Von sibirischen Tigern und Taimen
Teil 3: Am Bichi  |  Ein Reisebericht und Fotos von Clemens Ratschan

Blick über den Bichi-Unterlauf
Einige abgelegene Flüsse im Fernen Osten Russlands sind nach wie vor für unberührte Taimenbestände und eine entsprechend gute Fischerei bekannt. Wollte man hier über einen Anbieter fischen, so wäre das problemlos möglich. Allerdings zu astronomischen Preisen weit über meinen finanziellen Möglicheiten (v. a. als alleine Reisender), weil sie nur mit stundenlangen Helikopterflügen erreichbar sind. Zum Glück bietet sich mir eine günstige Gelegenheit: Mein russischer Freund Arthur kennt den einheimischen Jäger Sascha, der am Amur-Unterlauf von der Jagd auf Elche, Rentiere, Maralhirsche, Bären und im Winter von der Fallenstellerei auf Pelztiere lebt. Um seine Jagdgründe am Bichi [bitschi] Fluss erreichen zu können, besitzt er ein Boot mit Jetantrieb, mit dem er auch uns dorthin bringen kann. Weil der Fluss so abgelegen ist, zahlt es sich außer für Angeltouristen nicht aus, hierher zum Fischen zu kommen – dies ist der Hauptgrund, warum im Bichi noch ein Bestand an sibirischen Taimen in ursprünglicher Dichte vorkommt. 
Google Earth Karte des Gebiets
Doch zuerst gilt es, auf meist schlechten Schotterpisten 750 km von Chabarowsk stromab an das Fischerdorf Bogorodskoye am unteren Amur zu fahren, wofür wir im Geländewagen 15 Stunden brauchen. Mit dabei sind Arthur, ausgezeichneter Allround-Fischer und Kenner des Gebiets, sowie Andrej, Polizist und begeisterter Spinnfischer aus Chabarowsk. Ich bezahle bei dem Trip den Bootstransport und meinen Anteil am Proviant – also ein echtes Schnäppchen für die Weltklasse Taimen-Fischerei, die es hier noch geben soll. Und nicht zu vergessen den Treibstoff, denn davon brauchen wir eine Menge: Saschas Boot wird mit 200 Liter Benzin beladen, und die lange Fahrt zum Bichi beginnt. 
Bogorodskoye bei Nacht  typsches russisches Holzhaus in Bogorodskoye – mit Blick auf den Amur
der Amur-Hafen in Bogorodskoye Solontsi, das letzte Nest am Verbindungskanal Amur – Udilsee
Nach der Überquerung des Amur geht’s einen breiten Kanal entlang, der den Amur mit dem Udil See verbindet. Dieses Gewässer ist etwas größer als der Neusiedler See und über weite Strecken noch seichter. Im Südosten umfasst den See eine recht steile Küste, im Nordwesten hingegen breitet sich ein großflächiges Flachland aus. Der aus dem Norden kommende Bichi Fluss verlandet den See mit seiner Sedimentfracht, bildet ein riesiges Delta mit Sümpfen, steppenartigem Grasland und einem Gewirr aus seichten Mündungsarmen. In diesem Vogelparadies können wir Reiher, Kraniche, Mandarinenten, Kormorane und vor allem eine große Zahl der beeindruckenden Riesenseeadler (Steller’s Seeadler) beobachten.
Mittagsrast in einer Bucht des Udil-Sees mit Elch-Risotto, Lachskaviar und natürlich Wodka
Riesenseeadler (Haliaeetus pelagicus)
Leider ist’s auch mit einem Jetboot nicht leicht, hier einen Arm zu finden, der tiefer als einen Dezimeter ist – doch nach mehreren Fehlversuchen schafft es Sascha. In einem Mündungsarm ist bereits eine deutliche Strömung zu erkennen und an den Außenbögen bildet der Fluss ausreichende Wassertiefen für die Fahrt stromauf. Der Bichi hat auch weiter stromauf weniger Gefälle als der Anyui, aber lokal finden sich ebenfalls wunderschön dynamische Abschnitte mit Schotterflächen, Auskolkungen und Totholzverklausungen. Die Vegetation und das Wetter werden hier deutlich vom nahen, eisigen Ochotskischen Meer beeinflusst: Sogar jetzt im Juli ist es kalt und regnerisch, und hinter der schmal entwickelten Weidenau wachsen nur mehr Birken und Nadelbäume.
