Der RICHTIGE Wurf

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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orkdaling

Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von orkdaling »

Moin,
hier mal ein Bild wo eine Menge Leine zu sehen ist, im D-Loop und vor dem Fischer auf dem Wasser liegend.
1236057_10153200887390328_781774712_n.jpg
1236057_10153200887390328_781774712_n.jpg (36.6 KiB) 1409 mal betrachtet
Hab dieses DH Bild nur gewæhlt weil man sehen kann wieviel Leine vor dem Fischer, also nicht im D-Loop sein kann.
Geht mir nun nicht darum ob die Leine vor dem Werfer einen Widerstand bildet der die Wurfweite beeintræchtigen kønnte.
Da kann sein, besonders wenn die Leine eine Sinkrate oder Poly besitzt und sich damit noch unter der Oberflæche befinden kønnte.
Geht auch nicht darum wo der richtige Ankerpunkt liegt weil das je nach verwendeter Leine /Profil erheblich unterschiedlich sein kønnte.

Das ist natuerlich bei EH Speywuerfen nicht anders, es gelten ja die physikalischen Gesetze ueberall.
Das kann man hier sehen, der Werfer macht sich eigentlich keine Gedanken wieviel Leine vor ihm verbleibt, wo genau der Ankerpunkt liegt.
https://youtu.be/FLPS9qriwww
Und da wæren wir beim richtigem Wurf.
Wenn es aus Platzgruenden nicht møglich ist mit Uebekopf zu fischen, wenn ein Roll- oder Speywurf angesagt ist, dann wuerde das auch mit der Leine gehen die wir bei Ueberkopf verwenden.
Viel besser aber wenn wir eine Leine nutzen die ein Profil besitzt wobei sich die Wurfmasse genau in dem Bereich hinter der Rutenspitze bis Anker befindet. Anderenfall mussten wir ein erheblich grøsseres D-Loop bauen um genuegend Masse darin zu haben und wir muessten auch darauf achten das wenig Leine ankert und uns durch die Adhæsion die Wurfweite klaut.
Genau darum haben wir Single Spey Leinen als Alternative zu WF Leinen oder zb Coastal Schusskøpfen.

Egal ob der richtige Wurf nun EH-Single Spey oder Speycast oder Air Snake heisst, erst das Zusammenspiel von richtiger Rute - Leine - Wurfstil ergibt den richtigen Wurf. Und sogar Fliegen (Gewicht/Volumen) und Vorfachlængen, evt. Polyleader entscheiden darueber welcher Wurf angebracht ist.
Gruss Hendrik
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Thomas E.
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Thomas E. »

orkdaling hat geschrieben: 18.12.2022, 10:24 Egal ob der richtige Wurf nun EH-Single Spey oder Speycast oder Air Snake heisst, erst das Zusammenspiel von richtiger Rute - Leine - Wurfstil ergibt den richtigen Wurf. Und sogar Fliegen (Gewicht/Volumen) und Vorfachlængen, evt. Polyleader entscheiden darueber welcher Wurf angebracht ist.
Moin Hendrik,

stimmt schon...
nur brauchen viele beim z.B. Forellen-/ Äschenfischen am Bach/ Fluss diese Wasserwürfe sehr selten, das sie meist Überkopf werfen (können).

Ich werwende in Kl. 4/5 meist normale WF- Schnüre und ein selten mal notwendiger "static roll cast" auf 12m+ geht mit jeder Leine einfach.
Diese speziellen D- Cast Schnüre sind auch oft zu schwer für die angegebene Klasse, wenn man sie Überkopf wirft.
Ein gutes Beispiel dafür ist u.a. die RIO Single Handed Spey line.
Gruß
Thomas Ellerbrock
orkdaling

Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von orkdaling »

Moin,
ja das stimmt wohl - man muss eben sehen wann und wo man was braucht.
Es gibt aber auch schon SH Spey Leinen runter bis #3.
Und man muss schon aufpassen welches Profil die haben, das Front Taper kann sehr verschieden sein.
Macht ja auch Sinn, ein kuerzeres FT læsst sogar Streamer transportieren, længere eher was kleineres.
Ganz krass bei DH Leinen , von 6ft bis 32ft Front Taper ist alles zu bekommen. Was sich natuerlich dann auch im gesamten Profil bzw der Masseverteilung bemerkbar macht.
An eine Leine mit eher gleichmæssiger Masseverteilung und kurzen FT kann noch ein Poly bei Bedarf ran, aber bei solchen mit superlangen und sehr leichten FT geht das nicht.

