Florida Ostküste | Ein Reisebericht von Eric Arbogast
August 2010 – Gruppenreise Mai 2011 – August 2011
Flashback-Reportage von drei Florida-Reisen

Um drei Uhr hol ich dich unten bei dir an der Ecke ab! Three A.M.!!“ grinste Quintin mich neckisch an.
Du bist ja krank, ich bin im Urlaub hier, so früh steh‘ ich wegen ein paar Fischen nicht auf“ erwiderte ich. Wieder wollte er mich so saufrüh aus den Federn holen, um den besten Teil der Nacht die Docklichter im ICW nach Snook abzuklopfen, eigentlich eine gute Idee, aber jetzt im Urlaub zum X-tenmal saufrüh unterwegs zu sein, da war mir dann mein Ferien-Schlaf doch wichtiger. Nach der üblichen Frühaufstehen-Diskussion, hatten wir uns endlich auf vier Uhr geeinigt, mit dem Resultat, dass ich dann die ganze Nacht überhaupt kein Auge zugetan hatte. Naja, selber Schuld!

Pünktlich um vier („Four A.M.!“) kam der rote Truck samt Boot im Schlepptau und lud mich auf. Nach Wirbelsturm Irene, der Florida ausser einem Tag Starkwind und Regen fast gänzlich verschont hatte, hatten wir ein paar Tage relativ starken Westwind-Einfluss: sämtliche, sonst so fischträchtigen Docklampen im ICW waren jetzt am Morgen absolut fischleer, eigenartig. 

Einzig an der grossen Boynton-Autobrücke konnten wir ein paar schöne Fische ausmachen und mit Petri Gnade auch einen Fisch fangen, die anderen Snook hatten alle „lockjaw“, Maulsperre also, und waren sogar mit Lebendköder nicht an den Haken zu bekommen. Nach etwa zweieinhalb Stunden ging die Sonne langsam auf und Quintin wollte unbedingt an einen der beiden Spillways (Hinterland-Abflusskanal) fahren um unser Glück auf Tarpon zu versuchen. Zwar war es nicht die beste Saison hierfür (Mai und Juni, sowie September sind dafür bessere Zeiten), aber wieso nicht? Für die Ausfahrt aufs offene Meer war es noch zu früh und Köderfische hatten wir auch nur eine Handvoll in der Dunkelheit gefangen.

Am Abflusskanal war wegen dem Stillstand der Anlage überhaupt nichts los, meine Stimmung fiel auf einen Tiefpunkt und die Müdigkeit überkam mich total. Gegen halb acht bin ich dann (peinlich!), sitzend und an der Fliegenrute angelehnt, einfach eingeschlafen! Nach ein paar Minuten, (es erschien mir länger) weckte mich Motorenlärm, Quintin hatte (kommentarlos) den Motor gestartet und fuhr nun nach Norden zum Palm Beach Inlet, nicht ohne sämtliche, vermeintlich fischträchtige Stellen auf dem Weg dorthin sorgfältig abzuklopfen. Ich für meinen Teil freute mich auf einen Stopp in der Sailfish Marina auf Singer Island, um mir eine gehörige Portion Koffein und Zucker zu besorgen, in Form von allseits bekannter Austria-Rindvieh-Gummibär-Energie-Brause (für Schwerversteher: die in den blausilbernen Dosen, gibt’s in den USA in XXL-Dosis) sowie ein paar Snickers-Riegeln.

So geweckt und gestärkt war ich wieder scharf aufs Fischen und wir machten uns an den Köderfisch-Fang, was an diesem Tag überhaupt kein Problem war (wenigstens das): Unmengen von Meeräschen fanden sich überall in Inlet ein, ein Wurf mit dem Netz genügte um den grossen Fischtank zu füllen, waren wir doch am Anfang des alljährlichen Mullet-Runs, der grossen Meeräschen-Migration. Zu Millionen finden die Fische sich dann an der Küste und in der Lagune ein.

Ein zweiter Wurf in eine Schule Pilchards (kleinere Sardinenart) füllte das grosse Wurfnetz mit hunderten von fingerlangen Köderfischen… manchmal ist es doch zu einfach…

Worauf wollten wir heute denn fischen? Auf Amberjack braucht man weniger tiefes, ruhiges Wasser mit Unterwasserstruktur wie ein Riff oder ein Wrack, die Albieschwärme sind im August noch überall vor der Küste anzutreffen, Kingfish lieben das etwas grünlichere Wasser weiter in Strandnähe, Sailfish sind im Sommer Glückstreffer, Goldmakrelen tauchen oft einfach so aus dem Nichts auf und Snook findet man in Schulen in unmittelbarer Strandnähe, sie dezimieren dort die riesigen Köderfischschwärme. Man kann es sich fast aussuchen, worauf man gezielt fischen möchte…

Flashback: Im windigen Mai 2011 hatten wir während unserer Angler-Gruppenreise an einem Wrack südlich und ganz in der Nähe des Palm Beach Inlets guten Erfolg mit Captain Scott Hamilton auf Wrackbewohner wie z.B. mittelgrosse Jack Crevalle, Albies und Rainbow Runner gehabt, (siehe Bilder)… Obschon es keine 40-Pfund-Monster waren, machte der Drill der Jack Crevalle einen Mordsspass, im tieferen Wasser sind sogar 10-Pfünder echte Kraftprotze.

Genau dort wollten wir dann heute unser Glück noch einmal versuchen, denn dieses Wrack ist ein richtiger Fischmagnet…

Schöner Wrack-Jack mit bulligem Kampfpotential in tiefem Wasser (mit ordentlich Seegang!)
Jack-Double im Mai 2011
Jempi mit „Kraftprotz“… 
und ein weiterer Jack, aber sie werden noch viel grösser…
… 
Und immer wieder Blue und Rainbow Runner (unten)
Ein kurzer Stopp beim Wrack genügte, um anzuklopfen. Kaum waren die Köderfische über Bord, kamen auch schon die ersten Bewohner an die Oberfläche, um sich das Gratis-Futter einzuverleiben. Wie so oft waren es Blue Runner, klein aber aggressiv, die sich unsere Fliegen schnappten. Ein paar Drifts später (hier komischerweise von Ost nach West, wegen der unkonventionellen Strömungsverhältnissen), wollten wir ohne nennenswerten Fang schon wieder aufrollen, als wir beide gleichzeitig gewaltige Bisse bekamen, beide Fische zogen heftig Schnur und kämpften bullig, der Verdacht auf Amberjack war gerechtfertigt, hatten wir doch im Vorjahr an ähnlichen Stellen in gleichtiefem Wasser tolle Amberjacks an der Fliegenrute fangen können. Zudem glaubte ich, einen bräunlichen Rücken bei meinem Fisch zu sehen.
Nach einem etwas reservierten Drill (ich wusste ja nicht genau, mit wem ich es zu tun hatte) und vielen Metern Backing bekam ich meine Beute zu sehen: einen schönen False Albacore, kugelrund und muskulös. Diesen Fisch wollte ich nun endlich einmal wiegen. Normalerweise verlasse ich mich auf die Angaben des Guides, was das geschätzte Gewicht der Fische betrifft, sie liegen selten weit neben der Realität. 
I’d say about 14 pound, just by the look of it“ meinte Quintin, also 14 amerikanische Pfund. 
Schnell hatte er den Fisch an den Boga-Grip-Fischgreifer angeschlauft (er vermeidet es, die Fische mit dem Teil im Unterkiefer anzuheben, die Verletzungsgefahr für die Fische ist erheblich) und liess den Fisch an einer Schlinge kurz an der Schwanzwurzel baumeln: die eingebaute Waage zeigte genau 14 Pfund, also umgerechnet etwa 6,3 kg, ein sehr schöner Fisch, der mich alle Müdigkeit vom Morgen vergessen liess. Quintins Fisch, der just vor der Landung meines Fisches von der Fliege befreit wurde, war das genaue Ebenbild.
Angespornt vom Erfolg liessen wir unser Boot wiederum über das Wrack driften, der Fischfinder war voller Echos und wiederum hatten gewaltige Bisse, wieder waren es keine Amberjacks sondern alles schöne Minithune der Extraklasse, so macht Fischen Spass!
Ein weiterer, etwas unerwarteter Biss (das Wasser war hier etwas grünlich-trüb) liess die Rolle schrillen, über hundert Meter gelbes Backing schmolzen von der Spule und es dauerte seine Zeit, bis die Fliegenschnur wieder aus dem grünblauen Wasser hervorkam. Eine zweite, fast gleichlange Flucht bei kräftig eingestellter Bremse (Wracks = oft Haie) liess den Fisch dann aber langsam ermüden und nach etwa 10 Minuten konnte Quintin ihn per Schwanzgriff ins Boot befördern. 
Ei, der Fisch war dick wie ein Oberschenkel und hart wie ein Brett, es schüttelte mich, als ich ihn fürs Foto an der Schwanzwurzel festhielt und er sich befreien wollte. Ein schnelles Wiegen am Boga Grip und zurück in sein Element; Quintin schätzte den Fisch auf etwa 17 Pfund Plus, die Waage zeigte knapp über 18, die Jungs kennen ihr Metier also durchaus und liegen demnach beim Gewichte-Schätzen selten falsch!
Komm, lass uns nach etwas Anderem suchen, wir können ja noch auf dem Rückweg wieder unser Glück hier versuchen, wenn anderswo nichts läuft“ meinte Quintin „vielleicht klappt es an einem anderen Wrack ja auf Amberjack!?“ 
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, die Bilder vom Sommer 2010 schwebten mir vor, als wir in Stuart, etwas nördlich von Palm Beach einen ganzen Morgen lang mit einer Schule Amberjacks „spielten“. Diese Fischart verdient allergrössten Respekt, gehört sie doch zu den grossen Kämpfern an jeder Art von Angelgerät. 

Flashback: An besagtem Morgen im August 2010 hatten wir das Glück, die Fische an einem Boots-Wrack in etwa 25 Metern Wassertiefe zu finden, zudem hatten ihnen unsere Köderfische es angetan. Ich glaube es waren etwa ein gutes Dutzend Fische zwischen 15 und 25 Pfund, die wir hier landen konnten, ein paar kapitalere Brocken wollten nicht mitspielen und brachen das abgenutzte 20er Vorfach, bis ich dann ein 40 Pfund tragendes Vorfach anknotete: beim nächsten Biss riss dann Quintins 12er Tarpon-Fliegenschnur genau in der Mitte der Keule… wenn man’s kann, so ein Pech!! Bestimmt war die Schnur von der winterlichen Fischerei auf Spinner-Haie etwas „angefressen“ und geschwächt…

Fliegen-Amberjack an Quintins’s Rute mit falschrum-Rolle..
... diesmal mit der „richtigen“ Rute …
Ein etwas kleinerer Amberjack an 10er Kurzrute

Unten: An einem anderen Tag im Sommer 2010 bei fast völliger Windstille an frühen Abend glaubte Quintin, ein weiteres Wrack hätte „richtige“ Amberjacks von 40 bis 80 Pfund, mit denen ich unbedingt einmal anbändeln müsste… und liess mich dann auch nicht lange bitten…

Sie werden oft noch vieeel grösser als die hier auf den Bildern… nur muss man sie auch kriegen!!!
An diesem Sommertag 2011 blieb der Fangerfolg auf Amberjacks aber aus, die Strömung war zu stark als dass wir unsere Sinkschnüre auf Tiefe hätten bringen können und die Wracks liegen in 30 bis 50 Metern …

Eine weitere interessante Fischart sind die Königsmakrelen (Kingfish), die während den warmen Monaten in grossen Schulen vor der Küste Südfloridas anzutreffen sind, und denen auch kommerziell mit Handleinen nachgestellt wird. Diese Fischart ist so populär, dass sogar „Fishing Tournaments“ also Wettbewerbe mit teils beträchtlichen Preisgeldern (und extrem seriösen Teilnehmern) organisiert werden. Manche der von den Angelprofis gefangenen Fische toppen die 60-Pfund-Marke.
Mit Fliegengerät ist es dann doch etwas schwieriger, die Fische zu fangen als an Lebendködern: die grösseren Exemplare stehen im Mittelwasser und kommen nicht so einfach wie die Albies an die Oberfläche hoch, um sich „chum baits“ zu schnappen. Nur manchmal zeigen sie sich hier: in ihrer ganzen Pracht schiessen sie wie Raketen durch die Oberfläche, zwei, drei Meter hoch und tauchen dann kopfüber wieder ein.

Hat man eine Schule King Mackerel auf dem Fishfinder ausgemacht, bringt man die Fliege mit einer schnellsinkenden Vollschnur auf Tiefe und strippt mit langen Rucken, gefolgt von kurzen Pausen, die Fliege zurück ins Boot. Die Bisse erfolgen oft während den Pausen. Gehakte Fische machen lange Fluchten, je grösser der Fisch, je schneller und kräftiger die Flucht. Und nicht vergessen, starkes Stahlvorfach unabdingbar!!! 
 

… und der Kingfish, der hat Zähne…

Unten:  … weit weg von der 60-Pfund-Marke


Snook haben im August und September in Florida Hochsaison. Zwar findet man sie fast das ganze Jahr über an Docklampen in der Dunkelheit und in Mangrovenwäldern, aber im Sommer, wenn es generell weniger windig ist, kommen sie an die Strände (wegen besagter Köderfisch-Schwärme) und man kann sie früh morgens oder abends auf Sicht befischen. An der Westküste Floridas ist diese Art der Fischerei aufgrund der etwas ruhigeren See besonders spannend, an der Ostküste werden aber oft die grösseren Fische gefangen, oftmals unmittelbar in der ersten Welle am Strand. Mit dem Boot ist man sehr mobil und man bekommt wegen der höheren Position die Fische besonders gut zu Gesicht: vereinzelt stehen Fische in Tarpon-Grösse inmitten der Köderfisch-Schwärme und man muss zweimal hinsehen um sich zu vergewissern, dass es sich tatsächlich um Snook handelt. Snook dieser Grösse sind tolle Kämpfer an 8er bis 10er Gerät und der Drill verläuft etwas anders als an den Docks, die Fische machen bullige Fluchten und springen auch manchmal während des Drills aus dem Wasser.
Letzter Fisch am letzten Morgen vor dem Abflug nach Hause, inoffizieller Sommerschluss 2010!!
Die Pfingstwoche 2011 hatte es meteorologisch in sich: normalerweise sind Mai und Juni eher ruhigere Monate, oft mit kompletter Windstille. Dieses Jahr aber verhielt es sich aber ein wenig anders. Die sehr starke Dünung in Strandnähe liess die Guides sehr vorsichtig agieren, die ersten beiden Angeltage mussten wir zum Leidwesen der Beteiligten (hauptsächlich ich) in der Lagune fischen, die fischenden Reiseteilnehmer Marc, Jempi, und Claude hatten dennoch ihren Spass mit Barakuda, Baby-Jacks, Bluefish, Ladyfish & Co., während die anderen nichtfischenden, Harley- und Cabrio-fahrenden Reiseteilnehmer die touristischen Annehmlichkeiten Floridas in vollen Zügen genossen…

Inlet-Barrakuda an Barra-Fly 
Unten: Schöner Ladyfish im Mai für Claude


Die ersten Fische – keine Monster, 
dafür aber beide mit Kämpferherz
Marcs - zigster Snook...
Houndfish - Hornhecht
... und noch ein Inlet-Barra für Claude
 
 
 

Quintin fuhr mit seinen Anglern hoch nach Stuart. Beim ersten Wurf am ersten Tag hatte Jempi einen grossartigen Tarpon-Biss, den er aber leider nicht umsetzen konnte. Beim zweiten Sprung verabschiedete sich der etwa 80-Pfünder und liess den Angler Adrenalin-durchtränkt und verdutzt im Boot stehen. Trotzdem gute Arbeit seitens der Angler, bei der sehr besch… eidenen Florida-Tarpon-Saison 2011. Es blieb dann auch bei diesem einzigen Biss! 

Die Strand-Fischerei auf Tarpon in Palm Beach war im Mai/Juni 2011 schlichtweg nicht existent, hier tummelten sich nun die Surfer in zehn Fuss hohen Wellen…

Die Snook waren aber äusserst kooperativ in Stuart und Jempi konnte hier wieder ordentlich „zuschlagen“...

Es nervte mich enorm, dass an den ersten beiden Tagen eine Ausfahrt aufs offene Meer nicht möglich war, aber keiner der Teilnehmer hatte zu dem Zeitpunkt eine Idee vom Potential, was die Fischerei dort zu bieten hat und folglich konnte auch keiner meinen leichten Missmut verstehen. Wie gehabt war die Stimmung beim Abendessen hervorragend, es konnte aber auch an den Wein-, Schampus- und Bierflaschen liegen, die genussvoll und in Maßen geleert wurden.

Am zweiten Tag schlug Scott uns vor, den Loxahatchee River in Jupiter hochzufahren, um unser Glück auf Fluss-Tarpon, Snook und Snapper zu versuchen. Der Erfolg war auch hier sehr bescheiden, ein Winzig-Tarpon verabschiedete sich auch nach einem Sprung und zwei, drei Baby-Snook sowie die Snapper-Kinderstube liessen keine Stimmung aufkommen. 

Der Fluss und die Ufervegetation waren aber atemberaubend schön.

Kurz vor der Rückfahrt gelang es uns aber noch, einen ordentlichen Flösselhecht an einer kleinen, weissen Schminnow-Fliege zu fangen (Longnose- oder Florida-Gar), für mich eine Premiere. Der ledrige, extrem harte Schuppenpanzer des Tieres war pechschwarz, die genaue Bestimmung der Fischart somit also schwierig. Landen musste ich den Fisch selbst, per Kescher, den ich total mit schwarzem Fischschleim versaute. Als Bonus durfte ich danach auch das Bootsdeck schrubben und den Kescher gründlich säubern… wie ein Süsswassermatrose!
Oben: Scotts O-Ton-Kommentar: „I ain‘t touching that thing! - Ich fasse das Ding nicht an, sieh zu, dass du ihn selber landest."...

Rechts: Ölfund im Loxahatchee River

Mittwochs hatte der Wind sich dann gelegt und wir konnten endlich „raus aus Palm Beach“. So viel hatte ich unseren Anglern von tollen Fischen erzählt und endlich sollten sie krumme Ruten und kreischende Bremsen bekommen. Besonders kooperativ waren dann auch wieder die allgegenwärtigen False Albacore-Schwärme, im Schnitt etwas kleiner als im Mai 2010, aber wie immer heiss auf unsere Köderfische und Fliegen; wir hatten zu dritt Action nonstop und drillten im Akkord, Scott hielt die Schwarmfische mit Köderfischen in Beisslaune und in der Nähe des Bootes.