Schlammbank im Mündungsdelta des Bichi in den Udil See
rasche Fahrt stromauf  Logjam am Bichi – zum Glück durch einen Nebenarm umfahrbar
Unterwegs machen wir an der Mündung eines kleinen Zubringers halt, um nachzutanken. Mir kommt es nicht in den Sinn, die Rute zusammenzubauen – wer fängt schon einen Huchen in drei Minuten – doch Andrej ist weniger demütig und wirft einen kupfernen Effzett-Blinker in den Kolk. Prompt befördert er einen 105 cm Taimen ans Ufer, doch er setzt sofort nach. Wie sich auch weiter zeigt - Taimen stehen in diesem Fluss in Gruppen beisammen. Hat man den ersten gefunden, so fängt man in der Regel eine Doublette oder Triplette. Diesmal ist aber auch Arthur verblüfft, als er wenig später ein 1,39 m langes, wohl knapp über 30 kg schweres Monstrum hakt und nach kurzem aber extrem hartem Kampf landen kann (siehe Fotos).
Fangplatz der ersten Taimen – Mündung eines kleinen Zubringers kein schlechter Auftakt: Andrejs 105 cm Taimen ...
... im Vergleich aber deutlich größer: Arthurs Taimen-Monstrum von 139 cm
Eindrücke vom größten Huchen, den ich wohl in meinem Leben zu Gesicht bekommen werde ...
Ein solches Kaliber ist nicht ganz leicht zu fassen und für ein Foto kurz aus dem Wasser zu heben. An der Luft ist das Tier aber allein durch seine eigene Masse recht zahm und lässt sich rasch fotografieren. Als Arthur den Taimen releast, fällt mir der Abschied nicht ganz leicht – ich weiß, einen derart großen Huchen werde ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aber wer weiß was in diesem Ausnahme - Gewässer noch alles möglich ist? Also stecke ich rasch meine Zweihandrute zusammen und befische den Pool, aus dem in so kurzer Zeit zwei Taimen zum Vorschein kamen. 
Doch Fehlanzeige, kein Ruck, kein Biss auf meinen Streamer. Zweifel beginnen an meinem Selbstvertrauen zu nagen, habe ich mit dem Fliegen-Zeug überhaupt Chancen, interessieren sich derartige Raubfische überhaupt für schlanke 20 cm lange Haar- und Fellkreationen?
Ein Standortwechsel löst die Sorge in Luft auf. Ein paar Kilometer stromauf mündet ein größeres Flüsschen in den Bichi und bildet an der Mündung einen tiefen Pool. Hier stehe ich als erster am Ufer wate bis ans obere Ende des Zugs. Das Werfen ist nicht leicht, weil das Ufer steil abfällt und einen Meter hinter mir Bäume überhängen. Aber irgendwie gelingt es, den Streamer raus zu befördern. Beim ersten Durchgang kein Biss, statt dessen viele Schnurkontakte mit der Vegetation hinter mir... doch beim zweiten Durchgang gelingt die Sache schon viel besser: Der Richtungswechsel mittels Snap-T klappt und der Köder fliegt im rechten Winkel zur Strömung raus, sodass ich den Streamer absinken lassen kann und tiefer führe. Nach wenigen Strips ein Schwall an der Oberfläche, ein harter Ruck, Anschlag, und dann die huchentypischen Schläge in der Rute.
größere Zubringermündung –  die beste Taimenstelle der Tour
Schließlich kann ich überglücklich einen 1,12 m langen Taimen landen, der sich durch außerordentlich schön kaminrot gefärbte Flossen auszeichnet. Für meinen Teil reichen diese Ergebnisse für den ersten Tag - wir machen stromauf an einem wunderschön aussehenden Lagerplatz halt. Bei der abendlichen Fischerei kommt kein Taimen zum Vorschein, aber ein paar gute Lenoks attackieren die Fliegen.
 

<= wunderschön gefärbter 1,12 m Taimen im Drill

Spitznasen-Lenoks aus dem Bichi
Am nächsten Tag wird wieder die Mündung angesteuert, in der Hoffnung hier weitere Großtaimen anzutreffen. Tatsächlich gibt’s gleich als Einstand einen 98 cm Fisch, wieder auf einen dunklen Streamer mit Körper aus grauem Hasenfell und scharzem Langhaarschaf als Schwanz. Möglicherweise imitiert der bewegliche Köder ein schwimmendes Neunauge, oder den dunklen Strich auf der Flanke der Amur-Elritzen (siehe unten) - jedenfalls provoziert er aggressive Bisse aus der Tiefe. Nach dem knapp Metrigen möchte ich eine Pause einlegen, doch meine russischen Freunde ermutigen mich weiterzufischen. Schon wieder ein Schwall an der Oberfläche, sodass ich bereits einige Sekundebruchteile vor dem spürbaren Ruck in der Schnur mit dem nächsten Biss rechne. Diesmal hält der Widerstand länger an.
Meterfisch zum Einstand Anschlag – wieder biegt sich die Rute
<= der Taimen schlägt sich von selbst an Land
 

Zum Vorschein kommt ein kräftiger Taimen von 1,24 m Länge – der größte Fisch in meinem bisherigen „Fischerleben“. Jetzt ist´s aber wirklich Zeit zum Pausieren. Denn sollte man ob unbotmäßiger Gier nicht prompt von einem Blitz erschlagen werden, wenn man sich anmaßt, nach einem Metertaimen weiterzufischen? Die Fischerei hier – quasi unanständig weil zu gut, eine dekadente Karikatur von Huchenfischerei? Zum Abgewöhnen, weil der Reiz gerade auch in den Härten langer Durststrecken liegen sollte?