Richtig ist auch das diese Spey oder auch Switch -leinen fuer die Unterhandwuerfe so aufgebaut sind das die erforderliche Wurfmasse sich auf das Hauptbelly konzentriert, dadurch braucht man nur ein kleines D-Loop.
Aber der Rest der Leine hat ja auch noch Gewicht und selbst bei einer #5 sind das ja 1g/Meter.
Man kønnte es auch so sagen, wenn die Wurfmasse im Belly zur Rute passt, dann verursacht das FT ein Mehrgewicht (1-2 AFFTA)
Solange ich damit Unterhand werfe ist das wurst egal, aber nutze ich die Leine dann Ueberkopf kann es schnell zu viel fuer die Rute werden.

Nur mal als Beispiel.
Meine EH#7er werfen alle mit 17g Ueberkopf, bei Swichtbetrieb, also mal Ueberkopf mal Unterhand je nach Bedingungen kommt eine Spey Lite mit 300gr = 19g drauf. Bin ich am Fluss unterwegs und werfe ausschliesslich grøssere Tuben und das Unterhand dann kommt eine 330 gr Leine drauf , also 21g. Bei langen FT sogar 360 = 23g Gesamtkeule. Das wære natuerlich zuviel im Uberkopfbetrieb mit den EH#7.

Man kann sich das auch anders herum vorstellen.
Nehmen wir mal eine DT #5 und gehen davon aus das sie konform ist und bei 9,14m auch 9,1g hat.
Wedle ich mit dieser Rute dann ziehen diese 9g an der Spitze wenn die Schnur gestreckt ist. Die Rute arbeitet gut.
Nun mache ich einen Rollwurf und habe die Schnur in so einen Loop und vielleicht dabei 2 Meter Leine vor den Fuessen auf dem Wasser.
Ergebnis - die 2 g fehlen mir um meine Rute ordentlich zu nutzen. Bleibt nur mehr Kraft/Geschwindigkeit ein zu setzen.
Das ist ja auch der Grund warum viele FF ,wenn sie keine geeignete Leine haben aber vorwiegend wegen enger Verhæltnisse Unterhand/Rollwurf machen muessen, eine WF mit einer Klasse drueber fischen, somit das fehlende Gewicht im Loop ausgleichen.

Keine Ahnung wer das mal gebracht hat aber es stimmt: "wir werfen keine Klassen, wir werfen Gewichte".
Die muessen zur Rute aber auch zum Wurfstil passen sonst wir es nix mit dem richtigen Wurf.
Bei EH 3,4,5# und Ueberkopf fællt uns das nur nicht so sehr auf, die 2g kompensieren wir mit etwas mehr Geschwindigkeit oder etwas mehr Leine in der Luft. Darum hab ich mal das Beispiel mit der EH#7 gebracht, 17 oder 23g sind ein gewaltiger Unterschied.
Bei meinen DH #10 bewegen sich die Leinen von 38 - 52 g, natuerlich auch die Længen von Scandi Short 11,6m bis hin zu Long Belly 18m. Das hat dann zur Folge das ich die eine Leine nur Scandi-Unterhand werfen kann, die andere aber in der Spey Technik und auch da wird man mit Begriffen durcheinander gebracht - Long Belly Technik - Hybrid Technik - Traditionell Spey Cast - skandinavischer und amerikanischer Wurfstil, hahaha.
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
wie ich schon öfter geschrieben habe, sehe ich das genauso wie Thomas.
Für die meisten Bäche/Flüsse, die ich befische und wahrscheinlich auch die meisten in Deutschland und Umgebung ansässigen Flussfischer, reichen ganz normale Leinen aus. Damit werfe ich Überkopf, Seitwurf, Backhand, Unterhand statisch und dynamisch und manchmal im Tunnel zwischen Gebüsch auch Bow&Arrow. Besonders wenn es auf feine Präsentation und wenig Disturbance der Wasseroberfläche ankommt, sind diese Leinen klar im Vorteil.

