Im Test: Angelboote und Zubehör | Ein Testbericht von Marco Weller
Quickboat 3.7 - ein Faltboot als Angelboot?
Quickboat - ein Faltboot als Angelboot?
Anfang August 2014 hatte ich die Gelegenheit, ein in Deutschland noch gar nicht offiziell erhältliches Faltboot des australischen Herstellers Quickboats für ein paar Stunden zu testen. Ziel meines Ansprechpartners, Travis Dunn aus Mannheim, war es, meine Meinung darüber zu erfahren, ob sich das Quickboat als Angelboot eignet. 
Um eins gleich zu klären: Nein ich verkaufe diese Boote weder selbst, noch habe ich irgendetwas mit der Firma Quickboats zu tun. Bis auf den für mich und meinen Schwager, der auch Angler ist, kostenlosen Test habe ich keinerlei Vorteile davon, dass es die Firma Quickboats gibt. Ich schreibe diesen Artikel auch nicht für irgendeine Vergütung, sondern weil ich die gewonnenen Informationen an interessierte Angelkollegen weitergeben möchte. Ich selbst hatte noch nichts über „Faltboote“ dieser Größenordnung gehört und war einfach interessiert. Die australische Firma Quickboats prüft derzeit in Deutschland, welche Zielgruppen für derartige Boote ansprechbar sein könnten. Eine potentielle Nutzergruppe könnten auch Angler sein, meint man. Ob die in Australien entwickelten Boote sich in Europa durchsetzen und bei den bekannten Mitbewerbern mithalten oder gar den Markt bestimmen können, liegt noch in den Sternen. Diesbezüglich zeigen sie sich aber sehr positiv, diese Hürde im kommenden Jahr nehmen zu können, da sie von der Qualität des Bootes überzeugt sind und offensichtlich Ideen und Änderungsvorschläge aufgreifen und das Beste aus dem Boot holen wollen. Daher sind Travis Dunn und sein Team auf neutrale, praktische Tests und entsprechende Feedbacks wie dieses angewiesen.
Grundkonstruktion und Aufbau 
Das Quickboat ist ein Hartschalen-Faltboot. Es besteht aus vier, ca. 3,7 Meter langen, festen Elementen (siehe Foto oben). Diese sind, an den Längsseiten faltbar verbunden. Diese vier Elemente bilden den Bootsboden und die beiden Seitenteile. Die Bootsform wird durch die zwei Sitzbänke, die an den Seitenteilen eingeklickt werden, stabilisiert. Die Bootsspitze wird aufgesetzt und an den Seitenteilen verspannt. Der Heckspiegel wird ebenfalls zwischen den Seitenteilen verspannt. Er ist so stabil, dass er einen Motor mit bis zu 10 PS bzw. bis zu 40 Kg tragen kann. 
Die Gesamtkonstruktion macht einen sehr durchdachten, stabilen Eindruck. Das Material von Seiten, Boden und Heck ist aus einem hochfestem Kunststoffschaum; einem „epoxy-high density foam“ in Sandwich-Bauweise. 
Materialfestigkeit und -verarbeitung sind offensichtlich sehr gut.
Überrascht hat mich die hohe Festigkeit der Gesamtkonstruktion des aufgebauten Bootes. Dies umso mehr, als dass das Boot nur fünf Minuten vorher noch in zwei großen Taschen transportiert wurde. Die größere davon ist 39 kg schwer, die kleinere 23 kg. Beide lassen sich auch von einem Erwachsenen noch gut tragen, zwei Leute sind aber besser. 
Das fertig aufgebaute Boot ist mit zwei Personen sehr gut zu bewegen. Es kann praktisch an jedem flachen Ufer ins Wasser gelassen werden. Für den Transport zum Wasser braucht man einen Pkw mit Dachgepäckträgern. Eine andere praktikable Alternative sehe ich wegen der großen Länge der Bootselemente nicht. Hätte man einen entsprechend großen Anhänger, könnte man ja auch ein entsprechend großes, festes Boot transportieren.
Ich kann einen direkten Vergleich zu meinem 3,20 Meter langen Sevylor-Schlauchboot mit Holzboden ziehen, Ich meine, dass die Aufbauzeit des Schlauchbootes mit Einlegen des Bodens und Aufpumpen sicher drei Mal so lange dauert.
Der Praxistest 
Das Quickboat ist auf dem Wasser sehr stabil. Es fährt sich wie ein „normales“ festes Boot. Im direkten Vergleich zu meinem Schlauchboot fährt es sich bei gleicher Motorisierung agiler und etwas schneller. Durch den im Vergleich zu dem Schlauchboot praktisch doppelt so großen Innenraum, weil die Schlauchbootwülste ja wegfallen, hat man aber einfach viel mehr Platz. Die Seitenstabilität des Quickboats ist, wahrscheinlich durch die größere Breite auf dem Wasser, deutlich besser. Das getestete Boot ist für 4 Erwachsene zugelassen und in die Seetauglichkeitskategorie C (Binnengewässer und küstennahe Seegewässer) eingestuft. 
In der Angelpraxis wäre das Boot mit zwei Spinnanglern sehr gut besetzt. Zwei mit ihren Würfen gut aufeinander eingestellte Fliegenfischer können auf diesem Boot meiner Ansicht nach ebenso gut angeln. Unter der Bughaube sind Ausrüstungsgegenstände gut unterzubringen und sind dort, z.B. gegen Regen, ganz gut geschützt. 

