Slowenien Juli 2018
Von grünen Tälern und türkisen Flüssen
Ein Reisebericht von Erik Freyer 
Nach einem schönen Angelurlaub in Schweden war ich auf der Suche nach einem neuen Reiseziel und wurde hier im Fliegenfischer-Forum fündig. Es sollte im Sommer 2018 nach Slowenien gehen. Der Zeitraum war, aufgrund der Schulferien meines Vaters einerseits und meiner Prüfungszeit andererseits, eng gesteckt, sodass meinen Eltern, meiner Freundin Flora und mir nur 6 Tage Anfang Juli blieben. Zugegeben nicht die beste Angelzeit, aber wir dachten uns: „Wer nichts wagt der nichts gewinnt“ und neben fantastisch aussehenden Gewässern kann Slowenien durchaus auch mit anderen landschaftlichen und kulturellen Schätzen aufwarten.
Also begann am 6.7. früh morgens um 5:00 Uhr unsere 10-stündige Reise an die Savinja. Das Navi führte uns über Prag, Wien und Maribor ins idyllische Luce. Einquartiert hatten wir uns auf dem Bauernhof Stoglej bei Milena und Tomaž. Die hohen Erwartungen aus den beiden Vorgängerberichten 2009 und 2015 wurden sogar noch übertroffen. Traumhaft an einem Berghang gelegen, bietet der Bauernhof eine ideale Basis, um die Savinja und ihre Umgebung zu erkunden.
Die Begrüßung durch Milena und Hund Kira, die uns fast vergessen ließ, wie sehr wir in diesen Tagen unseren eigenen Hund vermissten, viel sehr herzlich aus. Milena spricht neben Englisch auch ausgezeichnet Deutsch und umsorgte uns vorzüglich. Zu empfehlen sei an dieser Stelle der Begrüßungs-Blaubeerschnaps, wie alle Produkte des Hofs aus eigener Produktion.
Hund Kira ....
... und Kuh Else, die für frische Milch und Quark sorgt
Nachdem die Zimmer bezogen waren und wir uns etwas frisch gemacht hatten, folgte ein Spaziergang in den nahgelegenen Ort Luce. Auf dem Weg, der größtenteils am Flussufer der Savinja entlangführt, stellten wir fest, dass der Fluss, wie befürchtet, sehr wenig Wasser führte und sich die Fischerei nicht ganz einfach gestalten würde. Aber ein paar größere Fische in einem tiefen Pool am Ende des Bereichs Savinja 1 ließ speziell meine Vorfreude auf die kommenden Tage ins Unermessliche steigen.
Wer genau hinschaut, erkennt schon die ersten Forellen (Savinja 1, Luce)!
Auf 443 Einwohner kommen erstaunlich viele gut besuchte Kneipen und Bars, die auch durch die Einheimischen (vermutlich auch wegen der Fußball WM) gut besucht waren und so aßen wir am ersten Abend im Gostilna PR' LAMPI. Die Portionen sollten lediglich ein Vorgeschmack auf die kulinarische Verwöhnung sein, die uns in den kommenden Tagen erwartete. Bei dem einen oder anderen Bier und mit freundlicher Unterstützung durch die Kellnerin wurde ein Plan für die kommenden Tage ausgearbeitet.
Zünftiges Abendessen im Gostilna PR' LAMPI 
zum erschwinglichen Preis 
Von den Eindrücken des Flusses kaum noch zu halten, überzeugte ich Flora, bereits am nächsten Tag im Bereich Savinja 2 unser Glück zu versuchen. Meine Eltern entschieden sich zunächst, der Savinjaquelle einen Besuch abzustatten. Die Angelkarten kauften wir im Anschluss an unser Abendessen in der gegenüberliegenden Bar Karvana S.
1.Tag – Angeln in der Savinja 2

In Absprache mit Milena sollte unser Tag mit einem Frühstück um 8:00 Uhr beginnen. Aufgetischt wurde eine deftige Auswahl von Wurst aus eigener Schlachtung, gekochten Eiern von den Hofhühnern und frischer Milch von den Kühen. Auch der selbstgemachte Quark, verfeinert mit etwas Marmelade wurde eigentlich immer alle.
 