Wenn man natürlich an den entsprechenden Gewässern fischt, für die die Schnüre gemacht sind, probiert man solche Schnüre aus.
Und natürlich habe ich auch Spezialschnüre für Urlaubssituationen. Aber da habe ich die Setups von Rute/Rolle ausprobiert und bleibe dabei. Da brauche ich nicht jedes Jahr nach einer neuen Schnur zu suchen, sondern verwende die, die sich bereits bewährt haben. Denn sonst hätte ich sie ja nicht behalten. :wink:
Da brauche ich nicht Stunden für Katalog und Internetstudium verschwenden und experimentiere auch nicht lange mit Spezialschnüren, sondern verbringe meine Zeit für, und versenke mein Geld lieber in andere Dinge.

Aber es möge jeder nach seiner Facon glücklich werden.

Gruß
Harald
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orkdaling

Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von orkdaling »

Moin Harald,
also sowohl in deutschsprachigen Raum , wie USA, UK, IS oder Scandium, Balticum und auch auf dem Balkan gibt es vergleichbare Bedingungen am Bach/Fluss.
Der Unterschied, Wuerfe und dazu geeignete Leinen und Rutenaktionen werden in all diesen Lændern mehr eingesetzt.
Es gibt auch viel mehr Marken sowohl bei Ruten wie auch Leinen bei den dortigen Hændlern oder im Vertrieb ueber www.

Richtiger Wurf (egal wie der nun genannt wird) in Verbindung mit Ruten und Leinen die durch ihre Aktion(Profli) dazu besser passen habe ich in einigen Kursen fuer Anfænger und Fortgeschritten beobachtet.
Wenn jemand pløtzlich einen Snake hin bekommt, mit einer Ruten/Leine-Kombi pløtzlich 5m weiter wirft, dann liegt das nicht an irgend welchen Spezialschnueren, nee das ist anderswo heutiger Standard!

Das hindert uns aber nicht daran das man ueberall mit alt hergebrachter Ausruestung auch erfolgreich fischen kann bzw das mancherort auch nicht anderes nøtig ist. Ort, Zeit, Bedingungen - weltweit !
Gruss Hendrik

Ach ja, man sieht hier ab und an Bilderchen von Bæchen wo angeblich nur eine 7,6ft gebraucht werden kann (Platzgruende).
Da kann aber auch eine durchschnittliche 9ft oder gar 10ft zum Einsatz kommen weil ein Wurf (Roll, Spey) weniger Platz als Wedeln erfordert.
Und selbst das præzise, feine Ablegen kann mit einer solchen Schnur mit viel længerem FT sehr gut erfolgen.
Nur mal wieder als Beispiel - eine durchschittliche DT hat 3-6ft Front Taper und die Leine selbst ist in #5 ca 1 - 1,3mm -Durchschnittswerte!
Ich habe Speyleinen #7 und die haben ein Front Taper was von 1,88 auf 0,88mm auslæuft allerdings 8m lang! Also unter der Klasse #5 bei DT/WF.
Aber wie geschrieben, man muss nicht alles mit machen, man braucht auch nicht alles haben, manchmal ist man damit aber weitaus besser aufgestellt.
orkdaling

Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von orkdaling »

Moin.
hier mal was zu einer RIO Leine https://farbank.com/products/rio-elite- ... anded-spey
wenn man sich die Tabellen ansieht, alle haben 33ft Gesamtbelly. davon entfallen 18ft auf das Front Taper und eine #5 wiegt 200gr/13g.
(bei 30ft sind es 12g, laut AFFTA duerfte sie da aber nur 9g wiegen)
Eine Spey Lite https://www.scientificanglers.com/produ ... ntegrated/ gibts nicht in 200 aber dafuer 210gr/13,6g was eigentlich wurst ist, aber der Unterschied, diese hat dann nur ein Gesamtbelly von 6,4m.
Der Unterschied von 10,1m zu 6,4m bei ca gleichem Gewicht (was aber gut 3g ueber AFFTA liegt!) zwingt den "Richtigen Wurf" an zu wenden.
Das diese Leinen ( die keine Spezialschnuere sondern Standard fuer solche Wuerfe sind) diese aber immer ueber den AFFTA Werten liegen, ist nicht zufællig, weil die keine Ahnung haben oder weil man die Ruten heutzutage angeblich falsch klassifiziert, nee das ergibt sich aus den physikalischen Gesetzmæssigkeiten die nun mal bei Roll- oder Speywuerfen gelten.

Es gibt hier FF denen wurde von namenhaften Hændlern eine EH Spey Leine angeraten die sich im Gewicht an AFFTA hælt, nur mit dem Ergebnis das sie das Teil nicht geworfen bekamen - weil diese Gesetzmæssigkeiten nicht beruecksichtigt wurden.
Es gibt hier im Forum FF die æhnliches bei den DH erlebt haben, nach einem Schnurtausch (meiner Meinung nach) passender Scandi fuer ihre Rute drauf, warfen sie locker und entspannt im Unterhandstil und konnten sofort ca 5m Running mehr folgen lassen.
An beiden Beispielen læsst sich erkennen das es einen Zusammenhang zwischen Richtigen Wurf und dafuer vorgesehener, besser gesagt geeigneter Ausruestung gibt.
Gruss Hendrik

Hatte vorher Beispiele mit einer #7 Rute gebracht und Gewichte dabei genannt, nur um das zu verdeutlichen:
Egal ob ich eine LPX oder Scott am Start haben, beide werfen mit einer Coastal #7 sehr gut.
Diese WF hat 9,8m Kopf mit 17,5g und dazu eine Handlingszone von 4m - perfekt fuer Ueberkopf oder eben der Richtige Wurf damit møglich!?
Nun kann ich am Bach nicht wedeln und lege oben erwæhnte Spey Lite mit 300gr/19g drauf - dieser hat uebrigens 7,4m - passt perfekt.
Selbige Ruten kann ich auch bei entsprechenden Bedingungen (wenig Wasser) am Fluss einsetzen, nur ist es dann ein SA Scandi Short oder GL Power Taper und diese habe zwischen 8,9m und 11,2m Bellylænge und bringen dann 21g mit.
Der Unterschied, diese werfe ich nicht Ueberkopf, auch nicht im Switchcast sondern ausschliesslich im Scandi Unterhandstil auf grund ihres Profils bzw Masseverteilung. Diese Leinen und deren Gewichte sind nun mal nicht fuer Ueberkopf gedacht.
Diesen hier møchte ich auch nicht mit einer #7 ueberkopf wedeln https://up.picr.de/44889417xz.jpg
Und schon gar nicht unter solchen Bedingungen https://up.picr.de/44889428wo.png
denn da ist sogar eine WF #5 (Ueberkopf und Switchcast) passender fuer Bafo/Mefo .
Sicher auch eine #4 aber das Problem, da gehen von Juni-Aug. auch Lachse rein und so schnell kann ich nicht ueber Steine springen wie die 50 oder 100m hinter sich bringen, hahaha.
Wie die Wuerfe heissen ist doch letzendlich wurst, intern. haben sich Begriffe durchgesetzt damit wir uns darueber verstændigen kønnen.
Aber wichtiger noch, Richtiger Wurf immer in Verbindung mit richtiger Ausruestung, alles andere ist doch fachchinesisch.
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Harald aus LEV
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Jörn,
das hat mit Aufgeschlossenheit ja oder nein überhaupt nichts zu tun.
Ich verstehe nur nicht, warum hier teilweise so getan wird, als ob man immer und überall Unterhand mit irgendwelchen superkurzen, überschweren Schnüren werfen muss.
Wo gibt es in Deutschland und den angrenzenden Gebieten Flüsse wie in Norwegen, Nordschweden, Alaska oder Kanada in denen Unterhand oder gar Skagit geworfen werden muss?
Die meisten Flüsse, die ich in Deutschland und den angrenzenden Ländern kenne, können sehr gut mit Überkopf-und Seitwürfen befischt werden. Und wo das nicht der Fall ist, kommt man i.d.R. mit Roll- oder Switchwürfen durchaus ans Ziel. Und dass mit DT oder moderaten WF- Schnüren. Wozu die Bazooka rausholen, wenn's auch anders geht?
Dazu muss man nicht die Werbekataloge auswendig lernen und ständig zitieren. Man geht einfach ans Wasser und setzt sich mit der Situation auseinander.

Gruß
Harald
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Hendrik,
orkdaling hat geschrieben: 18.12.2022, 20:11
Moin Harald,
also sowohl in deutschsprachigen Raum , wie USA, UK, IS oder Scandium, Balticum und auch auf dem Balkan gibt es vergleichbare Bedingungen am Bach/Fluss.
Gruss Hendrik
das wage ich zu bezweifeln. Solche Extremverhältnisse, wie du sie schilderst und durch Fotos dokumentierst, kenne ich in Mitteleuropa nicht, obwohl ich leider zugeben muss, dass ich nicht jedes mitteleuropäische Gewässer kenne. :wink:
Natürlich gibt es auch hier Gewässer, an denen man schweres Gerät auffahren muss. Ich erinnere nur den Rhein. Aber gerade hat sich gezeigt, dass man mit den schweren Köpfen nur stromab fischen kann. Sobald man in der reißenden Strömung quer wirft, treibt der Kopf wie ein Stück Totholz ab. Die Drift ist durch die dünne Runningleine weder zu korrigieren noch zu steuern.
Was ich in den Diskussionen häufig vermisse sind 2 Punkte.
1.
Der Wurf dient dazu die Fliege zum Ziel zu bringen. Aber der Wurf allein ist nicht alles. Genauso wichtig ist es, nach dem Wurf die Drift zu kontrollieren und die Fliege verführend anzubieten. Viele Gewässer hier beherbergen nicht so viele Fische, wie Lachsflüsse zur Zeit des Aufstiegs. Dort ist es egal, welchen Fisch man überlistet. Irgendeiner wird schon beißen.
Hier hast Du aber häufig nur den einen oder vielleicht 2-3 Fische, die Du überlisten musst. Da muss die Fliege schon genau dorthin kommen, wo der Fisch steht. Und dazu benötigst Du die Möglichkeit, die Drift zu beeinflussen.
2.
Die Gewässer hier sind meist stark befischt und die Fische entsprechend vorsichtig. Die weit verbreitete C&R-Praxis führt dazu, dass die Fische noch scheuer geworden sind. Eine Forelle, die 2-3 mal zurückgesetzt wurde, hat das sehr genau im Memory gespeichert.
Da kommt es darauf an, möglichst wenig Unruhe ins Wasser zu bringen!
Das geht mit einem gezielten Überkopfwurf, bei dem Vorfach und Fliege sanft auf dem Wasser abgelegt werden, halt besser, als mit einem Unterarmwurf, bei dem erst Bestandteile der Schnur im Loop aufs Wasser klatschen, bevor das Ganze herausgerissen wird und in Richtung Fisch geworfen wird.

Gruß
Harald
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Hendrik,
orkdaling hat geschrieben: 18.12.2022, 20:11 Ach ja, man sieht hier ab und an Bilderchen von Bæchen wo angeblich nur eine 7,6ft gebraucht werden kann (Platzgruende).
Da kann aber auch eine durchschnittliche 9ft oder gar 10ft zum Einsatz kommen weil ein Wurf (Roll, Spey) weniger Platz als Wedeln erfordert.
Ich befische teilweise Bäche, sie so stark zugewachsen sind, dass Du mit einer 6'6" oder 7'0"-Rute nur mit Unterhandwürfen arbeiten kannst. Das zum Teil in gebückter Haltung mit dem Rutengriff kurz über der Wasseroberfläche und die Rutenspitze nicht nach oben, sondern zur Seite. Hier gilt es möglichst nah und "weich" neben dem Körper zu Wassern, damit keine Unruhe ins Wasser kommt. Sonst kannst Du gar nicht so schnell sehen, wie die Fische flüchten. Da möchte ich mal jemanden mit ´ner 9ft oder 10ft Rute sehen.
Einmal bin ich an einen bislang unbekannte kleinen Fluss gekommen und wusste nichts von den Gegebenheiten. Ich hatte nur meine 9ft-Rute dabei. Die konnte ich nicht einmal halten. ohne mit der Spitze im Geäst zu stochern. Ich habe dann die beiden unteren Rutenteile im Auto gelassen, die Rolle in die Tasche gesteckt, und nur mit den beiden oberen Rutenteilen gefischt. War zwar ungewohnt, hat aber funktioniert. Und Fische habe ich so auch gefangen.

Was ich damit sagen will ist, dass Unterhandwürfe durchaus Sinn ergeben dort, wo man sie benötigt.
Aber es muss nicht zwingend ständig Unterhand geworfen werden, wenn man mit Überkopf- und Seitwürfen zum Ziel kommt.
Wie gesagt sollte dem Aspekt der Beunruhigung des Wassers und der Scheuchwirkung auf die Fische mehr Aufmerksamkeit gezollt werden.
Der Fischer, der nach Dir an diese Stelle kommt, sollte dieselbe Chance auf einen Fisch haben, wie Du. Hat er aber nicht, wenn Du zuvor das Wasser umgepflügt hast.
Teilweise habe ich das Gefühl, dass dies teilweise vergessen wird.

Gruß
Harald
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Thomas E.
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Thomas E. »

Harald aus LEV hat geschrieben: 19.12.2022, 11:23 Dazu muss man nicht die Werbekataloge auswendig lernen und ständig zitieren.
:lol:

Da fällt mir jetzt gerade der mehrfach genannte Begriff "Seitenstabilitæt" ein.
In Bezug auf die Eigenschaften von Ruten habe ich den bisher nie gehört, woher kommt der und was genau soll damit gemeint sein ?
Gruß
Thomas Ellerbrock
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pitt
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von pitt »

Hallo Thomas (natürlich Thomas, was für fauxpas)

Aber sicher hast Du :mrgreen: siehe z.B. Herstellerausführungen zu Sage’s Konnetic HD oder Helios 3 :wink:
Zuletzt geändert von pitt am 20.12.2022, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
"Don't look through the keyhole of fly fishing"
Gruss
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Trockenfliege »

Ich verstehe darunter die möglichst geringe Tendenz der Rute, beim Entladen die gerade Linie zu verlassen, die Rutenspitze also beim Vorschwung ihren geraden Weg möglichst wenig verlässt.

Wenn eine Rute zB. auf der harten, wackeligen Seite die Ringe hat, möchte/wird sie sich immer beim Vorwärtswurf seitlich verdrehen, da die Schnur in der Situation " auf dem blank liegt". ( Beim Rückschwung hängt die Schnur unter dem blank in den Ringen).
Dieses Verdrehen der Rute, bzw. das "Entdrehen" bei der Entspannung führt zu einer Unwucht und die Rutenspitze verlässt mehr oder weniger ihre optimale gerade Bewegung.

Je stärker ein solcher Springpunkt/Overlap ist, desto mehr Auswirkung kann er haben.

Daher binde ich die Ringe immer auf die schwache, " faule" Seite, in der der blank gerne verbleibt.

Allerdings ist diese Überlegung für die Wurfpraxies weniger relevant, da sie vor allem für eine senkrechte Rutenführung ohne Verdrehen der Rute gilt, d.h. die Ringe müssen immer genau in Wurfrichtung zeigen.
Sobald man die Rute seitlich wirft und dabei leicht verdreht - die Rolle zeigt dabei leicht nach unten/ nicht mehr genau in Wurfrichtung - entfernt man sich von der optimalen Ausrichtung der Rute.

