Fliegenbinden-Special Nr. 10/2012
Aktion: Fliegenfischer-Forum-Leser binden mit Elastic Tungsten
Teil 2/1: Kleine Streamer
Für den zweiten Teil dieser dreiteiligen Leser-Aktion stellte uns die Firma Alenko Franolic wiederum 20 Testpackungen Elastic-Tungsten Material zur Verfügung, diesmal speziell zum Binden von kleinen Streamern. Die Testpackungen wurden im April 2012 kostenlos von uns an alle Bewerber verschickt. Jede Testpackung enthielt vier verschiedene Produkte zum Ausprobieren: T-Augenpaare Mix, T-Taumelscheiben Mix, Tungsten Jigkopf Mix und Conehead Mix (siehe Foto rechts). Einzige Bedingung an alle Teilnehmer war wieder die Abgabe einer Bewertung zu Qualität und Brauchbarkeit der Materialien und das Einsenden (Fotos oder Originale) der einen oder anderen mit diesen Materialien selbst gebundenen Fliege nebst zugehöriger Bindeanleitung, Einsatzgebiet und wenn möglich schon erste praktische Erfahrungen und Fangergebnisse. 
Wir beginnen an dieser Stelle und überlappend mit Aktion 1 (Nymphen) mit der (mehrteiligen) Berichterstattung aus Euren Einsendungen, die eine große Vielfalt an Mustern, Anregungen und Meinungen enthalten.
Man merkt, dass sich viele der Tester sehr gründlich mit der Materie befasst haben. An dieser Stelle vielen Dank an Euch!
Anm.: Zum Schutz der persönlichen Daten wurden die Namen der Tester von uns gekürzt.
Auf den vier folgenden Fotos sehen Sie die Test-Materialien und fertige Fliegen als Bindebeispiele:





Wir beginnen mit einer Bindeanleitung von Rainer R.:

T-Augen Streamer / "Alenkos Liebling"
Material: Kurzschenkeliger, starkdrähtiger Haken, beispielsweise F7 von Partridge (Größe 6), Bindefaden 6/0 hell, Elastic Tungsten T-Augen, Zonkerstreifen grizzly vom Kaninchen in zwei unterschiedlichen Farben (chartreuse, orange)
Alle Materialien rechts und unten noch einmal im Bild:


Bindeanleitung:

Den Bindefaden ca. über 1/3 des Hakens wickeln und dann die T-Augen mittig einbinden. Auf die Außenseiten der T-Augen mit verschiedenfarbigen Nagellacken die Augen aufmalen.

Einen chartreuse Grizzly-Zonkerstreifen als Schwanz einbinden.
Danach den orange Grizzly-Zonkerstreifen mittels Schlaufentechnik einbinden und verdrallen.
Danach bis über die Augen nach vorne winden...
... dabei immer die Haare zurückstreifen.
 
 
 
 

Mit dem Kopfknoten abschließen.



Testbericht von Daniel S.

"Hallo, hier ist mein kurzer Testbericht und zwei beigelegte Bilder unserer schönen Gebirgsgewässer im Berner Oberland:

Die Streamer sind auf TMC5263BL #6 + 10 gebunden.

Wooly Bugger
Schwänzchen: Marabou
Körper: Flashdubbing
Körperhechel: weiche Hahnenhechel
Kopf: Conehead je nach Gewichtsbedarf oder T-Taumelscheibe nach dem binden von vorne über das Hakenöhr geschoben (siehe Foto unten).


Mickey-Finn
Körper: Silbertinsel mit ovalem Tinsel gerippt
Schwingen: Bucktail, eine 
Lage orange über gelb und diese wieder mit gelber Deckschwinge überbinden. Deckschwinge darf etwas länger sein.
Kopf: Conehead von vorne über das Öhr stecken und nach Belieben mit Augen bekleben, bemalen und überlackieren.

Hasen-Zonker:
Kopf: Jigkopf, auf der Außenseite des Hakens einbinden
Körper: Glitterdubbing, vom Hakenkörperende bis zu den Augen des Jigkopfes den Körper formen und hier abbinden.
Rücken und Schwänzchen: Fellstrip (Lederlänge) mit ca. doppelter Hakenlänge schneiden. Mit der Hakenspitze von der Lederseite her durch den Strip stechen und diesen stramm über den 
Jigkopf gegen das Öhr ziehen und hier abbinden. Wichtig ist, dass das Fell auf der Hakeninnenseite liegt. So liegt der Zonker schön im Waser - mit dem Hakenschenkel nach oben. Nach Belieben Augen auf den Jigkopf malen oder kleben.

Die Tungstenköpfe sind sehr einfach zu verarbeiten und lassen einen riesen Spielraum, um binderisch neue Muster zu kreieren. Überzeugt hat mich die Möglichkeit, einen Streamer auch nachträglich zu beschweren. Warum nicht am Wasser bei Bedarf einen Conehead oder eine Taumelscheibe aufstecken...? Ein Versuch lohnt sich.

