Watfischen mit der Zweihand im Bodden
Ein Beitrag und Fotos von Niko Bünte

Ich bin ein Typ der Extreme. Entweder sattle ich meine 9er Zweihandrute und peitsche meinen geliebten Tuben-Hechtwuschel Richtung Horizont oder aber meine 6-teilige 3er Rute findet ein Plätzchen im Tagesrucksack und Weißfische, Barsche, saisonal Heringe und immer die ein oder andere Überraschung finden den Weg zur Fliege.

Heute ist es das brachiale Gerät. Heute werden keine Spinnenfäden montiert und sanfte Gesellen verführt. Heute wird’s heftig, wild und kompromisslos. Heute bekommt die Zweihandrute Freigang und begleitet mich zu einer mehrstündigen Tour an den Bodden.

Es ist Anfang Dezember. Die Temperaturen haben sich in den letzten Tagen bei 5-7°C eingependelt, die Sonne lässt sich teilweise über mehrere Stunden blicken und der Wind bläst mal mehr, mal weniger, mal gar nicht, aber konstant aus einer Richtung. Nord-Ost. Ich bin voller Vorfreude auf einen wunderschönen Spätherbstnachmittag.

Ein wunderschöner Spätherbstnachmittag
Das Wasser spielt zwischen spiegelglatt und leicht gewellt vor mir, als ich meine dreigeteilte Gerte aus dem Futteral ziehe. Wie jedes Mal, wenn ich meine Rute am Fischwasser zusammenstecke, überkommen mich Erinnerungen von gefangenen und verlorenen Fischen, Fights und Bissen, Stimmungen und Erlebnissen, die ein breites Grinsen in mein Gesicht malen. Egal wie nervig und hektisch die letzten Tage oder Wochen waren, egal wie schlecht das Wetter ist und aussichtslos die Bedingungen, das „Auftacklen“ meiner Fliegenrute ist wie eine Injektion mit Zuversicht. Bei den heutigen Bedingungen brauche ich mein Schusskopfsystem nur anzusehen und meine Finger werden zittrig. Perfektes Wetter, perfekte Jahreszeit. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich heute nicht ein paar Esoxe an die Strippe bekomme.
Egal ob Krokodil oder Grashecht, Esox lucius ist eine Schönheit.
Während ich mich in die Thermounterwäsche zwänge und meine „sieben Sachen“ in die Brusttasche der Wathose stopfe (Lösezange, Hakenschleifer, Haken, Stahlvorfach, 50er Vorfachmaterial, Hechtwuscheltuben aller Arten, eine „handvoll“ Coneheads), schweift mein Blick über mein Lager. Dort liegt mein Fahrrad, bepackt mit zwei Fahrradtaschen und allem was man für einen Angeltrip so braucht. Ja, ihr habt richtig gelesen. Mein Fahrrad. Ich empfinde es als ein Gefühl von Freiheit, zu den Angelspots per Fahrrad zu fahren. Abgesehen von dem Vorteil, dass ich Feldwege und Weiden leicht überqueren kann, erinnert es mich an die Zeit von früher, in der ich mich früh morgens aus dem Hause stahl um die Rückhaltebecken und Entwässerungsgräben der Gegend unsicher zu machen. Das Fahrrad war damals immer treuer Begleiter und heute genieße ich die aufkommende Nostalgie, die mit dieser Einfachheit von damals verbunden ist.
Das "Lager"
Noch bevor ich in die Wathose steige mache ich die ersten Würfe in sicherem Abstand zum Ufer. Allzu oft steht genau vor den Füßen schon der erste Hecht. Mein umgeschnallter Flexi-Stripper verhindert, dass sich die Runningline im abgestorbenen Schilf verfängt und behutsam führe ich meine Fliege taumelnd über die abgestorbene aquatische Flora des Litorals. Mein Atem steht still. Auf einer Neuseelandreise mit einem guten Kumpel bürgerte sich ein Satz ein, den ich zu Beginn eines jeden Angeltages wie ein Mantra aufzusagen pflege:“ Even if the first cast is the worst cast it´s worth a cast.“
First cast
Nach ein paar fächerförmig platzierten Würfen begebe ich mich in die wärmende Neoprenhose und wate vorsichtig ein paar Schritte ins kühle Nass. Der Boden ist zunächst sandig und fest, wird dann aber immer schlammiger. Ich kenne die Gegend gut und weiß daher, dass man zwar etwas versinkt, jedoch nie ernsthaft stecken bleibt. Ich konzentriere mich auf die Wasserfläche, die jetzt vor mir liegt. Wurf um Wurf platziere ich jeweils 3-5 Meter nebeneinander versetzt von links nach rechts um die Sichtfelder etwaiger Hechte zu durchkreuzen. Erst danach bewege ich mich selbst parallel zum Ufer. Trotz dieser taktischen Vorgehensweise ist es wie verhext. Und irgendwie hatte ich es mit meinen übermütigen Gedanken herausgefordert: „Wenn ich nicht direkt ein paar Hechte fange müsste es schon mit dem Teufel zugehen.“ Es geht mit dem Teufel zu. Seit einer Stunde fische ich nun in feinstem Hechtwasser und nicht mal ein Nachläufer belohnt meinen Aufwand.

