Catche&Release oder Catch&Cook

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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trutta1
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Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von trutta1 »

Liebe Fliegenfischer,

nachdem der letzte Beitrag leider in einigen Phasen nicht mehr im vernünftigen Umgangston weitergeführt wurde, möchte ich gern ein anderes, strittiges Thema öffnen.
Da im letzten Beitrag immer wieder die Rede von Catche&Release war, obwohl es dort ausschließlich um widerhakenloses Fischen ging, hole ich dieses heikle Thema noch mal hoch!
Ich hoffe und bitte um sachliche Diskussionen!

Der oftmals hervorragende Fischbestand von C&R Gewässern wurde in einem Beitrag gelobt und dies als optimalen Zustand eines Gewässers hervorgehoben.
Aber stimmt dies wirklich?

Vor ca.25-30 Jahren konnte ich mit C&R überhaupt nichts anfangen!
Allein aus Lust und Laune zu Fischen, nur um meinen Jagdtrieb zu befriedigen?
Nein das war und ist bis heute nicht mein Ding!
Dennoch bin ich sehr gern an den süddeutschen Salmonidenflüssen unterwegs, obwohl diese reine C&R Gewässern sind.
Meine grundsätzliche Einstellung hat sich nicht geändert, aber mittlerweile kenne ich viele C&R Gewässer, die vernünftig bewirtschaftet werden.

Da ich seit vielen Jahren Bäche befische, wo fast ausschließlich Catche&Cook praktiziert wird, kann ich viele Unterschiede feststellen.

In C&R Gewässern ist die Bestanddichte von Fischen zwischen 30-50cm gigantisch!
Ausnahmefische, weit über dem "NORMALEN" sind immer möglich.
Der Befischungsdruck ist enorm, dennoch sind für jeden Durchschnittsfischer gute Fänge kein Problem.
Eigentlich sollten keine RF besetzt werden. Meine eigene Fangquote beläuft sich aber auf ca. 60-70% RF.
Es gibt gerade bei Bachforellen kaum eine vernünftige Alterspyramide!
Laichplätze sind reichlich vorhanden, nur wo sind die verschiedenen Jahrgänge?
Eine kostendecke Bewirtschaftung ist nur durch recht hohe Tageskartenpreise zu gewährleisten.
Ein Restrisiko für den Bewirtschafter bleibt dennoch (Prädatoren/Umwelteinflüsse)!

Die Wiesenbäche die ich seit über 40 Jahren befischen darf, sind etwas völlig anderes.
Normalerweise sieht man dort keine Forelle, außer es wurde frisch besetzt. Diese frisch besetzten Fische sind bereits nach kurzer Zeit rausgefangen oder dem Fischotter zu Opfer gefallen.
Ist dieser "Frühjahrsrun" vorbei, wird es sehr ruhig an diesen Bächen.
Der natürliche Bestand an Bachforellen ist in diesen Bächen mit einer intakten Alterspyramide trotz Entnahme und Prädatoren wie dem Fischotter, vorhanden.
Natürlich kann die Bestandsdichte nicht mit dem eines gut bewirtschafteten C&R Gewässer konkurrieren.
Aber Ende Mai, mit dem Beginn der Maifliegenzeit, kann man den waren Bestand erahnen.
Ausnahmefische sind auch hier möglich, nur müssen sie hart erkämpft werden.
Eine gute Bachforelle aus solch einem Bach zählt für mich mehr als ein 50- er Fisch aus einem C&R Gewässer!

Nun kann man über die Berechtigung von C&R Gewässern geteilter Meinung sein. Werden Sie vernünftig bewirtschaftet und gibt man den Fischen die Möglichkeit sich darin natürlich fortzupflanzen, finde ich dies eine gute Sache.

An unseren Wiesenbächen wird sehr oft der mangelnde Bestand beklagt. An einigen Bächen kann ich dies bestätigen!
Dies liegt aber oftmals an falscher Bewirtschaftung bzw. Besatz mit RF. Auch der Kormoran hatte großen Einfluß auf die Salmonidenestände.
Die Äschenbestände haben darunter besonders gelitten!
In gut strukturierten, natürlichen Bächen mit vernünftiger Bewirtschaftung, gibt es auch noch heute gute Bachforellenbestände mit einer intakten
Altersstruktur. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden ist eine moderate Entnahme eigentlich kein Problem!

