Kranke Bafo?

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Luigi
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Kranke Bafo?

Beitrag von Luigi »

Hallo,

hab vorgestern bei uns im Bach eine Bafo gesehen, die keinerlei Fluchttendenz mehr zeugte. Sowas hab ich die letzten Jahre schon gelegentlich gesehen.
Aus Interesse hab ich die Forelle mit dem Kescher gefangen, ließ sich einfach so in ca 60cm Wassertiefe in offenem Terrain keschern!

Hab den Fisch entnommen und zuhause untersucht.
Ergebnis: Sieht rel normal aus, soweit ich das beurteilen kann. Einzige Anomalien:
- Keinerlei Mageninhalt, lediglich gelbe Flüssigkeit im Darm, scheint aber normal, da an gesunder Forelle die selbe Flüssigkeit in dem Wurmartigen Zeug um den Magen rum
- Herz auffallend hell
- Darmtrakt sehr leicht zerrissen

Habt ihr sowas schon mal gesehen.

Ansonsten sieht der Fisch normal aus.
Würdet ihr den Fisch noch essen? Oder kann das gefährlich sein?

Danke
Ludwig
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Frank.
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Re: Kranke Bafo?

Beitrag von Frank. »

Luigi hat geschrieben: Würdet ihr den Fisch noch essen? Oder kann das gefährlich sein?

Danke
Lieber Luigi,

ohne Bilder läßt sich nur schwer ein Rückschluß auf die Erkrankung ziehen. Aber ich persönlich würde in jedem Falle einen Fachmann vor Ort zu Rate konsultieren - zum Beispiel einen Amtstierarzt. Denn natürlich kann es sich um eine ansteckende, den Bestand gefährdende Erkrankung handeln. Ich glaube, das wäre der verantwortungsvollste Umgang mit diesem Fisch.

Herzlich, Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
michael oehm

Re: Kranke Bafo?

Beitrag von michael oehm »

Frank Möbus hat geschrieben: zum Beispiel einen Amtstierarzt. Denn natürlich kann es sich um eine ansteckende, den Bestand gefährdende Erkrankung handeln. Ich glaube, das wäre der verantwortungsvollste Umgang mit diesem Fisch.

Herzlich, Frank
Hallo Frank,
ganz genauso sehe ich das auch. Wichtig wäre, um es nochmal zu erwähnen, die Untersuchung bei einem Amtstierarzt. Der würde dann automatisch die Meldung machen, so wie ich das weiß.
Doch in den meisten Fällen stellt sich so eine Auffälligkeit als relativ harmlos dar.
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borlonimarco
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Beitrag von borlonimarco »

Hallo Luigi,

Dieses Problem ist in Südbayern, Österreich und Schweiz hinreichend bekannt. Dieses Bachforellensterben tritt in fast allen bekannten größeren Flüssen meist zu einem festen Zeitpunkt auf. Ursachen--> werden viele vermutet. Ich hab Dir mal eine Studie herausgesucht.

Hier der Link http://www.wasser.lfu.bayern.de/lfw/tec ... dfisch.pdf

Es ist nicht schön, anzusehen, aber im Vergleich zu den letzten Zehn Jahren ist es relativ geringfügig, das Sterben.


Gruß


Marco
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Luigi
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Beitrag von Luigi »

Hallo Marco,

danke für den Link. Hört sich sehr treffend an. Das ist es bestimmt.

Schon irgendwie eigenartig, daß hier keine neueren Erkenntnisse gewonnen werden. Immerhin sind die Studien/Erkenntnisse teils schon 3-6 Jahre alt.
Sterben eigentlich alle erkrankten Fische oder erholen sich manche wieder? In der Studie scheinen alle gestorben zu sein.
Mir scheint es trifft eher größere Fische, hab am selben Tag noch eine kleinere (<20cm) gefangen, die war putzmunter. Hab auch selten kleine verendete gesehen.
Eigenartig ist das ganze schon.

Hört sich zwar so an als würde nichts gegen den Verzehr des Fisches sprechen, aber ich werf ihn lieber weg, obwohl mir das sehr widerstrebt.

