Reisereport Island: auf Arctic Char, Brown Trout & Lachs
Das erste Mal in Island - Reisetagebuch Island vom 06.-15.07.2021
von Christian Mayr


06.07.2021

Endlich war es so weit! Fast 10 Monate nach der Buchung über Carsten Dogs von pukka destinations ging es nach Island. Die letzten Wochen waren noch ziemlich aufregend. Bei einer Corona-Inzidenz von über 150 noch im April war es alles andere als sicher, ob die Reise stattfinden würde. Obwohl die 7-Tages-Inzidenz in Deutschland bei unserem Reiseantritt bei nur noch ca. 5 lag, wäre eine Einreise nach Island ohne vollständige Impfung nur mit 5-tägiger Quarantäne möglich gewesen. Glücklicherweise bekam ich meine zweite Impfung genau rechtzeitig 14 Tage vor dem Abflugdatum. Manfred hatte seine Impfung bereits einige Tage vorher erhalten.

Meine Frau fuhr uns gut 3 Stunden vor dem Abflug zum Flughafen nach Erding. Das war allerdings viel zu früh, da am Flughafen fast nichts los war. In den 5 Stunden bis 16 Uhr standen insgesamt nur 5 Flieger auf dem Abflugboard. Das Einchecken lief reibungslos und ohne Stress ab. Mit 23,3 kg lag ich nur ganz knapp über den erlaubten 23 kg. Manfred lag ein paar Kilo darunter. Ich hatte allerdings mit je 5 Ruten und Rollen auch etwas mehr Gerät eingepackt als er.

Der Flug verlief ruhig und planmäßig und wir erreichten den Flughafen Keflavik ungefähr 10 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit, gegen 16 Uhr Ortszeit. Unser Gepäck tauchte ziemlich schnell auf dem Förderband auf und auch der Check unserer Vorabregistrierung erfolgte ohne Probleme. Um unsere Desinfektionszertifikate für das Angelgerät vorzuzeigen, mussten wir sogar erst jemanden suchen. Nach einem kurzen Blick auf unsere Papiere war dieses Thema dann auch erledigt. Auch bei der Vorlage der Impfbescheinigung gab es keine Komplikationen, so dass wir das Flughafengebäude zügig verlassen konnten.

Wir sind dann zum Shuttlebus, der die Mietwagenfirmen abklappert und erreichten kurze Zeit später unseren Autovermieter. Dabei gab es nicht für jede Vermietungsfirma einen eigenen Schalter, sondern eine zentrale Abwicklung für knapp 10 verschiedene Mietwagenfirmen. Das Ganze lief leider ziemlich chaotisch ab und wir brauchten insgesamt gut eineinhalb Stunden, um unseren Dacia Duster in Empfang zu nehmen. Und das, obwohl nur 5 andere vor uns waren! Leider war das Personal völlig überfordert, schrieb meinen Namen mehrfach falsch und auch der zusätzlich gebuchte zweite Fahrer war zuerst nicht mit aufgeführt. Zumindest hat das Chaos dazu geführt, dass wir für den zweiten Fahrer nicht zusätzlich bezahlen mussten, was eigentlich üblich ist.

Als wir in den Wagen stiegen, folgte die nächste negative Überraschung: Es leuchteten zwei orange Warnanzeigen, die verdächtig nach „Motor“ aussahen! Wir überlegten kurz, ob wir nochmal reingehen sollten, verwarfen das aber aufgrund der gering eingeschätzten Problemlösekompetenz des Personals und fuhren mit Bauchgrimmen los. Später fanden wir mit Hilfe der rumänischen Anleitung und Google heraus, dass es sich nur um den Pollenfilter und ein überzogenes Wartungsintervall gehandelt hat! 

Nach einer guten halben Stunde Fahrt kamen wir im Hotel „Orkin“ in Reykjavik, das ich erst ein paar Tage vorher gebucht hatte, an. Das Hotel war nicht besonders modern, aber wir hatten ein ordentliches und sauberes Zimmer und einen Parkplatz direkt am Hotel. Zum Abschluss des Tages gingen wir in ein nahegelegenes Burger-Restaurant, und bestellten jeweils einen Cheeseburger im Pita-Brot mit Pommes und Getränk. Die zusammen umgerechnet knapp EUR 30 waren dafür – für isländische Verhältnisse - ein relativ moderater Preis. Danach bereiteten wir noch unser Gerät für den ersten Angeltag am Thingvallavatn vor, da wir uns bereits gegen 9 Uhr mit unserem - ein paar Tage vorher noch kurzfristig gebuchten - Guide, in der Efri-Bru Lodge treffen wollten.

07.07.2021

Am nächsten Morgen standen wir gegen 06:15 Uhr auf und luden vor Eröffnung des Frühstücksbuffets um 7 Uhr noch den Großteil des Gepäcks ins Auto ein. Nach einem sehr ordentlichen Frühstück brachen wir kurz nach halb acht zur Efri-Bru-Lodge auf. Wie auch in den nächsten Tagen, fuhr Manfred und ich übernahm die Navigation per Handy. Pünktlich um kurz vor 9 Uhr kamen wir dann in der Lodge an und erfuhren, dass wir die einzigen Gäste waren und erst an unserem letzten Tag in der Lodge ein weiterer Gast eintreffen wird. Unser Guide saß schon barfuß auf einem Sofa in der Lodge und machte einen eher gelangweilten Eindruck, was sich später aber zum Glück nicht bestätigen sollte.

Unser Zimmer in der Efri-Bru-Lodge
S
Wir verstauten unser Gepäck schnell in unserem Zimmer und machten uns fertig. Am ersten Tag hatten wir den Kaldarhöfdi-Beat im Thingvallavatn. Der Thingvallavatn ist mit knapp 84 Quadratkilometern der größte Klarwassersee in Island und berühmt für seine großwüchsigen „Ice-Age-Brown-Trout“. Diese ursprünglich meerwandernden Forellen wurden in der letzten Eiszeit im Thingvallavatn „eingesperrt“ und wachsen auf Grund des reichhaltigen Nahrungsangebots sehr schnell ab. Das Durchschnittsgewicht der Forellen im See liegt bei 6–8 Pfund und Exemplare über 20 Pfund sind – vor allem im Frühjahr zwischen Mitte April und Anfang Juni - nicht ungewöhnlich! Zu unserer Reisezeit (Anfang Juli) fängt man hier aber vor allem Arktische Saiblinge (Arctic Char), die großen Brown-Trout ziehen sich im Sommer in die Tiefen des Sees zurück und sind dann nur gelegentlicher Beifang.

Wir folgten dem Jeep unseres Guides Birkir und fuhren ein paar Kilometer zu unserem Beat ganz im Südosten des Thingvallavatn. Den letzten halben Kilometer auf einem ziemlich üblen Feldweg, auf dem es uns ganz schön durchschüttelte.

Ich begann mit der 6er Hardy Zephrus, der neuen Hardy HBX 7/8 mit fast 200 Metern Backing (man weiß ja nie…) und einer 6er Schwimmschnur von Loomis. Ans 18er Fluocarbonvorfach (Stroft FC 1) kam eine beschwerte Nymphe in Größe 12 oder 14, sowie ein Bissanzeiger. Unser Guide riet uns, mit einer zweiten Nymphe am Seitenvorfach zu fischen. Wir blieben aber erstmal bei nur einer Nymphe. 

Wir begannen in einer flachen Bucht im Abstand von ca. 50 Metern, wateten einige Meter in den See hinaus und holten die Montagen – auf Rat unseres Guides - nach dem Wurf mit langsamen, gleichmäßigen Zügen ein. Wie meistens am Vormittag, war der Wind noch relativ moderat. Anfangs tat sich bei mir leider gar nichts, wobei mir die Stelle auch nicht besonders attraktiv erschien. Manfred konnte schon kurz nach dem Start einen gespotteten Fisch anwerfen, der aber nicht wollte. Nach ca. einer Stunde fing er den ersten Fisch unseres Island-Urlaubs, einen Arktischen Saibling mit ca. 35 cm.

Erster Saibling des Urlaubs
Nach einer weiteren ereignislosen Stunde verließen wir die Bucht und wanderten etwa 200 Meter am Ufer entlang zu einer neuen Stelle. Bevor wir anfingen, bauten wir unsere Montagen um und montierten beide eine zweite Nymphe am Seitenzweig. Ans Vorfachende kam jeweils eine schwere „Krokurinn“, die uns unser Guide gab. An den Seitenzweig montierte ich – auf seinen Rat hin - eine leichtere Nymphe mit gelbem Schwänzchen. Wir wateten auf einer unter Wasser liegenden Landzunge ungefähr 20 Meter in den See hinaus. Das Waten dort war ziemlich tricky, da im Wasser viele relativ große Steinbrocken liegen, die teilweise recht schmierig sind. Manfred fischte auf der linken Seite der Erhebung, ich auf der rechten. An den beiden Kanten wird es recht schnell tief. Wir warfen jeweils 15 bis 20 Meter ins tiefe, bläulich schimmernde Wasser und holten die Nymphen langsam bis zur Kante ein. 