Für mich heisst optimale Seitenstabilität, dass der blank der Rute einen möglichst schwachen Springpunkt hat und die Ringe nicht auf der harten Seite liegen.
Ob das dann aber tatsächlich auch vorliegt, wenn ein Hersteller von guter Seitenstabilität spricht?
Und wieviel kann es letztendlich ausmachen für die Wurfgenauigkeit?


LG
Reinhard
Zuletzt geändert von Trockenfliege am 19.12.2022, 22:13, insgesamt 1-mal geändert.
Fliifi-Sepp
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Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Harald,

genau so ist es:
Harald aus LEV hat geschrieben: 19.12.2022, 12:17 Was ich damit sagen will ist, dass Unterhandwürfe durchaus Sinn ergeben dort, wo man sie benötigt.
Aber es muss nicht zwingend ständig Unterhand geworfen werden, wenn man mit Überkopf- und Seitwürfen zum Ziel kommt.
Wie gesagt sollte dem Aspekt der Beunruhigung des Wassers und der Scheuchwirkung auf die Fische mehr Aufmerksamkeit gezollt werden.
Der Fischer, der nach Dir an diese Stelle kommt, sollte dieselbe Chance auf einen Fisch haben, wie Du. Hat er aber nicht, wenn Du zuvor das Wasser umgepflügt hast.
Teilweise habe ich das Gefühl, dass dies teilweise vergessen wird.
Allerdings hat ein Fischer, der danach an die Stelle kommt, immer die schlechteren Chancen, auch wenn der vorige Fischer vorsichtig war. Aber der Fischer, der unvorsichtig ist, minimiert zuerst mal seine eigenen Chancen! Erfahrene große Fische werden sehr schnell vergrault.

Und Reinhard:
Gut erklärt!

LG Sepp
orkdaling

Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von orkdaling »

Moin,
Seitenstabilitæt oder auch Steifheit wird ausdruecklich durch Leif Stæfmo (Produktentwickler GL) oder Jan Eric Granbo (Granbo Fliegenfischerschule, das ist der der hæufig in den Wurfvideos weltweit zu sehen ist) in den Produktbeschreibungen erklært.

Ich wuerde es besser mit Verwindungssteifheit uebersetzen.
Um beim aktuellen Beispiel zu bleiben, weil ja eben nach Elevation und LPX gefragt wurde - Werbegeschwurbel

C.A.P M4.0™ bietet spektakuläre Leistung mit makelloser Wiederherstellung und einzigartiger Präzision. Die C.A.P-Technologie verfügt über ein komplexes axiales Muster (CAP), gepaart mit unidirektionalen Kohlefaser-Layups. In CAP werden Schichten von Kohlenstofffasern in unterschiedlichen Winkeln zueinander platziert, um die Festigkeit und Stabilität in alle Richtungen zu maximieren.

Ich hatte es mal an dem Vorlæufer(der LPXe) zur neuen LPX ( Chrome,Tactical )erklært.
Es geht nicht nur darum eine Rute schneller zu machen und ihr eine (wie auch immer gefertigte) schnellere Spitze zu verpassen, es geht darum den Blank in voller Længe so zu gestalten das eine andere Aktion entsteht. Durchgehend aber mit der Verwindungsfreiheit die es ermøglicht die Rute/Schnur in kleinem Radius zu bewegen und schnellst møglich in die Neutrale/Null- Stellung zurueck kommen zu lassen.
Das ist also bei Wuerfen mit Snake oder Cirkle besonders wichtig damit man ohne Verzøgerung/Timing in den finalen Wurf ueber gehen kann.

Wenn ich also die LPXe fische muss ich einen grøsseren Radius bewegen als mit der Chrome weil ich diesen dabei schneller ausfuehren kann.
Das ist bei den EH nicht anders als bei den DK Ruten.
Mit der LPXe wuerde ein Double Spey dort angebracht sein wo ich mit der Chrome mit einen Snake auskomme.
Dafuer eignet sich dei LPXe aber dank tiefer ladenden Unterteil selbst fuer Long Bellys, bei den Speywuerfen brauche ich weniger Seitenstabilitæt sondern eine gleichmæssige arbeitende Rute von Spitze bis Handteil.
Das merkt man auch bei EH, nicht so sehr beim Wedeln sondern wenn bei Unterhand kurze oder halt længere Profile bewegt werdern.
Und darum lege ich auf die LPXe die længeren Leinen die mit Single oder Double Spey geworfen werden. Die kuerzeren Bellys kann ich aber viel schneller und platzsparender mit Snake bewegen.
Gruss Hendrik

Ach ja, æhnlich beschreibt es zB CND bei ihren Modellen BV GT zu den Gravity (EH\DH) Rods
Bias Versa Technologie
Ein gutes Stangenrohlingsdesign hängt von der Kombination einer Reihe von Elementen ab: der Dornverjüngung; Modul und Festigkeit des Carbon-Prepregs; und die Schichten und die Dicke der Kohlefaser. Die beliebteste (und billigste) Methode beinhaltet eine direktionale Verlegung des Kohlenstoffs entlang der Länge des Rohlings. Bei den meisten hochwertigen Rohlingen wird eine zweite Schicht Kohlefaser um 90 Grad zur Längsschicht verlegt. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung der Leistung.

Die Stäbe Bias Versa und Gravity gehen mit einer neuen Technologie noch einen Schritt weiter. Mit Hilfe einer Nano-Pitch-Technologie können wir nun Kohlenstoffschichten mit einer Dicke von nur 0,5 mm anstelle von 1,2 mm aufbringen. Dies ermöglicht es, mehr Schichten hinzuzufügen und diese Technik gibt Ihnen ein ganz besonderes Gefühl eines leichten, knusprigen und schnellen Stabes, mit dem CND-Gefühl unten im Korken. Die ersten Schichten sind in der Längs- plus 90-Grad-Mode hergestellt. Dann werden mit der fortschrittlichsten Kohlefaserschneidemaschine in Kombination mit den höchsten technischen Fähigkeiten die Schichten geschnitten, wobei die Kohlefasern auf einer 45-Grad-Vorspannung liegen. Darüber hinaus werden die letzten Schichten auf einer entgegengesetzten 45-Grad-Vorspannung geschnitten.

Diese mehrschichtige Konstruktion erzeugt einen Stab, der sehr leicht ist, extrem gerade wirft und sich außergewöhnlich schnell erholt. Diese Kombination aus modernster japanischer Kohlefaser in Verbindung mit den fortschrittlichsten Schneid- und Verlegetechniken, die heute verfügbar sind, hat die wirklich großartigen Gravity-Stäbe hervorgebracht.
Zuletzt geändert von orkdaling am 19.12.2022, 20:18, insgesamt 1-mal geändert.
orkdaling

Re: Der RICHTIGE Wurf

Beitrag von orkdaling »

Moin Jørn,
ja der macht wohl auch Schulungen in USA.
Aus Montreal und Oregon hab ich Danke bekommen fuer Schnurempfehlungen fuer die hier grade nachgefragten Modelle.
Sie konnte doch (nach ihren Aussagen) damit perfekt werfen und fangen und das mit Gerten aus Europa mit Ami-leinen.
Also nicht der Name macht es - passen muss das Zeug - Rute, Leine, Stil.
Weltweit und nicht nur in europæischen oder gar deutschprachigen Regionen.

Ja du nimmst die Spey #2 und ich Depp quæle mich mit EH 10ft 5/6 ab - aber was will man machen wenn die Forellen/Æschen so weit weg stehen und eine SA ED mit 21m Belly in der Luft liegen muss.
WF 5 - 9,1g bei 30ft, gesamt 21m/19,3g , das ist wohl eher nichts fuer die Spey #2.
Gruss Hendrik
Antworten