Reichhaltiges Frühstück mit Produkten vom Hof, frischer geht’s nicht!
Der Kaffee vertrieb die letzte Müdigkeit des Vortages und so ging es gegen 9:00 Uhr zum Angeln an den Fluss. Wir hatten uns eine Stelle ausgeguckt, an welcher der Einstieg sehr leicht war, der Flussverlauf aber schnell unwegsam wurde, wovon wir uns einen höheren Angelerfolg als an stärker frequentierten Stellen versprachen. Da fast schon traditionell keine Oberflächenaktivität auszumachen war, begannen wir mit einer olivfarbenen Goldkopfnymphe. Meine Freundin, schlenzte sie mit immer souveräneren Würfen in einen tieferen Pool neben einem Stein aber anfangs tat sich nichts. Wir sahen im Vorbeilaufen sogar mehrere Fische, die aber absolut kein Interesse an unseren Fliegen zu haben schienen.

Nach einer halben Stunde erfolglosem Fischen auf offenbar reichlich vorhandene Fische stiegen wir für eine kurze Eispause aus dem Wasser und wechselten von 2m auf 3,5m Vorfächer mit 13er Spitze.
Angeknüpft wurde dieses Mal eine braune Pheasanttail- Nyphme mit Kupferkopf und siehe da, die erste kleine Forelle schnappte sich den Köder. Beflügelt von diesem ersten Erfolg fischten wir immer abwechselnd mit der Rute und fingen nach und nach in einer kleinen Rausche Forellen bis 30cm, bis eine Äsche von 35cm etwas heftiger an Floras Rute zerrte. Nach kurzem Drill konnten wir sie sicher Keschern und nach kurzer Fotosession schonend zurücksetzen.
Als erfolgversprechend stellten sich bei dem niedrigen Wasserstand schwere Nymphen mit 3,8mm Kopf raus, die wir im Czech-Nymph-Style oder in der Dead-Drift in tiefen, blauen Pools oder etwas schnellerem Wasser präsentierten.



Wer im Bereich Savinja 2 fischt, sollte gut zu Fuß sein und Spaß am Klettern haben. Ich bezweifle sogar, ob unsere Route bei Hochwasser möglich gewesen wäre.
Wunderschöne Landschaft, aber auch eine anstrengende Kletterei
Nach mehreren Regenbogenforellen bis 30cm hakte ich an einem langgezogenen Pool in der Mitte der 2 Kilometer langen Strecke, die wir uns ausgeguckt hatten, etwas Größeres. Eine Äsche von 44cm lang nach hektischen Drill schließlich im Kescher und wurde überglücklich von mir bewundert.

Weiter ging es den Fluss entlang und so langsam wurden die Beine schwerer. Wir schauten uns nach einer geeigneten Stelle für den Ausstieg um, mussten jedoch noch eine ganze Weile klettern, bis wir wieder aus dem Flussbett gelangen konnten und von meinen Eltern abgeholt wurden, die selbst von der Savinjaquelle zurück waren. Diese soll, übereinstimmend mit dem 2015er Bericht, auf jeden Fall einen Besuch wert sein. Aus 90m stürzt das Wasser in die Tiefe, zerstäubt dabei und verschwindet im Kalkgestein des Flussbettes, nur um einige Kilometer später wieder ans Tageslicht zu treten.
Wasserfall an der Savinjaquelle...
... und trockenes Flussbett
Ausgehungert vom Tag begaben wir uns wieder in die Unterkunft und wurden von Milena mit einer deftigen Vorsuppe empfangen. Schon fast satt folgte jedoch anschließend erst der Hauptgang und zum Platzen gefüllt konnten wir auch dem Nachtisch nicht wiederstehen. Der Wein, der von einer Dame aus dem Dorf geliefert wird, schmeckt fantastisch zu dem deftigen Essen und so war es zu einem kleinen Teil auch ihm geschuldet, dass wir am ersten Tag bereits um 20:30 Uhr in die Kissen sanken.
Vorspeise, Hauptgericht und Dessert, dazu ein Wein, so hält man‘s aus!


