Wieder am Förchensee in Oberbayern - Juli 2012
Ein Reisebericht von Michael Müller

Im Jahr 2004 besuchte ich zum ersten mal den Förchensee (siehe Bericht 122) – und war sofort sehr angetan von dieser kleinen oberbayerischen Perle mit dem superklaren, kalten Wasser, in welchem die schönsten Saiblinge und Forellen schwammen. Zugegeben: damals diente uns der Förchensee mehrmals lediglich als Ausweichgewässer, wenn die Traun aufgrund von kräftigem Sommerregen wieder einmal braun und hoch war, wie so oft schon erlebt. Da können solch kleine Seen wie der Förchensee, von denen es in der Region eine gute Anzahl mit verschiedenen Charakter und Fischbeständen gibt, gerade recht! Besonders wenn sie so idyllisch ausschauen und eine so gute Fischerei bieten wie dieser See ...
An der Schwelle zum Auslauf
Gegenüber seinen Schwestern und Brüdern ist der Förchensee jedoch etwas ganz besonderes! Zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl auf rd. 740 Meter Höhe gelegen und nur etwa 4 ha groß, bildet er den Ursprung und Quellsee der Weißen Traun, wird auch im Hochsommer nur selten über 10 °C warm und trübt auch bei heftigen Regenfällen nie ein. Das Wasser ist extrem klar, kalthaltig und nahrungsreich. Der See weist Flachbereiche auf, aber auch über 5 Meter tiefe Abschnitte. Am Seegrund gedeiht in vielen Stellen ein üppiger Wasserpflanzenteppich – mit einer intakten Insektenwelt.
Durch dieses Bild kreuzen nicht weniger als drei Forellen! Alle entdeckt?
Im Förchensee kommen bis auf die üblichen Kleinfischarten (Ellritzen, Koppen...) ausschließlich Salmoniden vor, neben einigen Besatzfischen gibt es auch alljährlich im See, bzw. seinem Auslauf ablaichende Bachforellen und Saiblinge. Den Hauptanteil des Fischbestandes stellen derzeit Regenbogenforellen, gefolgt von Bachforellen und Saiblingen. Der schwach strömende Auslauf-Bereich bis hinauf zum oberen Quelleinlauf ist rechtsseitig komplett und meist bequem begeh- und befischbar (Wiese, Radweg). Hier kann man sich die Fische sozusagen beim Spazierengehen aussuchen und auf Sicht gezielt anfischen. Üblicherweise werden kleine Nymphen an langen, feinen Vorfächern eingesetzt – oder die Trockene, wenn entsprechende Oberflächen-Aktivität herrscht. Die Gerätewahl gestaltet sich einfach: eine 9 Fuß lange Fliegenrute der Klasse #4 oder #5, bestückt mit einer Schwimmschnur reicht am Förchensee völlig aus.
 

Tolles Farbenspiel. Bachforelle im Drill.

Jede Bachforelle trägt ein anderes Farbenkleid - und ist ein Gedicht für sich...
... gleiches gilt für die hübschen Regenbogner
Apropos Aktivität: in der Vergangenheit erlebten wir Tage, an denen man sich wirklich jeden einzelnen der heiklen Fische hart erarbeiten musste – und oft genug wurde die Fliege im letzten Augenblick doch noch verweigert. Dann jedoch – von einer Stunde auf die andere - setzte ein Schlupf von kleinen hellgrauen Eintagsfliegen ein – und der ganze See war am Kochen! Das war natürlich ein Fest für alle Beteiligten! So etwas kann einem Fliegenfischer hier jederzeit passieren, wenn man durchhält und nicht schön nach einer Stipvisite von 2 – 3 Stunden die Flinte ins Korn wirft. Die herrlich gefärbten Saiblinge sind der wahre Schatz des Förchensees, so war es schon immer. Und dementsprechend zickig können sie sich manchmal geben. Um so schöner ist es, wenn man schließlich einen erwischt hat, besonders wenn dies direkt vor der Nase und auf Sicht geschehen ist.
Ein dicker Saibling wehrt sich nach Kräften...
... und darf nach einem kurzen Fototermin...
.. zurück in die kühlen, grünen Fluten.
Während man als Uferangler stets mit Büschen, Bäumen und Radfahrern zurecht kommen muss, gibt es auch noch eine andere reizvolle Art, den Förchensee fliegenfischereilich zu erkunden: mit dem Belly Boat! Das ist Klasse, man paddelt ein Stück weit raus, lässt sich dann treiben und schaut die ganze Zeit direkt wie in ein Aquarium auf die Fische, die sich vom Belly Boat unbeeindruckt unter einem tummeln... Und da der See eine überschaubare Größe und fast überall gute Ein- und Ausstiegsstellen aufweist, ist er auch besonders für Belly Boat Anfänger sehr gut geeignet!
Alles bereit! Gleich gehts raus auf den "Ententeich"...
Ein schönes Gefühl - so als Ein-Mann-Käptn :-)
Die Saiblinge mögen bei den Nymphen manchmal extreme Farben gern...
Der Wind muss hierbei natürlich mitspielen und sollte nicht zu doll blasen. Auf diese schöne Art lassen sich Studien über die fängigsten Nymphen machen, man sieht die Fische ja ganz direkt und hautnah, wenn sie die Fliege nehmen – oder (was öfter passiert...) ablehnen. Und ist schließlich ein Fisch im Drill, kann dieses Erlebnis intensiver kaum sein. Belly Boat Fischen auf dem Förchensee bedeutet Stunden, in denen man alles andere um sich herum vergisst...
Entspannung: auch 'mal alle Fünfe gerade sein lassen...
Ein weiterer schöner Regenbogner
Der Förchensee - auch ideal fürs Fliegenfischen mit dem Nachwuchs!
Ein weiterer Saibling, nicht so groß aber dennoch schön...
Die Schwelle am Seeauslauf stammt noch aus Holzflößerzeiten...
Der Seeauslauf unterhalb der Schwelle... immer ein heißer Spot!
Eine typisch gefärbte Förchenseebachforelle
Noch einige Worte zur Unterkunft und Fischerei
Die Saison geht von Ende April bis Oktober. Gefischt wird ohne Widerhaken und Catch & Release. Durch Kauf eines "Fisch-Markers" darf auch 1 Fisch entnommen werden. Aktuelle Tageskartenpreise: 30 € / 35 € (mit / ohne Bellyboot Erlaubnis). Kartenausgabe / Reservierung: www.rudiheger.eu.
***
Unterkünfte in Ruhpolding und für unterschiedlichste Ansprüche finden Sie auf: www.ruhpolding.de. Es besteht auch die Möglichkeit, direkt am Förchensee zu logieren (www.seehaus-ruhpolding.de) und (www.appartements-am-foerchensee.de). Auch für ein Essen- oder Kaffee-Päuschen während der Fischerei ist das tagsüber geöffnete Gasthaus (mit Außensitzbereich) immer gut, ohne dass man sich dazu aus der Wathose pellen muss.
***
Blick ins Tal der Weißen Traun. Verpassen Sie auf keinen Fall einen Ausflug auf den Rauschberg, sofern Wetter und Sicht es erlauben!
Blick aus der Rauschberg-Seilbahnkabine auf Ruhpolding


Ein Beitrag und Fotos von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - Juli 2012
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.

zurück zu Deutschland  | zurück zu Reise & Report  | Zurück zur Hauptseite
Copyright © 2012 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt