Im hohen Norden Europas auf Arctic Char
Der Drache des Nordens
von Peter Corzilius
Arktische Saiblinge sind seltsame Zeitgenossen: manchmal im Gewässer völlig unsichtbar, um kurz darauf in Scharen aufzutauchen. Manchmal scheu und mit keiner Fliege zu überzeugen, wenn alles stimmt ein gieriger Köcherfliegenfresser. 

Hinzu kommt die je nach Region orangene bis feuerrote Farbe und die weißen Ränder der Flossen - kurzum, ein wunderschöner und meist schwer zu fangender Fisch, die perfekte Herausforderung für jeden Fliegenfischer!
 

Wo finden wir arktische Saiblinge?

Saiblinge sind die Süsswasserfische mit dem nördlichsten Verbreitungsgebiet überhaupt. Dies hängt mit ihrer Vorliebe für kaltes Wasser zusammen. Im Schwedischen und Norwegischen leitet sich der Name der Saiblinge von ihrer Farbe ab (Röding/Roye - ”Roter”) und genau in diesen Ländern finden wir die bunten Salmoniden klassischer Weise; in den Flüssen und Seen von Nordschweden und -norwegen, oder auch in Nordfinland und auf Island.

Jetzt wird es spannend... Geduldiges Warten bis der Fisch in Wurfweite kommt, wird belohnt.
Köcherfliegen am Schwärmen
Die Arktischen Saiblinge, die auf Grönland gefangen werden, gehören zwar der gleichen Art an, haben aber sonst mit den Saiblingen in Schweden, Norwegen, Finland und Island wenig gemeinsam: sie leben im Meer und wandern nur zum Laichen in die Flüsse, wo sie befischt werden können, erreichen dementsprechend höhere Größen. 
Im Norden von Norwegen zeigen manche Saiblingstämme ein umgekehrtes Verhalten; sie leben und laichen im Süsswasser, ziehen aber falls möglich zum Jagen ins oft nahe gelegene Meer.

Bei der Gewässersuche sind andere Fischarten und Höhenmeter behilflich! Gibt es Äschen oder Forellen im Gewäser, handelt es sich in den allermeisten Fällen nicht um ein gutes Saiblinggewässer - die Drachen des Nordens leben am liebsten als ”Einzelkind” - die grössten Exemplare findet man meist in Gewässern, in denen ausschliesslich Saiblinge vorkommen.

Wie zuvor erwähnt lieben Arktische Saiblinge außerdem kaltes Wasser. Dieses finden sie in den meisten Fällen und Regionen oberhalb der sogenannten Baumgrenze - also der Höhenlinie ab der aufgrund des Klimas keine Bäume mehr wachsen. Finden wir in dieser Region einen  Fluss oder See mit mehreren Zuläufen, ausgeprägten Flachwasserzonen, steinigen Ufern und tiefen Löchern, sind wir schon nah dran am Fangerfolg! Satelittenbilder und Wanderkarten helfen bei der Suche!
 
 

Geduldiges Beobachten zahlt sich oft aus ... 
Mit dem Frühling im Norden und dem Verschwinden des Eises erwacht auch die Insektenwelt und die Saiblinge werden Oberflächenaktiv.
In den Bergen müssen desöftern Rentierzäune überwunden werden.
Sicher ist sicher beim Zelten im offenen Fjäll. Hier treten oft unberechenbare starke Winde auf.
Erfüllter Traum.


Wie befischen wir arktische Saiblinge?

Als Trockenfliegenpurist hat man es mit den bunten Saiblingen oft nicht leicht. Den Großteil ihres Nahrungsbedarfs decken selbst kapitale Exemplare mit kleinen und kleinsten Nymphen, die oft in scheinbar unendlichen Massen vorkommen. 

In vielen Gewässern ist trotzdem eine gute Sichtfischerei möglich, da die Saiblinge zum Fressen oft in flache Bereiche mit hellem Sandgrund ziehen und dort erspäht werden können. 

Mit einer unbeschwerten oder leicht beschwerten Nymphe angeworfen, sind diese aktiv fressenden Fische oft gut zu überlisten. Hierbei gilt es die Route des Fisches und die Sinkbewegung der Nymphe so zu berechnen, dass der Fisch die Imitation genau ins Sichtfeld bekommt. Verleibt man der Nymphe dann ein klein wenig Leben ein, oft reicht ein Zittern mit der Rutenspitze, kommt der Biss oft unmittelbar. 

Eine klassische Saibling-Fliegendose ist dementsprechend mit verschiedenen Nymphen in allen Größen, Beschwerungen und Farben gefüllt und nur mit etwa 20% Trockenfliegen.









Verhindert das Wetter das Fischen auf Sicht, kann auch das blinde Fischen mit der Nymphe äußerst effektiv sein; hierbei werden interessante Bereiche auf Verdacht abgenympht. Mit einer schwimmenden Schnur und zur Hälfte gefettetem Vorfach bringen wir einen langen Wurf mit einer Nymphe aus - das Vorfach sollte in doppelter Rutenlänge gewählt werden. Anschließend wird die unbeschwerte Nymphe in Zeitlupe eingestrippt, unterbrochen von kurzen Absinkpausen. Ähnliches Fischen mit dem Streamer scheint oft verlockender, funktioniert allerdings meist schlechter.
 



Ergänzt werden sollte die genannte Fliegenbox mit einigen Imitationen von Köcherfliegen in verschiedenen Größen und Stadien, also adult und pupa. Dies ist die häufigste Nahrung der Saiblinge, wenn von der Oberfläche gefressen wird. 

Ergänzt wird diese Auswahl durch einige Imitationen von Stech-, Nadel- und Schwebefliegen - dieser ”Kleinkram” hilft an schwierigen Tagen zum Fangerfolg.

Der Rest der Ausrüstung wird vom klassischen Forellenfischen übernommen, Rute #5, 9’, Schwimmschnur, und so weiter - lediglich beim Backing ist besondere Obacht geboten; Arktische Saiblinge jenseits der 50cm Marke nehmen in der ersten Flucht oft bis zu 100 Meter Schnur, nur wer ordentlich Nachschnur auf der Rolle hat, sollte sich dieser Herausforderung stellen!
 


Draußen in der nordischen Wildnis kann man viel Stimmung für die Seele aufnehmen.

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Ein Reisebericht & Fotos von Peter Corzilius für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2024.
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