Diesmal dauerte es nur ein paar Minuten, und ich hatte den ersten Fisch des Urlaubs am Haken. Der Saibling wehrte sich ganz ordentlich, und zog auch ein paar Meter Schnur von der Rolle. Bevor ich den Saibling landen konnte, war Manfred auch bereits am Drillen. Wir konnten die beiden Chars schließlich mehr oder weniger gleichzeitig keschern. Mein Fisch, der auf die leichtere Nymphe am Seitenarm biss, wog knapp 3 Pfund, der Saibling von Manfred war mit gut 2 Pfund etwas kleiner. Nach einigen Bildern, die unser Guide Birkir schoss, fischten wir hochmotiviert weiter. Es dauerte wieder nur wenige Minuten, bis ich erneut einen Fisch haken konnte. Der Fisch machte zuerst nur ein paar kurze Fluchten und fühlte sich am Anfang eher kleiner an als der Erste. Der Drill zog sich aber doch einige Minuten in die Länge und als ich ihn das erste Mal sah, wirkte er schon deutlich größer als anfangs geschätzt. Mit jeder weiteren Minute des Drills „wuchs“ der Fisch weiter, und als er schließlich im Kescher lag, zeigte sich ein wunderschöner, fetter Arctic Char mit orange-rotem Bauch. Das Wiegen mit der im Kescher eingebauten Waage ergab ein Gewicht von 5 Pfund! Birkir machte einige Fotos von mir und dem Saibling, bevor wir ihn wieder schwimmen ließen. Gebissen hat der Fisch auf die schwere Nymphe (Krokurinn) am Vorfachende. Mit diesem Fisch war ich für den ersten Tag eigentlich schon völlig zufrieden und ziemlich entspannt. Wir fischten aber beide eifrig an dieser Stelle weiter, da die Arktischen Saiblinge ja oft in größeren Schwärmen auftreten sollen.  Zunächst bekamen wir aber keine weiteren Bisse mehr.

Doppelschlag!
Mein erster Arctic Char!
Farbenprächtiger Saibling im Kescher
Fünfpfünder
Manfred mit Guide auf der Landzunge
Ausblick auf den Thingvallavatn

Nach einer kurzen Pause fischte ich an Manfreds Platz weiter, der sich zwischenzeitlich eine neue Stelle gesucht hatte. Ich fing dort nach einiger Zeit meinen dritten Saibling, der mit gut 2 Pfund etwas leichter war, als die beiden anderen.

Danach gingen wir weiter am Wasser entlang und befischten im Abstand von ungefähr 20 Metern jeweils eine ufernahe Stelle mit Abbruchkante. Ich konnte dort meinen vierten - und kleinsten – Saibling, mit geschätzten 1 ½ Pfund, landen. Manfred hatte die deutlich bessere Stelle und fing innerhalb einer halben Stunde 3 weitere Saiblinge. Davon war der letzte - mit gewogenen 4 Pfund - sein mit Abstand größter Fisch des Tages. Der Köder war in diesem Fall eine Pheasant Tail in Größe 12.

Saiblingsporträt
Manfred mit Vierpfünder
Beim Zurücksetzen
Hochzufrieden mit dem ersten Angeltag in Island hörten wir gegen 16 Uhr auf zu fischen und fuhren mit unserem Guide noch kurz zum Villingavatn, der am nächsten Tag auf dem Programm stand. Er zeigte uns das Parkgatter und erklärte uns, dass er dort mit Schwimmschnur und sehr kleinen und leichten Streamern von 2–3 Zentimetern fischen würde, da der See größtenteils verkrautet und recht flach sei. Wir führten ihm daraufhin unsere Streamerdosen vor und er suchte uns ein paar passende Muster heraus. In erster Linie kleine Nobbler in braun und olive.

Insgesamt hatte ich am ersten Angeltag vier und Manfred sechs Arktische Saiblinge, womit wir beide sehr zufrieden waren. Auch die kurzfristige Buchung eines Guides hat sich durchaus gelohnt, da wir uns ohne ihn in dem großen See wohl ziemlich schwergetan hätten, überhaupt etwas zu fangen. Nach einer schönen, warmen Dusche und einem üppigen Abendessen mit geräuchertem Saibling als Vorspeise, einer ganzen Hühnerbrust mit Reis als Hauptgang und einer gebackenen Banane zum Nachtisch, zog es uns ziemlich früh ins Bett.

Blick von der Lodge
08.07.2021

Aufgestanden sind wir gegen 07:15 Uhr. Um 8 Uhr ging es zum Frühstück. Neben Kaffee und Tee gab es Toast und eine Auswahl verschiedener Wurstsorten. Dazu Käse, Eier, Tomaten und Gurken, mehrere Brotaufstriche, wie Nutella und Marmelade, sowie verschiedene Müslis.

Gegen 9 Uhr brachen wir an den Villingavatn auf, den wir nach ca. 10 Minuten Fahrzeit erreichten. Der Villingavatn ist ein relativ kleiner See mit einem knappen Kilometer Länge und vielleicht 200 bis 300 Meter Breite. Er verfügt über eine Verbindung zum Thingvallavatn. Über diesen kleinen Bach sollen die Brown-Trout im Frühjahr während der Schneeschmelze in den Villingavatn wandern. Beim momentanen Wasserstand des Baches konnten wir uns das aber nur schwer vorstellen. Das Besondere an den Villingavatn-Forellen ist ihre ausgeprägte goldene Färbung. Dazu haben die meisten Fische noch je einen metallic-blauen Punkt auf den Kiemendeckeln. Einfach traumhaft schöne Bachforellen!

Nachdem wir unser Auto im eigens dafür vorgesehenen Parkgatter, das die Autos vor den überall vorhandenen Wildpferden schützen soll, abgestellt hatten, machten wir uns auf den kurzen Weg zum See. Ich benutzte heute die Orvis Helios 3 F in Klasse 7 mit der Hardy Angel in Größe 7/8 und der extra noch gekauften Rio Coastal Seatrout mit Clear Intermediate-Spitze in Klasse 7. Laut der Aussage unseres Guides Birkir vom Vortag werden hier vor allem Schwimmschnüre mit leichten Fliegen gefischt. Ich probierte es am Anfang trotzdem mit einem der eher etwas schwereren Stichlingsstreamer, die ich mir extra für den Thingvallavatn habe binden lassen.

Wir begannen ungefähr in der Mitte der Westseite des Sees mit der Fischerei und stellten bereits nach wenigen Würfen fest, dass beschwerte Streamer die falsche Wahl waren (wie unser Guide uns ja bereits gesagt hatte). Der See war ziemlich verkrautet und durch den Wind konnte man auch relativ schlecht erkennen, wo sich krautfreie Zonen befanden. An manchen Stellen durchbrach das Kraut sogar die Oberfläche. An Stelle des beschwerten Stichlingsstreamers band ich einen ca. 3 cm langen Nobbler in olive ans 28er Fluocarbonvorfach.

In der ersten Stunde blieben wir allerdings trotzdem beide erfolglos, bis ich in einer der kleinen Buchten mehrmals einen (oder mehrere) Fische steigen sah. Beim zweiten oder dritten Wurf - hart gegen den Wind - schlug es dann auch schon in der Rute ein! Die Forelle sprang sofort nach dem Biss mehrfach aus dem Wasser und schwamm danach mit hoher Geschwindigkeit direkt auf mich zu. Ich hatte ziemliche Mühe, die Schnur per Hand aufzunehmen und einigermaßen auf Spannung zu halten. Kaum war die Forelle kurz vor dem Ufer, ging es auch schon im Höchsttempo in die andere Richtung. So ging das noch einige Minuten abwechselnd mit schnellen Fluchten nach draußen und mit „Auf-mich-zu-schwimmen“ weiter, ehe Manfred die Forelle keschern konnte. Vor uns lag eine wunderschöne, goldene Brown-Trout mit den charakteristischen metallic-blauen Punkten auf den beiden Kiemendeckeln. Auch der explosive Drill, den die Forelle lieferte, war sehr beeindruckend. Genauso, wie wir das vorher gelesen und uns erhofft hatten. Der relativ schlanke Fisch hatte 61 cm und wog ziemlich genau 4 Pfund.
 

Die erste Brown-Trout
Foto unten: Pures Gold!


Danach fischten wir Stück für Stück weiter Richtung Nordufer des Sees, blieben allerdings vorerst ohne weiteren Biss. Dort angekommen mussten wir den Zufluss des Thingvallavatn queren, was Manfred auch ohne Probleme gelang. Der Bach war zwar nur 1,5 bis 2 Meter breit und auch relativ flach, allerdings auch ziemlich schlammig. Ich hatte mir zum Überqueren leider nicht die beste Stelle ausgesucht und sank beim zweiten Schritt schon knietief ein. Beim nächsten Schritt ging es noch tiefer in den Schlamm und ich fiel nach vorne, zum Glück schon auf das andere Ufer. Da ich Wathose und Watjacke anhatte, war das Ganze halb so schlimm, trotzdem habe ich mich ganz schön „eingesaut“. Manfred hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als sofort sein Handy zu zücken, um ein paar Bilder zu schießen, bevor er mir schließlich heraushalf! 

In den nächsten zwei Stunden fischten wir dann die „Nordkurve“ des Sees ab, leider ohne jeglichen Erfolg. Hier schien der Villingavatn sogar noch mehr verkrautet zu sein und es verging kaum ein Wurf, bei dem nicht ein Fetzen Kraut am Haken hing. Erst als wir ungefähr auf halber Höhe des Ostufers ankamen, fanden wir eine Stelle mit deutlich weniger Kraut. Es befand sich zwar auch ein Krautbeet kurz vor dem Ufer, weiter draußen lief der Streamer aber eine längere Strecke ohne Krautkontakt. Nachdem die Forellen dann auch noch begannen zu steigen und das in einer Entfernung, die ich mit meinem Gerät und etwas Windunterstützung durchaus noch erreichen konnte, nahm der Optimismus schnell wieder zu. Ich ließ mich daraufhin zu der Prognose hinreißen, dass jetzt gleich wieder etwas gehen wird.

Und ich sollte schnell recht bekommen! Wenige Minuten später hatte ich die zweite Forelle am Haken. Diese sprang zwar auch unmittelbar nach dem Biss aus dem Wasser, danach war sie aber bereits nach kurzem Drill direkt am Ufer. Ich erwartete hier eigentlich noch mal eine größere Flucht nach draußen, aber die kam überraschenderweise nicht mehr. So lag nach erstaunlich kurzer Zeit das nächste „Goldstück“ im Kescher. Die zweite Forelle war etwas fetter als die erste, und wog bei 60 cm ziemlich genau 5 Pfund. Kurz darauf konnte ich schon die nächste Forelle haken, die aber „nur“ 48 cm hatte. Und es sollte auch noch in diesem Stil weitergehen, zumindest bei mir. Manfreds Würfe blieben mit seiner 6er Rute einfach ein Stück kürzer als meine und das schien entscheidend zu sein, da die Fische immer noch nicht näher als 20 - 25 Meter ans Ufer kamen.

60er Brown-Trout im Kescher
Das zweite „Goldstück“
Eine der wenigen Forellen unter 50 cm
Kurz nach dem dritten Fisch hatte ich schon die nächste Forelle am Band. Auch diese kam gleich nach dem Biss an die Oberfläche und wir sahen einen deutlich größeren Fisch als die bisherigen. Der Drill spielte sich die ersten Minuten in einer Entfernung von 20 bis 30 Metern vom Ufer ab und wir konnten den Fisch mehrfach kurz an der Oberfläche rollen sehen. Danach begann die Forelle mir relativ gleichmäßig mehr und mehr Schnur von der Rolle zu ziehen, bis sie 20 bis 30 Meter im Backing war. In den nächsten Minuten konnte ich peu-a-peu wieder Schnur zurückgewinnen und das Backing wieder auf die Rolle bringen. Als ich die Forelle wieder in einer Entfernung von gut 20 Metern vom Ufer hatte, wurde plötzlich die Schnur schlaff, der Fisch war einfach ausgeschlitzt. Das war mit Abstand die größte Bachforelle, die ich bisher am Haken hatte! Wie groß sie war? Schwer zu sagen, aber ich tippe mal auf irgendetwas zwischen 75 und 85 cm und ein Gewicht von mindestens 8 Pfund, eher noch ein gutes Stück mehr!

Eigentlich war unser Plan für diesen Tag, dass wir nur bis 13 oder 14 Uhr fischen, uns dann in der Lodge etwas ausruhen und nach dem auf 18 Uhr vorgezogenen Abendessen nochmal aufbrechen und bis Mitternacht fischen. Allerdings brach dann das Fischfieber bei uns beiden aus, so dass wir natürlich nicht frühzeitig gehen konnten!

Leicht frustriert konnte ich kurz nach der verpassten Kapitalen die nächste Forelle um die 60 cm landen und verlor dazu noch eine weitere im Drill. Nach meinem insgesamt sechsten Fischkontakt konnte auch Manfred endlich seinen ersten Fisch des Tages haken und landen. Auch bei seinem Fang handelte es sich um eine Forelle, die ca. 60 cm und zwischen 4 und 5 Pfund hatte. Danach war auch für ihn die Welt wieder in Ordnung und wir fuhren glücklich und zufrieden zurück in die Efri-Bru-Lodge.

Die nächste in der „60 cm-Klasse“

Der Bann ist gebrochen und die Erleichterung ist Manfred anzusehen
Nahaufnahme | Unten: „Dog Nobbler“
In der Lodge war mittlerweile Kristjan, der Besitzer der Lodge, aufgetaucht. Wir aßen zusammen zu Abend und bombardierten ihn natürlich mit vielen Fragen zu seinen Gewässern. Er war sehr nett und gab uns auf unsere Fragen bereitwillig Antwort. Nach dem Essen mit geräuchertem Lachs als Vorspeise, einem Hackfleischeintopf als Hauptgang und einem Apfelkuchen zum Nachtisch, brachen wir zügig noch mal zum Villingavatn auf. Und dieser Abend sollte noch einige unvergessliche Erlebnisse für uns bereithalten!

Als wir wieder am Parkgatter des Villingavatn ankamen, trafen wir einen Einheimischen, der gerade das Fischen beendet hatte. Er erzählte uns, dass er als Guide arbeitet und heute drei Forellen gefangen hatte, vermutlich an „unserer“ Stelle. Die Größte hatte 75 cm, von der er uns auch ein paar Bilder zeigte. Da er nach dem Abendessen auch noch mal wiederkommen wollte, liefen wir ohne Umweg gleich wieder zu unserer Erfolgsstelle am gegenüberliegenden Ufer.

Es waren nach wie vor Forellen an der Oberfläche aktiv, allerdings hatten wir in der ersten Stunde keinen einzigen Fischkontakt. Als ich meinen oliven Nobbler gegen einen schwarzen Nobbler gleicher Größe getauscht habe, konnte ich kurz darauf eine Forelle mit knapp unter 50 cm fangen. Obwohl das Steigen weiter zunahm und die Forellen teilweise auch näher ans Ufer kamen, konnten wir danach vorerst keine weiteren Bisse verzeichnen.

Irgendwann gegen 21:45 Uhr entschieden wir uns auf Grund des weiter zunehmenden Steigens beide dafür, auf Trockenfliege zu wechseln. Da ich die Rute dafür gewechselt habe und mir erst noch ein Vorfach aus 40er, 30er, 25er und 20er-Spitze zusammenknoten musste, war Manfred schneller wieder startbereit. Er knotete eine 12er Rehhaarsedge an sein 16er Vorfach. Es dauerte wohl nicht mal eine Minute, bis er die erste Forelle auf Trockenfliege haken konnte. Nach wohldosiertem Drill an seinem 16er Vorfach mit einer kurzen Flucht ins Backing, konnte er eine Forelle in den „Mittfünfzigern“ landen. Nach diesem Drill montierte er dann sicherheitshalber auch ein 20er Vorfach.
Die erste Brown-Trout auf Trockenfliege! | Unten: 61er auf Rehhaarsedge
Danach wurde es dann „unwirklich“: Im Normalfall hatte derjenige von uns, der sein Gerät zuerst bereit hatte, innerhalb der nächsten Minute einen Biss! Wir mussten jetzt auch nicht mehr allzu weit werfen, da die Forellen teilweise bis auf unter 10 Meter ans Ufer kamen. Der Wind hatte mittlerweile auch deutlich nachgelassen. Als ich mein Trockenfliegengerät dann aufgebaut hatte, band ich eine 12er Rehhaarsedge mit Sichthechel ans 20er Vorfach. Auch ich hatte in kürzester Zeit den ersten Biss auf die Trockenfliege, den ich allerdings noch verschlug.

Beim nächsten Wurf war es dann auch bei mir so weit. Ich konnte die erste Brown-Trout auf Trockenfliege haken. Wie die meisten anderen Forellen auch, sprang der Fisch nach dem Anschlag mehrmals aus dem Wasser und war in kürzester Zeit einige Meter im Backing. Nach einem ansonsten unspektakulären Drill lag wenige Minuten später erneut ein wunderschöner Fisch mit gemessenen 61 cm im Kescher. Kurz darauf konnte ich einen weiteren Fisch landen, der mit unter 50 cm aber einer der wenigen kleineren war.

Danach steigerte sich der Wahnsinn aber noch weiter! Haben die ersten Forellen, die wir auf Trockenfliege fingen, die Fliege noch dezent von der Oberfläche gepflückt, sodass wir noch einen kontrollierten Anschlag setzen konnten, stiegen die Fische nun immer aggressiver! Sie holten die Trockenfliege meist mit einem fetten Schwall von der Oberfläche, nahmen sofort massiv Schnur und ließen die Bremse aufheulen! Wenn alles gut ging, waren die Forellen innerhalb weniger Sekunden im Backing! Leider ging nicht immer alles gut, da die Reaktionszeit nach dem Biss oft so kurz war, dass es zu einem Ruck kam, bevor die Schnur gleichmäßig von der Rolle lief! Das führte bei mir dazu, dass ich hintereinander drei Forellen verlor: Die erste durch Schnurbruch, die zweite brach mir den Haken ab und die dritte bog mir den Haken fast gerade! So etwas hatte ich vorher noch nicht erlebt und auch nicht für möglich gehalten!