2.Tag – Wanderung zur Tropfsteinhöhle Snezna Jama
Ausgeruht und gestärkt mit einem deftigen Frühstück sollte es am 2.Tag unseres Aufenthalts zur Tropfsteinhöhle Sne?na Jama gehen.
Über eine ausgeschilderte Abfahrt im Ort Struge, wenige Kilometer hinter Luce, ging es ca. 45 Minuten eine schmale Teer- und spätere Schotterstraße den Berg hinauf. Die Abhänge sind nichts für schwache Nerven, der grandiose Ausblick entschädigt aber für die Strapazen.

Der Eingang zur Höhle befindet sich auf ca. 1500m und damit ist sie die höchstgelegene Tropfsteinhöhle der Welt. Warme Kleidung ist geboten, da die Temperatur innerhalb der Höhle nur etwa 1°C beträgt. Führer Darko, Mitentdecker der Höhle und guter Bekannter von Milena und Tomaž, stieg mit uns in die Tropfsteinwelt hinab und erklärte alle paar Meter Besonderheiten auf Slowenisch und Englisch. Auf alle Wagemutigen wartet am Ende eine musikalische Überraschung!
Eingang zur Höhle...
 und Abstieg
Höhlenführer Darko...
 und Stalaktiten
Nachdem wir wieder aus der Höhle gestiegen waren, statteten wir noch der Berghütte Planinsko društvo einen Besuch ab, ehe es endgültig ins Tal nach Ljubno zurück ging, an die Kapitalstrecke der Savinja. Dort angekommen, genossen wir das bis dahin gute Wetter, erkundeten den Fluss und sahen von den Brücken aus so manche große Äsche und Forelle der Kategorie 60+. Unser Entschluss war gefallen, dieser Bereich sollte es am nächsten Tag sein! In der Pension angekommen, ließen wir den Abend nach einem 3 Gänge- Abendessen bei einer Flasche Wein, ein paar Kartenspielen und dem Binden von einigen Nymphen und Streamern ausklingen.
Parachutes (16), Hot- Spot- Pheasant tails (14), kleine Ein
tagsfliegen und kleine Streamer bis 5cm kamen zum Einsatz
3.Tag – Kapitalstrecke
Die Erkundung der Flussstrecke sei an dieser Stelle jedem noch einmal ans Herz gelegt, bevor man ins Wasser steigt. Nicht selten wartet hinter einer Biegung eine noch bessere Stelle und Strecke machen ist oft gleichbedeutend mit Fische fangen.
Wir versuchten unser Glück zunächst mit Streamer und Nymphe unter der Holzbrücke, wo wir tags zuvor die großen Fische gespottet hatten. Mein Vater hakte beinahe ausversehen den ersten guten Fisch mit dem Streamer, war aber derart überrascht, weil der Fisch ihn schon an komplett straffer Schnur flussab nahm, dass er nach wenigen Kopfschlägen ausschlitzte.
Ähnlich ging es meiner Freundin, die zunächst vermutete, einen Hänger zu haben, bis sich dieser in Bewegung setzte und ebenfalls entkam.
Nach einer kleinen Forelle stoppte abermals meine Schnur und eine der großen Forellen hatte meine Nymphe gepackt. Mit der 4er Rute und 13er Vorfachspitze konnte ich den Fisch zunächst recht gut beherrschen, bis er hinter einen der Holzpfeiler zu schwimmen drohte, ich den Druck erhöhte und er ebenfalls entkam. Das war er... der Fisch des Urlaubs, wenn nicht des Lebens…
Aber jammern hilft nichts und so setzten wir weiter unten im Fluss ein und angelten uns wieder bis zur Brücke hinauf.
Gerade im ruhigen Bereich vor der Staustufe stehen viele Bachforellen, die gewillt sind, kleine Eintagsfliegenmuster von der Oberfläche zu nehmen. Weiter oben befinden sich tiefe Rinnen zwischen dem Schiefergestein, in denen Äschen der Kategorie 40+ stehen, die aber nicht leicht zum Anbiss zu überreden waren. Einige Regenbogenforellen dagegen schon und so fing ich an dieser Stelle noch eine Schöne.

Nach dem Mittag befischten wir den Bereich oberhalb der Holzbrücke, der eher durch Rieselstrecken mit überhängenden Büschen geprägt ist. Immer wieder scheuchten wir Bachforellen beim Waten am Rand auf und spätestens, als Fische zwischen den Ästen stiegen, versuchten wir unser Glück mit der Trockenfliege. Diese Methode erwies sich als sehr erfolgreich und wir fingen einige Bachforellen bis 40cm.

