Big Game in der Oberpfalz
oder ein fast gelungener Versuch auf den Größten in Deutschland
(Text und Bilder von Rolf Kreutz, sowie Bilder von Martin Kriekhaus)
Verständlicherweise berichtet man sehr gerne von einer gelungenen Angelreise, wenn es also gelingt, den anvisierten Zielfisch dann auch auf die Schuppen, respektive die Haut legen zu können. Die weniger erfolgreichen Unternehmungen tragen eher zur Legendenbildung am Stammtisch bei, sind wir Angler doch für die in zunehmender Feierstunde passend anwachsenden Beuteerfolge bekannt. Weshalb also zu all der „Mühsal“ eine Schmach auch noch zu Papier bringen? Ganz einfach, ich denke auch ein Fehlversuch kann mitteilenswert sein oder zumindest ein Schmunzeln hervorlocken, weshalb hier über den Versuch einer kleinen Gruppe berichtet werden soll, die mit der Fliegenrute ganz gezielt auf den größten der einheimischen Räuber zu Felde ziehen wollte, den Wels oder wie er in Süddeutschland genannt wird, den Waller (Silurus glanis). 

Prolog
Anfang Juni verbrachte ich mit meiner nicht angelnden, aber recht toleranten Ehefrau eine wunderbare Woche in der Oberpfalz (Bayern) bei den Wirtsleuten Treml im Schwalbenhof. Die Berichterstattung im Fliegenfischerforum machte mich auf dieses Haus in Chamerau aufmerksam, hat es doch eine schöne eigene Pachtstrecke mit „fly only“ nur für Hausgäste. Als Neuling - ich fischte zu diesem Zeitpunkt erst seit einem Jahr mit der Fliege – musste ich mich im Umgang mit diesem launischen Gewässer sehr durchbeißen, zumal als doch schon in die Jahre Gekommener, der Umgang mit der Fliegenrute mir Ungeübtem gnadenlos jede meiner Schwächen aufzeigt. Drei Tage gab es dann außer einigen harmloseren Blessuren auch gar kein Erfolgserlebnis, bis der Knoten endlich platzte; dies nicht zuletzt nach einigen Übungsstunden mit Martin, der dem Hause verbundene Wurflehrer. So nach und nach gelang es mir, dem kleinen Fluss die eine oder andere Fischart zu entlocken, meist mit Nymphe oder Streamer. Neben Bach-, Regenbogenforellen und Rapfen war für mich die Krönung ein am letzten Abend gezielt angeworfener, im Abendschlupf schlemmender Döbel, der die trockene Rehhaarsedge sofort nahm. Wie war ich mit mir selbst im Reinen, die Fliege ausnahmsweise einmal 100%ig platziert zu haben. Und das beim ersten Wurf! Und dann noch so ein riesiger Fisch…. – Na ja, der Fisch war guter Durchschnitt, der Wurf war eher Glücksache und die Fliege war nicht selbst gebunden; Harald, der fliegenfischende Sohn des Hauses, hatte sie mir geschenkt. Aber solch ein Abschluss bleibt trotzdem in der Erinnerung haften – nachhaltig!

Natürlich haben wir in dieser Woche mehr als einmal in illustrer Runde am Stammtisch gesessen, von unseren „Abenteuern“ berichtet, Fliegen gebunden und Pläne geschmiedet. Bei diesen Gelegenheiten lernte ich einige interessante Fliegenfischer kennen und schätzen. In einer dieser Stammtischrunden berichtete ich von meinem ersten Wels, den ich vor fast 20 Jahren im Regen bei Roding auf Wurm gefangen hatte und von meinen, nunmehr ruhenden, langjährigen Fischereiaktivitäten auf Wels in Spanien, Italien aber vor allem Südfrankreich, die ich seinerzeit mehrmals im Jahr mit meinem Sohn zusammen betrieben hatte. Wie der Zufall nun so spielte, hatte man doch auf Vorschlag von Stuart Longhurst (Baltic Flyfisher) bereits ein Wochenende auf Wels mit der Fliegenrute terminiert. Mich hatten die tiefer gehenden Fragen insbesondere zur Gerätestärke und dem Drill auch schon gewundert; jedenfalls schien es der kleinen Gruppe opportun, auch mich zu diesem Wochenende einzuladen, was mich angesichts meiner mehr als bescheidenen Kenntnisse im Umgang mit der Fliegenrute sehr ehrte. Viele Oberpfälzer Gewässer zeichnen sich in der Tat durch einen guten Welsbestand aus und schürten Optimismus, trotzdem versuchte ich die allseits anschwellende Euphorie zu bremsen. Denn neben dem Erfolg hatte ich beim Welsangeln viele völlig biss- und fischlose Zeiten, eben das täglich Brot – nicht nur des Welsanglers. Sehr wohl erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an die erste Woche des bestens vorbereiteten Welsangelns – so zumindest glaubten wir – an der Saône mit meinem Sohn, in der wir an sieben Tagen Fischen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nicht einen einzigen Biss verzeichnen konnten. Insofern schien es mir schon vermessen, bei den drei geplanten Angeltagen auf einen Fisch zu hoffen. Dass hier auch mit der Fliegenrute keine neuen Dämme eingerissen werden würden war mir klar, da ich – nicht zuletzt aus dem immer noch andauernden, neugierigen Verhältnis zum Welsangeln – die fliegenfischereilichen Berührungen mit diesem Urian längst recherchiert hatte. So konnte ich die von Olivier Portrat beschrieben Mühen Rudi Hegers ebenso nachvollziehen, wie die von Ingo „Polar-Magnus“ (Quelle: Internet, in Leidenschaft Meerforelle) beschriebenen Schwierigkeiten beim Drill und der Landung eines 2,26m Welses mit #9 Fliegenrute vom Ufer, die zudem noch während des Kampfs mit dem Bartelträger zerbrach. Andererseits begegnet man in dem einen oder anderen Thread der geläufigen Anglerforen gelegentlich einer eher unrealistischen Mystifizierung des Welses in Hinblick auf seine Kampfkraft, insbesondere im Zusammenhang mit der Fliegenrute. Hierzu ist zu bemerken, dass Fliegenruten, mit denen Tarpon oder Giant Trevally bewältigt werden können, auch dem Wels gewachsen sein sollten. Grundsätzlich liegt die Schwierigkeit beim Welsdrill weniger bei irgendwelchen überraschenden, bis ans Ende des Backings gehenden Fluchten, als in dem mit seiner ganzen Masse kämpfenden Fisch, der dann verloren sein kann, wenn er bei einer dieser kurzen, dann jedoch kaum zu bremsenden Fluchten ein Hindernis anschwimmt. Auch ist es meist günstiger vom Boot aus zu drillen als vom Ufer. Besonders in der harten Strömung kann es diesbezüglich vom Ufer aus für Gerät und Angler schon brutal zur Sache gehen.

Geräteauswahl und Fliegenmuster
Dies galt es neben der zu erwartenden Dimensionen der möglichen Fische bei der Geräteauswahl bezüglich Rute, Rolle und Schnur unbedingt zu berücksichtigen. Auch sollte die Ausrüstung in der Lage sein, entsprechende Streamer auszubringen. Die erfolgreichen Quellen (Portrat, Polarmagnus) verwendeten normale Hechtstreamer, allerdings wollte ich nicht auf meine, aus der Vergangenheit gewohnten Welshaken verzichten. Ich benutzte beim Natürköderangeln immer sehr gerne einen recht schweren Hakentyp der Fa. Profi Blinker, der unter dem Namen „Wahnsinnshaken“ auch heute noch vertrieben wird. In den Größen um 6/0 bis 15/0 konnte ich mit diesem Hakentyp sowohl kleinste, als auch große Welse immer sicher haken. Selbst bei Fischen um die 2 Meter Marke gab es nie einen Verlust durch Hakenbruch. Mit Drillingen habe ich persönlich wegen der doch erheblich größeren Gefahr von Verletzungen am Fisch und auch zur eigenen Sicherheit bei der Handlandung nie auf Wels gefischt. Die Dimension des oben beschriebenen Hakens ist für eine Fliegenrute schon recht imposant, der ungebunden in der verwendeten Größe bereits 4 Gramm wiegt. Ich hatte vor, mit einer Einhandrute #12, 9´(Echo3) zu fischen. Nach einigen Versuchen entschied ich mich in Sachen Schnur für einen Skagit-Schußkopf mit 480grains (hier mein Dank an Stuart für geduldiges Austesten), der die Monsterhaken auch von meiner Anfängerhand in fischverdächtige Gegenden befördern sollte. Die entsprechende Runningline und das Backing (150m 33KG Dynema) vervollständigten die Ausrüstung auf einer Echo Ion 8/10.