Zeit euch in mein Gerät einzuweihen und zu erklären warum um Himmels willen ich denn ausgerechnet mit der Zweihand den Esoxen zu Leibe rücke. Es gibt doch genügend Einhand-Hechtruten von Spezialisten wie Niklas Bauer & Co., warum wähle ich trotzdem die leichte Lachsrute?

Die Antwort ist simpel: Die Zweihandrute besitzt unter bestimmten Bedingungen klare Vorteile gegenüber der Einhandrute.

Wenn man die Jahreszeit betrachtet, während der hier im Bodden die meisten und größten Hechte beim Watfischen gefangen werden, fällt auf, dass es sich um die kalten Monate des Jahres handelt. Von Oktober bis Februar hat man gute Chancen ein richtiges Rügen-Krokodil zu verhaften. Da wir Angler von Natur aus des öfteren mit widrigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen haben, scheint der folgende Fakt nicht immer präsent zu sein. Kalte Finger. Auch wenn manche Menschen das Glück haben in jeder noch so kalten Situation stets warme Finger zu haben gehöre ich zu Otto Normalverbraucher, dem bei Temperaturen um die 5°C und Windstärke 5-6 einfach auf Dauer die Pfoten abfrieren. Und da kommen wir schon zum ersten Vorteil der Zweihandrute. Sie ist sehr entspannt und fast ohne Einbüßen mit Handschuhen zu Fischen. Mein Tipp: Neoprenhandschuhe aus dem Taucherbedarf. Da man die Schussschnur nicht wie bei der Einhandrute zwischen den Fingern halten muss, was mit Handschuhen sehr viel schwerer fällt als ohne, sondern zwischen den Fingern und der Rute einklemmt, ist das Einbüßen des Fingerspitzengefühls nicht weiter schlimm. Wichtig ist allerdings eine Gummierung auf der Unterseite der Finger, damit die Schnur nicht wegrutscht und sich gut fixieren lässt.

Neoprenhandschuhe für angenehme Angelstunden
Allein schon die Möglichkeit, ohne große Einbußen mit Handschuhen fischen zu können, rechtfertigen den Griff zur Zweihand meiner Meinung nach. Hinzu kommt der Style und die Träumerei beim Zweihandfischen. Ich finde es gibt wenig Stilvolleres, als mit einer kräftigen Zweihand im Fluss zu stehen und Salmo Salar auf die Schuppen zu rücken. An diesem Punkt vermischt sich der Style mit der Träumerei. Viel zu selten nimmt man Zeit und Geld in die Hand, gibt zuhause Verantwortung ab und fährt für ein paar Tage auf Lachs gen Norden. Viel, viel zu selten. Doch auch wenn ich mich am Bodden befinde, mein Fahrrad hinter mir im Gras liegt und mein Zielfisch definitiv nicht silbern ist, ist die Lachsrute in meiner Hand ein Stück der Träumerei. Und hey, ein dicker Fisch an der Zweihandrute ist ein dicker Fisch an der Zweihandrute. Das macht einfach Spaß! Dass es nicht allein das Faible für die Zweihand ist, sondern weitere sehr gute und gerechfertigte Gründe dafür sprechen das Lachsgerät für die Hechtfischerei zu verwenden will ich im Folgenden aufzeigen.

Ein weiterer Vorteil ist beispielsweise, auch wenn sie je nach Gewässer unterschiedlich stark wiegt, die Wurfweite. Mit der Zweihand sind trotz großer Hechtstreamer mithilfe des Überkopfwurfes spielend Würfe um die 30m drin. Und da sich das Gewicht der Rute auf zwei Hände und Arme aufteilt, hat man nach einem Angeltag auch nicht das Gefühl, dass einem der Arm abfällt, sondern lernt den Vorteil der Hebelwirkung und Gewichtsaufteilung gegenüber der schweren Einhand zu schätzen. Sicherlich ist die Wurfweite nicht immer und je nach Gewässerstruktur manchmal sogar überhaupt nicht ausschlaggebend für den Fangerfolg, jedoch muss man hier in den Boddengewässer die Hechte meist suchen und schnelle, weite Würfe bedeuten, dass der Köder länger im Wasser ist. Stark vereinfacht ausgedrückt: Je größer das „Fliege-im-Wasser“ zu „Angelzeit-Ratio“, desto höher die Chance auf einen Fisch.