Unter den Büschen im Hintergrund lauern sie auf Beute
Angelkollegen erzählen uns, sie hätten mehr Glück beim Ausdrillen der Fische gehabt und mehrere Forellen über 50cm gefangen, obwohl oder gerade, weil sie nur mit einer 10er Spitze fischten. Aus der Ferne konnten wir einem Drill beiwohnen und der Fisch schien auch in diese Kategorie zu fallen, dickes Petri! Die Fischdichte in der Kapitalstrecke ist wirklich beeindruckend und mit deutschen Flüssen nicht vergleichbar, jedoch sind die Fische sehr wählerisch. Beobachten, saubere Präsentation und eine dünne Vorfachspitze sind der Schlüssel zum Erfolg.

4.Tag – Bleder See und Ljubljana

Nach dem Angeln stand am 4.Tag wieder Kultur auf dem Plan. Es sollte erst an den 1,30 Stunden entfernten Bleder See und anschließend in die Hauptstadt Ljubljana gehen.
Die Straße führte uns über einen wunderschönen Pass. In Bled angekommen, wanderten wir am Ufer des türkisblauen Sees entlang, bis zur Burg hinauf, von wo aus man einen fantastischen Ausblick hat. Die Kirche inmitten des Sees, Wahrzeichen der Stadt, war zwar leider in Baugerüste gehüllt, der Atmosphäre tat dies jedoch keinen Abbruch.

Uferpromenade des Bleder Sees und Blick von der Burg
Aus den Bergen zogen Gewitterwolken ins Tal und so beschlossen wir weiterzufahren.
In Ljubljana besuchten wir den Markt und schlenderten etwas durch die Altstadt. Sehr zu empfehlen ist auch ein Blick in die Kirchen und einen Kaffee an der Uferpromenade der Ljubljanica zu trinken.
Eis essen an der Ljubljanica ...
… und ein kurzer Abstecher zur Burg
5.Tag – Strömender Regen und Abreise

Der Wetterbericht hatte zwar für den kommenden Tag Regen vorhergesagt, jedoch war dieser in der bisherigen Zeit sehr unzuverlässig und so kauften wir am Vorabend noch Angelkarten, um es am letzten Tag unserer Reise noch einmal am oberen Teil der Kapitalstrecke zu versuchen. Leider hielt der Wetterbericht dieses Mal sein Versprechen und es regnete Bindfäden. Da es tagsüber auch so bleiben sollte und wir, durch die diamantene Hochzeit meiner Großeltern, am Donnerstag hätten sehr früh losfahren müssen, entschieden wir uns schweren Herzens, einen Tag früher Abschied von Milena, Tomaž und Kira zu nehmen.
 

Bis zum nächsten Mal Kira! 
Fazit

Die Tage in Slowenien vergingen wie im Flug. Dies lag zum einen am fantastischen Wetter, einer abwechslungsreichen Fischerei und kulturellen Highlights, aber vor allem an der Gastfreundlichkeit von Milena und Tomaž! Das Essen ist der Wahnsinn, die Unterkunft sehr sauber und ruhig gelegen.

Die Fischerei gestaltete sich wie erwartet schwierig und wir hatten schlichtweg zu wenig Zeit, um mehr Dinge auszuprobieren auszuprobieren. Dazu kam der niedrige Wasserstand, das geringe Insektenaufkommen und dass wir nicht auf Biegen und Brechen in den Abendschlupf hineinangelten. Wir werden diesem Traumrevier aber auf jeden Fall in den kommenden Jahren einen erneuten Besuch abstatten!
 
 
 
 
 

Tipp der FF-Red.: Mehr Reiseberichte im Fliegenfischer-Forum aus Bosnien, Kroatien und Slowenien mit jeder Menge nützlichen Reiseinfos finden Sie auch hier: (KLICK)


Ein Beitrag und Fotos von Erik Freyer für www.fliegenfischer-forum.de - August 2018.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

zurück zu Kroatien, Slowenien, Bosnien  | zurück zu Reise & Report | zurück zur Startseite
Copyright © 2018 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt