Im Frühling in Südtirol - an Passer, Etsch und Eisack

Erster Teil:  28.März bis 01.April 2007   |   Ein Bilder-Reisebericht von Ulli Bussmann aus Göttingen
Nach den Bindeabenden in meinen Fliegenfischerkursen im Herbst und Winter schmiedeten wir Pläne, um das Wissen und Gelernte in einer schönen Gegend, möglichst ohne lästige Büsche, Bäume und natürlich zumeist bei schönem Wetter, praktisch zu vertiefen. So sollte es dann zu meinen Alaskafreunden nach Südtirol gehen, in den Ort Tschars bei Kastelbell und wir wollten uns im Himmelreich, bei meinem Alaskafreund Hans Rungg, einnisten. Hier wurden wir bisher immer himmlisch bewirtet...
Von der Partie waren in diesem Jahr die Fliegenfischer Clemens Müller, Olaf Siebert, Rolf Clöskens und meine Wenigkeit. Wir starteten um 06:00 Uhr in Göttingen und erreichten nach einem zehnstündigen Ritt, der uns durch traumhafte Landschaften führte, gegen 16:30 unser Ziel.
Ein spezielles Schild dürfte nicht fehlen: Jeder sollte erkennen, wer da auf großer Fahrt war... =>
 
 

Wir fuhren auf der BAB bis Kempten, durch das schöne Allgäu in Richtung Österreich und über den Fernpass in Richtung Italien. Am Zugspitzblick in Österreich machten wir eine kleine Pause, um den Blick zur höchsten Erhebung Deutschlands, zur Zugspitze zu genießen. Ein weiterer Fahrerwechsel war wieder angesagt.

<= Clemens verteilt Erfrischungen und Olaf wird unser nächster Fahrer sein
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Neben einem Fahrlehrer fahren zu müssen, da musste er sich so manchen verkehrstechnischen Rat gefallen lassen. Aber Olaf steht über den Dingen, er fuhr eine Zeit lang einen Notarztwagen und beruhigte uns auch in soweit, dass er eine super Ausbildung als Rettungssanitäter erhalten habe und wir brauchten uns keinerlei Sorgen zu machen...
 

Unten: der Zugspitzblick...

Wir erreichten nach einigen Stunden die Einfahrt zum Reschenpass, die leider wegen eines gewaltigen Erdrutsches gesperrt war. So mussten wir einen Umweg über die Schweiz fahren. Eine Straße, welche ich noch nicht gefahren bin, etwas schlechter und kurvenreicher ausgebaut, aber nach einer Stunde erreichten wir den Reschensee. Im See war kaum Wasser, das zum größten Teil auch noch gefroren war. So hatten wir die Möglichkeit, einen Rundgang um die Kirche zu machen, was ich bei meinen unzähligen Fahrten nach Südtirol und normalen Wasserstand noch nicht erleben durfte.
Auf diese Weise konnten wir unsere Füße beim Anblick der schneebedeckten Berge im Umland etwas vertreten.

Gegen 16:00 Uhr erreichten wir unseren Zielort Tschars und quartierten uns im schönem Himmelreich ein.

Karin und Hans erwarteten uns schon sehnsüchtig...
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gönnten wir uns einen schönen Blick ins  Winschgauer Tal. Danach wurde zu Abend gegessen. Immer ein Vier-Gänge-Menü. Natürlich dürften ein Wein aus der Region und ein Bierchen nicht fehlen.
Da wir hier in Italien weilten, bedarf es natürlich auch einer staatlichen Lizenz, um hier Fischen zu dürfen. Zusätzlich müssen noch Tagesscheine gekauft werden, um an der Passer oder an der Etsch zu fischen. Diese Papiere bekommen wir im Hotel Winkler bei meinem Alaskafreund Hubi. Jeder Fliegenfischer, der nach Südtirol zum Fischen fährt, kennt Hubert Winkler.
Wir wollten zwei Tage an der nahen Etsch und einen Tag an der Passer fischen. Wir freuten uns auf den nächsten Morgen. Die Nacht hatte es jedoch in sich. Ich hatte ein Doppelzimmer mit meinem Fischerfreund Olaf. Schlafen konnte keiner, jeder von uns bezichtigte seinen Bettpartner, er würde schnarchen. Ich bin der festen Überzeugung, das es Olaf war, der wie ein Bär geschnarcht hat, denn ich habe nicht gehört, das ich geschnarcht hätte...
Da wir den Täter nicht ermitteln konnten, beschloss ich, die nächsten Nächte in einem Einzelzimmer zu verbringen. Und siehe da, es wurden die ruhigsten Nächte des Urlaubs.
 