Kurz zur Wurftechnik: Wenn ich den Streamer eingeholt habe, bringe ich durch seitliches Wedeln (mit etwas Übung ist nur ein seitlicher Schwung nötig) den Schusskopf raus. Anschließend mache ich einen Rollwurf, gefolgt von einem Überkopfwurf und die Schnur schießt mir nur so um die Ohren.

Rollwurf+Überkopfwurf
Ein Nachteil der Zweihand tut sich jedoch bei Gegenwind auf. Da beide Hände an der Rute benötigt werden, ist der Doppelzug nicht möglich und die Wurfdistanz verkürzt sich. Technisch umgehen kann man diesen Nachteil leider nicht, praktisch jedoch schon, indem man sich einen Spot sucht, an dem der Wind günstiger steht. Gerade wenn der Wind von links oder von schräg links hinten weht, sind erstaunlich weite und kraftsparende Würfe möglich.

Weitere Vorteile der Zweihand ergeben sich beim Hakensetzen. Durch die Länge der Rute (knapp 4m) haben wir einen sehr guten Hebel. Beim Anschlag wirkt genügend Kraft auf die Hakenspitze, sodass er ins knöchernde Hechtmaul eindringt. Alternativ wird der Strip-Strike empfohlen, der allerdings viel Übung und Disziplin erfordert und für Gelegenheitshechtangler häufig zu Frustrationen führt.

Ferner verkürzt sich durch die recht starke Rute vor allem bei kleinen und mittleren Hechten die Drillzeit, sodass sie zügig und schonend wieder zurückgesetzt werden können.

Der Anschlag kommt durch

Gefährliche Fischwaid
Zu meinem Gerät: Ich persönlich fische eine Scierra XDA in der Klasse 9 mit einer Länge von 12,6 Fuß. Als praktikabel erweisen sich meiner Meinung nach alle Zweihandruten, die um die 13 Fuß lang und um die Schnurklasse 8 eingeteilt sind. Die Rolle sollte genügend Schnurfassungsvermögen haben, um das gesamte Schnusskopfsystem aufnehmen zu können und schwer genug sein um die lange Rute auszubalancieren. Ich persönlich fische mit einem recht kurzen aber schweren Schusskopf (ECHO Scandi Compact, 570 Grain, um einen Meter verkürzt), der mir dabei hilft, die Fliege mit nur einem Rollwurf aus dem Wasser abheben zu lassen. Dank dieses kurzen Schusskopfes kann ich ebenfalls Polyleader anständig Werfen und somit die Lauftiefe der Fliege variieren. Als Vorfach nehme ich 2m 0,60mm Flourocarbon, da es durch seine Steifigkeit eine ausgezeichnete Energieübertragung hat. Bezüglich der Vorfachspitze, die ich Loop-in-Loop montiere, spreche ich mich deutlich gegen Hardmono oder starkes Flourocarbon aus. Mir hat ein Hecht in Schweden vor meinen Augen während nur einer Flucht ein 0,91mm Flourocarbonvorfach, mit dem andere Leute auf Hai gehen (O-Ton des Typen aus dem Angelladen in Lund), durchgebissen. Seitdem mute ich den Hechten nur noch Stahl zu. Mein Tipp: Sucht euch das günstigste ummantelte Stahlvorfach (10-12Kg) was ihr finden könnt und wechselt häufig aus. Ich fahre damit deutlich günstiger als wenn ich teureres Material nehme, das ich ebenfalls austauschen muss. Eine eierlegende Wollmilchsau gibt es bei Stahlvorfächern leider nicht. Auch wenn viele Fliegenfischer mit Titanvorfächern gute Erfahrungen machen, ist für mich nicht ersichtlich wann man es ersetzen muss, da es keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigt. Ein gebrochenes Titanvorfach, an dem womöglich ein starker Hecht hing würde ich mir selbst jedoch nicht verzeihen. Deswegen wechsle ich lieber häufiger das Vorfach und mache mir die zuweilen auftretenden leichte Knicke im Stahl zu nutze. Ein kurz vor der Fliege eingeknicktes Vorfach lässt die Fliege unvorhersehbar und wunderbar verführerisch nach links und rechts ausbrechen. Manche Hechte verdanke ich vielleicht sogar gerade dem geschundenen Vorfach.