TL, Frank
Der Äschenflüsterer ( Leider hören nur noch wenige zu!)
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Lolek02
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Lolek02 »

Halloooo

Ich bin beides , Release and Cook,
Als erstes ein schlecht Bewirtschaftetes Gewässer ist es eigentlich mein Problem? Da haben andere über Jahre geschlafen.
Gesundes Menschenverstand sagt dann ok , ich lasse es sein da gehe ich nicht mehr hin.

Ich habe vor 2 Jahren im Allgäu ein Wiesenbach befischt, mit Tagesticket ( Fischen im Allgäu) , BF gefangen , dabei waren Vereinsmitglieder vom örtlichen Verein die sich mit mir gefreut haben , meinten wenn ich doch ne Möglichkeit zum Braten hab , mitnehmen und genießen , dafür werden die heute die ersten BF freilassen und damit ist alles gut.
Selbst als Gast konnte man sehen da der Bestand an Forellen sehr gut ist.Das haben auch die Fischer bestätigt.

Frisch ausgesetzte Forellen , trotz des Verbots für 4 Wochen wurden im Ex Verein alle rausgefischt, das von Fliegenfischern, Spinnfischern die zum Teil aktiv Vorstand etc. wirken , sowas ist an „ Perversität „ nicht zu überbieten ( hoffe auch nicht alltäglich)

Mangelnder Bestand : das höre ich bei uns am Bach auch ( ich glaube vor 50 Jahren war es in der Tat Besser), mich lehrt der Bach was besseres , BF sind schon da! Nun ich gehe nicht zum Bach weil ich Jahresticket kaufe und zugleich die Option zum Fang von 10000 BF.

Glaube es ist ein Thema das man nie mit fertig wird.
Letze Woche war noch relativ viel Wasser und kaum lebendiges Futter an der Rur unterwegs. Streamer und los ging’s. Das war ein Tag der wie nie zuvor, kaum BF unter 35 cm trotzdem schwimmen alle weiterhin , überhaupt kein Problem . Es werden Tage kommen wo ich dann zum Kochtopf ( räuchern) unterwegs bin, beide Arten stören mich nicht und ich stehe zur 100 % dazu. Ich persönlich muss nicht jeden Hipe mitmachen, das wir in DE im Moment sehr sehr seltsam unterwegs sind hält mich nicht davon ab angeln zu gehen um bewusst ein Fisch zu entnehmen denn ich und Frauchen dann sehr gerne verspeisen . Ein Junge der ca 9 Jahre war beschimpfte mich als Mörder , Fischtöter er bekam eine Gegenfrage ob seine Fischstäbchen schmecken damit war das für mich erledigt.Ärgerlich aber abgehakt, lasse mir nichts einreden!
Ich bin der Meinung das beides sich ergänzen kann, eigentlich ob Fliegenfischen oder Angeln , beides gehts um Fisch fangen, verspeisen,( Grundsätzlich, freie Entscheidung ist besser ). Ich werde mich NIE ( nach außen verkaufen) weil ich FF bin muss ich zum Metier der besseren gehören.

Bald gehts in den Urlaub da werde ich ein Bach befischen der Cook und Release Tickets verkauft , ( ich werde den No Kill Ticket nehmen) , dann gehts zum See der Fischbestand ist ein Traum ( trotzdem nicht einfach) , da werde ich Saibling oder ne Seeforelle mitnehmen ( beim Erfolg), der Koch der Pension wird es schon zubereiten und wir werden es gemeinsam beim Glas Wein sehr genießen .
Ob Cook oder Release , wo keine Vernunft herrscht ist nur halber Kram , ein Thema das kein Ende nehmen wird , ( auch etwas explosiv). Ich habe sehr viel Elend in der Welt mitansehen müssen , dann sind unsere Problemchen wirklich sehr gering , vernünftige Diskussion ohne Anfeindungen etc. wäre bestimmt interessant.
In diesem Sinne

Lg Martin
Maggov
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Maggov »

Hallo Frank,

ich praktiziere beides. realease & cook.