Hat man eigentlich untersucht, ob das mit der Wassertemperatur zusammenhängt? Weil´s immer im Sommer ist?

Servus
Ludwig
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borlonimarco
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Beitrag von borlonimarco »

Hallo Ludwig,

Zum einen: der Fisch ist bedenkenlos verzehrbar. Zu deinen weiteren Fragen. Man kann Studien über Studien machen--> alle kommen zum selben Ergebnis. Da definitiv keine Bakterien, Viren oder Parasiten schuld sind, müßte man die Ursache im Gewässer suchen. Es gibt bereits Vermutungen und Denkansätze. Diese scheitern am Geldmangel (z.B. alle Kläranlagen umrüsten) Das dieses Sterben immer zum selben Zeitpunkt auftritt hängt mit Faktoren wie Wassertemperatur, Stickstoffgehalt, Wetterlage, Wasserstand und Schadstoffeintrag zusammen. Diese sind z.B. bei in der Studie genannten Flüssen meist immer in der selben Zeit auftretend. Über Fischverluste werden zur Zeit Zahlen zwischen 10 und 50% als realistisch angesehen. Wie hoch sie genau sind, hängt von den örtlichen Begebenheiten zum Zeitpunkt ab. Die Größe der Fische bewegt sich hauptsächlich zwischen 25 und 35 cm. Größere aber auch kleinere Fische sind nicht in dem Maße betroffen.

Es können auch mittlerweile Regenbogenforellen und Äschen davon betroffen sein. Ergo für die Fischer ist die Situation nicht änderbar zum jetzigen Zeitpunkt. Wir können nur hoffen, daß uns mehr die 10% als die 50% treffen.

Wir hatten selber schon Untersuchungen veranlaßt, über die Jahre betrugen die Kosten ca. 7000 € Dafür kann man evtl. auch einen guten Stützbesatz einbringen. Das Ergebnis der Untersuchung incl. Wasserproben war exakt das der o.g. Studie.


Gruß


Marco
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Luigi
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Beitrag von Luigi »

Danke Marco, für die ausführliche Info.

Wollen wir hoffen, daß es uns nicht auch mal so geht, wie den armen Bafos, daß irgendwas in der Luft ist, was keiner rausfindet und es jeden Sommer so 10 - 50% von uns aufdreht!

Servus
Ludwig
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borlonimarco
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Beitrag von borlonimarco »

Hallo Ludwig,

Versuche die Studie zwischen den Zeilen zu lesen, dann hast du auch die Ursache. Die Symptome sind ähnlich denen einer Taucherkrankheit beim Menschen (Caisson-Krankheit), zumeist hervorgerufen durch Stickstoffeintrag(dieser erfolgt in vielen Kläranlagen unter massivem Druck) Die Fische sind nicht in der Lage diesen Stickstoffgehalt auszugleichen. Demzufolge müßten ja die Kläranlagen zu einem großen Teil mit schuldig sein. Wer kann die Umrüstung auf Überflureintrag bezahlen?


Gruß

Marco
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Beitrag von Maggov »

Hallo Marco,

ich fürchte dass nicht nur Kläranlagen für die Einbringung von zusätzlichem Stickstoff verantwortlich sind. Landwirtschaft (Überdüngung), Gartenabfälle und der Abfall von Badegästen, die Stauung von Gewässern mit der Verschlickung von Kiesbetten und sicherlich noch einige andere Faktoren fördern das Ganze zusätzlich.

Wir schimpfen oft über Hochwasser weil wir ans Fischen denken, aber gerade diese hätten auf so manchen Fluss eine reinigende Wirkung und würden - etwas langfristiger betrachtet - auch uns Fischern gut tun.

Ich weiß nur nicht ob der Stützbesatz anstelle der Studie wirklich der richtige Ansatz ist. Bekämpft man da nicht die Symptome anstelle der Ursache? Wenn man in einer fortführenden Untersuchung die Haupttreiber der verschlechterten Wasserqualität eindeutig identifizieren kann, gibt es dann nicht zusätzliche Druckmittel um dagegen vorzugehen? Vielleicht weiß da jemand Rat...