1,24 m Taimen
Release
Ich sollte es bereuen, denn kurz darauf schlägt Andrej zu (94 cm), und gleich drauf Arthur. Sein nächster Taimen misst gewaltige 1,30 m – den Fisch hätte ich auch gerne gefangen!
Arthurs nächster Kapitaler – 1,30 m!
Die Fischerei zumindest an diesem Platz ist tatsächlich zu gut. Doch das Blatt sollte sich wenden. Wie wir an springenden Fischen und der Ansammlung von Riesenseeadlern auf den Bäumen am Ufer bemerken, hat der Aufstieg der Buckel- und Sommer-Hundslachse begonnen. Wohl haben sich die großen Taimen den Bauch mit Lachs voll geschlagen und liegen für eine Woche verdauend in den Kolken, denn sie ignorieren im Weiteren unsere Anstrengungen. Wohl fangen wir noch Taimen meist deutlich unter 1,10 m, und genau bei dieser Größe liegt die Grenze, ab der Taimen Pazifiklachse verschlingen können. Die kleineren müssen sich auch während des Lachsaufstiegs mühsam von Lenoks, kleinwüchsigen Amur-Äschen sowie Elritzen und Gründlingen ernähren.
Seeadler und Taimen – beide sind hinter den Pazifiklachsen  her
Es macht großen Spaß, beim stromab Fahren „Taimen-Prognosen“ abzugeben und diese mit der Angel zu überprüfen. Denn wie sich herausstellt, kann das Auge durch dieses „trial and error“ Spiel sehr gut auf das Erkennen von Einständen trainiert werden. Richtiggehende Taimen-Magneten sind wie bereits erwähnt Mündungen von Zubringern. Möglicherweise konzentrieren sie sich hier, weil auch die derzeit bedeutendste Beute, aufsteigende Lachse, oft vor Zubringern verweilen, unschlüssig, welchem Wasserlauf sie weiter folgen sollten. Besonders „heiß“ sind auch Abzweigungen von Nebenarmen, wo in der Regel Totholz anlandet, vor dem sich Rinnen bilden, in denen die Taimen liegen. Klassische Einstände wie Ein- und Ausläufe von Kolken und Anbindungsbereiche von Altarmen sind ebenfalls immer einen Versuch wert. 
Ausgezeichnete Taimen-Fangplätze: Abzweigungen von Nebenarmen bzw. Rinnen vor Inselköpfen
Natürlich versäume ich nicht, den Fangplatz von Arthurs Riesenfisch beim Stromabfahren noch einmal anzufischen. Taimen ist keiner für den kleinen Happen meiner Fliege zu begeistern, aber einen seltsamen Fisch hake ich, der im Drill knallrot aus der Tiefe leuchtet. Ein Rotlachs kann’s nicht sein, rattert’s durch mein Hirn, denn der fehlt im Amur. Buckellachse und Hundslachse sind noch frisch am Aufsteigen, verfärben sich aber auch bis zum Tod nach dem Ablaichen nicht rot. Königslachse sind weit größer und im Amur extrem selten, Silberlachse ebenfalls und steigen später auf. Es kann sich also nur um einen Kirschlachs oder Sima (Oncorhynchus masou) handeln, den nur auf dem asiatischen Kontinent vorkommenden, sechsten pazifischen Lachs!
Oben: Kirschlachs – Milchner | Links: Juveniler Kirschlachs

Der ist von allen Lachsen am weitesten südlich verbreitet, vom Südwesten Kamchatkas über Japan und den Fernen Osten Russlands bis Korea. Der Name kommt nicht von der kirschroten Färbung laichreifer Milchner, sondern daher, dass das Aufsteigen dieser Lachse in Japan mit der Kirschblüte beginnt. Sima sind unter den pazifischen Lachsen am stärksten ans Süßwasser gebunden: Die Rückkehrer fressen auch während ihres langsamen Aufstiegs im Süßwasser noch aktiv. Im Süden Japans gibt es sogar eine Form, die ihren gesamten Lebenszyklus im Süßwasser verbringt, den so genannten Amago. Hier im Bichi sind Kirschlachse die einzige Lachsart, deren Jung- fische ein bis zwei Jahre im Süßwasser leben. Buckellachs- Brütlinge hingegen wandern sofort nach dem Schlupf ins Meer ab, auch Hundslachs-Smolts bereits im ersten Jahr.

