach dem Anhiebe hoch aufrecht zu halten.

Oft lassen das aber die Örtlichkeiten nicht zu, dann muss die Rute beim Anhieb horizontal geführt werden.
Der berühmte "grüne Tunnel" ist zum Beispiel so eine örtliche Gegebenheit.

Ein Anhieb kann sogar mit einem dosierten Zug mit der "Schnurhand" gesetzt werden, ohne die Rute viel zu bewegen.

Wichtig für einen "sitzenden Anhieb" mit "geringem Kraftaufwand" ist auch ein scharfer Haken.
Gerade Fliegen die schon laaange in der Fliegendose auf ihren Einsatz warten, neigen dazu stumpf zu sein.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
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Spiegelkarpfen
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Spiegelkarpfen »

Guten Morgen Leute! :D
Wow! Das ist ja Irre wie schnell ihr seid! Mein Nickname hab ich aus der Feuerwehr, aber das kann mal ein eigener Thread werden... :)
Eure Erklärungen klingen durchaus stimmig. Ich hab Jahre lang auf Hecht mit KuKö und KöFi geangelt. Da war ein ordentlicher Anhieb wichtig. Ich achte auch immer darauf das beim FliFi keine Schnurbögen enstehen und die Spitze zum Köder zeigt. Halt wie beim Spinnfischen, die Wege kurz halten um den Kontakt zu fördern. Und wenn ich dann noch aufgeregt war weil das erste Mal der Schwall etwas größer war... Dann könnte da vielleicht zuviel Kraftübertragung entstehen. Die Vorfächer sind alle erst ein Jahr alt. Ich beziehe immer über Stroft/WaKu direkt. Auch auf Knoten versuche ich zu achten. Dadurch das dass werfen manchmal noch etwas holprig ist, haste sowas öfters mal...
Ich war am Sonntag nochmal da. War ein absoluter Katastrophentag. Der Wind hat meine Würfe zusammenbrechen lassen...ich war eigentlich nur am entknäulen. Dann kurz windstill: Erster Wurf, Biss, Haken saß nicht. Danach zogen die Döbel an meinen Fliegen durch. Sie reagierten teilweise auf die Sedges, drehten dann aber ab. Ich vermute das es tatsächlich am 0.17mm Vorfach lag. Zu allem Überfluss hab ich meine Fliegendose liegen lassen und ein mir entgegengekommener Spinnfischer bewahrt sie jetzt sicherlich auf bis wir uns mal wiedersehen...(Es ist jetzt nicht so als hätte er mich nicht rufen können oder sie mir aufs Auto legen...wir waren die einzigen da.) Naja. Abhaken.
Vielen lieben Dank erstmal bis hierher!
Ich würde jetzt mal kurz mein Fazit ziehen:
- +- 0.14er Vorfächer sind vollkommen in Ordnung und üblich
- die Rute ist recht straff aber es ist machbar
- Das Verhalten beim Anhieb könnte der Knackpunkt sein, Spitze langsamer und gefühlvoller heben, nicht an der Schnur ziehen.
- Die konischen Vorfächer ruhig etwas derber kaufen, dann Ring, dann feines Vorfach
- Wurfstile für den Nahkampf erlernen

Ich danke euch für eure Hilfe und wünsche euch einen tollen Start in die Woche!!!
LG Enrico :daumen
"Dieses Fliegenangeln macht doch hier keinen Sinn. Hier gibt´s keine Forellen!"
orkdaling

Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von orkdaling »

