Monats-Fliegenspezial 07/2004:

Die Köcherfliege: Vom ersten bis zum letzten Bindeschritt.

Ein Spezial von Ulli Bussmann aus Göttingen.

So liebe Freunde des Fliegenbastelns, die nächste Fliege, vom ersten bis zum letzten Bindeschritt lieget vor.
Ich denke, dass meine Köcherfliegen Larve, die ich Ihnen vorgebastelt habe, ihren Köcher verlassen hat und geschlüpft ist. Denn das ist unser heutiges Thema die geschlüpfte Köcherfliege (links).
Wie immer zu Beginn, unsere Materialien:
Zunächst einen Haken der Größe 14, Mustad, Hennensattelfedern, Fasanenstoßfeder, Krystal Dud, Window-Color kristallklar und wieder einmal einen alten Damenstrumpf. Wir nehmen uns eine Pappunterlage und drücken  einen Klecks aus der Window-Color Tube auf die Pappe.
Die  Federn des Hennensattels haben wir vorbereitet, in dem wir den weichen Flaum beiderseits des Kieles entfernt haben. Mit einem Pinsel, den man nach dem Gebrauch wieder auswaschen kann bestreichen wir die Feder von der Vorder- und Rückseite. Auch wenn wir den Pinsel mit Wasser auswaschen können, ist Window-Color nach dem Trocknen nicht mehr wasserlöslich.
Auf einem Stickrahmen auf dem ich zuvor stramm einen Seidenstrumpf aufgespannt habe, lege ich die Federn auf und benetze sie wieder auf der Vorder- und Rückseite mit W.C.. Nach einer Trockenzeit von einer halben Stunde kann die Feder weiter verarbeitet werden. Dafür schneidet man die einzelnen Federn aus dem Rahmen und formt sie zu einer Dachfeder. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einflechten, dass man die Federn unterschiedlich bearbeiten kann. Auch kann man es ohne Seiden- strumpf machen, nur mit W.C. oder mit Tesa-Band. Mit W.C. habe ich persönlich die besten Erfahrungen gemacht, da das Material sehr dünn aufgetragen werden kann und sehr elastisch ist.
Vorbereitung einer Feder nur mit Window-Color (unten):
Wieder den Klecks Window-Color auf ein Stück Pappe auftragen, die Feder auf den Klecks legen. Den Daumen vor die Feder auf den Kiel legen und... ...am Kiel die Feder unter dem Daumen hinweg ziehen, nach dem Trocknen ist der Flügel fertig.
Die Form des Flügels stellt sich von allein ein.
 

Nun Kommen wir zum Binden.

Der Haken wird fest in den Bindestock gespannt, die Grundwicklung legen, und mit Lack sichern. Ein paar Grannen aus der Hennenfeder werden als Schwänzchen eingebunden.

Wir wachsen den Bindefaden um das Dubbing an  ihm aufkleben zu können.
Wir beginnen am Hakenbogen und winden den Körper von dünn nach dick bis ins vordere Drittel des Hakens. Farbe Grün. Zum Schluss nach gleichem Prinzip noch etwas rostbraunes Krystal –Dubbing auflegen, um den Torso zu formen. Das ganze mit dem Kopfknoten abbinden.
Nach dem Abschlussknoten binden wir zwei Grannen der Fasanenfeder auf den Haken, Länge etwa 1 cm. Ein 2 cm langer Dubbingstrang (rostbrauner Farbe) auf den Faden winden um eine gerade Auflage für den Flügel zu erreichen.
Die vorbereitete Hennensattelfeder falten wir in der Mitte am Kiel. Die Feder wird dachförmig auf den Haken, aufgebunden, so dass sie waagerecht auf dem Hakenschenkel liegt.
Erneut dubben wir den Faden nach dem Wachsen. Nun formen wir ein kleines Köpfchen.
Mit dem Kopfknoten schließen wir die Arbeit zunächst ab. Mit meiner Klettzahnbürste ziehen wir die einzelnen Grannen aus dem  Dubbing am Kopf und Körper und imitieren so die Beinchen.
Und unsere Köcherfliege ist fertig.
 
 

Wenn man möchte, kann man wie auf dem nächsten Bild zu sehen, zusätzlich eine Hechel von einem Hahnenbalg vor das Köpfchen winden.

Ich wünsche viel Freude beim Binden und beim Fischen mit der sehr erfolgreichen Fliege. 
Am aktivsten und mit großen Erfolg fischt man in der Dämmerung, dann ist der Schlupf der Köcherfliegen am größten. 
Übrigens: Eines meiner nächsten Insekten wird die Schnake sein, die sich Victor gewünscht hat.
Liebe Grüße Euer Ulli Bussmann aus Göttingen.