Wie im Anyui sind auch im Bichi sind beide Lenokarten und Amur-Äschen reichlich vertreten. Erstaunt bin ich, als eine Amur-Renke (Coregonus ussuriensis) auf einen kleinen Streamer beißt. In den seichten Uferzonen tummelt sich eine auffallend große Zahl an Kleinfischen. Neben Sibirischen Gründlingen (Gobio cynocephalus) handelt es sich dabei vor allem um Amur-Elritzen (Phoxinus lagowskii), die dem heimischen Strömer ähnlich sehen und hier im Fernen Osten gemeinsam mit der gewöhnlichen Elritze (P. phoxinus) vorkommen. 
Ussuri-Renke (Coregonus ussuriensis) Sibirischer Gründling (Gobio cynocephalus)
Elritze (P. phoxinus; oben) im Vergleich mit Amur-Elritze (P. lagowskii; unten)
Elritzen und Gründlinge unter Wasser angefüttert
In den zahlreichen Altarmen, die stark durch Gräser und Laichkraut verwachsen sind, stehen jede Menge Amur-Hechte (Esox reichertii), die mit schwarzen Punkten gesprenkelte Verwandtschaft unseres Hechtes. Werfe ich einen Streamer an die Vegetationskante, so kommt meist Bewegung ins Kraut, und nach einem Schwall an der Oberfläche kann ich dabei zusehen, wie sich ein weiterer Hecht mit aufgerissenem Maul geradezu über den Köder „stülpt“. Eine sehr spannende Fischerei! In isolierten Altarmen schließlich kann ich die Amur-Schläfergrundel (Perccottus glenii) finden, die in die Theiss und Untere Donau eingeschleppt wurde und daher auch in Mitteleuropa eine gewisse Bekanntheit erlangt hat.
Altarmmündung – im Kraut steht alle paar Meter ein Hecht ein Amur-Hecht (Esox reichertii) – auf ein „Bunny-Muster“ hereingefallen
Andrej mit Amur-Hecht
Wir fangen am Bichi am Bichi in einer knappen Woche 17 Fischarten (siehe Liste am Ende). Auf den letzten Kilometern kommen noch einige Cyprinidenarten dazu, wie der skurril aussehende „Flathead Asp“ (Pseudaspius leptocephalus), ein Raubfisch der mich an eine Kreuzung an Barbe und Schied erinnert. Sowie der „Amur Ide" (Leuciscus waleckii), der äußerlich zwischen Döbel und Aland anzusiedeln ist. 
„Flathead Asp“ (Pseudaspius leptocephalus) „Amur Ide" (Leuciscus waleckii)
Weitere „Lachs-Experten“: Braunbär (links) und  Riesenseeadler (rechts)
Andrejs 109 cm Taimen – der größte nach Beginn des Lachsaufstiegs (er würde sich an einem Keta wohl noch „die Zähne ausbeißen“) – und ein schöner Fisch zum Abschied.
Auf der Suche nach ausreichender Fahrwassertiefe im Mündungsdelta
Landschaft am Südufer des Udil-Sees
Rückfahrt über den Amur nach Bogorodskoye
Slippen des Boots am Hafen
<= Längen unserer Taimen-Angelfänge in den Flüssen Anyui und Bichi

Zu zweit können wir in einer knappen Woche 26 Taimen landen (siehe Diagramm), wobei die „Bilanz“ zwischen mir als Fliegenfischer und Andrej / Arthur als Spinnfischer recht ausgeglichen ausfällt. Ich erkläre mir dies so, dass Taimen wohl stark spielende, lebhafte Köder wie Haarstreamer sehr reizvoll finden. 
Im Vergleich zum Anyui, den ich alleine, aber deutlich intensiver und länger auf Taimen befischt habe, zeigt sich ein bezeichnendes Bild: Nicht nur der „Fang pro Fangaufwand“ liegt im Anyui weit unter dem Bichi - wie für überfischte Gewässer typisch fehlen vor allem die großen Individuen. Man ist geneigt zu überlegen, inwieweit die bemerkenswerte Taimen-Dichte im Bichi auf den historischen Huchenbestand in mitteleuropäischen Gewässern übertragen werden kann.

Ist sie nur ein Ergebnis der Nährstoffanreicherung durch den Lachsaufstieg? Haben die Laichzüge der Nasen und anderer Cypriniden in Mitteleuropa nicht zu ähnlichen Fischkonzentrationen geführt, die historischen Berichte über Huchenfänge eine ähnliche Situation widergespiegelt (als Beispiele noch aus neuere Zeit siehe zwei Fotos unten aus der Enns)? Sind auch unsere Huchen den Nasen wie Hirten ihren Schafen gefolgt, wie dies von den nahe verwandten Taimen und aufsteigenden Lachsen im Fernen Osten berichtet wird?
Fotos oben: Historische Huchenmengen in Mitteleuropa am Beispiel der Enns in Österreich: Links beim Fischsterben 1902 zum Vorschein gekommene, teils hoch kapitale Huchen (Quelle: Stadtarchiv Steyr). Rechts Tagesfang eines einzigen Anglers im Jahr 1942 (aus: Jungwirth et al. 1996). Heute ist der Huchen in der Enns durch die Umwandlung in eine Kraftwerkskette ausgestorben bzw. wurde durch Besatz auf einem sehr niedrigen Bestandsniveau wieder angesiedelt.

