Rückblick: Sommer 2009 auf Ærø (DK)
   Ein Reise-Report von Martin Rau
Es sollte eine Woche Badeurlaub mit Familie und Freunden in der letzten Juliwoche auf Ærø werden. Gelegentlichem, abendlichen Fischen war ich nicht abgeneigt, auch war ich gerüstet, auf Meeräschenpirsch zu gehen. Aber auf eine so schöne Fischerei hatte ich nicht spekuliert.
Um so größer war die Freude darüber, was mir in dieser Woche widerfuhr.
Schon bei der Anreise wunderte ich mich darüber, dass die Ähren des Getreides auf den angrenzenden Feldern fast schwarz waren. Auf Ærø erfuhr ich dann den Grund: Es hatte einen massiven Befall durch Blattläuse gegeben, auf deren Ausscheidungen sich Rußtau-Pilze angesiedelt hatten, die die Ähren fast schwarz erschienen ließen. In Folge der zahlreichen Läuse hatten sich deren 
Fraßfeinde explosionsartig vermehrt, und es wimmelte von Marienkäfern und Schwebfliegen. An manchen Tagen ging man besser schweigend zum Einkaufen, damit man die Tiere nicht auch noch in den Mund bekam, ansonsten war man selber übersät von ihnen. Der für Stubenfliegen dimensionierte UV-Insektenkiller in der Eisdiele hörte sich beim Grillen der Käferchen fast wie ein Silvester-Feuerwerk an.
Sommerfischerei heißt: Fischen in der Dämmerung an exponierten Stellen, wo die Forellen schnell aus kaltem sauerstoffreicherem Wasser zum Fressen in Fliegenrutenreichweite kommen.
So führte die erste Abendtour nach Skoldnæs. Nachdem ich dort eine ganze Weile auf die Opossum-Fliege keinen Biss hatte und es auch schon ziemlich dunkel geworden war, band ich einen schwarzen Popper an, der sich leichter werfen lässt als die Zigarre und der auch länger schwimmt.
Schon beim zweiten Wurf hatte ich einen Biss, der Fisch sprang mehrfach in der Dunkelheit, und schon bald konnte ich eine gut maßige Meerforelle landen.
Der nächste Abend war geprägt von leichtem, ablandigem Wind, der viele Insekten aufs Wasser getrieben hatte. Soweit das Auge reichte, konnte man sehen, dass sich alle Kleinfische an diesem Segen bedienten.
Ab und zu, meist etwas weiter draußen, sah man auch größere Fische steigen.
Ich band also meinen schwarzen Käfer mit den Gummibeinchen an, bekam die Fliege auch ca. 25 Meter sauber mit gestrecktem Vorfach aufs Wasser und musste sofort annehmen, da eine Forelle meinen Käfer genommen hatte. 
Allein dieses faszinierende Geräusch, wenn sich beim Anhieb die Schnur vom Wasser trennt, wird mir in meiner Erinnerung manch grauen Tag verschönern.
Der Fisch kämpfte um sein Leben, doch er saß sicher am Haken und musste es am Strand beenden.
Nachdem ich die gut 52 cm große Meerforelle versorgt hatte, bekamen wir auf einmal eine Brise von vorne. Innerhalb von wenigen Minuten hatten die Wellen Schaumkronen, weshalb wir den Rückzug antreten mussten.
Am nächsten Abend fischte ich mit Carsten Schytter, unserem Exkursions-Guide, fing zwar nichts, konnte aber einem seltenen Schauspiel beiwohnen. Carsten hatte bereits eine kleinere Forelle am Gürtel, als er auf einmal aus dem Wasser kam, die Schnur auf die Rolle nahm und ganz offensichtlich einen guten Fisch gehakt hatte. Ich rollte die Schnur ein und ging los, um mir Carstens Drill anzuschauen.
Als ich ankam, zog er bereits eine Forelle von ca. 45 cm aus dem Wasser. Ich wunderte mich, meinte ich doch sicher, dass Carstens Reaktionen auf einen sehr guten Fisch deuteten. War es auch, aber, und das hatte auch Carsten noch nie erlebt, der gute Fisch, Carsten schätzte ihn auf 2,5 Kilogramm, hatte sich verabschiedet und unmittelbar darauf  hatte sich der nun gelandete Fisch die Fliege einverleibt!
Ich ging an diesem und am nächsten Abend „leer“ aus. Die Fischerei war trotzdem wunderschön!
Rene, der Sohn unserer Vermieter, fischte abends direkt vor der Haustür an einer längst nicht so exponierten Stelle und hatte Kontakt mit einigen Fischen. Der Größte maß fast 60 cm. Rene begleitete ich an diesem Abend. Auf dem Weg zum Wasser zeigte er mir an seiner Sbirulino-Rute eine große, weiße Fliege und sagte: „Wenn Du die nicht nimmst, geht gar nichts!“
Ausgerechnet diese Fliege hatte ich nicht im Sortiment, dachte aber, dass, wenn ich nichts fangen würde, würde Rene mir sicher eine Fliege geben.
An diesem Abend hatte Rene keinen Zupfer. Auf eine dunkle Opossum-Fliege konnte ich mehrere Bisse verzeichnen, und schließlich erbeutete ich eine 59er, die Mangels mitgenommenen Fotoapparates erst in der Küche abgelichtet werden konnte.
Am nächsten Morgen war ich vor Sonnenaufgang am Wasser. Es war wunderschön, aber ich spürte nur ein paar vorsichtige Zupfer. 
Auf dem Rückweg zum Frühstück sprang eine Forelle, silbern in der Sonne glänzend, komplett aus dem Wasser, um mich zu ermahnen, auch ja wiederzukommen. 
Die Fliegen (siehe unten):
Links: Opossum, mein neues Spitzenmuster
Mitte: Schaumstoffkäfer mit Gummibeinchen
Rechts: Zigarre aus Hartschaum, schon arg ramponiert

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