Manfred agierte in dieser Phase deutlich erfolgreicher. Er verlor zwar auch eine Forelle durch Schnurbruch, konnte anschließend aber zuerst eine weitere Forelle mit 61 cm in der „4–5-Pfund-Klasse“ landen, bevor er kurz darauf den nächsten Fisch im Drill hatte. Dieser ging erneut ins Backing, und der Drill zog sich etwas länger hin, als die vorhergehenden. Schlussendlich lag seine bisherige „Rekordbachforelle“ im Kescher: Ein gut genährter Milchner mit Laichhaken, der bei 65 cm Länge 2,9 kg wog!

Brown-Trout mit 61 cm

Brown-Trout mit knapp 3 Kilo
Während ich noch mitten in meiner Pechsträhne war, konnte Manfred gleich noch die nächste Forelle mit ca. 60 cm fangen. Nach meinem dritten Fischverlust in Folge beschloss ich, die Vorfachspitze auf 0,25 mm zu erhöhen. Ans Vorfach kam eine ziemlich große Rehhaarsedge auf einem stabilen 8er-Haken. Aber selbst dieses relativ grobe Set-Up wurde von den Forellen weiterhin aggressiv genommen.

Ich war dann innerhalb kürzester Zeit auch wieder am Fisch und schaffte es endlich mal wieder, die erste Flucht erfolgreich abzufedern. Der Fisch kämpfte diesmal nicht ganz so aggressiv, sondern setzte vor allem sein Gewicht ein. Er zog mir Stück für Stück weiter Schnur von der Rolle und war zwischenzeitlich auch ca. 20 Meter im Backing. Ich konnte das Backing aber relativ schnell wieder auf die Rolle bringen und der Großteil des weiteren Drills spielte sich in ca. 20 Meter Entfernung ab. Erstaunlicherweise versuchten die Forellen fast nie, ins reichlich vorhandene Kraut zu flüchten, sondern wehrten sich vor allem an der Oberfläche. Nach insgesamt ca. 15 Minuten Drill konnte ich den Fisch schließlich sicher landen. Die Forelle hatte eine Länge von 70 cm und wog 3,2 kg! Das war auch für mich ein neuer Bachforellen-Rekord!
 
 
 
 

(Rechts und und unten): 
70er Bachforelle im Kescher 

Meine bisher größte Bachforelle
Und Tschüss...
In den letzten 20 Minuten konnte ich noch zwei weitere Forellen in der „60 cm—Klasse“ haken und erfolgreich landen. Manfred hatte in dieser Zeit auch noch zwei eher kleinere Forellen gehakt, die ihm aber beide ausschlitzen, als er den Drill forcierte. Nach meinem zehnten Fisch, den ich ca. zehn Minuten vor Mitternacht fing, beschlossen wir, diesen traumhaften Angeltag zu beenden. Zusammen konnten wir 15 Brown-Trout landen, von denen nur 3 weniger als 50 Zentimeter hatten. Gut die Hälfte der Fische lag um die 60 Zentimeter und die beiden größten hatten 65 und 70 cm. Neben der Zahl und Größe der Fische waren vor allem auch die spektakulären Bisse auf die Trockenfliege und die meist sehr explosiven Drills ein tolles Erlebnis. Unter dem Strich war das wohl für uns beide der beste Angeltag unseres Lebens!
Im Kescher
Die letzte Forelle eines denkwürdigen Abends
Nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, machten wir uns kurz nach Mitternacht auf den Weg zu unserem Auto und fuhren hochzufrieden und ziemlich aufgedreht in unsere Lodge zurück. Dort ließen wir den Tag ausklingen und stießen mit dem im Duty-Free in München gekauften Whiskey noch auf unseren Traumtag an. Gegen 01:30 Uhr fielen wir todmüde, aber wohl mit einem Lächeln im Gesicht, ins Bett. 
Dass unser Fangergebnis auch für den Villingavatn außergewöhnlich war, bestätigte uns am nächsten Tag unser Guide Birkir, der mehrmals nachfragte, wie viele Forellen wir gefangen hatten („Fifteen!??“). 

09.07.2021

Am nächsten Morgen ließen wir es etwas ruhiger angehen und machten uns nach einem gemütlichen Frühstück auf zum Efri-Bru-Beat, der nur etwa einen Kilometer von unserer Lodge gleichen Namens entfernt liegt. Der Beat befindet sich im See Ulfljotsvatn, der südlich des Thingvallavatn liegt und über den River Sog mit diesem verbunden ist. Der Efri-Bru-Beat soll im Juli vor allem eine gute Fischerei auf Arctic Char bieten. Birkir hatte uns den Beat an unserem ersten Tag schon kurz gezeigt, so dass wir wussten, wo hier hinfahren müssen. Die beste Stelle soll oberhalb und unterhalb eines großen, im Wasser liegenden Felsbrockens sein. Hier befindet sich ein „Channel“ mit flussähnlicher Strömung. 

Die gängigste Methode ist das „Upstream-Nymphing“ mit zwei Nymphen und Bissanzeiger, ähnlich wie zwei Tage vorher am Thingvallavatn. Leider hatten wir bereits am Vormittag ziemlich starken Wind, der das Werfen und Fischen deutlich erschwerte. So tat sich in den ersten beiden Stunden rein gar nichts bei unserer Nymphenfischerei. Danach stellte ich meine Taktik um und versuchte es mit der 7er Rute, einer 200-Grains-Schnur und beschwertem Stichlingsstreamer auf Forellen. Auch Manfred versuchte es mit dem Streamer. Dazu wanderten wir den Beat „stromaufwärts“ und fischten uns an der Steilküste entlang. Aber auch dabei blieben wir die nächsten ca. 2 Stunden ohne jeden Biss und beschlossen, unsere „Vormittagssession“ zeitig abzubrechen.

Großer Felsbrocken im Efri-Bru-Beat, hinter dem ein „Channel“ mit ordentlicher Strömung liegt
Blick auf den Efri-Bru-Beat
Manfred 
Beginn der Steilküste
In der Lodge meinte Kristjan, dass es - aufgrund des sehr kalten Frühjahrs in Island – möglicherweise noch etwas zu früh für diesen Beat wäre, und die Saiblinge wohl noch nicht in größerer Zahl dort angekommen wären. Netterweise bot er uns an, dass wir nach dem Abendessen auch gerne an den Kaldarhöfdi-Beat, den wir am ersten Tag gefischt hatten, gehen könnten.

Dieses Angebot nahmen wir nach dem Abendessen (Dorsch mit Kartoffeln) gerne an und waren gegen 19:30 Uhr wieder am Wasser. Allerdings hatte der Wind nicht nachgelassen, sondern eher noch weiter zugelegt. So war es schon relativ schwierig, einigermaßen gefahrlos in den See hinauszuwaten, da der Grund wegen der Wellen nur schwer zu sehen war. Ich versuchte es an der Unterwasser-Landzunge, an der ich zwei Tage vorher drei Saiblinge gefangen hatte. Zur rechten Seite konnte man noch einigermaßen gut werfen, da der Wind dort von hinten kam. Und zwei Tage vorher hatten wir ja die Erfahrung gemacht, dass die Saiblinge relativ nahe an der Kante zum tieferen Wasser gebissen haben und man gar nicht so weit werfen musste. Manfred lief ungefähr 100 Meter weiter und versuchte es zuerst an der Stelle, wo er drei Saiblinge gefangen hatte.

Die Fischerei machte bei dem weiter auffrischenden Wind nicht wirklich viel Spaß und bis kurz vor 22 Uhr tat sich leider auch überhaupt nichts. Als ich schon kurz vor dem Aufgeben war, spürte ich, nur etwa 4 – 5 Meter vor mir, fast direkt an der Kante zum tieferen Wasser, plötzlich doch noch Widerstand. Nach kurzem Drill konnte ich einen Arktischen Saibling mit ca. 40 cm und 1 ½ Pfund landen und damit einen fischlosen Tag gerade noch verhindern. Ein paar Minuten später kam Manfred um die Ecke und meinte, dass er langsam aufbrechen möchte, da er im flachen Wasser ausgerutscht war und sich dabei seine Ärmel nassgemacht hat. Ich probierte es dann noch etwa eine Viertelstunde, blieb aber ohne weiteren Erfolg. So landeten wir nach zwei sehr erfolgreichen Tagen wieder auf dem Boden der Tatsachen und erfuhren, dass einem auch in Island die Fische nicht jeden Tag „in den Kescher springen“.

Kaldarhöfdi-Beat im Thingvallavatn
Ganz schön windig!
Last-Minute-Char
10.07.2021

Die nächsten beiden Tage stand Lachsfischen am Prastalundur-Beat des River Sog auf dem Programm. Wir hatten mit unserem Guide Birkir, den wir für den ersten der beiden Tage am Sog wieder gebucht hatten, vereinbart, dass wir uns um 9 Uhr am Prastalundur Restaurant treffen, das direkt an der Brücke über den Sog liegt, die die untere Grenze unserer Strecke darstellt. Der Sog ist der größte Klarwasserfluss Islands, und der Abfluss des Lake Thingvallavatn. Er fließt danach durch den Ulfljotsvatn und mindestens einen weiteren See und bildet nach gut 20 Kilometern und dem Zusammenfluss mit dem Gletscherfluss Hvita die mächtige Ölfusa, die nach weiteren ca. 25 km in den Atlantik mündet.