Reines C&R empfinde ich als nicht richtig da es weder dem Bestand noch der Wahrnehmung der Angler als Naturschützer langfristig helfen wird.

Rigide Auflagen bei der Entnahme halte ich da für sinnvoll wo der Befischungsdruck hoch bis sehr hoch ist. Damit kommen fast alle süddeutschen Gewässer in den Fokus. Reine C&R Strecken sind dabei für mich der Versuch möglichst viele Fischer mit möglichst geringen Impakt auf den Bestand zu gewährleisten. Sie richten sich damit für mich in erster Linie auf die Maximierung der Fischtage (=Einnahmen) am Wasser und nicht auf den Bestandsschutz. Gewässer mit hohem Befischungsdruck und ohne große Entnahmeregelungen laufen Gefahr überfischt zu werden. In beiden Fällen wird i.d.R. besetzt - aber eben nicht mit dem Ziel einen Bestand zu fördern oder langfristig auf zu bauen, sondern als Kompensation oder zur Steigerung der Attraktivität.

Bei einer halbwegs gesunden Population gibt es einen Überschuß den Prädatoren abschöpfen. Ob das der Otter oder der Fischer ist spielt für die Fischpopulation keine Rolle. Somit kann ich als Fischer durchaus entnehmen ohne den Bestand zu gefährden. Angle ich an dem Wasser alleine und über viele Jahre kann ich das prima steuern. Bewirtschafte ich das als Verein wird es schon deutlich schwieriger. Ich bin auf die Infos und Gewissenhaftigkeit aller Mitglieder angewiesen. Ich habe schon an Gewässern gefischt da wurde ich gebeten die releasten Fische zu erfassen. An anderen Gewässern zählen releaste Fische zum Fanglimit (z.b, am Chiemsee muss ich nach 3 untermaßigen Hechten die Angelmethode wechseln oder aufhören).

Ich finde dass es dazu gehört und auch etwas Schnönes ist einen Fisch mit zu nehmen und zu essen. Deshalb versuche ich an den Gewässern sinnvoll zu entnehmen und mache mich schlau was der Bewirtschafter will. Wenn ich einen Fisch verangel entnehme ich ihn auch an reinen C&R Strecken, lasse den Köder im Maul als Beweis und informiere den Bewirtschafter. ich habe noch nicht erlebt dass ich deshalb gerügt wurde, alle Bewirtschafter fanden das total in Ordnung.

Was sich mir nicht erschließt sind Angler die keinen Fisch essen. Das ist für mich so wie wenn jemand Jagen geht und Vegetarier ist. Kann man grundsätzlich auch entsprechend mit Naturschutz und Hege argumentieren aber es klingt für mich immer paradox. Genauso finde ich es blöd wenn Fischer aus C&R Grundsätzen heraus ein Entnahmegebot (z.B. bei Hechten in Salmonidengewässern oder bei Vorkommen des Hechtbandwurms oder Grasakarpfen und welsen in Gewässern wo man die raus haben will) ignorieren.

LG
Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
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Harald aus LEV
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Frank,
ich praktiziere auch beides.
Wenn Entnahme erlaubt ist, entnehme ich gerne mal einen Fisch um ihn zu verzehren. War das nicht eigentlich der ursprüngliche Grund angeln zu gehen? Das heißt aber nicht, dass ich zwingend jeden Fisch entnehme.
Nicht nur die Gewässer in Bayern leiden unter einem hohen Befischungsdruck, auch die in NRW. Deshalb ist hier in der Regel ein Fanglimit vorgeschrieben und deutlich höhere Mindestmaße als die gesetzlich vorgeschriebenen. Eben als Versuch eine vernünftige Population zu erhalten.