Plötzlich tauchte aus dem Nichts eine Gruppe richtig grosser Goldmakrelen auf, wahrscheinlich angelockt vom Treiben um das Boot. Falls es bis jetzt hektisch im Boot zuging, dann war das folgende geordnete Durcheinander mit Worten nicht zu beschreiben: Drill-Sergeant Scott Hamilton bellte seine Befehle und Angler/Matrose Eric übersetzte für die „Nichtversteher“! 
Kaum zu glauben, binnen 20 Sekunden hatten alle 3 Angler jeder einen der fast gleichgrossen Goldmänner am Haken: Jempi an Scotts 12er Fliegenrute (gut!), Claude an einer soliden Spinnrute (gut!) und Matrose Eric an einer 9er Fliegenrute (gut, aber…!!!), die ich mir kurz vorher im Rutenrohr verstauen wollte. In alle Richtungen gingen die Fische ab, springend und aufs Wasser klatschend. (in der Luft sehen sie noch grösser aus als im Wasser!). 
Nach einer langen Flucht kam mein Fisch ab (kleiner Haken mit wenig Biss), beim Einholen der Schnur hakte ich aber noch einen schönen Albie, leider keine der Goldmakrelen. 
Ich wollte mir schon meine 10er Rute mit einer etwas grösseren Fliege greifen, als ich auf Scotts Geheiss sofort noch einen weiteren Fisch anwerfen „musste“, der Biss kam sofort und ich hämmerte den Haken „home“, wie Scott es uns schon zigmal energisch gezeigt und erklärt hatte. 
Lange Flucht, tolle Sprünge, dies war kein Monster, aber ein guter Fisch. Nach ein paar Minuten hatte ich ihn am Boot, mit äusserster Vorsicht an 9er Rute gedrillt. Scott half mir hurtig beim Landen des Fisches, ich konnte ihm nicht schnell genug lose Schnur geben und meine Rutenspitze bog sich gewaltig, blieb aber in einem Stück, uff!
Glück gehabt! Schnell wurde der Fisch in die Eiskiste gepackt.
Danach verstaute ich dann die Rute und half den anderen Anglern beim Drill ihrer Fische. 
Claude ächzte und stöhnte, konnte seinen Fisch aber allmählich ans Boot heran pumpen, wo Scott mit dem Gaff wartete. Goldmakrelen sind unglaublich leckere Fische und werden in dieser Grösse nicht zurückgesetzt. (siehe Bilder)

Dinner!!!
Ausserdem galt es, 15 hungrige Reiseteilnehmer am Abend im Hotel zu „füttern“.....

Beim ersten Gaff-Versuch fasste der Haken ordentlich, der Fisch war aber so schwer, dass das Alugaff aus dem Gummigriff rutschte und in den Fluten verschwand. (Scotts darauffolgender Kommentar ist und bleibt absolut nicht druckreif, wir schlossen uns an…!). 
Er hatte vergessen, den Metallschaft des Landehakens in den Griff einzukleben, was bei Gaff Nummer 2 aber der Fall war, welches er in Sekundenschnelle aus dem „Klo“, der Bootskabine (war es früher einmal) gefischt hatte. Der Fisch hing immer noch am Haken und Claude machte noch einmal Druck. Kurz bevor Scott seinen zweiten Gaff-Versuch starten konnte, blockierte die Spule an Claudes Rolle und die geflochtene Schnur riss mit einem Knall. Herzzerbrechend…! 
Jempis Fisch zog immer noch seine Bahnen, er drillte mit Vorsicht. Allmählich bekam er den Fisch ans Boot, wo Scott mit einem beherzten Hieb den Fisch landen konnte.
Jempis Dolphin-Klopper
Schnell verschwand auch dieser Fisch in der Kühlkiste, weitere Goldmakrelen im selben Kaliber drehten ums Boot, suchten nach Köderfischen und wollten gefangen werden…

Der Fang der Trophy-Dolphins blieb für diese Woche dann auch das Highlight, die weiteren Ausfahrten waren zwar weiterhin sehr fischreich, aber es blieb bei False Albacore, Jack Crevalle, unzähligen Blue Runner und Snook. Den Biss eines mittelgrossen Cobias konnten wir nicht umsetzen, Schwarzflossen- Thune machten sich extrem rar und an Tarponfischerei in Strandnähe war überhaupt nicht zu denken, da Riesenwellen die Surfer und Badegäste dort erfreuten.

