Russisch Fernost: Lachsfischen am Okhota/Okhotsk
Ein Reisebericht von Wim Ramakers | Fotos: Gunter Lill


Inzwischen ist der Okhotsk (Ochotsk) auch bei vielen deutschsprachigen Fliegenfischern bekannt als Ost-Sibirisches Fliegenfischermekka. Die Meisten kennen allerdings nur den Kukhtui (Kuchtui) und seine stattlichen Silberlachse. Die Region hat aber viel mehr zu bieten und die Wenigsten wissen um die anderen Perlen: Yudoma, Inya, Ulbeya, Okhota und viele weitere außergewöhnlich schöne und fischreiche Flüsse. Des Weiteren zeichnen sich die Flüsse durch sehr unterschiedliche Fischvorkommen aus. Der Yudoma ist ein Taiga-Fluss mit gutem Hucho Taimen Bestand. Der kiesige Inya hat einen hervorragenden Bestand an Silberlachsen. Der Ulbeya ist der weltbeste Kundzha (Salvelinus Leucomaenis) Fluss. Und der Okhota? Im Okhota triumphiert die Artenvielfalt…

Ankunft im Camp

Die Okhota, vom Flieger aus...

Wenn der Flieger nach 3 stündigem Flug aus Khabarovsk kommend, kurz vor Ankunft in Okhotsk den Fluss überfliegt, gleicht dieser einer kilometerbreiten Perlenkette von Wasserströmen, die sich mit von Sträuchern bedeckten, frischen Inselchen abwechseln. 

An den äußeren Buchten ist der Fluss von großen Bäumen umgeben, die gerade noch die letzte Schneeschmelze überstanden haben.

Kreuz und quer liegen die Überreste von dem im Flusstal, was der Gewalt des Schmelzwassers nicht gewachsen war.
 

Das Haupthaus =>


Oben und Unten: Erste Hundslachse....

Anfahrt zur Lodge...

Der riesige Kamaz-Buss – klar, dass der immer Paris-Dakar gewinnt - fährt uns über eine Schotterpiste, mit Flüssen und Flüsschen an beiden Seiten, durch offene Fichtel- und Birkenwälder in einer Stunde vom Flughafen zu einer offenen Stelle am Okhota. 

Drei große Motorboote liegen schon bereit, um die Gruppe in etwa 15 Minuten hoch zu einer wunderschönen, am Zusammenfluss zweier Teilströmen gelegenen, Jagd- und Fischerlodge zu bringen. 

Am Bootsanleger ist der Fluss noch gigantisch. Wo soll man denn da fischen?

Viele fleißige Hände bringen unser Gepäck zu den schönen und geräumigen Blockhütten, die für die nächsten 10 Tage unser Domizil sein werden.

Unten: Erster Silberlachs...

Empfang im Camp...

Youri, der Ureinwohner, hat schon alle Öfen geheizt und bringt mir eine Bärengalle!? “Du hattest ja letztes Jahr Magenschmerzen? Mach Dir einen Tee hiermit! Vorbei sind die Schmerzen!“ Viktor, der Campboss, kam gerade aus einer der beiden geheizten Saunas angelaufen und freut sich auf das Wiedersehen. Olga hatte schon (Multe)Beeren und Steinpilze gesucht und zusammen mit Sascha einen schönen Tisch vorbereitet. Aber, zu allererst ein Wodka. Austrinken, Baianai schreien, damit die Götter uns eine gute Fischerei bescheren und das Glas über den Kopf wegwerfen… Dann kommt eine herrliche Pilzsuppe, Brot mit Lachskaviar zwischendurch und Renntier-Gulasch mit Nudeln und frischem Gemüse aus Youri’s eigenem Anbau als Hauptgericht. Blaubeerkuchen und sonstige Süßigkeiten, mit oder ohne Tee schließen den Empfang ab.

Klaus im Drill

Ein schöner Silberlachs im Laichkleid || Unten: Wim mit dem Abendessen

Erste Fischerei...

Zum Glück wissen die Guides, dass es immer wieder einige Verrückte gibt, die trotz der langen Anreise sofort die Rute schwingen wollen. Kein Problem; selbst ohne Aufforderung warten sie schon bei den Booten und bringen die Gäste in wenigen Minuten zu den Erfolg versprechenden Stellen. 
Diejenigen, die nicht vor hatten, heute schon zu fischen, sahen sich den Fluss erst einmal etwas näher vom aus Camp an. Wenn dann aber im Wasser ein buckelnder Silberlachs nach dem anderen gesehen wird, kann sich kaum einer mehr zurückhalten und es wird vom Ufer aus gefischt und ... gefangen, aber nicht immer auf Anhieb. Einige tun sich schwer.
Manche Farben werden eben nicht genommen oder die Fliege wird zu langsam geführt und es werden nur(!) Hundslachse gehakt, die sich anschließend in gewaltigen Tänzen verabschieden.