Ein Haken #10 (Hayabusa) im Größenvergleich =>

Von den Mitfischern Hartmut, Werner und Dirk wurde vergleichbares Einhand-Gerät eingesetzt, lediglich Harald und Martin setzten auf starkes Zweihandgerät und entsprechend dimensionierte Tubenfliegen. 
Da mich neben dem Fliegenfischen auch das Binden der Fliegen in seinen Bann gezogen hat, nutzte ich die nun folgenden Wochen mit dem Herstellen einer Vielzahl von Mustern, die allesamt „tank tested“, sprich, in der Badewanne auf ihre Eignung hin geprüft wurden. Die Profibinder und Ästheten unter den Lesern mögen mir das Ablichten der Fliegen verzeihen, ist mir doch klar, dass handwerklich hier durchaus noch sehr viel Optimierungsbedarf vorliegt.
Die Unwerfbare...
Ein weiteres Muster... 
... und noch eins
Auf Grund meiner Erfahrungen mit der Ködertiefe beabsichtigte ich die Fliegen kurz unter der Wasseroberfläche zu fischen, band sie also unbeschwert, da sich der Wels in aller Regel bei der Jagd von unten nach oben orientiert. Trotz einer Vielzahl von ausgemusterten, weil nicht zufriedenstellend laufenden Fliegen, kam zu guter Letzt doch eine erkleckliche Auswahl an zumindest in der Badewanne anmutig spielenden und ausgewogen sinkenden Mustern zusammen, die in Ihrer Bandbreite vorerst mal nichts zu wünschen übrig ließ. Doch dazu später mehr.

Gewässerauswahl
Da der Schwalbenhof als Basis diente, war es den einheimischen Kennern Martin und Harald vorbehalten, die in Frage kommenden Gewässer in der Nähe auszuwählen. Der Regen an sich fiel aus, weil der Welsbestand in den ruhigen, tiefen Abschnitten des Flusses, im Gegensatz zu dem Zustand vor einigen Jahrzehnten, stark nachgelassen haben soll und eine gezielte Befischung in diesem kurzen Zeitraum kaum Sinn macht. Die Wahl fiel schließlich auf:

1.) die Isar im Gewässerabschnitt des KFV Landau, unterhalb des Staus
2.) den Gruberweiher, der an diesem Tage exklusiv, auch mit Bellyboot und Kanu, von uns beangelt werden durfte (Karten im Angelshop Franz Fischer, www.angelshop-cham.de) 
3.) den Eixendorfersee (aufgestaute Schwarzach) zwischen Rötz und Neunburg v. Wald.

Alle Gewässer sind für ihre regelmäßigen, teils außerordentlichen Welsfänge in der Region bekannt, letzterer auch für respektable Hechtfänge, aber natürlich ist ohne präzise Kenntnis des einzelnen Gewässers der Welsfang besonders in den Seen nicht ganz einfach. Insofern war uns klar, dass die Fischerei in den beiden letztgenannten Gewässern schwierig würde, zumal wir uns hier ausschließlich auf Hörensagen verlassen mussten, hingegen lagen uns für die Isar sehr genaue Detailkenntnisse vor.