<= das super Schnarchzimmer...

Am nächsten morgen weckte uns die Sonne und alles war vergessen.
Es wurde reichhaltig gefrühstückt, denn wir wollten den ganzen Tag an der Etsch fischen.
Dann standen wir an der Etsch, die sich von ihrer schönsten Seite zeigte. Es wurden die schönsten Plätze ausgesucht, soll ich hier fischen? Da ist ein super Platz, oder willst Du hier bleiben. Wir einigten uns rasch, denn Platz ist genug.

Nun aber schnell zum Auto und in die Angelsachen schlüpfen...

Es sollte ein schöner Angeltag werden, alle haben wir gut  gefangen, nur unser Greenhorn Olaf nicht, er war ganz verzweifelt. Aber aller Anfang ist schwer, wir trösteten ihn über seinen Kummer hinweg. Seine große Geduld zeichnete ihn aus.

Rolf im Drill, ein Riesenfisch ? Eine schöne Regenbogenforelle nahm seine Nymphe...
Oben: Ich fischte im oberen Teil der Etsch und hatte dort eine schöne Stelle ausfindig gemacht, wo fast alle Fischarten vertreten waren. Eine wunderschöne Regenbogenforelle nahm meine unverwüstliche Schaumgumminymphe.
Gegen Mittag treffen wir uns immer an einer schönen Stelle in einer Apfelplantage, um uns zu stärken und über das Erlebte am Fischwasser zu berichten. 

Zu Essen gibt es immer genug. Jeder hat aus seinen Heimatgefilden ein Verpflegungspäckchen mit nach Tirol gebracht: Mettwurst aus dem  Eichsfeld, Frikadellen aus Göttingen, Wurstkonserven aus Rhumspringe und Käse aus Süd-Niedersachsen.

Dann wird die Lagerstelle wieder ordentlich verlassen  und es wird weitergefischt.
Ich montierte meine super Schaumgumminymphe und es  folgte Fisch auf Fisch.
Ein wunderschöner Saibling lies sich mit meiner Goldkopfnymphe überlisten.
 

Eigentlich konnte ich an diesem Tag fast mit allen meinen Fliegen fangen.

Was ist mit Olaf ? 
Er hat den Mut immer noch nicht verloren, er fischt unentwegt.
Ich beobachte aus einem sicheren Versteck seinen Wurfstil, welchen er mit jedem Wurf verbessert.
Es macht Freude, ihm beim Fischen zu beobachten.
Wenn er jetzt noch die Fliege richtig führt und mit der Schnur den Kontakt mit einem möglichst Interesse zeigenden Fisch verspürt, dann wird er bald Erfolg haben.

Manchmal musste ich ihn auch darauf aufmerksam machen, dass er nicht am Ufer der Fulda steht, sondern in der Etsch, wo schon so mancher Anfänger ein ungewolltes Bad genommen hat.

Er befolgte meinen Rat und begab sich in Gefilde wo er einen besseren und sicheren Stand hatte. Jedoch wollten die Fische bei ihm nicht so recht beißen. Ich tröstete ihn und versicherte, er würde morgen bestimmt einen Fisch fangen.

Wie fast immer im Frühjahr an der Etsch: wenn sich der Tag erwärmt, trübt sie ein und ein Fischen ist fast nicht mehr möglich. Gletscherwasser kommt von den nahen Bergen und die Etsch wird zum wilden Strom. Innerhalb von Minuten steht der Fliegenfischer in einer trüben Brühe und muss schleunigst aus dem Wasser, damit er nicht von Bäumen und Buschen umgerissen wird. Sie kann auch mal an schönen Tagen, selbst schon am Vormittag nicht mehr befischbar sein, wenn die Obst- und Weinbauern die Bewässerungsgräben an den Hängen ausspülen, um sie so vom Laub und Unrat zu reinigen. Der gesamte Unrat wird zumeist  in die Etsch gespült. Dennoch hatten wir zwei wunderschöne Fischtage an der schönen Etsch.
Wir füllten unsere Abende in einer gemütlichen Ecke im Himmelreich an einem großen Tisch bei Bier und Wein damit aus, in dem wir unsere Bindestöcke auspackten und unser Fliegendosen wieder auffüllten.

Es werden Fliegen gebunden, die an den Gewässern in Südtirol am erfolgreichsten sind.

Jeder hatte sein persönliches Bindematerial dabei und natürlich haben wir unsere Materialien auch ausgetauscht.
 

Unten: hilfreiche Anregungen von Ulli  für interessierte  Fliegenfischer | und | so macht das Fliegenbinden Spaß...