Bevor wir zu der Fliege kommen: Eine Polbrille, Schnurkorb und Wathose runden das Equipment ab.

Die Fliege. Nein, die richtige Fliege. Ein heiß diskutiertes Thema mit keiner richtigen und keiner falschen Antwort. Zwei Dinge sind für mich ausschlaggebend bei der Entscheidung für eine bestimmte Fliege. A) Ich muss Vertrauen in sie und haben und B) sie muss fangen. Wenn es denn so leicht wäre. Ich bin generell der Überzeugung, dass ein beißwilliger Hecht sich nicht darum schert was für ein Meisterwerk der Fliegenbinderkunst vor ihm durchs Wasser schwebt. Auch wenn der Faktor Fliegenwahl manchmal das Zünglein an der Waage sein kann und dann sicherlich in einigen Fällen über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, verbringt der „normale Hechtfliegenfischer“ zu wenig Zeit am Wasser, als dass er für jede Situation die richtige Fliege durch ausprobieren ermitteln könnte. Viel wichtiger als 10 Muster zu testen ist es Strecke zu machen und die Fliege im Wasser zu haben. Verbringt man viel Zeit damit, die Fliege zu wechseln, ist sie weniger Zeit im Wasser und... naja, die Rechnung hatten wir ja schon.

Welche Fliege(n) fische ich persönlich? Mein ganzes Hechtfliegenfischerleben schon hat sich eine Fliege als extrem fängig und wenn ich ehrlich bin in fast jeder Situation als am fängigsten herausgestellt. Schon oft hat ein Fliegenfischerfreund 30m versetzt von mir eine Kante abgefischt, damit 3 Minuten später mein geliebter Hechtwuschel den ersehnten Hecht zum Biss verleitete. Aufgrund einer Vielzahl solcher Erfahrungen hat der Hechtwuschel mein vollstes Vetrauen und wird daher auch zu über 80% von mir eingesetzt, was ihm natürlich einen Vorteil gegenüber anderen Mustern verschafft. Aber hey, wer fängt hat recht. Ende.
 

Typischer Boddenhecht

Hechtwuschel I
Der Hechtwuschel war ursprünglich eine einfache Flash-Fliege von Morton Valeur. Flashabou als Schwanz und als Körper mithilfe der Dubbingschlaufe eingebunden, ähnelte er eher einem kleinen Weihnachtsbaum als einer Fliege. Mittlerweile habe ich ihn weiterentwickelt, getreu dem Motto „reduced to the maximum.“ Ich möchte eine Fliege, die schnell zu binden ist, variabel einsetzbar und fängig. Das Resultat ist die Hechtwuschel-Tube. Auf eine Tube (ich verwende übrigens gerne den Stiel von Lollis aus der Süßwarenabteilung, habe ich darauf schon das Patent angemeldet?!) binde ich ein Büschel goldenes Flashabou (10cm lang) als Schwanz ein. Dann binde ich einen Kranz silbernes Flashabou (5cm lang) als Kopfschwinge ein und zerschneide die Tube kurz hinter dem Kopfkranz. Dazu benötigt man nun wirklich kein Bindegeschick, nicht einmal zwangsläufig einen Bindestock. Tja, und schon ist die zum Maximum reduzierte Fliege fertig, die insgesamt ca. 15cm lang ist, kein Wasser aufnimmt und Hechte zum Eskalieren bringt. Ich habe demnach ein Schwanzstück und ein Kopfstück, das ich auf mein Vorfach fädle. Mit dieser Kombi bin ich sogar, sollte es mal notwendig sein, sehr flexibel. Wenn ich beispielsweise zwei Kopfstücke mit einem Schwanzstück kombiniere, erhalte ich eine größere Fliege. Flüstert mir der Wind zu, dass heute ein roter Kopf fängt, fädle ich ein Kopfstück aus rotem Flashabou auf das Vorfach und so fort. Leider hat mir der Wind noch nie die Farbe verraten, die gerade fängt, weswegen ich zu 90% bei Silber-Gold bleibe. Der klassische Allrounder. Vor die Fliege montiere ich meist ein oder zwei Coneheads bzw. Tungstenbeads, um etwas mehr Tiefe oder/und einen Jiggingeffekt zu erreichen. Kombiniert mit einem Widerhakenlosen kurzschenkligen Einzelhaken und fertig. Beißen die Hechte sehr spitz knote ich einen kleinen Drilling, bei dem ich vorher die Widerhaken entfernt habe, anstelle des Einzelhakens ans Stahlvorfach. Ja, richtig gelesen. Trotz des billigen Vorfachs knote ich meine Haken. Ein simpler Achterknoten reicht völlig aus, ist mit nassen klammen Händen (die ich ja aufgrund der Handschuhe nicht habe) zu tüddeln und hält bombenfest. Auch beim billigen ummantelten Stahl.
Hechtwuschel II
Soviel zum Tackle.