Auf geht‘s
Das geplante Wochenende stand dann erst einmal unter keinem guten Stern, gab es doch im Vorfeld in lustigem Wechsel einige Ab- und Zusagen. Dank hier an Martin und das Team vom Schwalbenhof, die dies alles klaglos hin- und herbuchten. Für mich persönlich gab es da nichts nachzudenken, ich hatte Zeit, hatte das Wochenende mit einem luxuriösen Zeitpuffer vorne und hinten an eingeplant, weshalb ich mich in freudiger Erwartung von Hamburg aus auf die Reise begab, zumal mit der Deutschen Bahn ein entspannteres Ankommen, verglichen mit dem PKW, am Zielort zu erwarten war. Dieser Zustand ließ sich allerdings nur bis zum Umsteigen in Nürnberg aufrechterhalten, denn der reichlich verspätete ICE ließ das Umsteigepolster von 45 Minuten auf nur wenige Minuten schrumpfen. Zwar erklärte der aufmerksame Zugführer, dass alle Anschlusszüge erreicht würden, was mich als versierten Bahnfahrer aber angesichts der vielen Gepäckstücke eher in einen gespannten Zustand brachte, zumal das Gleis des Anschlusszuges nur via diverser Treppen zu erreichen war. Umso zufriedener, wenn auch etwas außer Atem, sank ich wenig später in die wohligen Polster der spartanisch-rustikalen Regionalbahn – geschafft! Schnell noch die obligatorische Prüfung der Gepäckstücke auf Vollständigkeit und aus war´s mit der Ruhe. Die gesamte Fotoausrüstung lag noch im ICE!!! Ein Sprint, den ich bis dahin nie und nimmer für möglich gehalten hätte, brachte mich treppauf und treppab zum ICE. Der Schaffner winkte bereits zur Abfahrt und von den Zugtüren erklang das Warnsignal zum Schließen. Ein kurzer Zuruf an den Schaffner, ein Satz in den Zug – die Tasche stand glücklicherweise noch da – und schwups war ich wieder auf dem Wege zur Regionalbahn. Runter die Treppen und wieder rauf, was ein Glück, jetzt erst wurde zur Abfahrt gepfiffen, ganz knapp konnte ich noch zusteigen. Nun war ich wirklich außer Atem. Wonnegefühle, über die so glücklich wieder gewonnene Fototasche und Schreckensszenarien, wie es denn wohl gewesen wäre, wenn ich die Tasche nicht mehr hätte an mich nehmen können, wechselten in mir ab, zumal meine Geldbörse und Fahrkarte in der Fototasche waren. Ein klein wenig abergläubig grübelte ich, nachdem etwas Ruhe in mir eingekehrt war, ob dies nun ein gutes oder schlechtes Omen sein könnte. Nun, um es kurz zu machen, der Rest des Tages lief durchaus wieder bestens; am Bahnhof in Cham wurde ich wie verabredet von Harald abgeholt und die gute Oberpfälzer Küche tat bei meinem bekennenden Drang zu gutem Essen ihr Übriges und es wurde noch ein entspannter Abend am Regen.

Freitags wollten wir am späten Vormittag an die Isar starten, weshalb ich mich entschloss, in der nach dem Frühstück noch verbleibenden Zeit das schwere Gerät und die Fliegen einem ersten Praxistest am Regen zu unterziehen. Am Beginn der Treml Strecke, dort wo der Rasen so schön gemäht ist und für uns ältere Herren die Bänke zum Verweilen einladen, legte ich mir auf einer dieser Bänke meine Strategie und die Reihenfolge der im Wasser zu testenden Fliegen zurecht. Muster eins, ein aus Lametta angefertigtes Monster von mehr als 20cm Länge und gut 10g machte zwar bei den Wannentests eine gute Figur, zeigte sich jedoch für mich als extrem schwer werfbar, näherte sich doch diese „Waffe“ beim Rückschwung immer in beängstigender, kaum kalkulierbarer Schlangenlinie meinem Sehfeld, so dass ich schnell auf das nächste, etwas sparsamer und windschlüpfriger gebundene Muster umschwenkte. Wenige Würfe später gab es an der Oberfläche einen kräftigen Schwall und ein knapp 70cm langer Hecht verleibte sich die massige Fliege ein. Nach kurzem Drill mit der #12 Echo 3 lag der kräftig kämpfende Flusshecht am Ufer. Da mich Harald gebeten hatte, im Falle eines Hechtfanges diesen zu entnehmen, musste ich wohl oder übel den Fliegentest beenden, da angesichts der hohen Temperaturen der Fisch so schnell wie möglich in die Kühlung musste. Nach kurzem Überlegen – hatte ich doch die Option eines Fanges gar nicht einkalkuliert und deshalb keine Verpackungsmöglichkeit für den kurzen, aber durch das Ortszentrum gehenden Transport zurück zum Hotel – entschied ich mich für das eher peinliche Schaulaufen durch Chamerau. Die Leute werden sich ihren Teil gedacht haben...