Olaf der Rettungsassistent  Clemens der Schornsteinfeger Rolf
Rolf, Ulli, Clemens und Olaf am Bindetisch. Die fertigen Produkte
Am letzten Tag wollten wir auch an der Etsch fischen, doch der Blick am nächsten Morgen aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Es hatte in der Nacht geschneit und die Stimmung am Frühstückstisch war mehr als schlecht.
Ich tröstete meine Fischerfreunde. Wir hatten zwar schon die Karten für die Etsch gelöst, aber ich habe ja noch meine Alaskafreunde. Wir fuhren zur Etsch, um die Lage auszuloten.
Ein Fischen war nicht möglich, denn das Wasser der Etsch war stark eingetrübt.
Ich setzte mich mit meinem Alaskafreund Hubi Winkler in Verbindung. Und der sah in allem kein Problem. Die Karten wurden zurück erstattet und wir entschlossen uns, an die Passer zu fahren. Hubi setzte sich mit einem Fischzüchter in Sankt Martin in Verbindung und wir machten uns auf den Weg.
Kann man denn bei diesem Wetter überhaupt mit der Fliege fischen? Wir wollten es versuchen. Zum Glück haben wir Winterbereifung.
Bedrückende Stimmung am Frühstückstisch.
Wir haben uns die Tagesscheine besorgt, und man bescheinigte uns, dass wir Deutschen wohl nicht richtig im Kopf sein könnten, bei einem solchen Wetter mit der Fliege zu fischen. Wir sind eben ein anderer Menschenschlag. Wir werden mit allen Witterungsverhältnissen fertig ;-) Wir werden den Einheimischen zeigen, was wir für Kerle sind. Im Schutz der Bäume, unter der Heckklappe des Kombifahrzeuges, wurden die Ruten zusammen gestellt und wir machten uns auf den Weg ans Wasser.
Ja, so wie Ulli das beschrieben hat sind wir eben ! Das Wetter ist immer gut - und unsere Kleidung auch.
Weihnachtlich geschmückt, machten wir uns auf den Weg zum Wasser. So, dann werden wir mal versuchen, einen Fisch zu überlisten.
Und auf ging es. Es sollte der erfolgreichste Fischtag unseres Kurzurlaubes werden.
Suchbild: 

Wo sind sie denn, die deutschen Fischer, die nicht richtig im Kopf sind..... ?
 
 
 

Das erfolgreichste Insekt sollte meine Schaumgumminymphe sein.
Bindeanleitung (Hier Klicken).

Da bahnt sich was an...
...eine traumhafte Regenbogenformelle konnte der Schaumgumminymphe nicht wiederstehen.
Clemens fing eine wunderschöne Marmorata.
Auch der Wooly Bugger Black präsentierte sich als Superköder.
 
 
 

Olaf's fast unerschöpfliche Geduld zahlte sich nach fast vier Stunden aus, an einer Stelle, an der er eine große Forelle ausgemacht hatte. Er landete seine ersten beiden Regnbogenforellen mit der Fliegenrute. 

Die große Forelle will er sich 2008 holen. Markierungen zur Orientierung wurden in einen großen Fels  gemeißelt. 
 

Ich sollte das Bild zwar nicht ins Internet setzen, weil Olaf befürchtet, dass sein Fisch einem  anderen Fischer an die Fliege gehen könnte.

Sie können ja mal suchen. Dort an dieser Stelle.
Nun mussten wir eine Pause einlegen, denn wir hatten einen wunderschönen aber auch anstrengenden Vormittag an der Passer. 
Wir fischten anschließend weiter bis zum Eintritt der Dunkelheit. Ich fing mir noch ein paar Steinfliegenlarven und machte ein paar Fotos, ich wollte sie nachbauen und im nächsten Jahr an der Fliegenrute ausprobieren. 
Fast 6 cm große Larven konnte ich massenweise unter den Steinen fangen, welche ich vom Gewässergrund an die Oberfläche brachte.
Traumhafte, von der Natur geschaffene Geschöpfe...
Am ersten April traten wir den Heimweg an. 
Es waren wunderschöne Tage mit lieben netten Fliegenfischerkameraden...
Wir werden wiederkommen, wahrscheinlich schon nächsten Jahr 2008. 

Liebe Grüße
Ulli   Bussmann 

Der 2.Teil: "Im Herbst in Südtirol - an Passer, Etsch und Eisack", von Ulli Bussmann,  erscheint im März 2008 an dieser Stelle. Freuen Sie sich auf einen tollen Bericht, schöne Fotos und u.a. grandiose Äschen-Abenteuer...


Ein Beitrag von Ulli Bussmann für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Verwenden von Text- und Bildmaterial ist verboten.
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