Dort wo keine Entnahme erlaubt ist, entnehme ich natürlich auch nicht.
Wofür ich kein Verständnis habe ist, wenn die Fischerei so ausgerichtet, wie Markus es beschrieben hat. Das habe ich auch einmal erlebt und brauche es nicht wieder. Die Fische, die ich gefangen habe, hatten zum großen Teil Mäuler/Kiefern, die von ausgehebelten oder ausgerissen Haken deformiert waren.

Allerdings finde ich es OK, wenn z.B. in Lachsflüssen ein Baglimit, limitierte Fangquoten oder grundsätzliches Entnahmeverbot herrscht. Gerade die Lachsbestände sind teilweise erheblich bedroht. Teils durch Überfischung, teils durch Parasiten und Wasserverunreinigung durch die Lachsfarmen im Bereich der Lachsaufstiege in die Flüsse.

Gruß
Harald
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Lorenz
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Lorenz »

Hallo Foreaner.
Reglementiert durch Mindestmaße und Schonzeiten die gesetzlich je nach Bundesland festgelegt sind, müssen Fische die kleiner als ihr Mindestmaß sind oder innerhalb ihrer Schonzeit gefangen werden, schadlos und unverzüglich zurück in ihr Element gesetzt werden.
Hiermit schreibe ich für alle deutschen Fischereischeininhaber nichts neues weil uns das schon über Jahrzehnte begleitet.
Für alle anderen gefangenen Fische gilt eine Entnahme zum Verzehr.
Habe ich meine tägliche Entnahmegrenze mit massigen Fischen erreicht muss sofort das Angeln eingestellt werden. Dieser Passus steht in vielen Tageskarten und Jahresscheinen so festgeschrieben.
In Deutschland begleitet uns eben dieser Schatten:
Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen“ (§ 1 Satz 2).
Hier begründet sich unser Catche and Release Verbot in Deutschland aus dem Tierschutzgesetzt.

Ich selbst begrüße die Regelung in anderen Ländern die Catche and Release im Sinne der Artenerhaltung erlauben, mag aber keine Fischerkollegen die keinen Fisch essen und nur zum Fototermin im Wasser stehen.
Wir können in Deutschland rütteln und schütteln, von Catches and Release träumen aber letztendlich bewegen wir uns bei deren Anwendung in einem rechtlich angreifbaren Raum.
Gruß
Peter
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Cowie
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Cowie »

Lorenz hat geschrieben: 02.05.2023, 19:45 Hallo Foreaner.
Reglementiert durch Mindestmaße und Schonzeiten die gesetzlich je nach Bundesland festgelegt sind, müssen Fische die kleiner als ihr Mindestmaß sind oder innerhalb ihrer Schonzeit gefangen werden, schadlos und unverzüglich zurück in ihr Element gesetzt werden.
Hiermit schreibe ich für alle deutschen Fischereischeininhaber nichts neues weil uns das schon über Jahrzehnte begleitet.
Für alle anderen gefangenen Fische gilt eine Entnahme zum Verzehr.
Habe ich meine tägliche Entnahmegrenze mit massigen Fischen erreicht muss sofort das Angeln eingestellt werden. Dieser Passus steht in vielen Tageskarten und Jahresscheinen so festgeschrieben.
In Deutschland begleitet uns eben dieser Schatten:
Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen“ (§ 1 Satz 2).
Hier begründet sich unser Catche and Release Verbot in Deutschland aus dem Tierschutzgesetzt.

Ich selbst begrüße die Regelung in anderen Ländern die Catche and Release im Sinne der Artenerhaltung erlauben, mag aber keine Fischerkollegen die keinen Fisch essen und nur zum Fototermin im Wasser stehen.
Wir können in Deutschland rütteln und schütteln, von Catches and Release träumen aber letztendlich bewegen wir uns bei deren Anwendung in einem rechtlich angreifbaren Raum.
Gruß
Peter
Danke Peter,
du hast es zu 100% auf den Punkt gebracht!!!
Petri & Tight Lines

Wolfgang
___________________________________________________________________
Ich glaube, dass Mutter "Natur" uns liebt - doch tun wir das wirklich auch...???
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Harald aus LEV
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Peter,
was Deurschland betrifft gebe ich Dir absolut Recht.
Ich habe den Sinn des Threads so verstanden, das es um eine grundsätzliche Einstellung geht und nicht allein auf Deutschland beschränkt ist. In anderen Ländern C&R ist sogar teilweise vorgeschrieben.
So stammt z.B. mein Erlebnis mit den Forellen mit verkrüppelten Mäulern nicht aus einem deutschen Gewässer.

Gruß
Harald
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Lorenz
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Lorenz »

Hallo Harald
Wie schon geschrieben" befürworte ich Catch and Release" im Zusammenhang mit einer dem Gewässer und seiner Struktur angepassten Bewirtschaftung.
Auch an unseren Gewässern sollte hier eine Lockerung in Eigenverantwortung der Pächter/ Vereine erfolgen.
Im Ausland gibt es regelrechte Vorzeigeflüsse.
Kein Gewässer ist wie das Andere auch wenn diese in der gleichen Region liegen.
Mit jedem Kilometer an einem Fließgewässer verändert sich die Struktur unter Umständen wesentlich.
Viele Fragen müssen erstmal beantwortet werden damit eine vernünftige und dem Gewässer angepasste Entscheidung getroffen werden kann.
Wie ist das Nahrungsangebot von Kleinlebewesen(Biomasse) an meinem Gewässer aufgestellt?
Passt die Anzahl der Fischer, ob als feste Karteninhaber oder Gastfischer zur Größe des/ meines Gewässers insbesondere im Hinblick auf den natürlichen Ertrag der entnommenen Fische, ohne den Grundbestand zu gefährden?
Wie ist meine Alterspyramide der vorhandenen Fischarten aufgestellt?
Fische ich in einer reinen Forellenregion/ Äschenregion oder bewege ich mich sogar in einer Barbenregion?
Ist eine natürliche Fortpflanzung möglich?
Welche Güteklasse hat mein Gewässer?
Wie ist die Nahrungspyramide aufgestellt?
Kann ich an meinem Gewässer jährlich wechselnde Schonstrecken einrichten?
Wenn Besatz wo nehme ich den her?
Welche Einstellung hat die Mitgliederversammlung und der Vorstand zu Catche and Release?
Gibt es die Möglichkeit genstämmige Fische aus dem eigene Gewässer selbst zu Reproduzieren ( siehe Bruthaus/ Fischzucht Kreisfischereiverein Düren zu diesem Thema auf deren Homepage)?
Das ist nur ein Bruchteil von den Fragen die als Grundlage für eine Bewertung eines Gewässers dienen.
Also jede Menge Arbeit für die Gewässerwarte und dem gesamten Vorstand.
Gruß
Peter
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Harald aus LEV
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Peter,
das sehe ich genau so wie Du.

Gruß
Harald
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chrmuck
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von chrmuck »

Hallo Zusammen,

das ist ein sehr spannendes, vor allem aber weit ausuferndes Thema! (M-)Ein Versuch der Eingrenzung:

Grundsätzlich gilt m. W. immer noch, dass das "R" von "C & R", also das Wiederfreilassen (Releasen) von gefangenen Fischen bei uns in NRW vom Grundsatz her verboten ist. Tierschutz, Ethik-Verständnis, gewachsene Rechtsauffassung oder eine Mischung aus allem. Interessanterweise wird dies bereits 50 km westlich, nämlich in den Niederlanden, völlig anders gesehen! Und im angelsächsischen Sprachraum erst recht. Es gibt also offensichtlich sehr unterschiedliche Auffassungen dazu in sich ansonsten doch sehr ähnlichen Gesellschaften.

Aus meiner Sicht ist es auch nicht unbdingt zwingend so, dass ein "C & R" - Gewässer das bessere ist hinsichtlich Fischgröße, Bestandsdichte, etc. Ein schlecht bewirtschaftetes Gewässer wird nicht besser, nur weil "C & R" betrieben oder vorgeschrieben ist. Auch dafür gibt es in den Niederlanden oder in Österreich genügend Beispiele.

Und "C & R" ist, nicht umsichtig oder sogar nachlässig betrieben, keine Garantie dafür, dass der zurück gesetzte Fisch überlebt. Auf die Untersuchungen hierzu hatte Hendrik in einem anderen Thread hingewiesen. Und klar ist, dass ich, wenn ich an einem "C & R" - Gewässer fische, ich mit angepasster Hakengröße und ohne Widerhaken fische, die Fische nicht mit trockenen Händen anfasse oder aus dem Wasser hebe, einen passenden Schonkescher dabei habe und, und, und...

Bei uns in Deutschland ist "C & R" vor allem noch eine ethische Grundsatzfrage, die ohne den Tierschutzaspekt nicht vollständig betrachtet werden kann. Ein emotional voll aufgeladenes Thema, wie einige PETA-Aktionen und die im Nachgang betriebenen Gerichtsverfahren ebenfalls zeigen. Klar ist auch, dass ein rein als "C & R" ausgewiesenes Gewässer bei uns nicht sein darf und vom Grundsatz her finde ich das auch gut, alleine um mich nicht dieser emotional aufgeladenen Diskussion stellen zu müssen, Fische nur zum Zeitvertreib zu fangen.

Verwerten, sprich "Cook", und das am besten so raffiniert und gut wie man eben kann, ist ein legitimer Grund für eine Entnahme. So sieht es nicht nur der gesetzliche Rahmen vor, so könnte man unser Hobby auch nach außen hin "Sinnstiftend" vertreten. Neben einigen anderen Dingen (Naturschutz, Artenerhalt, etc.), die wir als Angler vielleicht richtig machen...

Das Zurücksetzen bestimmter Fische (zum Artenschutz), bestimmter Fischgrössen (zum Arterhalt) oder auch pauschal für eine bestimmte Art und Zeit (bei uns in NRW in vielen Gewässern z. B. die Äsche zum Bestandsschutz) kann die Defizite, die einseitiger Natur- und Artenschutz, aber auch das nicht Umsetzen von Schutzzielen (EU-Wasserrahmenrichtlinie), vielleicht zum Teil kompensieren. Ich befürchte leider nur zu einem geringen Anteil. Viele Gewässer bieten keine Aufstiegs- und Laichmöglichkeiten, so dass natürlich Reproduktion nicht oder nur eingeschränkt stattfindet. Andere Gewässer sind dem Fraßdruck von Prädatoren in zu hohem Maße ausgesetzt. Selbst bei mässiger Befischung wäre das fragile Gleichgewicht gestört und zusätzliche Schutzmaßnahmen können das - zwar nur zum Teil, aber immerhin (!) - etwas ausgleichen.

Die Zuspitzung auf "C & R" als die "bessere" Fischerei ist dabei m. E. wenig zielführend. In überspitzter Form führt dies zu einer Art befischbarem Streichelzoo (irgendwann habe ich mal von einem See in Frankreich gelesen, wo die immer wieder gefangenen Fische jedem bekannt sind und sogar Namen haben!).

Alles auf den Kopf zu hauen und mitzunehmen ist aber für die meisten Gewässer auch keine Lösung, dafür sind die negativen Einflüsse zu groß, zusätzliche Schutzmaßnahmen wären oftmals hilfreich.

Leider verhindert die aktuelle Rechtslage hierzulande jedoch alternative Regelungen, diese sind nur in Sonderfällen umsetzbar. Eine unbelastete Diskussion ist oftmalös nicht möglich, weil die Diskussionen nicht nur zwischen Anglern und Tierschützern, sondern auch unter den Anglern selbst, hochemotional geführt werden. Da würde ich mir von allen Seiten mehr Offenheit und Unvoreingenommenheit wünschen!

In diesem Sinne tight Lines, Christian
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde!

Hier wird (meiner Meinung nach) wieder einmal etwas verwechselt.

C&R und Zurücksetzen zum Erhalt eines starken Laichfischbestandes, sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

C&R bedingt "den Vorsatz, jeden gefangenen Fisch zurück zu setzen", die Schonung der Bestände durch vernünftige Entnahmen unter der oben angeführten Premisse hat aber mittlerweile auch Einzug in die Fischereigesetze gehalten.