Autor mit Regen-Hecht
Im Schwalbenhof angekommen richtete ich noch schnell das Gerät für den Nachmittag, positionierte die so wichtigen beiden Fliegendosen mit den Streamern an zentraler Stelle des Zimmers, um sie keinesfalls zu vergessen und ließ die restliche Zeit bis dahin gemütlich auf der Hotelterrasse ausklingen.

Mit Spannung sahen wir drei der Isar entgegen, entsprechend lang zog sich die etwa 70 Kilometer lange Anfahrt. Kurz noch die Erlaubnisscheine geholt und ab ging es mit viel Vorfreude ans Wasser. Zuversichtlich waren wir, erhielten wir doch die Auskunft, es würden viele Welse gefangen, Wasserstand sowie Wasser- und Lufttemperatur seien optimal. Am Fischwasser machte sich bei mir nach dem Ausladen des Gerätes jedoch eine jähe Ernüchterung breit, hatte ich doch die gesamten Fliegen in meinem Hotelzimmer vergessen. Hier erinnerte ich mich an die obige Überlegung, die mit dem schlechten Omen, siehe Anreise. Aber vehement wehrte ich mich an ein solches glauben zu wollen und bei objektiver Betrachtungsweise war eigentlich auch die Deutsche Bahn für keinen der beiden Vorfälle verantwortlich zu machen. Es war zum Haareausraufen, diese Vergesslichkeit! Da lagen sie nun, 70 Kilometer entfernt, im Hotelzimmer, die schönsten und fängigsten Wallerfliegen der Menschheitsgeschichte. Nach vielen tröstenden Worten musste ich mir einen von Haralds Hechtstreamern ausborgen, die er zufälligerweise mit im Gepäck hatte. Nur widerwillig knotete ich diesen ans 50er Hardmono Vorfach, schien mir der Haken doch etwas dünndrähtig. Die beiden Profis setzten ganz auf große Tubenfliegen an der Zweihandrute. Martin, der Kenner der Strecke, teilte die Angelplätze ein und beorderte mich an eine Stelle, bei der ich angesichts der ungeheuren Wassermengen, die sich stark verwirbelnd in einem Kehrwasser drehten, eher an Lachs denken wollte, denn an den Wels. Der Streamer wollte in der heftigen Strömung gar nicht so recht untertauchen und arbeiten, weshalb ich erst nach einigen Montageversuchen mit der Lösung eines vorgeschalteten Lochbleies von 5g zuverlässig unter die Wasseroberfläche kam und ein vernünftiges Spiel des Streamers erreichte. Auch machte diese Kombination den durchaus erwünschten „Lärm“ der beim Welsfischen hinlänglich als unterstützende Fanghilfe bekannt ist; jetzt konnte es richtig losgehen!