Nach einer kleinen Kunstpause mit warmem Tee und Butterbrot, um meine Motivation und Konzentration wieder zu pushen, gehe ich vorbei an riesigen Schwärmen von Schwänen zur nächsten Bucht.

Schwanenversammlung
Ich bin gerade einmal 5m ins Wasser gewatet, da reißt es mir die Schnur aus der Hand. Ein Anschlag ist nicht mehr nötig und nach kurzem Drill lande ich einen 65cm Hecht in top Kondition. Ein wunderschönes Tier.
 
 
Schöner Boddenhecht 

 

Ich entlasse ihn nach kurzem Bestaunen wieder in die Freiheit, überprüfe mein Stahlvorfach und gehe zum nächsten Wurf über. Rollwurf, Überkopfwurf und schießen lassen. Kurz warten, zwei, drei 20cm Strips und Pause. Wieder zwei drei Strips und Pause. Gerade im kalten Wasser ist die Pause enorm wichtig und der größte Vorteil gegenüber den Spinnfischern, die zwar mehr Distanz beangeln, aber eben auch mit erhöhter Geschwindigkeit
operieren. Zumeist kommt die Attacke genau in der Strip-Pause. Strip, strip, Pause. Strip, Strip, Pause. Booooom! Ein heftiger Biss reißt mich aus den Gedanken. Wow!

Es ist Beißzeit
So wenig man über die Beißzeiten von Hechten sagen kann. Eins kann man sagen: Sie haben Beißzeiten. Innerhalb von einer halben Stunde lande ich 4 Hechte zwischen 60 und 90cm.
Kräftiger Körperbau, typisch für die Boddenhechte
Dann ist wieder Ruhe und ich habe Zeit das Geschehene zu verarbeiten. Die Spätherbst-/Winterfischerei auf Hecht entschädigt einen für so manchen Sommertag ohne Fangerfolg. Findet man jetzt die untypischerweise meist in Rudeln zusammen gepferchten Hechtansammlungen, sind Massenfänge möglich.
 
 
Toller Hecht 

 

Ein Kumpel von mir hat letztes Jahr auf einem Gebiet von 50 X 50m innerhalb von vier Stunden 41 Hechte gefangen. Wahnsinn!

90er
Heute fange ich noch drei weitere Hechte, von denen ich den kleinsten entnehme.
Catch and Release
Als ich den gelungenen Tag beenden will, bekomme ich direkt vor meinen Füßen einen zaghaften Biss, der sich nach dem ersten Kopfschüttler als massiver Kamerad erweist. Der Fisch knackt sicherlich die Metermarke, verabschiedet sich jedoch nach 10 Sekunden wieder. Ausgestiegen. Nur kurz verspüre ich die Ernüchterung über den verlorenen Großen. Schnell holen mich die Idylle des Wintertages und die Erlebnisse des wundervollen Angeltages wieder ein.
 "I´m good, mum"
Brutale, humorlose Bisse, schäumendes Wasser, explosive Attacken an langer Leine und grimmige Blicke von geschlagenen Raubfischen flackern vor meinem inneren Auge auf.
Heißer Drill
„Good one“
Der Hecht strahlt mit seinen breiten Schultern, seinen kraftvollen Bewegungen und vor Zähne starrendem Maul so viel Magie aus. Ein würdiger Topprädator seines Zeichens, der am Ende der Nahrungskette zu Wasser thront und Angst und Schrecken sowohl unter fremdem Wassergetier als auch seinesgleichen verbreitet. Ich bin erfüllt von Glück und Dankbarkeit, solch berauschende Momente erleben zu dürfen. Lächelnd packe ich langsam meine sieben Sachen zusammen und mache mich auf den Heimweg, dem aufgehenden Mond entgegen.

Im Gepäck einen tollen Tag. Heftig, wild, kompromisslos.
 

 "Action"

Das Revier:




© Ein Beitrag und Fotos von Niko Bünte für www.fliegenfischer-forum.de - September 2016.
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