Fliegenbinden - Special Nr. 06/2008  |  Ein Beitrag von Ulli Bussmann aus Göttingen
Die Rehhaarkoppe und das Forellchen

Vom ersten bis zum letzten Bindeschritt.

Der Koppenschwarm auf dem Bindetisch...
Bindeanleitung

Werkzeug und Materialien

Rehhaardecke (Winter)
hochwertiger Epoxydharzklebstoff
langschenklige Haken (Dailichi der Größe 6)
wasserfeste Farbstifte: schwarz, rot und weiß
eine scharfe Zackenhaarschere
Bindefaden-Halter
3-D Epoxy-Augen
Drehscheibe zum Trocknen des Klebers

Das Auflegen einer Grundwicklung (dicht Binden!) ist von großer Wichtigkeit, damit das Rehhaar beim Aufbinden nicht auf dem Haken hin und her rutscht.
Wir schneiden uns kleine Büschel aus der Decke, richten sie aus und legen das Bündel auf den Hakenschenkel. Dabei müssen wir eine große lockere Schlaufe legen. Nach kurzem und leichtem Anziehen des Fadens erfolgt gleich eine zweite Schlaufe, welche wir vor die erste Schlaufe platzieren.
Danach ziehen wir den Faden an, vollführen eine horizontale Drehung unter Zuhilfenahme des Zeigefingers der linken Hand. Durch diese Technik winden wir das Rehhaar gleichmäßig um den Hakenschenkel und ziehen den Faden nun fest.
Arbeitet man das erste Mal mit Rehaar, ist etwas von Geduld geprägtes, wiederholtes Üben erforderlich. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister...
So legen wir je ein Bündel und eine Wicklung vor die nächste, bis der Hakenschenkel vollständig belegt ist. Wir achten darauf, dass wir ca. 4-6 Millimeter vor dem Öhr abschließen.
Es ist wichtig, darauf zu achten, dass man die aufzubindenden Büschel in gleicher Portionierung aus der Rehdecke schneidet. Dreht man es richtig, schließt man jedes mal so ab, wie auf dem Bild oben zu sehen ist. Warum das so sein muss, erkläre ich später.
Diese Arbeit binden wir mit einem Kopfknoten ab.
Wir Formen nun den Koppenkörper und beginnen mit dem Ausschneiden des Köpfchens. Dafür benötigen wir die Haarschneideschere, welche über Zacken auf den Schneiden verfügt, die somit einzelnen Häärchen beim Schneiden besser halten.
Beim nächsten Arbeitsschritt formen wir den Rückenbereich. Hierbei schneiden wir bis zum äußersten Ende des Hakenschenkels und lassen ein Büschel Haare kurz vor dem Hakenbogen stehen.
Daraus formen wir später das Schwänzchen.
Das Gleiche machen wir auch auf der Unterseite.
Seitlich lassen wir die Grannen stehen, daraus modellieren und schneiden wir die Brustflossen.
Wir müssen uns dabei sehr konzentrieren!
So sollte der Körper aussehen. Mit etwas Mühe und Geduld haben wir nun einen solch schönen Koppenkörper geformt.
Vorsicht, nicht zuviel wegschneiden, sonst könnte man in den Faden schneiden und das Rehhaar würde sich vom Haken lösen!
Auch kann man hier gut erkennen, wie wichtig es ist, die Rehhaarbüschel gleichmäßig und dicht auf den Hakenschenkel gebunden zu haben. So entstehen keine Lücken im Körper.
Nun kommen die kleinen 3-D Epoxy–Augen zum Einsatz. 
Sie sind selbstklebend.
Mit einem kleinen Tropfen Bindelack oder Sekundenkleber lassen sich die Augen besser am Kopf positionieren.
Das Fischlein kommt wieder in den Bindestock, denn man kann es beim Beschneiden auch aus dem Bindestock herausnehmen.
Nun mischen wir den Zweikomponentenlack, um das Köpfchen zu fertigen.
Das macht man am besten auf einem Stück Papier.
Ein intensives Vermischen ist hier wichtig, damit der Klebstoff anschließend auch gleichmäßig trocknet. Das Mischen macht man am besten mit einem kleinen Spachtel (Zahnarztbesteck).
Nun kommt die Drehtrockenscheibe zum Einsatz. Man kann auch gleichzeitig mehrere Köder im Schaumgummikranz  festsetzen. Dann wird gleichmäßig der Kleber auf das Köpfchen auftragen und solange die Scheibe gedreht, bis der Kleber fest ist. Der Kleber sollte bis zum Flossenansatz aufgetragen werden.
Mit einem schwarzen wasserfesten Filzstift bringen wir auf den Brustflossen und am Körper Längsmarkierungen an.
Wie, das kann jeder selbst entscheiden.
Man kann auch nur Punkte auftragen...
...mit einen weißen Stift kann man zusätzlich kleine Punkte auf dem Körper auftragen, so erreicht man zusätzlich einen schönen Effekt.
Mit dem roten Stift imitieren wir die Kiemenspalte.
Es können auch rote Tupfer am Körper aufgemalt werden, um so eine kleine Forelle darzustellen.
 
 

So, dass hätten wir geschafft.

Nun noch etwas zum Fischen mit den Traumködern.

Fischt man in einem kleinen schmalen Bach, reicht es aus, den Köder an einem kurzen Vorfach zu fischen (Rutenlänge oder kürzer).

Haben wir ein breites, tiefes Gewässer, fischen wir mit einem langen Vorfach und wenn nötig, klemmen wir ein kleines ovales Klemmblei ca. 40 cm vor dem Köder an das Vorfach (anderthalb Rutenlängen oder länger).
 

<== langes Vorfach

Unten: kurzes Vorfach

Die freigestellte Montage! 

Man könnte auch auf des Klemmblei verzichten, muss dann allerdings den Haken selbst mit etwas Blei beschweren, da der Fischkörper einen großen Auftrieb hat. 

Zusätzlich erweist sich das Aufbringen des Rehhaars auf diese Bleiwicklung als äußerst  schwierig. 

Jedoch erleichtert es das Werfen ungemein, wenn die Koppe nicht selbst beschwert ist.

Na dann Petri Heil !
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Nachbinden und eine ruhige Hand.

Mit freundlichen und sportlichen Grüßen
Ihr Ulli Bussmann aus Göttingen.

Bis zum nächsten Bindeeinsatz, der Marienkäfer ==>
Als kleines Geschenk für einen lieben Menschen oder auch Fischer.


Ein Beitrag von Ulli Bussmann für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Verwenden von Text- und Bildmaterial ist verboten.
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