Die Echo 3 #12 wird am Isarstau ausgiebig von Harald getestet
Angesichts der hohen Temperaturen – es war sehr drückend und die Sonne stach unbarmherzig hernieder – artete das ganze schon fast in Arbeit aus, aber da muss man durch. Im Wechsel ließ ich das System an kurzer Leine mit einigen Rollwürfen einige Male heftig auf die Wasseroberfläche klatschen, um es danach so weit wie möglich auszubringen und langsam einstrippend im Bogen den Bereich vor mir abzufischen. Genauso hatte ich es bei Oliver Portrat gelesen…
Noch an der Technik feilend, so etwa nach 20 Minuten, gab es unvermittelt einen jähen Widerstand beim Einstrippen, kaum wollte ich es wahr haben. Vielleicht doch nur ein Hänger? – Nein, der Hänger ging in die Tiefe und schob sich sehr ruhig aber stetig, parallel zum Ufer, rauf und wieder runter. Schnur konnte er kaum nehmen, sämtliche Fluchten konnten mit der kraftvollen, gut federnden 12er Rute abgefangen werden. Ein besonders großer Fisch konnte das also nicht sein, aber ein Wels, soviel war mir schnell klar, schien es schon zu sein. Ganz allmählich konnte ich ihn durch sanften Druck an die Oberfläche bringen. 
Die Anspannung stieg, als der Fisch das erste Mal zu sehen war. Kein Riese, eher so um die 90cm lang, aber der Zielfisch. Jetzt nur keinen Fehler machen, hing doch der Haken recht seltsam im Oberkiefer. Kescherhilfe anfordern, nein danke, den „Kleinen“ wollte ich mit der Hand landen. Nur noch wenige Zentimeter bis zum Griff ins Maul, ein kräftiger Flossenschlag – und der Wels tauchte wieder in die Fluten der Isar und ließ mich mit einem aufgebogenen Streamerhaken zurück. Hm! Da musste ich doch zwangsläufig wieder an die vergessenen, sehr stabilen Haken im Hotel denken.
Der vom Kleinwels aufgebogene Streamerhaken
Aber immerhin, welches Glück, einen Zielfisch zu befischen und gleich zum Start einen am Band zu haben. Das spornt zu mehr an. Also weiter geht´s und Improvisation ist Trumpf, denn mit diesem Hakentyp weiter zu fischen schien mir unsinnig. Martin hatte glücklicherweise ein wenig Bindmaterial und noch einige stabile, wenn auch kleine Karpfenhaken im Gepäck, mit denen ich dann frei Hand ein wüstes Muster zusammen tüdelte.
Die (erfolglose) „Notfliege“
Wir waren jetzt natürlich voller Hochspannung bei der Sache. Zumal sich die Stelle wirklich als Top Platz herausstellte, verlor doch ein kurz oberhalb von uns fischender Kollege der Naturköderfraktion kurze Zeit später nach längerem Drill einen wohl respektablen Fisch und ein Spinnfischerkollege auf der anderen Uferseite konnte nach ordentlichem Kampf einen etwa 160cm langen Wels landen. So immer wieder gepuscht, fischten wir mit wenigen kurzen Pausen bis spät in die Nacht, jedoch konnten wir für uns nur noch einen weiteren, nicht verwerteten Biss verzeichnen. Trotzdem, ein wunderschöner Angeltag in toller Landschaft, nicht zuletzt weil uns zur besten schwül-drückenden Mückenplagezeit ein Kollege von Martin mit eisgekühlten Getränken überraschte.

Samstag ging es dann an den in der Nähe von Cham liegenden Gruberweiher, der bei einer eher überschaubaren Größe und vielen sommerlichen Krautverstecken mit einer Anzahl großen Welsen besetzt ist. Hier wurden schon Exemplare um 200cm gefangen, aber auch wieder releast. Also sicher eine echte Herausforderung. Wie verabredet stießen drei weitere Fliegenfischer, Hartmut, Werner und Dirk zu uns. Wir waren gut gerüstet: Ein Kanu, zwei Bellyboote und auch ich hatte meine Fliegen diesmal im Gepäck. Sechs Angler, davon 5 erfahrene Fliegenfischer mit mir im Schlepptau, da muss doch was gehen. – So dachten wir! Es wurde zwar ein traumhafter Sommertag, brütend heiß, kein Wind, aber außer einigen unermüdlich gründelnden Karpfen war im klaren Wasser des Sees absolut keine Aktivität zu verzeichnen. Wir fischten, unterschiedlich tapfer, bis zum frühen Abend, jedoch ohne jeden Erfolg. Da konnten auch die tollen Oberflächenpopper von Dirk mit ihrem phantastischen „Plopp“ (genau wie beim Wallerholz) nichts ändern, weshalb wir gegen Abend die Gelegenheit nutzten, ein in fußläufiger Entfernung gelegenes Fischerfest zu besuchen. Hier hatten wir, in appetitlich ausgebackener Form, an diesem Tag den ersten innigen Kontakt mit unserem Zielfisch.