Die Zielgruppe Angler
Aus meiner Sicht kommt das Boot für Angler in Frage, die öfter zu zweit oder zu dritt an unterschiedlichen Gewässern unterwegs sind. Wenn an diesen Gewässern Boote – mit oder ohne Motor – erlaubt sind, ist das Quickboats eine ernsthafte Alternative zu einem Schlauchboot. 
Die Vorteile dieses Faltbootes, also der schnelle Auf- und Abbau sowie die Stabilität auf dem Wasser und der größere Innenraum, habe ich beschrieben. Insbesondere beim Griff über die Bordwand zur Wasseroberfläche, zum Abhaken oder zur Handlandung eines Fisches, macht sich die bessere Stabilität deutlich bemerkbar. 
Die beiden Sitzbänke sind ausreichend weit voneinander weg, so dass zwei Angler sich nicht in Gehege kommen. Das Sitzen ist komfortabler als auf Schlauchbootwülsten und erlaubt eine gewisse Flexibilität. Das Stehen im Boot fühlt sich im direkten Vergleich mit einem Schlauchboot aufgrund der harten Paneele entsprechend deutlich sicherer an. 
Genau wie bei einem Schlauchboot benötigt man keinen Liegeplatz, keinen Bootstrailer und keinen Abstellplatz im Winter. 

Kosten
Der Kaufpreis für das Quickboat 3.7 ohne Motor liegt in Deutschland und Europa bei 4750,- € inklusive MwSt. und Lieferung. Im Herbst 2014 plant Quickboats eine kürzere Variante von einer Länge von 2,4 m und einem Gesamtgewicht von ca. 30 kg und der Zulassung für 5 PS Motoren auf den Markt zu bringen. 
Ob der Nutzwert, insbesondere die Flexibilität und die Tatsache, dass man weder einen Bootsanhänger noch ein Winterlager für sein Boot braucht, den Preisunterschied zu einem qualitativ hochwertigen Schlauchboot rechtfertigt, müssten Interessierte natürlich für sich selbst entscheiden. Es wird darauf ankommen, ob es der Firma Quickboats gelingt, der praktischen Vorteile des Bootes bei der Zielgruppe der Angler auf Anglermessen oder bei anderen Gelegenheiten erlebbar zu machen. Probieren geht auch hier über studieren! 

Weitere Informationen finden sich unter www.quickboats.com. Die aktuelle Europainternetseite ist (hier) abrufbar. 
Ansprechpartner für Deutschland ist: Travis Dunn Tel: 0621 – 4385047 -48.
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Testbericht und Fotos ©: Marco Weller für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2014.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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