Mit bestem Dank aus der Schweiz, DS"
***



Testbericht von Tobias S.
"Nachdem die Testberichte der ersten Reihe nun schon online stehen, ist es wohl allerhöchste Zeit, auch meinen Bericht (Teil der zweiten Serie) zu verfassen. Im Unterschied zur ersten Serie handelte es sich diesmal ja um Coneheads, Taumelscheiben, Jigköpfe und Tungestenaugenstifte. Im wesentlichen Material für kleine und mittlere Streamer. Was mir gleich zu Beginn auffiel, der Zeitpunkt der Testaktion war, zumindest für mich und mein Hauswasser, für die Streamerfischerei (primär im März) einen Tick zu spät. Auch mein Plan, das Material Anfang Juni an der Gmundner Traun zu testen, war leider ein wasserstandtechnisches Waterloo. Damit aber genug der Ausreden.
Wenn man bedenkt, dass meine Fliegenbinderei vor rund 17 Jahren (damals war ich 17 Jahre alt) aus rein ökonomischen Gründen begonnen hat, so kann man heute sagen, dass sich am Produktionsziel wenig geändert hat. Ich binde Fliegen, mit denen ich fischen möchte und auch Fische fange, ENDE. Die Muster sind einfach und praktisch, aber sicher nicht schön oder gar besonders exakt. Aufwändige Muster kommen so gut wie gar nicht vor und mehr als drei gleiche Fliegen verlassen meinen Bindestock an einem Abend nur äußerst selten.
Das Material erfüllte zunächst aber zu 100% die Erwartung: nämlich Freude am Ausprobieren und Experimentieren! Insbesondere die Taumelscheiben waren für mich komplett neu und erregten mein Interesse. Auch Jigköpfe zum aufbinden hatte ich noch nie und ich war sehr gespannt wie gut sich diese am Haken befestigen lassen würden – wobei ich festhalten muss, dass Superkleber in meiner Bindekiste nach wie vor nicht vorkommt, selbst den ganz normalen Klarlack verwende ich nur selten. Die Augenstifte habe ich, nach ersten eigenen Versuchen, auch noch an einen guten Freund verliehen, welcher (so scheint es mir zumindest) noch mehr Zeit dem Fliegenbinden widmet als ich. Ich wollte hören, zu welchem Urteil er bei diesem Material kommt, aber dazu am Ende mehr.
Unter diesen Voraussetzungen habe ich das Material zunächst bindetechnisch getestet und dann an meinem Hausgewässer (Fischa-Dagnitz) fischereilich erprobt. Im Unterschied zur ersten Serie handelte es sich nicht um vorgefertigte Körper sondern um die „üblichen“ Beschwerungsteile im Kopfbereich. Aufgrund der Gegebenheiten an der Fischa-Dagnitz: zumeist eher geringe Strömung, wenig Raum zu werfen, daher häufiges Flussabwärtsfischen werden dort Fliegen mit Marabouschwänzen wegen ihres feinen Spiels in der Strömung häufig und erfolgreich gefischt.
Solche Muster habe ich dann, eher nymphenartig gebunden, was wenig überraschend kein Problem war. Verarbeitungstechnisch hat das neue Material allerdings seine Eigenheiten, an welche man sich gewöhnen muss. So bringt man etwa immer alles relativ einfach von vorne wie von hinten auf den Haken (was ja gerade bei Messingperlen und engen Hakenschenkeln oft nervenaufreibend ist) jedoch rutschen die Teile bei allzu strenger Bindeweise auch gerne Vorne über die Öse und müssen dann am Wasser beim Anknüpfen wieder zurückgeschoben werden. Die Jigköpfe nur mit der Bindeseide am Haken zu befestigen ist relativ aufwendig und führt meiner Erfahrung nach nicht zu einem gänzlich befriedigenden Ergebnis. Das sind aber wie gesagt Dinge, an die man sich primär einfach nur gewöhnen braucht, wie eigentlich bei jedem neuen Material. Weit problematischer sehe ich da die ästhetische Dimension des Materials. Bei den Coneheads und den Augen steht es jenen (zu denen ich mich eben nicht zähle) die darauf Wert legen, frei etwas Farbe ins Spiel zu bringen (sicher ein Vorteil wenn man so will), die Taumelscheiben und Jigköpfe jedoch, ich kann mir nicht helfen, sehen einfach nicht „schön“ aus. Und das von mir, dem die Schönheit der Fliege nicht im Vordergrund steht. 
Am Wasser dann eine ganz andere Sichtweise, sehr gerne binde ich (Elastic-Tungsten)-Fliegen an, welche mir nicht besonders schön erscheinen, sind sie doch vergänglich (wer die Fischa-Dagnitz kennt weiß, dass ich das nicht einfach so dahin sage), wie echte Eintagsfliegen, erleben viele nicht den zweiten oder dritten Angeltag. Ein besonders positives Erlebnis dieser Art dann an der Staumauer (rückseitig). Nur her mit dem Elastic-Tungsten-Jigkopf und immer wieder gegen die Mauergeknallt, weil der Streamer so nah wie möglich am Auslauf rein muss. Eine feine Sache wenn sich das Gewicht, nicht wie bei einem konventionellen Bleikopf in kürzester Zeit halbiert. Gut, ein normaler Tungstenkopf hingegen muss aber auch erst einmal gesprengt werden, was mir aber auch schon mal gelungen ist. 
Die schönsten Fische auf Elastic-Tungsten brachte mir aber die Taumelscheibe, welche unter anderem im flachen, schnellen Wasser eine fette Regebogenforelle zum Anbiss reizte (siehe Foto, die Fliege steckt im Rutengriff).
Fazit: Die getesteten Elastic-Tungsten-Teile sind alle absolut in Ordnung und zweckmäßig. Das sie der große Renner werden, glaube ich aber eher nicht, da die Vorteile überschaubar sind und je nach Lust, Laune und Geschmack auch Nachteile ins Treffen geführt werden können. Genau zu diesem Schluss kam übrigens auch mein Kollege, von dem ich, gut eine Woche nachdem ich ihm die Augenstifte übergeben hatte, ein gutes Duzend fein säuberlich gebundene Streamer zurückbekam. „Danke, ja, kann man verwenden, lässt sich gut binden. Nein, gefallen mir nicht, ich würde die nicht fischen, kannst Du haben!“
***
Testbericht von Daniel A.