Als einige Stunden später, nach der Sauna, alle beim üppigen Abendessen zusammen saßen, werden begeistert die ersten Erfahrungen ausgetauscht. “Was hast Du denn gefangen?“ "Zwei Silberlachse, 6 Hundslachse, 4 verloren und 15 Saiblinge. Wie groß? Ein Silberlachs hat etwa 9 Pfund gehabt, ein Hundslachs war riesig und hatte sicher 16 Pfund. Aber was fast noch schöner ist, waren die zahlreichen Saiblinge, oft bis 6 Pfund.” “Und wo hast Du gefischt?”. "Etwas unterhalb vom Camp. Dort hat sich ein Hauptstrom aufgeteilt und ich habe dort in etwas ruhigerem Wasser gefischt. Und Du?“  “Ich war auf einer Insel etwa 100 Meter vor dem Camp."

Schöne Äsche =>


"Ich habe zuerst mit der Schwimmschnur und kleiner orangefarbener, leicht beschwerter Fliege in relativ schnellem, untiefem Wasser gefischt. Eine herrliche Äsche nach der anderen. Manche um die 60 cm lang. Dann fischte ich etwas oberhalb, dort wo das Wasser sich aufteilte. Hier habe ich mindestens 30 Saiblinge gefangen. Ich konnte aber keinen der Lachse, die mir fast vor den Füssen in Sschwärmen vorbeischwammen, dran kriegen”.

Nach dem Essen wird diese “Vorfischerei” nochmals in der Gruppe besprochen. Danach werden alle Campeinrichtungen erklärt und für den nächsten Tag wird das Fischen und Essen koordiniert eingeplant. Schließlich wollen ja einige schon beim ersten Tageslicht und andere wiederum erst um 8-9 Uhr zum Fischen gehen. Und da sollen ja die "Urlaubsfischer” nicht an eine Stelle geraten, die schon einige Stunden vorher intensiv befischt worden war…

<= Manik mit Äsche


Impressionen Okhota

Snack Gunter mir Silberlachs || Unten: Manik mit Dolly Varden

Fische und abermals Fische und….

Es dauert nicht lange, bis auch fast die letzten herausgefunden hatten, wie sie aus dem Aufzug von Tausenden und abermals Tausenden vorbeiziehender Fischen die gewünschten Exemplare herausfischen konnten. Beim Essen der Suppe, die Olga uns zum Mittag am Lagerfeuer zubereitet hat, sehe ich ein unruhiges Gesicht. “Gleich fischen wir mal zusammen” sag ich zu ihm. Ich kenne eine Stelle, wo jeder Lachse fängt. Wir gehen ein Stück zu Fuß und durchqueren watend drei Seitenströme. An einem dieser ziehen Unmengen von Hundslachsen durch eine untiefe Rinne, über deren Nacken mit viel Lärm, na ja, viel Schwung, über den Kies, zur nächst höheren, tieferen Stelle. Gerade als er mir sagt, er hätte Angst vor Bären, sehe ich schräg hinter uns, gegenüber einer Insel, eine Bärin mit ihrem Jungtier, eben dort, wo soeben sich die Lachse hoch gekämpft hatten. Ohne etwas zu sagen, laufen wir ein Stückchen weiter bis zum Waldrand an der nächsten Insel.


Drillimpressionen...


Hans mit Silberlachs

Mein Kumpel fischt wie der Weltmeister. Zuerst ein paar noch ganz silbrige Hundslachse, dann aber, als er die richtige Fliegenführung verstanden hatte, fing er ohne Ende Silberlachse, etwa je zur Hälfte silbrig oder schon leicht rot gezeichnet. Wir liefen 100 Meter weiter nach unten. Der erste Wurf in ein Loch neben dem Treibholz brachte uns einen traumhaft schön gezeichneten 55 cm langen Kundzha. Danach folgen viele kampfstarke Dollies (Arktische Saiblinge). Oft gehen sie im Drill verloren, wenn beim Springen die Fliege aus dem weichen Maul ausschlitzt. Nicht alle Dollies sind gleich. Es gibt einige 4-6 Pfund schwere Exemplare, die vor Ort Yellow Mouth Char (Salvelinus Levanidovi) genannt werden.
 

Gunter mit Äsche
Unten: Er konnte Ihnen einfach nicht widerstehen


Wenn dann anschließend die Äschen anfangen, Insekten von der Oberfläche zu nehmen und pure Trockenfliegen- fischerei möglich ist, ist der Bär doppelt los. Danach erzähle ich ihm von der Bärenmutter mit ihrem Jungen. “Und das sagst Du mir erst jetzt?” 
Erst als ich ihm sagte, dass, bei dem jetzigen Reichtum an Heidelbeeren und Lachsen, die Bärin absolut kein Interesse an uns hat, war er einigermaßen beruhigt. Erst recht, als er sich eine halbe Stunde später aus “sicherer” Distanz das Schauspiel ansehen kann...

Gunter mir Silberlachs

Mittagspause

Rolf im Drill


Abends am Tisch wird erzählt, getrunken und gesungen. Ich machte mir ein wenig Sorgen um den Neuschnee, den ich sehr weit entfernt auf den Bergspitzen gesehen hatte. Der Fluss könnte ja ansteigen. Doch die Sorgen waren umsonst, denn wir konnten auch noch die restlichen Tage wunderschönes Wetter genießen. 

Und wenn das Wasser stark gestiegen wäre? Dann hätten uns die Boote dennoch zu einigen immer klaren Pools bringen können… 
 

Nach getaner Arbeit...


Rechts: Auch Bären können dem Fischreichtum nicht widerstehen

Unten links: Gunter mit frischem Silberlachs

Unten rechts: Silberlachs



Impressionen Okhota

Victor bei seiner Lieblingsbeschäftigung

Impressionen Okhota

Widerstand...  | Unten: ... doch ohne Erfolg

Logistik
Von Deutschland aus geht es mit Aeroflot zum neuen Sheremetyevo Terminal 3 nach Moskau. Am gleichen Abend wird die 8 Stunden lange Strecke nach Khabarovsk geflogen, wo wegen 9 Stunden Zeitverschiebung gegen Mittag die Ankunft stattfindet. Nach einer Hotelübernachtung in dieser schönsten Stadt des Ostens am Amur, mit China in greifbarer Nähe, wo gleich Hunderte von Claudia Schiffers paradieren, wird nach Okhotsk geflogen und von dort aus mit 4WD Bus und Booten zum Camp weitergereist.
Zurück ab Khabarovsk nach Deutschland gewinnt man wieder durch die Zeitverschiebung und kommt am gleichen Tag des Abflugs aus Khabarovsk in Deutschland, der Schweiz oder Österreich an.

Auf Wiedersehen!  ||  Unten: Grillfertig

Camp

Das Camp ist von sehr hoher Qualität. Es liegt extrem sicher, etwa 60 Kilometer von der Flussmündung entfernt. Es besteht aus 7 Blockhütten mit Kaminheizung, in denen 2, 3 oder 4 Personen untergebracht werden können. Es gibt auch 2 Toiletten, 2 Saunas, ein sehr großes Restaurant mit Annex-Küche, Satellitentelefon, 220 V liefernde Generatoren und 4 große Motorboote, welche jedoch nur bei hohem Wasser notwendig sind. Sonst lässt es sich herrlich zu Fuß direkt zu den Angelstellen spazieren. Die Landschaft ist hier einfach traumhaft schön.

Saison 

Die beste Zeit ist Anfang September, oft auch mit Indian Summer, Pilzen, Beeren, aber garantiert mit reichlich Fischen. Die Temperatur am Tag beträgt dann etwa 15-20 Grad Celsius. Nachts, bei klarem Himmel, kann es einige Grad minus geben.

Reisebudget & Infos

10 Camp Nächte “all-inclusive” kosten rd. 3450,--€, buchbar unter www.salmonfishingclub.com

Nachfolgend noch einige stimmungsvolle Fotos:


Impressionen Okhota

Impressionen Okhota

Impressionen Okhota

Schon wieder Rolf im Drill

Impressionen Okhota

Impressionen Okhota

Rolf kann einfach nicht genug bekommen

Impressionen Okhota

Impressionen Okhota

Impressionen Okhota

Nach getaner Arbeit zurück im Camp Grüße vom Indiansummer

Impressionen Okhota

Impressionen Okhota

Auch Dollies gab es in rauen Mengen

Porträt Dolly Varden Nachbesprechung der morgendlichen Fischerei

Was gibt es schöneres, als einen frischen Silberlachs zum Mittagessen Manik mit Silberlachs

Drillimpressionen

Drillimpressionen

Drillimpressionen

Drillimpressionen

Sie konnten es einfach nicht lassen

Proteinbeilage Ihr habt es auch verdient in Szene gesetzt zu werden

Ihr habt es auch verdient in Szene gesetzt zu werden Der letzte Abend

Eierfliegen waren bei den Dollies besonders beliebt Rolf in seiner Funktion als Grillmaster

Ein Hoch auf die Köchin

Ein Prosit, ein Prosit auf die Gemütlichkeit ...

Der Abschied fällt schwer!



Ein Bericht von Wim Ramakers für www.fliegenfischer-forum.de
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