Zu meinem Leidwesen machte der Wind auch die Flats-Fischerei in der Biscayne-Bucht südlich von Miami zunichte (aufgewühltes Wasser), ein kurzer Anruf bei Captain Dave Saddler in Boca Raton brachte Gewissheit: zwar bestehe immer die Chance, Tarpon, Bonefish und Permit anzutreffen, aber Aufgrund der weitaus besseren Erfolgschancen Offshore täten wir besser, mit unseren Guides in Palm Beach/Jupiter/Stuart zu fischen. Das war dann wieder nix mit Tarpon fischen… bis dann vielleicht nächstes Jahr.

2012 wird es leider keine Gruppenreise geben aber für 2013 gibt es wieder einen Termin: vom 25. Mai bis 1.Juni (Pfingstferien in Luxemburg). Jeder ist willkommen, Humor und gute Laune sind Pflicht.
Infos wie gehabt unter beim Autor (über die Redaktion) oder per PN im Board. 

Kurze Stichwort-Info-Ansätze und Materialbemerkungen
Bekleidung: schnelltrocknend und auswaschbar. Fischblut macht hässliche Flecken…
Chum baits: siehe "Köderfische"!
Fingerschutz: Strip-Finger aus dem Fachhandel oder wasserfestes Krepp-Band aus dem Supermarkt, unerlässlich um wunde Finger zu vermeiden! 
Fliegen: Eatme-Fliegen (Epoxy - Köderfisch-Fliegen) sowie schmale Schaumstoff-Popper, viele!!
Getränke: alkoholfrei (!) und ausreichend!!!
Knoten: Auf dem Boot bei permanent-Action aufs Einfachste reduziert: 
1) Non-Slip-Mono-Loop => Fliegen ans Shock-Tippet; 
2) dreifacher Chirurgenknoten => Shock Tippet an Class Tippet; 
3) Schlaufe in Schlaufe => Vorfachspitze ans Vorfachende 
Köderfische: werden morgens vor der Ausfahrt gefangen und sind für einen erfolgreichen Tag auf Schwarmfische (fast) unerlässlich, tun mir aber immer wieder Leid, es sind halt die “Dummen” im Spiel…!!
Leihmaterial: haben alles die Guides in guter, angepasster Qualität an Bord. Mitbringen bräuchte man an sich also nichts…!
Rollen: Grosse Rollen mit GROSSER KURBEL und (sehr) starker Bremse, viel Backing. Das Backing muss unter Spannung aufgespult sein, sonst droht ein Debakel!!!!
Ruten: Standard ist 10er und 12er Material, bevorzugt auf grosse Fische ist aber 12er Gerät! Bei eigenen Ruten auf Qualität achten, leider gibt es sogenannte Salzwasser-Ruten im Handel, die nicht immer das halten, was sie versprechen!! 
Rutengriffe: Hier haben die (manchmal wirklich billigen) Korkgriffe diverser-Ruten ihre Schwächen gezeigt, Champagner-Kork bester Qualität kostet, bietet aber auch viel!!! Abhilfe findet sich aber im Tennis-Shop in Form von wasserfestem Griff-Overwrap für Tennis- und Squash-Schläger, eine erstaunlich komfortable und dauerhafte Lösung für Arbeits-Fliegenruten !
Schirmmütze oder Hut: unerlässlich, man ist weit weniger geblendet und sieht die Fische wesentlich besser - und brät weit weniger in der Sonne
Schuhwerk: mit rutschfester Sohle (Boots-/Deckschuhe) 
Sonnenschutz: absolut unerlässlich, mindestens Schutzfaktor 30!! Als Spray sehr benutzerfreundlich, für die Guides nervig, weil es die weissen Sitzpolster auf dem Boot mitbräunt...
Vorfach-(Material): 20-Pfund Class-Tippet und 30-40-Pfund Beissvorfach (Shock-Tippet) 
Zubehör: Zange griffbereit im Gürtelholster


Ein Reisebericht von Eric Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de - Februar 2012.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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