Wir fuhren zuerst ungefähr einen Kilometer auf einem Feldweg zu einem Parkplatz in der Mitte unseres Beats. Auf der daneben liegenden Wiese standen dutzende Zelte und es war mächtig was los. Birkir meinte, dass am Wochenende ein Musikfestival in Selfoss stattfand und viele hier übernachten würden. Wir liefen anschließend ein paar Minuten zum Top-Spot hinunter, an dem – laut Birkir – ca. 90 % der Fische des Beats gefangen werden. Dabei stellten wir fest, dass der Fluss doch deutlich mächtiger ist, als er auf Bildern und Videos aussah! Die Stelle liegt oberhalb einer großen Rausche, an der sich der Fluss etwas verengt. Oberhalb der Rausche dürfte der Fluss ungefähr 70 – 100 Meter breit sein. 

Top-Pool am Prastalundur-Beat des River Sog



Auf der gegenüberliegenden Seite wurde auch gefischt und kaum dass wir da waren, wurde auch schon ein Grilse (einsömmeriger Lachs) gefangen. Birkir platzierte zuerst Manfred am Beginn des Pools. Dort konnte man 5 bis 10 Meter hinauswaten, bevor die Abbruchkante kam. Danach ging er mit mir gute 50 Meter näher Richtung Rausche und wir wateten wohl fast 20 Meter ins Wasser, bis an die Abbruchkante. Ich fischte mit meiner letztes Jahr im Sale gekauften Loop Cross ST mit 13,6 Fuss in Schnurklasse 9, der kurzfristig noch gekauften Salar Reel 3 von Mikael Frödin und einem schwimmenden Airflo Rage Compact Schusskopf mit 37 Gramm. Ans 35er Stroft-Vorfach kam als erstes ein Sunray Shadow mit einer ca. 8 cm langen Schwinge. 

Leider taten wir uns anfangs beide recht schwer mit dem Werfen im „Scandinavian Style“, weswegen ich recht schnell auf schnöde Überkopfwürfe umstellte, um einigermaßen auf Weite zu kommen. Bei einem kurzen Wurfversuch stellte Birkir zumindest fest, dass mein Gerät ganz gut abgestimmt war. Für Manfreds Gerät galt das leider nicht, seine Schnur schien deutlich zu schwer zu sein. Auf der anderen Uferseite wurden in kurzer Zeit die nächsten beiden Lachse gefangen, bis auch ich den ersten „Take“ hatte. Schulbuchmäßig wurde mir die ca. ein Meter lange Schlaufe aus den Fingern gezogen und der Fisch hakte sich selbst. Ich bemerkte ziemlich schnell, dass es sich eher um einen kleineren Lachs (?) handelte, da er sich recht zügig herandrillen ließ. Als ich langsam das Ufer erreicht hatte, und der Fisch einige Meter vor mir im flachen Wasser war, ist leider der Haken ausgeschlitzt.

Am anderen Ufer wurde zwischenzeitlich noch mindestens ein weiterer Lachs gefangen, bevor es auch dort ruhiger wurde. Nach zwei bis drei Stunden am Haupt-Pool gingen wir etwas flussabwärts und fischten dort einige Stellen ab, vor allem, um der Top-Stelle etwas Ruhe zu gönnen. Nach einer kurzen Mittagspause ging Birkir mit Manfred ein paar hundert Meter flussaufwärts. Ich versuchte es noch mal über der Rausche und bekam dort auch relativ schnell wieder einen schönen Biss. Wieder zog mir der Fisch die Schlaufe aus den Fingern und hakte sich selbst, als er gegen den Widerstand der Rute lief.

Diesmal blieb ich zunächst im Wasser stehen, wie Birkir mir nach dem ersten Drill geraten hatte. Nachdem ich den Fisch unter Kontrolle hatte, watete ich langsam Richtung Ufer. Als der Fisch einige Meter vor mir war, kamen mir schon erste Zweifel, ob es sich wirklich um einen Lachs handelte. Kurz darauf erkannte ich dann, dass es leider kein Lachs war, sondern „nur“ eine Brown-Trout mit ca. 3 Pfund! Ich zog die Forelle ins flache Wasser, schoss schnell selbst ein paar Bilder, löste die „Red Frances“ und ließ die Forelle wieder schwimmen.
 

Anleitung durch Guide Birkir – das andere Ufer ist deutlich weiter entfernt, als es auf dem Bild aussieht ...

Dreipfündige Brown-Trout auf Red-Frances

Danach tat sich trotz mehrfachem Wechsel der Polyleader von schwimmend über Intermediate auf schnellsinkend und einiger Fliegenwechsel leider nichts mehr. Ich fischte mich dann mit Birkir nochmal einige hundert Meter flussabwärts und Birkir gab mir eine Unterrichtsstunde im Werfen mit der Zweihandrute. Er brachte mir den „Snap-T“ bei, der den eigentlichen Unterhandwurf quasi vorbereitet. Anfangs tat ich mich noch ziemlich schwer mit dem Bewegungsablauf aber im Laufe der Zeit lief es deutlich besser.

Nachdem der Nachmittag völlig ereignislos blieb, beschlossen wir so gegen 16 Uhr, zurück in die Lodge zu fahren und es nach dem Abendessen noch mal zu versuchen. Gegen 18:30 Uhr sollte laut Birkir „High Tide“ sein und ca. 1 ½ bis 2 Stunden später könnten frisch aufsteigende Lachse unseren Beat erreichen, was die Fangchancen erhöhen sollte. Wir brachen deshalb nach dem auf 18 Uhr vorgezogenen Abendessen (gegrilltes Lamm mit Kartoffeln und Gemüse) noch mal auf. Obwohl wir die erlaubte Zeit bis 22 Uhr voll ausschöpften, ereignete sich, außer zwei springenden Lachsen, nichts Erwähnenswertes mehr.

11.07.2021

Am nächsten Tag zogen wir unser Frühstück auf 07:30 Uhr vor (noch früher ging leider nicht), um etwas zeitiger mit dem Lachsfischen am Sog beginnen zu können, da am Vortag der frühe Vormittag – zumindest auf der gegenüberliegenden Seite – die beste Zeit war. Wir standen bereits kurz vor 08:30 Uhr im Fluss und begannen mit dem Fischen. Leider hatten wir den ganzen Vormittag keinerlei Fischkontakt, weder am großen Pool über der Rausche, noch auf dem Abschnitt bis zur unteren Grenze des Beats. Auf der anderen Flussseite fischten diesmal 4 Italiener, die auch ohne Fang blieben.

Als ich gegen Mittag wieder an den Top-Pool zurückkehrte, versuchte ich es mit einem schnell quer über den Fluss gestrippten „Sunray Shadow“. Gleich beim ersten Wurf damit bemerkte ich, dass ein Fisch folgte und mehrfach versuchte, den Sunray zu schnappen. Als ich bereits den Schusskopf durch den Spitzenring gezogen hatte, folgte der Fisch immer noch und packte die Fliege tatsächlich noch wenige Meter vor mir. Ich merkte auch diesmal recht schnell, dass es sich eher wieder um einen kleineren Fisch handelte, war aber doch sehr überrascht, als sich wieder eine Forelle mit ca. 3 Pfund zeigte!

Brown-Trout mit „Lachsgenen“
Nach einer weiteren Stunde erfolgloser Bemühungen fuhren wir nach Selfoss, der nächsten Stadt, die ungefähr 10 km entfernt liegt, um dort für die nächsten beiden Tage Lebensmittel einzukaufen. Wir gingen -  mit unseren Wathosen -  in den dortigen Bonus-Markt und deckten uns für unsere 2 Tage in der Selbstversorgerhütte am Nordlingafljot mit Essen und Getränken ein. Die Preise dort waren zwar etwas höher als in Deutschland aber doch deutlich moderater, als befürchtet. Danach fuhren wir zurück zur Lodge, um unsere Einkäufe zu kühlen und machten erstmal Kaffeepause.

Die Überlegung war, entweder gleich nochmal zum Sog aufzubrechen, um bis kurz vor 20 Uhr zu fischen und danach erst zu Abend zu essen, oder bereits um 18 Uhr zu Abend zu essen und nach dem Essen nochmal an den Sog zu fahren. Wir entschieden uns schließlich für die erste Variante und fischten nochmal von ca. 16:30 Uhr bis kurz vor 20 Uhr, allerdings war auch dieser letzte Versuch am Sog nicht von Erfolg gekrönt.

Am Abend hatten wir in der Lodge zum ersten Mal Gesellschaft von einem anderen Gast, einem Altenpfleger aus Wales. Der Waliser hatte an diesem Tag den Villingavatn mit Guide befischt, blieb dort allerdings ohne Fisch und hatte auch nur zwei Kontakte. Er war dann sehr erstaunt, als wir von unserem Ausnahmetag am Villingavatn berichteten! Der Waliser war vorher drei Tage in den Highlands, hatte dort Tungnaa und Kaldakvisl befischt und insgesamt 6 Brown-Trout und 16 Arctic Char gefangen, die größten jeweils mit 4 Pounds. Nach unserem Gespräch ging ich noch Duschen und wir packten unsere Sachen schon mal grob zusammen, da wir ja am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, zum Nordlingafljot aufbrechen wollten.