Es nützt nämlich nichts, wenn zwar rigorose Fangbeschränkungen erlassen werden, aber die schönsten und stärksten Fische entnommen werden.

Von C&R zu reden sollten wird tunlichst unterlassen, denn es läßt sich nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbaren!

Verurteilungen dazu gibt es keine, denn der Nachweis des Vorsatzes ist schwierig.

TL
RC

PS: soweit mir bekannt, wurde eine Verurteilung in der nächsten Instanz aus diesem Grunde aufgehoben.
Der immer auf Seiten der Fische steht!
Barschzanker
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Barschzanker »

Hallo Zusammen, anbei noch zwei Aspekte, die bisher noch nicht aufgetaucht sind:
Es gab zum Thema C&R mal eine ganz interessante rechtliche Betrachtung auf einer anderen Website, deren Name mir aber jetzt nicht mehr einfällt, werd ich nachhreichen sobald ich die wieder präsent hab. Autor war ein Rechtsanwalt, iirc war die Aussage, dass der vernünftige Grund fürs Angeln sich daraus ergibt, dass es erlaubt sei und nicht der Verzehr des Fisches notwendig vorausgesetzt ist. Das war in dem Artikel auch nachvollziehbar begründet und schien mir als Rechtslaien auch plausibel. Ich krieg die Argumebtation jetzt jedoch nicht mehr sinnvoll zusammen.
Weiterhin sind bisherige Verurteilungen wegen vermeindlich C&R tatsächlich aufgrund überlanger Fotosessions mit den Fischen oder vorhergehender Hältermethoden erfolgt. Das ist ja auch nochmal ein ganz anderer Aspekt.

Gruß
Thorsten

edit:
Post fertig geschrieben und zack war die Website wieder im Gedächnis, hier wars: https://www.netzwerk-angeln.de/infocent ... ssion.html
FlyandHunt
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von FlyandHunt »

Ich bringe mal (wieder) einen Vergleich aus der Jagd und stimme da RC zu.

Als Beispiel die Rotte Sauen, dort gibt es Schwere Bachen, Überläufer (männl. & weibl.) und Frischlinge (Als Beispiel ist natürlich nicht immer so) sowie irgendwo 2-3 Starke Keiler die im Revier rumlaufen.
Als Jäger schieße ich in diesem Fall am besten einen Überläufer. gutes Mittelmaß, keine Bestandsgefährdung und auch zur Verwertung sehr gut.
Einmal im Jahr, wenn alles passt kann ich dann auch mal einen kräftigen Keiler schießen. Am besten nicht in der Rauschzeit, weil da kann ich das Tier nicht verwerten (Fleisch stinkt und kaum verzehrbar)

Nehme ich das Beispiel und transferiere ich das auf einen gesunden Fischbestand, den ich mir erhalten möchte, dann entnehme ich Fische im Mittelmaß. z.B. 30-35cm je nach Gewässer unterscheidet sich das Mittelmaß.
Habe ich dann mal Lust auf eine richtige schöne Forelle, entnehme ich einen kräftigen Milchner.

Achso, die starke Bache ist unfassbar wichtig für einen Schwarzwildbestand (Ausführungen würden zu lange dauern: OffTopic) und so sehe ich das auch mit großen Rognern, daher wird diese auch ganzjährig geschont, ebenso die Forelle.

Der Bestand kann so gut wachsen und man erhält sich eine schöne alters Pyramide!

Grüße
„There is no greater fan of fly fishing than the worm. “ Patrick F. McManus
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Harald aus LEV
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Re: Catche&Release oder Catch&Cook

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
das was Royal Coachman und FlyAndHunt geschrieben haben, ist in meinen Augen ein wichtiger Aspekt.
Daher gibt es Vereine bzw. Bewirtschafter von Gewässerstrecken, die ein Entnahmefenster festgelegt haben, z.B. bei Bachforelle darf zwischen 30 und 35 cm entnommen werden. Alles darüber oder darunter ist schonend zurückzusetzen. Das in Verbindung mit Schonhaken finde ich einen guten Ansatz. Insbesondere in Gewässern mit sich natürlich vermehrendem Bestand.

Gruß
Harald
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