"Anbei schon mal ein paar erste Fotos mit den Tungstenköpfen. Das Material lässt sich wirklich sehr gut verarbeiten. Die Lackierung bei meinen Mustern erfolgte mit Nagellack, dann wurden die Augen aufgeklebt und noch mal mit Loon Lack darüber lackiert. Bei den kleineren Ausführungen der Tungstenköpte wäre es wünschenswert, wenn die Bohrung etwas größer wäre, da sich sonst beim darüber schrieben über das Hakenöhr das Tungsten teilweise verformt. Trick: Nicht über das Hakenöhr, sondern über die Hakenspitze hilft hierbei jedoch.

Wie man an dem Weiss/Blau Streamer sehen kann, lassen sich mittels der Tungstenköpfe auch schöne Köpfchen aufbauen. Dazu hinter dem Tungstenkopf mit Bindegarn aufwickeln, eine Schicht Lack über Faden + Tungsten und dann Augen etc. einarbeiten.

Als nächstes nehme ich mir mal die Taumelscheiben sowie die Augen vor, da ich jedoch nicht weiß, ob dies bis zum Abgabeschluss schaffe wollte ich euch einen Zwischenbericht zukommen lassen. 
Detaillierte Bindeanleitungen kann ich bei Bedarf auch liefern.

Viele Grüße & Danke an euch, dass ihr solche Aktionen durchführt!"
***


Testbericht von Michael P.

"Anbei mein Feedback zu den von Ihnen zur Verfügung gestellte Elastic Tungsten Bindematerial: 
Ein Vorteil des Elastic Materials ist, das es sich leicht über den Haken schieben läßt. Damit können die Öffnungen bei den Conehead und Taumelscheiben kleiner ausfallen, als bei vergleichbaren Vollmaterial. Damit kann man dies gut befestigen. 
Unangenehm fällt auf, das die T-Augenpaare und die Tungsten Taumenscheiben nicht mit sauber gearbeitet sind. Die Halterungen von der Herstellung sind noch zu erkennen.

Mit der Bindeschere kann man diese Reste beim Elastic-Tungsten aber abschneiden. Dem Fliegenbinder mit einem Sinn für Schönheit wird dies nicht gefallen. Für mich als “Gebrauchsfliegenbinder” ist das aber OK. 

Nun zu den verschiedenen Materialen im Detail:

Die Taumelscheiben sind eine interessante Alternative, um einem Streamer auch unter Wasser einen Popper-Effekt zu verleihen.

Aus diesem Grund bevorzuge ich die flachen Taumelscheiben ohne Einbuchtung in der gelieferten Tüte. Der “Plopp-Effekt” gefällt mir besonders gut. 

Die T-Augenpaare bieten die Möglichkeit, einen Streamer zu beschweren, ohne daraus gleich ein Schwergewicht zu machen. Für meine typischen Angelsituationen sind diese damit erste Wahl. 

Die Coneheads kommen bei mir zum Einsatz, wenn ich in tiefen Gumpen fischen möchte. In allen anderen Situationen sind mir diese zu schwer. 

Die Jigköpfe werde ich demnächst einmal für Hechtstreamer einsetzen. Ansonsten bevorzuge ich eher die anderen Materialien. 

Anbei noch ein paar Bilder von ein paar “Gebrauchsfliegen” die ich mit Elastic-Tungsten gebunden habe."
***


Wird fortgesetzt ...
Mehr Infos zum Material finden Sie im Fachhandel und unter: www.elastic-tungsten.de



Ein Beitrag für fliegenfischer-forum.de - Februar - Juni 2012. Bearbeitung und Zusammenstellung dieses Beitrages: Michael Müller, Fotos: Teilnehmer & Michael Müller. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.
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