Dirks Popper in Aktion
Dirk auf großer Fahrt auf dem Gruberweiher
Der letzte Tag hatte leider weniger gutes Wetter für uns im Gepäck. Bereits kurze Zeit, nachdem wir eine sehr abgelegene Angelstelle am traumhaft gelegenen Eixendorfersee erreicht hatten, brauten sich starke Unwetter zusammen. Heftiges Gewitter und die allgemein als nicht viel besser prognostizierte Wetterlage für diesen Tag zwangen uns zu dem Entschluss, diese Unternehmung aus Sicherheitsgründen dann doch abzubrechen.
Der Eixendorfersee, ein schön gelegener Stausee, der in der Tiefe sicher einiges verbirgt.
Epilog
Ja, auch wir können hiermit bestätigen – der Wels lässt sich an die Fliegenrute bringen und falls dann noch das Material stimmt, sicher auch landen. Jedenfalls denke ich, einen Versuch ist es, angesichts der vielen mittlerweile in Deutschland existierenden Welsgewässer, allemal wert, zumal es ja gelegentlich auch interessante Beifänge geben kann. In diesem Zusammenhang sollte ein Rapfen nicht unerwähnt bleiben, den Harald beim Austesten seiner Wallerfliegen kurz vor dem beschriebenen Wochenende fing.

Harald mit einem kräftigen Rapfen =>



Oder der Ein-Meter Hecht, den Harald wenige Tage nach unserem Wochenende in seiner Hausstrecke mit eben einer dieser Wallertuben überlisten konnte. Na ja, wer die Traumgewässer vor seiner Haustüre hat und sie wie seine Westentasche kennt, ist klar im Vorteil. Aber auch toll, wenn man daran teilhaben darf – danke!
Harald mit einem Meterhecht aus dem Regen
Rückblickend betrachtet war es jedenfalls ein kurzweiliges Wochenende, zumal uns der Zielfisch, auch wenn es nur ein kurzes Anklopfen war, nicht so ganz im Stich gelassen hat. Nette Menschen, gutes Wetter und viel frische Luft beim Wedeln mit der Fliegenrute, das ist allemal  mehr wert, als eine riesige Wanne mit Fisch unter unpassender Gesellschaft. 
An dieser Stelle noch ein abschließender Dank an Martin, der diesen Trip ganz hervorragend organisiert hat und natürlich an Harald, sowie seinen Eltern und dem gesamten Team vom Schwalbenhof, die mit Ihrer freundlichen Art ein Wiederkommen leicht machen.

Infos zum verwendeten Gerät
Harald, Martin und ich verwendeten Ein- und Zweihandruten von Echo in den stärksten Klassen. Als Schnüre kamen, wie im Text bereits beschrieben, diverse Schusskopfsysteme, aber auch eine Vollschnur Airflo 40+ „Sniper“ auf einer #10 Echo Edge zum Einsatz. Besonders die letzte Kombination zeigte sich als eine wunderbar abgestimmte Lösung zum Werfen der schweren Streamer. Diverse Rollen mit entsprechendem Schnurfassungsvermögen, wie sie auch beim Fischen auf andere „Große“ Verwendung finden (zum Beispiel die Echo ION 8/10 und 10/12) vervollständigten die Zusammenstellung. Hardmono wurde in der Stärke 50/100 als Vorfach in der Länge um 150cm verwendet. Ein Test der Echo3 #12 ist hier im Fliegenfischer-Forum nachzulesen: (Klick). Weitere Infos zu Echo-Gerät: www.baltic-flyfisher.de

Infos zum Fischen
Bei Interesse lassen sich solche oder vergleichbare Trips über den Schwalbenhof in Chamerau organisieren. Neben der hauseigenen Fly-only Strecke wird dort auch für die anderen in der Umgebung liegenden Gewässer gerne weitergeholfen, teilweise werden die Tageskarten auch im Schwalbenhof ausgegeben. Kontakt: www.landhotel-schwalbenhof.de
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Ruhiger Regen-Abschnitt im „Treml Wasser“ Chamerau


Ein Beitrag und Fotos von Rolf Kreutz und Martin Kriekhaus für www.fliegenfischer-forum.de - September 2012
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