Moin,
ja Tage und Leute gibt es ..., abhaken!
Du schreibst :
" Erster Wurf, Biss, Haken saß nicht. Danach zogen die Döbel an meinen Fliegen durch. Sie reagierten teilweise auf die Sedges, drehten dann aber ab. Ich vermute das es tatsächlich am 0.17mm Vorfach lag."
Hab zwar keine Døbel die letzten 20 Jahre gesehen, gibt es hier nicht ,klimatsich bedingt, aber hab ja reichlich darauf gefischt in jungen Jahren.
Stimmt das vor allem grøsse Døbel scheu sind, ob es die 0,17mm waren oder aber ob die Fliege schlecht præsentiert war oder einfach das nach dem ersten Fisch (der nicht hing) die schlauen Døbel den Braten rochen - alles møglich.
Sehr oft hilft nur ein Fliegenwechsel wenn die Fische mit einem Muster schlechte Erfahrungen gemacht haben. Nicht nur der eine vergræmte!
Selbst ein vom Blech vergræmter Fisch nimmt hinterher oft einen Wobbler. Nicht nur Døbel, auch Bafo, Mefo, Lachse. deshalb schleppen die ja kistenweise mit hahahaha.
Manchmal hab ich auch nur die Farbe gewechselt und schon war die Fliege bei gleichem Muster/Grøsse wieder interessant.

Aber nochmal zur Vorfachstærke, ok damals bin ich als Knirps noch mit Grashuepfer und Junikæfer treibend an 0,20 bis 0,25mm losgezogen aber das hat Rotfedern und Døbel sowie Bafo nicht abgehalten, zumindest nicht die halbwuechsigen 0,35cm Døbel, die grøsseren war auch da vorsichtiger und schlugen erst in der Dæmmerung oder welligem Wasser zu.
"Die konischen Vorfächer ruhig etwas derber kaufen, dann Ring, dann feines Vorfach"
Ich hab noch nie Ringe benutzt, immer nur den doppelten Grinner, egal ob an 0,15 oder 0,35 Spitze - unauffællig und dort bleiben auch keine Pflanzenfasern hængen wenn richtig abgeschnitten wird.
Aber was heisst "derber"? zu gross darf der Unterschied auch nicht sein. Erstens schlechte Præsentation, Abrollverhalten und zweitens zu ungleiche Dehnfæhigkeit. Fuer mich ist daher bei 0,05mm Schluss. Selbst bei Vorfæchern im Meer oder der Lachsfischerei klappt das mit 0,35 an 0,40 aber eine Abstufung auf 0,30 wære zuviel, dann ist "Peng" vorprogrammiert.
Und so sehe ich es auch bei den Stærken 4x oder 5x, die Abstufung muss schon passen a) von Tragkraft/Dehnung wie auch b) Længe und Durchmesser des Tippet damit du richtig præsentieren kannst, die Fliege aber auch nicht furcht und das Abrollverhalten nicht negativ beeinflusst wird.
An ein gezogenes Vorfach mit 0,18 oder 0,22mm kannst du deshalb keine 1,5m Tippet von 0,14mm binden, da bleibt die die Muecke in der Luft stehen wenn es nur etwas windet.
" Spitze langsamer und gefühlvoller heben, nicht an der Schnur ziehen."
Sicher falsch verstanden - doch, statt Abschlag einfach mit der Schnurhand ziehen, besonders dann wenn die Schnur/Vorfach gestreckt auf den Fisch zeigen ist das vøllig ausreichend. Wenn dagegen die Schnur im Bogen liegt (ungewollt oder gewollt / Præsentation bzw Menden) dann bleibt es nicht aus das du auch mal etwas mehr mit der Rute arbeiten musst, sagen wir mal - auf die Dosierung- kommt es an.

Na dann viel Erfolg mit den Dickkøpfen
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Harald aus LEV »

Spiegelkarpfen hat geschrieben: 04.10.2022, 09:01
Ich würde jetzt mal kurz mein Fazit ziehen:
- +- 0.14er Vorfächer sind vollkommen in Ordnung und üblich
An Deiner Stelle würde ich ein auf 0,14 verjüngtes Vorfach verwenden. Wenn dann bei den von Dir verwendeten 2,40 m der erste halbe Meter verbraucht ist durch Abrisse/Fliegenwechsel, würde ich daran einen Ring hängen, der etwas mehr Tragkraft wie Deine Schnurspitze hat und dann ein Stück 0,14er anknoten. Dasselbe dann noch mal mit nem 0,12er Vorfach und gut ist. Ich kann Dir aus den Erfahrungen an meinem Bach (sehr klares Wasser) bestätigen, dass ein 0,17er Vorfach den Döbeln wie ein Tau vorkommt. Sie sind wesentlich vorsichtiger beim Take als z.B. Forellen.
Und was mich dabei besonders fasziniert, ist die Art uund Weise, wie sie die Fliege verschmähen. Da ist kein nervöses Ausweichen oder wegschwimmen. Nein! Sie stehen stoisch auf der Stelle bewegen leicht und kaum wahrnehmbar die Flossen und die Fliege gleitet an ihnen vorbei. Das sieht fast schon aus, als ob sie eher total gelangweilt sind.

- die Rute ist recht straff aber es ist machbar Die Rute ist schon OK und wird Dir bestimmt viel Spaß machen.
- Das Verhalten beim Anhieb könnte der Knackpunkt sein, Spitze langsamer und gefühlvoller heben, nicht an der Schnur ziehen.
Ich denke, bei einer Entfernung von 4 Metern, wie Du schreibst - besonders wenn keine lose Schnur im Wasser ist -, reicht wirklich nur ein kleiner Schwipp, der nicht zu hart ausgeführt wird. Aber nicht einfach langsam etwas ziehen, sondern schon sofort kurz und knackig an der Schnur ziehen, aber wirklich nur kurz und dosiert. Oder ein kurzer Anschlag über die Rute. Aber auch hier nur kurz aus dem Handgelenk. Einfach mal ausprobieren.
- Die konischen Vorfächer ruhig etwas derber kaufen, dann Ring, dann feines Vorfach
Hierzu s. oben
- Wurfstile für den Nahkampf erlernen Bei den Entfernungen reicht oft nur ein kurzer Schwipp mit der Rutenspitze. Auch hier einfach mal ausprobieren. Am Besten ohne Fliege bzw. Fliege bei der der Haken abgekniffen ist, die nicht so gut im Gestrüpp hängen bleibt. :D

Ich danke euch für eure Hilfe und wünsche euch einen tollen Start in die Woche!!!
LG Enrico :daumen
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Harald aus LEV
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Harald aus LEV »

Es gibt noch eine Möglichkeit, die bei Döbeln manchmal gut als letztes Mittel angewendet werden kann.
Wenn die Burschen alles andere verschmähen, dann nimm eine beschwerte Nymphe, die ruhig etwas rustikal sein darf und werfe sie knapp neben einen am Rand stehen den Döbel. Möglichst in Kopfhöhe oder knapp dahinter. Sie soll nicht apart auf dem Wasser aufsetzen, sondern mit einem richtigen Plumps ins Wasser tauchen (evtl. Tuck-Cast). Das reißt ihn oft aus der Lethargie und er wird neugierig, dreht sich nach der in die Tiefe trudelnden Nymphe um und häufig verfolgt er sie dann und nimmt sie.
Einen Versuch ist es wert.

Gruß
Harald
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orkdaling

Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von orkdaling »

Moin nochmal,
>Da ist kein nervöses Ausweichen oder wegschwimmen. Nein! Sie stehen stoisch auf der Stelle bewegen leicht und kaum wahrnehmbar die Flossen und die Fliege gleitet an ihnen vorbei. Das sieht fast schon aus, als ob sie eher total gelangweilt sind.<
Wenn es so ist, dann liegt es ja wohl nicht an der 0,17 , nø dann wuerden sie auch bei 0,14 so gelangweilt stehen.
Døbel sind nun mal scheu aber eben auch ein neugieriger Allesfresser. Wenn sie diese Fliege nicht hervor lockt dann vielleicht ein Streamer, oder eine gezupfte Nympfe, schliesslich fressen die ja auch Kirschen oder Wuermer oder Fischbrut, selbst kleine einplumsende Frøsche, vom Geæst fallende Kæfer.
Ich erinnere mich daran, wenn alles versagte, keine kuenstliche Fliege, keine echte Heuschrecke und selbst die Spinner der Blechheinis verschmæt wurden, dann fing man richtig grosse Fische in dem man Algen/Moose auf sie zutreiben liess, so wie man auch Nasen ueberlistete. In den Algen sind Eier von Schnecken, Fischen, Larven.
Es kann also sehr verschiedene Ursachen haben warum die Brueder so gelangweilt stehen.

Selbst wenn der Køder aus einer anderen Richtung wahrgemommen wird kann es sein das sich einer der Neugierigen auf macht um das zu untersuchen.
Schon lange stehende Fische, die sicher oft auch mit duennsten Schnueren angewurfen wurden, vielleicht mehrfach tæglich, stumpfen irgendwann ab aber schlagen zu wenn der Køder aus einer ungewøhnten Richtung kommen. Selbst die Ænderung der Einholgeschwindigkeit ist oft der Ausløser.

Muss in diesem Fall nicht sein, wollte nur mal zeigen was es alles fuer Ursachen (neben Vorfach) haben kann.
Ich habe weder frueher als ich in der Region (Sued Harz /Kyffhæuser) auch nicht in meiner Berliner Spree und Havel Zeit unter 0,15mm gefischt, meist brachten die Muster/Farbenwechsel den Erfolg. Trocken 0,15, bei Streamer eher 0,20mm.

Muss man wohl eher von Fall zu Fall betrachten, zunæchst wuerd ich einfach mal den Køder wechseln und dann sieht man ob die Neugier entwickeln.
Ist ja bei Nasen, Æschen, Bafo nicht anders.
Gruss Hendrik
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von Spiegelkarpfen »

Hallo Leute!
Da waren wieder viele wertvolle Hinweise dabei!

@Harald aus LEV
Das mit den Nymphen klappt ganz gut. Aber mir ist schon aufgefallen das sie im Freiwasser hängen müssen. Die orientieren sich nicht so am Boden.

@Orkdaling
Das mit dem Vorfach ist ein super Argument. Ich hatte am Sonntag noch nen Vorfachrest von ca. 1m. Da hatte ich nen Ring dran mit ca. 1m 0.16mm Tippet. Vielleicht ließ es sich deswegen so Kacke werfen. Jetzt wo ich es lese wirkt es irgendwie so als könnte es gar nicht funktionieren. :D
Ich finde das Thema Vorfach wird für Anfänger auch irgendwie unzureichend in der Literatur erklärt. Wenn dann findet es nur kurz Beachtung. Ich habe manchmal den Eindruck das davon ausgegangen wird das man sowas weiß...
Warum gibt es eigentlich auch so sehr lange Vorfächer? Hat das mit dem Werfen oder der Scheuchwirkung zu tun. Ich stelle mir halt vor das sich ein sehr langes Vorfach von (keine Ahnung, zum Beispiel) 3m sehr schlecht werfen lässt.

Welche Knoten benutzt ihr eigentlich? Ich nehme den einfachen Clinch-Knoten mit 5Umschlägen.

Vielen lieben Dank für eure Zeit und einen tollen Start in die Woche!!
LG Enrico
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von FlyandHunt »

Hallo Enrico,

bei 0,14mm nehme ich auch den normalen Clinchknoten, meist aber minimum 7-8 Umschläge.

Lange Vorfächer machen da Sinn, wo ich auch weiter werfen kann.
Ein 14 Fuß Vorfach könntest du kaum mit dem bisschen Schnur transportieren, weil der Anteil Schnur zu Vorfach zu klein ist.
An Österreichischen Gebirgsflüssen fische ich teil 18 Fuß Vorfächer. Da kann ich aber auch viel mehr Schnur werfen und der Transport und der Wurf funktioniert wieder.
Der Vorteil von langen Vorfächern ist dann einfach, dass das Vorfach nicht so einfach von der Strömung gepackt wird und die Fliege somit mehr Zeit im Wasser hat.
Sollte das nicht funktionieren muss man "Trick" Würfe oder viel mit Menden arbeiten.

@Hendrik habe noch die Kraut an meinem Tippet-Ring gehabt. Die kleinste größe von Stroft macht da keine Probleme.

Grüße
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von pitt »

Moin

In dem Buch von Hans Eiber wird das Thema Vorfach ziemlich gut dargestellt. Auch hier https://globalflyfisher.com/search/node/leader findet man sehr anschauliche Informationen zu dem Thema, oder auch hier https://alpenforelle.ch/vorfach-fliegen ... -forellen/
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Gruss
pitt
orkdaling

Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von orkdaling »

Ja Enrico, da hast du recht,
das Vorfach und die Bedeutung fuer den Transport der Fliege, auch passend zum Wurfstil, in Verbindung mit WF oder SK oder gar Polyleader, wir sehr stiefmuetterlich behandelt. Hahaha, die wollen ja auch Ruten und Rollen an den Mann bringen.
Muss man sehr komplex sehen denn 4m oder 40m breit ist eben ein Unterschied. Auch ob du trocken, nass fischt. Streamer, beschwerte Fliegen...
Wichtig ist aber das du nur mit den richtigem Vorfach deine Fliege transportieren kannst. Ein 15 oder 18ft gezogenes passt halt nicht an einen sinkenden Poly, da reicht 1m Mono.
Auch kannst du solche langen Dinger nicht an eine kurzkeulige Schnur knuepfen und dann eine relativ grosse Fliege gegen den Wind werfen.
Dagegen sind Methoden wo du die Leine ausrollst, samt Vorfach und eher kleinen Fliegen, ziemlich gut geeignet.
Auch wegen der Scheuchwirkung oder dem Spiel der Fliege nutzt man lange verjuengte Vorfæcher.

Das Thema ist also so komplex, da solltest du dich wie hier vorgeschlagen belesen, oder wir muessen einen eigenen Faden dazu aufmachen.

Zum verbinden zweier Schnuere nutze ich den doppelten Grinner. Die Spitze (Durchmesser/Længe) ist abhængig von Belly, der Abstufung des Vorfachs und kann also zwischen 30cm und 80cm liegen.
Logisch, wenn die 30cm ,die dein 8ft Vorfach hat, verbraucht sind knotest du solch eine Spitze an.
Wuerdest du da 1m anknoten klappt die Masseuebertragung nicht, vielleicht noch bei Rueckenwind, sonst steht die Fliege in der Luft und fællt wie ein Fallschirm runter.
Das ist selbst bei den schweren Geschuetzen so. Wenn ich ein 15ft 0,40mm Lachsvorfach verlængere dann auch nur mit max 1m 0,35 sonst geschieht das dabei genau so.
An einen Polyleader der auf 0,50 endet kann man halt nicht sofort 1,5m 0,35 anbinden. Es geht, wirft sich aber bescheiden und kostet Weite.
Nicht anders ist es bei der EH Fischerei, nur fischt man da seltener mit solchen Kalibern, hat ja auch andere Bedingungen (Fluesschen/Bæche) und darum wird da selten darauf eingegangen.
Wichtig ist aber immer (egal ob EH, DH, WF,DT oder Poly) das hintere Ende muss zur Spitze der Fliegenschnur passen, muss im Gewicht,Durchmesser,Steifheit harmonieren.

Also belesen und dann gezielt Fragen stellen , sonst schreiben wir uns hier die Finger wund.
Gruss Hendrik
FlyandHunt
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Re: Die richtige Wahl des Vorfachs

Beitrag von FlyandHunt »

Das machst du doch so oder so Hendrik :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Mein Tipp für Anfänger: gezogenes Vorfach Rutenlänge bis 1 1/2 fache Rutenlänge.
Das funktioniert. Punkt.

Ab da kannst du dann testen und verfeinern.

Grüße
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