Ich empfinde es immer als sehr deprimierend die Fische aus dem Wasser zu keschern (meist sind sie ja blind oder zumindest wehren sie sich nicht) und irgendwo zu verscharren... Essen will ich diese Fische nicht, da mir das schon immer noch unheimlich ist... und verenden lassen halte ich nicht für waidgerecht...

Ich hoffe immer noch auf Einsicht der Wasserkraftbetreiber und anderen wirtschaftlichen Nutzniesser von Gewässern, dass diese nicht nur ein besseres Image bekommen, wenn sie darauf achten, sondern auch, dass ihnen irgendwann der Schlick und das Aas Ihre Turbinen und Rechen verstopft, die Anwohner den schicken Damm als Ursache für die stinkende Brühe die einst mal ein schöner Fluss war anerkennen und auch kapiert haben, dass Hochwasserschutzgebiete deshalb so heissen, weil da eben auch mal Wasser hochkommt und man deshalb sein Haus nicht dorthin bauen sollte.

Liebe Grüsse

Markus
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Beitrag von borlonimarco »

Hallo Markus,

Der Freistaat Bayern hatte diverse Studien ja auch finanziert. So weit so gut. Die Ergebnisse sind ja da! Also für was noch weitere Studien.... in der Hoffnung das auf einmal das Gegenteil rauskommt. Warum wird auf Basis der Studien nichts geändert? 1. Kein öffentliches Interesse, wie bei vielen anderen Belangen der Fischerei auch, zweitens Geldmangel von seiten des Staates ( bzw. keine Bereitschaft was ändern zu wollen), 3. Lobbyisten (sprich Kraftwerksbetreiber) wobei hier zu sagen wäre, solange Ökostrom so hoch subventioniert wird, wird sich da nix ändern(Siehe Leitzachkraftwerk Tagstrom wird teuer verkauft, und mit dem günstigen Nachtstrom wird das Wasser wieder hochgepumpt, aus dieser Differenz läßt sich der Gewinn ableiten) Und in Punkto Mangfall sind die Hauptschuldigen die SW München (die würden ja gerne noch ein Kraftwerk bauen) Nur als Verein werden wir kein Geld mehr in Untersuchungen stecken, wo das Ergebnis bereits bekannt ist. Dieses Geld ist in Fischen denke ich besser investiert. Und in punkto Wasserkraft ist es ja für viele Länder das Ei des Kolumbus noch mehr Verbauungen zu schaffen. Die Zwischenstrecken werden dafür aus kosmetischen Gründen renaturiert.

Gruß

Marco
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Beitrag von Maggov »

Hallo Marco,

berechtigter Einwand. Ich habe das nur geschrieben, weil Du meinstest, dass die Verursacher nur zwischen den Zeilen ablesbar sind und ich eben anmerken wollte, dass neben der Lobby auch noch andere Verursacher dazukommen.

Ich kann auch nachvollziehen, dass Du das Geld lieber in den Besatz steckst - zumal ja da auch noch ganz andere Aspekte wie das Forellensterben einzahlen - aber eine (privat finanzierte) Studie mit einer klaren Nennung der Verursacher könnte doch evtl. eine ganz gute Argumentationsbasis bieten. Bevor Du fragst ob ich das zahle oder der Verein das zahlen soll - mir ist klar, dass das ein Haufen Kohle ist und Geld Mangelware, dass Mitglieder das nicht verstehen oder akzeptieren - aber es ändert doch nichts daran, dass der Besatz immer nur eine temporäre Verbesserung schafft und das Übel nicht behebt. Somit werden alle die Kosten für den Besatz quasi bis in die Unendlichkeit tragen müssen. Bei bestehenden Trends sogar noch mehr oder schließlich gar nichts mehr, weil selbst Karpfen nicht mehr in dem Wasser leben können ;).

Viele Grüsse und nix für ungut - ich hoffe wir sehen uns morgen am Wasser und diskutieren das bei einer Brotzeit aus :smt014 :smt109 :smt079

Markus
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