Spekulationen darüber machen Spaß, aber mit Sicherheit zu beantworten sind diese Fragen wohl nicht mehr. Bei mir bleibt das schöne Gefühl, dass es noch Gebiete gibt, wo man solche Phänomene erleben kann. Und wo Huchen zu Exemplaren abwachsen, die in den meisten Regionen Mitteleuropas und auch Russlands ins Reich der Fabelwesen verbannt wurden.

Clemens Ratschan




Literatur und verwendete Quellen

Antonov, A. (2001). A new form of grayling (Thymallus, Thymallidae) in the Sikhote-Alin
rivers // The Fifth Far Eastern Conference on Conservation. Vladivostok. Dalnauka, 17 - 19

Antonov, A. (2003): Anyui River Watershed Rapid Assessment. Short Report. http://wildsalmoncenter.org/

Froufe, E., Alekseyev, S., Knizhin, I., Alexandrino, P. & Weiss, S. (2003): Comparative phylogeography of salmonid fishes (Salmonidae) reveals late to post-Pleistocene exchange between three now-disjunct river basins in Siberia. Diversity and Distributions 9: 269 - 282

Froufe, E., Alekseyev, S., Alexandrino, P. & Weiss, S. (2008): The evolutionary history of sharp- and blunt-snouted lenok (Brachymystax lenok (Pallas, 1773)) and its implications for the paleo-hydrological history of Siberia. BMC Evol Biol. 2008; 8: 40

Froufe, E., Alekseyev, S., Knizhin, I. & Weiss, S.: Comparative mtDNA sequence (control region, ATPase 6 and NADH-1) divergence in Hucho taimen (Pallas) across four Siberian river basins. J. Fish Biol. 67: 1040 – 1053. 

Holcik, J., Hensel, K., Nieslanik, J., & Skacel, L. (1988). The Eurasian Huchen, Hucho hucho, Largest Salmon in the World. Dordrecht: Dr. W. Junk Publishers.

Jungwirth M. & S. Muhar, Zauner G., Kleeberger J. , Kucher T. (1996): Die steirische Enns; Fischfauna und Gewässermorphologie, Universität für Bodenkultur, Abteilung Hydrobiologie, Fischereiwirtschaft und Aquakultur, Wien

Knizhin, I. B., Antonov, A. L., Safronov, S. N., Weiss, S. J. (2005): New Species of Grayling Thymallus tugarinae sp. nova (Thymallidae) from the Amur River Basin. Journal of Ichthyology 47(2): 123-139.

Kulikov, A. et al. (1998): Flammen-Inferno in den Wäldern Südostrusslands. Die Heimat des sibirischen Tigers ist in Gefahr. Studie des WWF Deutschland im Rahmen der Wald-Kampagne. 24 pp

Novomodny, G., Sharov, P. & Zolotukhin, S. (2004): Amur Fish: Wealth and Crisis. WWF RFE, Vladivostok

Reshetnikov, Y. S. (Ed., 2003): Atlas of Russian Freshwater Fishes. 2 Vol. Nauka. ISBN 5-02-002873-8

Zolotukhin, S. F., Semenchenko, A. Iu., Beliaev, V. A. (2000). Taimen and Lenok of the Russian Far East. Khabarovsk. 2000. 128 pp. (Russisch mit englischer Zusammenfassung)


Ein Bericht von Clemens Ratschan für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

zurück zu Russland und Asien | zurück zur Übersicht Reise & Report zurück zur Startseite
Copyright © 2009 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt