Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Trockenfliege
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Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Trockenfliege »

Fast Dehnungsfreie Fliegenschnurseelen gibt es schon einige Jahre. ( Ich besitze keine dieser Schnüre)
Sie sollen zB. den Vorteil der besseren Bißerkennung haben.
Eigentlich hatte ich auch erwartet, dass sie für max. Distance besser sind als Standartseelen, da ich mir vorstellen kann, dass beim abschließenden Wurf mit max. DZ. eine "weiche" Schnur auch etwas gedehnt wird und diese Dehnungsenergie zumindest zT. verloren geht.
Nun gibt es diese Tabelle:
https://www.tridentflyfishing.com/wp/wp ... Scores.jpg

In der wird die Rio Gold Intouch für Distanzen als weniger geeignet eingestuft als die normale Gold.
Ich nehme an, dass die Profile beider Schnüre sehr ähnlich oder gleich sind.
In der Rubik "Schiessen lassen" fällt die Intouch Gold auch gegenüber der normalen Gold ab.
Sind die Intouch Schnüre einfach steifer, weshalb die RL schlechter nachfliegt?

Hat jemand Erfahrungswerte bez. der "Intouch" Technologie und der max. erreichbaren Distanzen im Vergleich mit normalen Seelen?
Bei Rio gibt es glaube ich verschiedene Profile mit beiden Seelenarten.

LG
Reinhard
Norman506
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Norman506 »

Hallo,


.. ich habe eine 3er In Touch Perception und im direkten VGL merkt man den besseren Kontakt zur Fliege( beim klassischen Nymphen etc)
Die Schnur ist für mich kaum steifer und die maximal Weite ist am Bach eh uninteressant...


Tl

Norman
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Thomas E.
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Thomas E. »

Hallo Reinhard,

zu der Frage...das glaube ich nicht.

Ich erinnere mich gerade an die einstige Aussage von R.P. Silberhorn, der behauptete, das sich Fliegenschnüre um "einiges" im Wurf dehnen würden. :-k

Dann brachte vor Jahrzehnten schon airflofishing.com Schnüre auf den Markt mit eben diesen dehnungsarmen Seelen und preisten deren Vorteile.
Ich konnte diese in der Praxis nicht bestätigen.

Warten wir mal ab, ob jemand zu den Rio lines mit ConnectCore näheres sagen kann.
Gruß
Thomas Ellerbrock
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Michael St.
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Michael St. »

Hallo zusammen,

ich habe beim Werfen keine Unterschiede gemerkt zwischen "direct cores" oder herkömmlichen
Geflecht (kann das aber nur von Airflo-Schnüren sagen) Kann mir auch nicht vorstellen, dass die Dehnung einen "Gummibandeffekt" hat und
bei der Schnurbeschleunigung hilft.

Ich habe aber gemerkt, dass dehnungsarme Schnüre im Bezug auf ein rissig werdendes Coating hier
langlebiger sind. Viellicht dadurch, dass das Coating so nicht so stark mitgedehnt wird...
Nur so eine Idee.

Gruß Michael
Zitat: "Sch.... auf Keule!"
Trockenfliege
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Trockenfliege »

Danke schon mal.

Das ein coating ohne Dehnung der Seele länger hält, kann ich mir gut vorstellen.
Mit ihrem qualitativ sehr gutem Coating wurden/werden bei mir einige 3M/SA Schnüre aber trotz Dehnung auch seeehr alt.
Ob da meine neuen SAs noch mithalten können?

LG
Reinhard
TorstenHtr
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo Reinhard,

Dehnungsfreie Schnüre gibt es nicht, sondern Unterschiede hinsichtlich des Dehnungsverhaltens.

Schau Mal hier,
https://www.sexyloops.co.uk/theboard/vi ... php?t=3650

Wir hatten ein paar Muster untersucht - angelehnt an die Testberichte hier im Forum. Eine normale Schnur mit Dacron-Kern hat ca. 5% Dehnung bei einem 1,8kg Testgewicht. Da die Kräfte beim Werfen kleiner sind fällt auch dieser Wert wesentlich geringer aus, auch sinkt die Spannung der Schnur in Richtung der Fliege - aktuell vermuten wir nur einen unwesentlichen Effekt auf den Wurf. Es gibt keine experimentellen Studien, leider.

Was das Erkennen von Bissen betrifft bin ich ebenfalls skeptisch, da diese Kräfte nochmals geringer ausfallen. Ich kann selbst mit einer chinesischen Fliegenschnur, die so ziemlich die grössten Dehnungswerte besitzt, noch
feine Bisse auf 18er Nymphen fühlen. Das könnte man wahrscheinlich gut mit einem Experiment verifizieren.

Haltbarkeit: schwer vorauszusagen, aber es häufen sich im meiner Wahrnehmung Meldungen von vorzeitigen Ableben von Rio Schnüren.

Viele Grüße,
Torsten
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Achim Stahl
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,

dass man mit einer dehnungsarmen Seele spürbar weiter wirft, konnte ich bisher nicht feststellen. Bisse besser "erkennen" kann man damit nur, wenn man die Bisse spürt. Dann ist das tatsächlich so. Beim Trockenfliegen- und Nymphenfischen spielt die Dehnung natürlich keine Rolle bei der Bisserkennung.

Einen sehr großen Unterschied macht die geringe Dehnung beim Streamer- und Salzwasserfischen. Da sind die Low-Stretch-Schnüre enorm hilfreich. Das Hakensetzen per Strip Strike auf große Distanzen erfolgt dadurch wesentlich direkter und härter. Beim Hechtfischen, Meerforellenfischen oder beim Tarponfischen sind solche Schnüre für mich nicht mehr wegzudenken. Da ist es mir auch vollkommen egal, ob ich damit weiter oder weniger weit werfe.

Viele Grüße!

Achim
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Fliifi-Sepp »

In Bezug auf Weitwurf-Eigenschaften konnte ich mit meiner bisher einzigen fast dehnungsfreien Rio-Schnur keine Unterschiede bezüglich besserer Weitwurf-Eigenschaften erkennen.
Allerdings kringelte die unglaublich stark und man konnte ihr das auch durch den Versuch des "Streckens" nicht abgwöhnen. Klar, weil sie sich ja praktisch nicht dehnte. Ich habe sie dann gegen eine Schnur, die unter "dehnungsarm" fällt, kostenfrei umgetauscht bekommen.

Bezüglich der Haltbarkeit der modernen SA-Schnüre bin ich gefühlt auch der Meinung, daß diese schlechter geworden sind. Laut meinen (gefühlten) Erfahrungen betrifft dies aber auch andere renommierte Hersteller.

Mittlerweile sind die Spitzenschnüre der renommierten Hersteller in Preisbereichen angelangt, bei denen ich lieber noch ein paar Euro mehr ausgebe und bei "Standard-Tapern" zu Seidenschnüren greife. Bisher mit sehr guten Erfahrungen. Bei "Spezial-Tapern" ist man aber meist auf die renommierten
Hersteller angewiesen.

LG Sepp
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von pitt »

Moin

Ich bin mir ziemlich sicher, dass so lange der Dehnungskoeffizient der Seele und des Coatings etwa gleich ist, wird keines der beiden Bestandteile das andere negativ beeinflussen. Wenn die beiden sich verschieden stark ausdehnen, dann wird wohl das Coating zuerst nachgeben.

Die, auch für mich, wichtigsten Unterschiede hat Achim trefflich beschrieben.
"Don't look through the keyhole of fly fishing"
Gruss
pitt
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Michael St.
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Michael St. »

Fliifi-Sepp hat geschrieben: 17.01.2023, 01:07 Mittlerweile sind die Spitzenschnüre der renommierten Hersteller in Preisbereichen angelangt, bei denen ich lieber noch ein paar Euro mehr ausgebe und bei "Standard-Tapern" zu Seidenschnüren greife. Bisher mit sehr guten Erfahrungen. Bei "Spezial-Tapern" ist man aber meist auf die renommierten
Hersteller angewiesen.
Ja, ist einfach nur noch krank und steht nicht mehr im Verhältnis.
Noch immer neue Taper, neue super-slick-highfloating-selflubricating-allone-casting-coatings..........
Wo soll das noch hinführen?
Jetzt kommt wieder: "Forschung, Patente, Werbung"-blablabla... Hätte man vor Jahren niemals bezahlt
und allen nur den Vogel gezeigt.

So long, Michael
Zitat: "Sch.... auf Keule!"
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Achim Stahl
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,
Michael St. hat geschrieben: 17.01.2023, 15:17
Ja, ist einfach nur noch krank und steht nicht mehr im Verhältnis.
Noch immer neue Taper, neue super-slick-highfloating-selflubricating-allone-casting-coatings..........
Wo soll das noch hinführen?
Ob man das für "krank" hält oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Ich selbst fische zum Beispiel an der Küste eine Schnur, die perfekt für meine Zwecke passt und inzwischen 120,- € kostet. Ein entscheidender Punkt ist, dass sie auch doppelt so lange hält wie eine, die nicht so gut passt, und 75,- € kostet. Beim Hechtfischen dagegen ist es so, dass meine Lieblingsschnur nur 69,- € kostet, alles bietet, was ich mir wünsche, während irgendwelche 100+ Euro Schnüre deutlich schlechter abschneiden.

Besonders bei Schnüren für spezielle Zwecke macht es Sinn genauer hinzuschauen und manchmal auch, deutlich mehr Geld zu investieren. Bei Allroundschnüren für mittlere Distanzen in mittelgroßen Gewässern ist sicher mehr sinnvolles Sparpotential vorhanden.

"Vor Jahren" hätte ich auch keine 2 Euro für einen Liter Benzin gezahlt. :wink:

Viele Grüße!

Achim
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Michael St.
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Michael St. »

Achim, ich habe eine Schnur, die dreistellig ist... Orvis Pro Trout Smooth.
Das war es.
Habe ich im 5ten Jahr und bereue den Kauf keinesfalls.

Was aber gerade seitens der Hersteller aufgerufen wird, ist nicht mehr feierlich und kann
auch mit nichts gerechtfertigt werden.
Und deine 75,-€-Schnur auch mal einfach auf der Zunge zergehen lassen - was für ein billiger Kram. :evil:
Sorry....

VlG, Michael
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Trockenfliege »

Laut statistischem Bundesamt ( destatis.de) lag das durchschnittliche Einkommen 1985 bei ca. 1500,- und 2021 bei 4200,-.

Wenn ich jetzt die Schnurpreise für 1985 raussuche und mit den heutigen vergleiche , sehe ich keine besonders starke Entwicklung.
(Natürlich muss man bei Produkten zb. aus den USA noch den Wechselkurs berücksichtigen.)

Katalog Balzer 1985:
SA 3M Supreme 104,- DM
SA 3M Ultra 134,-
die günstigste SA 3M lag bei 44,-

Brinkhoff 85/86 " Rodon" 106,-

Orvis lag meines Wissens auch schon deutlich über 100,- DM

Brot kostete 1985 im Durchschnitt pro kg. ca. 1,55. Die heutigen Preise kennt jeder.

LG
Reinhard
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Reinhard,

so ganz stimmt der Vergleich nicht, den Du gemacht hast. Die Kunststoff-Schnüre sind von Mitte der 80er bis Mitte der 90er meiner Wahrnehmung nach gefallen. Mitte der 80er war der Wechselkurs Dollar-Euro extrem überzogen, was sicher auch seinen Teil dazu beigetragen hat.
Korrekt wäre da vielleicht der Preis, den z. B. eine SA Ultra 4 Mitte der 90er gekostet hat. Vielleicht hast Du den Preis in dieser Zeit auch noch?

LG Sepp
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pitt
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Re: Gibt es Vorteile der "Intouch" Schnurseelen für den Distanzurf?

Beitrag von pitt »

Moin

US Dollarkurs Entwicklung 1971 bis 2022 Relation zu DM
https://reisebuch.de/usa/info/praxis/hi ... kurse.html
Dollarkurs Entwicklung 2001 bis 2022 Relation zu EUR
https://reisebuch.de/usa/info/praxis/hi ... urse2.html

Hat zwar nicht viel mit der Eingangsfrage zu tun, aber ... :mrgreen:
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Gruss
pitt
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