12.07.2021

Nach dem Frühstück luden wir unsere Sachen in den Duster und machten uns kurz vor 9 Uhr auf den Weg zum Nordlingafljot. Wir fuhren dazu erstmal am Ostufer des Thingvallavatn entlang und danach Richtung Husafell, um im „Cafe Hraunfossar“ den Schlüssel für unsere Hütte abzuholen. Die Strecke war größtenteils eine Schotterpiste, die durch vulkanisch geprägtes Gebiet führte, sodass wir erst nach knapp 2 Stunden Husafell erreichten. Zur Beruhigung von Manfred tankten wir dort erstmal unseren Mietwagen voll (obwohl der Tank noch annähernd halbvoll war) und fuhren danach zum „Cafe Hraunfossar“, das – wie der Name vermuten lässt - nahe eines Wasserfalls liegt. Dort gab es dann noch kurz Unstimmigkeiten wegen der angeblich noch nicht erfolgten Bezahlung der Hütte, aber nachdem wir der Besitzerin versichert hatten, dass wir alles bereits bezahlt haben, übergab sie uns den Schlüssel. Zu unserer Hütte waren es zwar nur noch ungefähr 40 km, allerdings war davon der allergrößte Teil reine Schotterpiste, deren Zustand eher schlechter wurde, desto näher wir an unser Ziel kamen. Vom Beginn der Schotterpiste, bis zur Brücke über den Nordlingafljot waren es ziemlich genau 20 km, von der Brücke zu unserer Hütte „Alftakrokur“ nochmal ca. 8 km. Dabei fuhren wir größtenteils schon an unserer Angelstrecke am Nordlingafljot entlang, die insgesamt ca. 30 km lang war.

Vulkanlandschaft auf dem Weg zum Nordlingafljot

Allerdings kam der Fluss auf den 8 km zwischen Brücke und Hütte nur einmal in Sichtweite der Schotterpiste. Insgesamt dauerte die Fahrt vom „Cafe Hraunfossar“ nochmal ungefähr 1 ½ Stunden, wodurch wir unser Ziel erst gegen 13:30 Uhr erreichten. Als wir dort ankamen, und die Hütte aufschließen wollten, der nächste Schreck! Die Tür ließ sich nicht öffnen! Nachdem wir beide abwechselnd mehrere Minuten vergeblich versucht hatten, den Schlüssel zu drehen, habe ich mich bereits auf die Rückseite der Hütte begeben, um nach einem offenen Fenster oder ähnlichem zu suchen. Ich sah dann durch das Fenster auf der Rückseite, dass Manfred die Türe doch noch öffnen konnte und war ziemlich erleichtert!

Carsten Dogs hatte uns empfohlen, die Hütte gegen Aufpreis für uns alleine zu buchen, da sonst die Gefahr bestehen würde, mit einer größeren Gruppe von Reitern zusammen dort zu sein. Dass die Hütte öfters von Reitern bewohnt wurde, konnte man dann auch recht deutlich am „Pferdegeruch“ erkennen. Die Hütte war wirklich ziemlich spartanisch eingerichtet und die Aussage, dass es dort nur kaltes Wasser zum Duschen gäbe, war auch nicht ganz richtig. Es gab dort nämlich nicht mal eine Dusche! Neben einem Gasherd und elektrischem Licht, gab es auch keinen weiteren Strom, obwohl einige Steckdosen vorhanden waren! Aber für nur knapp zwei Tage sollte das ja alles kein Problem sein!

Wir brachen dann ziemlich zeitnah zum Fluss auf, der einige hundert Meter unterhalb der Hütte vorbeifließt. Unser Plan für die erste Session war, knapp 3 km stromauf zu einem der Wasserfälle zu laufen und von dort flussab zur Hütte zurückzufischen. Das Laufen am Fluss war teilweise ganz schön anstrengend, da man an vielen Stellen nicht direkt am Fluss entlanggehen konnte, sondern immer wieder Umwege über Hügel nehmen musste. Die meist vorhandenen Schafspfade waren auch nicht ganz einfach zu laufen, da sie ziemlich schmal waren und man gut auf seine Schritte aufpassen musste, um nicht über seine eigenen Füße zu stolpern. 

Der Flussabschnitt des Nordlingafljot oberhalb unserer Hütte war größtenteils „Pocket-Water“. Der Fluss war hier ca. 20–30 Meter breit und mit Steinen bzw. Felsen aller Größen bedeckt. Hinter den größeren Steinbrocken und Felsen bildeten sich viele „Taschen“, die oft sehr „fischig“ aussahen. Beim Hochlaufen entdeckten wir einige Stellen, die uns sehr attraktiv erschienen. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir dann endlich unser Ziel, einen der kleineren Wasserfälle. Ich fischte zuerst mit meiner 7er Orvis und einem Woolly Bugger am 28er Fluocarbonvorfach, was wohl eher leicht überdimensioniert war. Ich begann im – relativ kleinen - Pool unterhalb des Wasserfalls und es dauerte nur bis zum vierten Wurf, bis ich die erste Forelle am Haken hatte. Diese hatte ca. 35 cm und war recht schnell ausgedrillt. Leider war das für lange Zeit der einzige Biss, auch bei Manfred tat sich nichts. Und das, obwohl wir eine wunderschöne Stelle nach der anderen abfischten. Erst an einer sehr schönen, tiefen Außenkurve konnte ich noch einen kleinen Saibling mit vielleicht 20 cm fangen. Das nahm ich zum Anlass, auf die 6er Rute mit zwei Nymphen umzubauen, aber auch das war nicht der Schlüssel zum Erfolg. Gegen 19 Uhr entschloss ich mich dann, zur Hütte zurückzulaufen. Vor allem der Weg vom Fluss hoch zur Hütte war sehr kräftezehrend, da der Boden recht weich war und immer wieder sumpfige Stellen zu umgehen waren. Als ich die Hütte erreicht hatte, war ich ziemlich bedient und legte mich erstmal eine halbe Stunde auf das Matratzenlager. Manfred war schon vor mir zurück und hatte den ganzen Nachmittag keinen einzigen Biss.

„Pocket-Water“ flussauf unserer Hütte
Tiefe Außenkurve
Blick flussaufwärts
Hier zeigte sich leider, dass die Fahrt an den Nordlingafljot erst an unserem ersten, dort gebuchten Fischtag, alles andere als optimal war. Das werden wir beim nächsten Mal auf jeden Fall anders machen und einen „Reisetag“ einbauen, dass wir nicht erst am Nachmittag zum Fischen ankommen. Zumindest während unseres Aufenthalts haben wir festgestellt, dass es nachmittags oft sehr windig war, was die Fischerei deutlich beeinträchtigte! Wir beschlossen dann beim Essen (Eier mit Speck), dass wir die Fischerei für diesen Tag beenden, früh ins Bett gehen und am nächsten Morgen bereits um 5 Uhr aufstehen. Wir wollten dann die 8 km zur Brücke fahren, um von dort bis zum großen Wasserfall ca. 3 km flussaufwärts zu fischen.

13.07.2021

Wie geplant, standen wir gegen 04:45 Uhr auf, obwohl die Nacht nicht wirklich erholsam war. Der 15-Euro-Schlafsack vom Lidl war vielleicht doch etwas zu dünn… Aber ich wollte ja Gewicht und Platz einsparen! Wobei auch Manfreds deutlich teurerer Outdoor-Schlafsack wärmetechnisch nicht wirklich überzeugen konnte. Neben den restlichen Eiern mit Speck machten wir uns einen Tee und brachen vor 6 Uhr zur ca. 8 km entfernten Brücke auf. Dort nahmen wir uns zuerst den „Bridge-Pool“ vor, der auch wirklich sehr gut aussah. Aber vermutlich denkt sich das fast jeder Fischer, der dort ankommt und die Fische sind deshalb vermutlich besonders vorsichtig! Und so hatten wir beide keinen Biss, obwohl wir den Pool ziemlich gründlich, von ca. 50 Meter oberhalb bis ca. 50 Meter unterhalb der Brücke, von beiden Seiten abfischten. Danach liefen wir, wie vorher geplant, stromaufwärts, um in ca. 3 km Entfernung einen der großen, auf der interaktiven Karte eingezeichneten, Wasserfälle zu erreichen. Wir liefen diesmal aber nicht bis zum Wasserfall durch, sondern fischten uns Stück für Stück flussaufwärts. Ich versuchte es auf der flussauf gesehen rechten Seite, Manfred war auf der linken Seite unterwegs. Oberhalb der Straßenbrücke hat der Fluss durchaus einen etwas anderen Charakter, als bei unserer Hütte. Hatten wir am Vortag noch überwiegend „Pocket-Water“ mit vielen großen Steinen und Felsbrocken im Fluss, gibt es in diesem Flussabschnitt viel mehr tiefe Gumpen und Außenkurven, sowie teilweise sogar seenartige Verbreiterungen.

Frühmorgendlicher Blick auf den Nordlingafljot oberhalb der Straßenbrücke
Allerdings blieb die Fischerei vorerst weiterhin sehr zäh, bis ich gegen kurz nach halb neun endlich den ersten Biss des Tages auf meinen braunen Woolly Bugger mit Goldkopf hatte. Die Forelle biss hinter einer kleinen Schwelle in einem wunderschönen Gumpen, der in der Mitte des Flusses lag. Der Widerstand war recht heftig und deutete auf einen ordentlichen Fisch hin. An der 7er Rute und dem 28er Fluocarbonvorfach hatte die goldgefärbte Brown-Trout aber keine wirkliche Chance und lag nach kurzer Zeit in meinem Kescher. Die Kescherwaage zeigte 1,4 kg an und das Messen ergab 49 cm. Nach ein paar schnellen Fotos im Kescher setzte ich die Forelle schonend wieder zurück. Endlich schien der Knoten geplatzt zu sein!
Im Kescher
Brown-Trout mit 49 cm
In den nächsten Stunden hatten wir dann aber leider beide keine weiteren Fischkontakte mehr. Und das, obwohl wir viele wunderbar aussehende Stellen mit türkisgrünem Wasser und tiefen Gumpen befischten, die geradezu nach Fisch rochen. Auf meiner Seite wurde das Ufer zunehmend steiler und zwischenzeitlich immer mehr von schwarzem Lavasand geprägt. Irgendwann kam ich dann nicht mehr weiter voran, da direkt am felsigen Ufer ein tiefer Gumpen lag. Ich suchte mir deshalb eine Stelle, an der ich den Fluss queren konnte und entdeckte kurz darauf auch Manfred wieder, den ich einige Zeit aus den Augen verloren hatte. Aber auch bei ihm hatte sich in der Zwischenzeit nichts getan.
Impressionen vom Nordlingafljot
t




Gletscher
Gegen Mittag erreichten wir endlich den großen Wasserfall, den wir uns auf der interaktiven Gewässerkarte ausgeguckt hatten. Bevor wir mit dem Fischen begannen, schossen wir erst ein paar Bilder von dem beeindruckenden Wasserfall. Wir stellten aber schnell fest, dass die - flussaufwärts gesehen -  linke Seite, auf der wir uns befanden, wohl die schlechtere war.
Großer Wasserfall aus der Ferne
Und aus der Nähe
Unterhalb des Wasserfalls
Auf der rechten Seite war ein ziemlich großer „Pool“ zu sehen, der deutlich attraktiver aussah. Wir liefen deshalb wieder gut 100 Meter flussabwärts und querten den Fluss. Das war nicht ganz ohne, da die Strömung recht stark und die Steine teilweise schon sehr glitschig waren. Manfred fand den etwas schnelleren Weg durch den Fluss und stand deshalb zuerst am „Pool“ unter dem Wasserfall. 

Hier mussten einfach Fische stehen! Und hier standen Fische! Es dauerte nur bis zum zweiten oder dritten Wurf, bis Manfred den ersten Biss auf seinen Woolly Bugger hatte. Der Fisch leistete auch ordentlich Gegenwehr und „pflügte“ durch den ganzen Gumpen. Manfred konnte ihn aber problemlos im tiefen Gumpen halten und ein paar Minuten später konnte ich ihm die Forelle keschern. Der Fisch war 52 cm lang und wog ziemlich genau drei Pfund. Nach einigen Bildern mit dem Wasserfall im Hintergrund, durfte die Forelle auch schnell wieder in ihr Element zurück. Manfred war die Erleichterung über diesen Fang - nach mehreren fischlosen Tagen - deutlich anzumerken! Wir waren aber beide davon überzeugt, dass dieser Pool noch mehr Fische für uns bereithalten würde. Als nächstes war ich an der Reihe und auch bei mir sollte es nicht lange dauern, bis ein Fisch meinen Woolly Bugger attackierte. Der Drill war ziemlich unspektakulär und nach kurzer Zeit zeigte sich ein Arktischer Saibling mit ca. 40 cm, den ich sofort wieder zurücksetzte. Danach war wieder Manfred an der Reihe und auch diesmal ging es wieder sehr schnell! Auch Manfred konnte einen Saibling der 40-cm-Klasse landen, von dem ich einige Fotos während des Drills machte. Leider ging es danach nicht mehr in diesem Stil weiter, die zweifellos noch vorhandenen Fische hatten wohl Misstrauen geschöpft. Nachdem wir auf unsere Streamer keine weiteren Bisse mehr bekamen, versuchten wir es beide noch mit Nymphen und hofften auf weitere Saiblinge. Wir konnten zwar beide noch jeweils einen „Babysaibling“ haken, aber die größeren Bewohner des Pools hatten wohl endgültig Lunte gerochen.

Pool unterhalb des Wasserfalls
Poolbewohnerin mit 52 cm

Arctic Char im Drill
Gegen 13:30 Uhr machten wir uns schließlich auf den Rückweg zur Brücke und unserem Auto. Zwischenzeitlich hatte der Wind extrem aufgefrischt und machte selbst das Tragen der Ruten immer unangenehmer. Wir haben deshalb tatsächlich eine kurze Pause gemacht, unsere Ruten zusammengebaut und in den Rucksack gesteckt, um besser voranzukommen. Die 3 Kilometer bis zum Auto waren ganz schön kräftezehrend, da wir überwiegend in Schräglage am Wasser entlangliefen und immer wieder aufpassen mussten, nicht abzurutschen. Als wir endlich unser Auto erreichten, waren wir beide ziemlich fertig. Bevor wir uns in der Hütte um unser Mittagessen kümmerten, machten wir erstmal eine Pause. Auf dem Speiseplan standen Spaghetti mit Tomatensoße und Schinkenstückchen. Da wir im Supermarkt nur eine Kilopackung Spaghetti bekommen hatten, befüllten wir unseren Kochtopf ziemlich üppig, sodass selbst nach mehreren Tellern, die wir beide aßen, noch reichlich Nudeln übrig waren. Anschließend legte ich mich für gut zwei Stunden auf das Bett und döste etwas.
Matratzenlager in unserer Hütte
Küche
Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir am Abend überhaupt noch mal einen Versuch starten sollten. Zum einen waren wir nach sieben Tagen - mehr oder weniger - intensiven Fischens beide ziemlich am Filter, zum anderen stürmte es den ganzen Nachmittag - bei ansonsten sonnigem Wetter - ziemlich heftig. Als der Wind dann aber ab ca. 20 Uhr deutlich nachließ, beschlossen wir, doch noch mal aufzubrechen!

Wir fuhren mit dem Auto ungefähr drei Kilometer Richtung Brücke. Laut der Karte kamen hier kurz nacheinander zwei Wasserfälle und der Fluss lag auch nur zwei- bis dreihundert Meter von der Straße entfernt. Wir fanden dort schnell einen Platz für unseren Duster und der Weg zum Nordlingafljot war auch in kurzer Zeit zurückgelegt. Um an den Wasserfall zu kommen, mussten wir nur noch einen relativ steilen Abhang runterklettern, was aber auch kein größeres Problem darstellte. Auch unter diesem Wasserfall befand sich ein schöner Pool, der allerdings längst nicht so groß und tief war, wie der am vorherigen Wasserfall. Aber auch hier sollte der ein oder andere Fisch stehen! Und auch hier dauerte es nicht lange, bis ich die erste Brown-Trout haken und landen konnte. Leider war die Forelle mit gut 30 cm nicht besonders groß. Auch die zweite, die ich kurz darauf fing, hatte in etwa das gleiche Format. Manfred war zwischenzeitlich zum Poolauslauf gegangen und hatte ein paar Nachläufer und Bisse, es waren aber wohl nur kleine Saiblinge.

Wasserfall
Wir liefen danach relativ schnell die ca. 200 Meter bis zum nächsten Wasserfall flussaufwärts. Auch dieser Wasserfall hatte einen sehr schönen, sogar relativ breiten Pool zu bieten, der uns allerdings trotz intensiver Bemühungen nicht einmal einen Biss bescherte, was uns doch ziemlich verwunderte. Wir gingen daraufhin noch weiter flussaufwärts und befischten oberhalb des Wasserfalls noch ein paar schöne Gumpen. Dabei konnte ich noch zwei weitere Forellen zwischen 30 und 35 cm fangen. Manfred fing zuerst auch noch eine Forelle in dieser Größenordnung, bevor er, als würdigen Abschluss der Reise, noch eine 45er Bachforelle drillen und landen konnte. 
Über dem zweiten Wasserfall
Damit ließen wir es dann auch bewenden, machten uns auf den Weg zu unserem Auto und fuhren die knapp 10 Minuten zu unserer Hütte zurück. In der Hütte angekommen, stießen wir mit dem restlichen Whiskey auf unseren ersten gemeinsamen Angelurlaub an und ließen den Abend noch gemütlich ausklingen, bevor wir uns auf das Matratzenlager zum Schlafen zurückzogen.

14.07.2021

Nach einer erneut relativ kalten Nacht in unseren (zu) dünnen Schlafsäcken standen wir gegen 8 Uhr auf und frühstückten erstmal gemütlich. Danach spülten wir das Geschirr und brachten die Hütte wieder einigermaßen auf Vordermann. Wobei man sagen muss, dass die Hütte auch bei unserer Ankunft nicht wirklich sauber war und die letzte gründliche Reinigung wohl schon einige Zeit zurücklag. Wir packten anschließend unsere Reisetaschen und legten nur die noch nassen Watsachen separat ins Auto. Gegen 10 Uhr verließen wir die „Alftakrokur-Hütte“ schließlich und machten uns auf den Weg Richtung Keflavik. In der Nacht hatte es zum ersten Mal seit unserem Ankunftstag wieder nennenswert geregnet, was dazu führte, dass die Schotterpisten nicht mehr so staubig waren, wie in den Tagen zuvor. Wir fuhren zuerst wieder zum „Cafe Hraunfossar“, gaben dort den Schlüssel für die Hütte ab, und plauderten noch etwas mit der Besitzerin.

Danach ging es am Atlantik entlang über Reykjavik nach Keflavik in unser Hotel. Wie geplant, erreichten wir unser Hotel, das ca. 6 km vom Flughafen Keflavik entfernt liegt, ziemlich genau gegen 14 Uhr. Nach dem Einchecken und einer kurzen Erholungsphase brachen wir zum Flughafen auf, um unseren Dacia Duster rechtzeitig dort abzugeben. Obwohl wir den gleichen Mitarbeiter hatten, der uns bei der Abholung einiges an Nerven gekostet hatte, ging die Abgabe sehr schnell und unkompliziert vonstatten. Vielleicht hatte er sich ja noch an uns erinnert und ein schlechtes Gewissen. Wir mussten dann ein wenig suchen, um die Bushaltestelle am Flughafen zu finden, aber glücklicherweise kam der Bus schon kurz darauf und brachte uns fast direkt vor unser Hotel zurück. Nachdem wir beide gründlich geduscht hatten, gingen wir ins Restaurant nach nebenan. Bei mir gab es einen Cheeseburger mit Pommes, Manfred entschied sich für Fish and Chips. Mit zwei nachfüllbaren Softdrinks bezahlten wir dafür umgerechnet ca. EUR 35, was uns für Island als relativ günstig erschien. Da unser Flughafentransfer für 5 Uhr morgens gebucht war, stellten wir die Wecker auf 4 Uhr und gingen ziemlich früh ins Bett.

15.07.2021

Nachdem uns der Wecker gegen 4 Uhr unsanft aus dem Schlaf gerissen hat, sind wir 20 Minuten später am Frühstücksbuffet erschienen, das bereits um 4 Uhr eröffnet wurde. Nach einer Tasse Kaffee und zwei Toast verstauten wir noch schnell unsere letzten Utensilien in unsere Reisetaschen und gingen zum kostenlosen Shuttlebus unseres Hotels. Der Bus brauchte gute 10 Minuten bis zum Flughafen und als wir dort ankamen, waren wir doch ziemlich überrascht! Im Gegensatz zum Flughafen Erding war der Flughafen proppenvoll und wir mussten uns in eine lange Schlange einreihen! Immerhin waren fast alle Schalter geöffnet und auch einiges an Flughafenpersonal vor Ort, das die Menschenmassen koordinierte. Allerdings erschloss es sich uns nicht ganz, warum zwischen 7 und 8 Uhr zehn Flugzeuge starteten und beispielsweise zwischen 9 und 10 Uhr nur drei! Insgesamt standen wir eine gute Stunde an, bis wir einchecken konnten. Meine Reisetasche wog 25,2 kg, also gut 2 kg zu viel. 

Man war leider ziemlich pingelig am Check-In und meinte, dass ich entweder aufzahlen, oder etwas aus meinem Koffer entfernen müsse. Ich trennte mich daraufhin von 2 halbvollen Tuben Creme, meinem Duschgel und dem Rasiergel und packte die Hausschuhe und ein paar Unterhemden noch in den Rucksack. Danach wurde meine Reisetasche auch eingecheckt. Nach einer etwas nervigen Sicherheitskontrolle liefen wir gleich Richtung Abfluggate, wo das Boarding schon kurz darauf startete. Der Start erfolgte mit einigen Minuten Verspätung, die Landung nach ereignislosem Flug trotzdem ziemlich pünktlich. Auch am Flughafen Erding waren wir wieder mit die Ersten, die ihr Gepäck bekamen. Danach gingen wir nach draußen, wo uns meine Frau ein paar Minuten später aufsammelte. Wegen eines größeren Staus auf der Autobahn mussten wir noch einen kleinen Umweg fahren, luden Manfred in Augsburg ab, und fuhren die letzte halbe Stunde nach Hause.

Fazit:
Insgesamt eine tolle Reise in ein tolles Land! Ein- und Ausreise klappten trotz Corona problemlos. Während unseres Aufenthalts war von Corona nichts zu spüren, die Isländer hatten alle Beschränkungen kurz vorher aufgehoben. Allerdings sind auch in Island die Inzidenzen wenige Wochen nach unserer Rückkehr wieder deutlich angestiegen und die Corona-Einschränkungen wurden teilweise wiedereingeführt.

Die Fischerei war die ersten beiden Tage phänomenal, vor allem der Tag am Villingavatn war für uns beide der beste Angeltag unseres Lebens! Danach ging es leider nicht mehr so weiter und das Lachsfischen war eher eine Enttäuschung, so man beim Lachsfischen überhaupt enttäuscht werden kann. Der Sog ist ein ziemlich großer Fluss und überforderte uns anfangs doch eher. Wobei man fairerweise sagen muss, dass gerade am ersten Tag die Chance einen - oder sogar mehrere - Lachse zu fangen, absolut realistisch war. Trotzdem waren wir uns einig, dass wir beim nächsten Mal lieber einen anderen Lachsfluss ausprobieren wollen, oder sogar komplett auf die Lachsfischerei verzichten werden. Die Efri-Bru-Lodge können wir auf jeden Fall empfehlen. Sieht von außen zwar eher unscheinbar aus, ist innen aber sehr schön eingerichtet. Wir hatten ein schönes Zimmer mit guten Betten, es gibt ein modernes Bad und auch der Aufenthaltsraum ist sehr gemütlich. Beim nächsten Mal können wir hoffentlich auch das während unseres Aufenthalts neu installierte Jacuzzi genießen. Für die Wathosen und Watschuhe gibt es eine eigene Hütte. Das Essen war gut und reichlich und die Essenszeiten waren ziemlich flexibel anzupassen. Das erscheint uns nicht ganz unwichtig, da die Abendstunden auf jeden Fall das ein oder andere Mal zum Fischen genutzt werden sollten, da der nachmittags oft heftige Wind gegen Abend doch meistens abflaut. Getränke konnte man sich jederzeit - ohne zusätzliche Kosten – aus dem gut gefüllten Kühlschrank nehmen (außer Bier und Wein). Die Fischerei am Nordlingafljot war sehr anstrengend und unter dem Strich hätten wir uns vielleicht etwas mehr erwartet. Vor allem die Durchschnittsgröße der Forellen hätte ich mir etwas höher vorgestellt. Wobei wir uns nach nur 1 ½ Tagen bei einer 30 Kilometer langen Strecke, die wir nur zu einem Bruchteil befischt haben, definitiv kein abschließendes Urteil erlauben können. 

Auf jeden Fall hätten wir am Tag der Anreise zum Nordlingafljot nicht mehr fischen sollen, da hier zu viel „Fischzeit“ weggefallen ist und wir am ersten Tag auch nur zur vermutlich ungünstigsten Zeit am Nachmittag gefischt haben. Auch wenn wir bei unserer nächsten Islandreise vermutlich nicht mehr an den Nordlingafljot fahren werden, werden wir versuchen, bei größeren Entfernungen zwischen zwei Gewässern einen Ruhe- beziehungsweise Reisetag einzuplanen.

Zum Abschluss geht noch ein herzlicher Dank an Carsten Dogs von pukka destinations, der die Reise nach unseren Wünschen und unserem Budget zusammengestellt hat und mir in einigen Telefonaten sehr hilfreich zur Seite stand! Wir können ihn auf jeden Fall vorbehaltlos weiterempfehlen und haben bereits wieder für 2022 bei ihm gebucht!
***

Reiseinformationen:

• Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: Pukka Destinations
• Der Autor steht gerne für Reiseinformationen zur Verfügung (Anfragen gerne über die FF-Redaktion, wir leiten sie an den Autoren weiter.)

Island Infos & nützliche Links:
• Die 36-Seen-Angelkarte „Veiðikortið“: (Klick)
• Fliegenmuster für die Thingvallavatn-Fischerei: (Klick)
• Sehenswürdigkeiten im „Golden Circle“: (Klick)
• Buch von Adrian Latimer (2012): (Klick)

• Mehr Reiseberichte zum Thema "Island" im Fliegenfischer-Forum findest Du hier: (Klick)

Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Island



Ein Reisebericht und Fotos von Christian Mayr für www.fliegenfischer-forum.de - März 2022.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.


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