Österreich: Im Tal meiner Träume
Fliegenfischen im Großarltal
Ein Reisebericht von Frank Ritter
Seit einigen Jahren verbringe ich meinen Urlaub zusammen mit meiner wanderbegeisterten Familie im Großarltal. Das ,,Tal der Almen'' ist hauptsächlich unter Wanderern bekannt und sehr beliebt. Rund 40 bewirtschaftete Almen gibt es im Tal zu erkunden. Wer dann noch nicht genug hat, kann unzählige Berggipfel besteigen. Auch ich komme nicht umhin, die eine oder andere Wanderung mit der Familie zu unternehmen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, auf einem Berggipfel zu stehen. Beschreiben kann man das eigentlich kaum. Mich fasziniert dabei immer die absolute Ruhe, die einen umgibt. Nach einer Wanderung oder gar Gipfelbesteigung zieht es mich immer recht zügig Richtung Tal. Denn dort fließt eine der schönsten Achen Österreichs in Richtung Salzach, die Großarler Ache. Als leidenschaftlicher Fliegenfischer ist das Almrösl für mich die erste Adresse. Franz Zraunig, Inhaber des Almrösl und passionierter Fliegenfischer, ist auch der Eigentümer der rund 25 Kilometer langen Achenstrecke, die vom Ötzelsee bis hinter Großarl reicht.
Das Landhotel Almrösl
Bei Franz bekommt man nicht nur die Lizenzen, sondern auch so manch guten Tipp. Er weiß eigentlich immer, wo und was geht. Ob man sich nun im 3Sterne Landhotel oder im 4Sterne Aparthotel einbucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Sogar ein sehr schöner Natur-Schwimmteich ist vorhanden, den wir in diesem Jahr reichlich genutzt haben. Er befindet sich direkt am Aparthotel. Landgasthof und Aparthotel sind etwa 200 Meter voneinander entfernt. Sollte man sich im Aparthotel eingebucht haben, ist es zum Frühstück und Abendmenü nicht weit.
Das Aparthotel
Die Halbpension sollte man auf jeden Fall mit buchen! Das Frühstück ist reichhaltig und es gibt so ziemlich alles, um gut gestärkt in den Fischertag zu starten. 

Die Abendmenüs, die Franz mit seinen Mitarbeitern auf den Teller zaubert, wären schon einen eigenen Bericht wert. Allein das Salatbuffet ist 5 Sterne verdächtig! 

Da man zumeist nicht der einzige Fliegenfischer im Gasthof ist, kann nach dem Abendessen noch ein Erfahrungsaustausch stattfinden. In geselliger Runde lernt man sich kennen und es entsteht so manche Freundschaft. 

Es ist das Gesamtpaket, was mich Jahr für Jahr an diesen schönen Ort zurückkehren lässt.

Der Weg ins Glück….. und zum Ötzelsee!
Den Weg zum Ötzelsee darf man nur mit Genehmigung von Franz befahren. Diese bekommt man von ihm inklusive eines Schlüssels für die Schranke, die den Weg versperrt. Dazu erhält jeder Fliegenfischer eine große Karte für das Auto. Sie wird hinter die Windschutzscheibe geklemmt und weist den Besitzer als berechtigten Nutzer der Wege und
Fliegenfischer aus.
Junge Ache oberhalb des Ötzelsees im Schödertal.
Ötzelsee bei Flachwasser...
...und bei normalem Wasserstand.
Der Ötzelsee ist ein ca. ein Hektar großer Bergsee, der durch Zuflüsse und mehrere Quellen gespeist wird.

Überall Quelltöpfe rund um den Ötzelsee.
Seesaibling aus dem Ötzelsee
Der Fischbestand setzt sich aus Bachforellen, Bachsaiblingen, Seesaiblingen und einigen Äschen zusammen. Der Zufluss in den Ötzelsee ist ein absoluter ,,hot spot'' und wird auch reichlich von Fliegenfischern angenommen. Die dort im Zulauf stehenden Fische haben schon so manche Fliege gesehen und sind somit sehr selektiv. Kleinste schwarze Aufsteiger sind zumeist die einzige Möglichkeit, einen dieser sehr heiklen Fische zu überlisten.
Großarler Ache kurz hinter dem Ötzelsee
Die Großarler Ache hat ihren Ursprung in und um den Ötzelsee. Für Fliegenfischer ist sie wohl erst nach dem Ausfluss des Ötzelsees interessant. Die kurz hinter dem Ötzelsee 4-8m breite Ache ist bereits bis zur ersten Brücke sehr fischreich.
Hier konnte ich vor einigen Jahren eine kapitale Bachforelle mit einer braunen Sedge in einer kleinen Rausche verführen. Sehen konnte ich die große Forelle im max. hüfttiefen Wasser vorher nicht. Die Bachforellen sind perfekt an den teilweise hellen Untergrund angepasst. Im leicht bewegten Wasser der Rauschen sind die Forellen nicht ganz so argwöhnisch und fassen deshalb beherzter zu. Das ändert sich auf den nächsten Metern bachabwärts drastisch. Ab jetzt fließt die Ache in Mäandern träger dahin. Man fühlt sich fast an einen Wiesenbach versetzt, nur das Panorama ist um einiges eindrucksvoller.

Das Wasser ist hier immer glasklar. Lange, sehr lange Vorfächer sind hier ein Muss. Unter 14er fische ich auch hier nicht, da immer und überall eine Große einsteigen kann. Dieses Jahr habe ich das erste Mal mit Flurocarbon experimentiert und war sehr zufrieden.
Traumhafte aber schwierige Strecke
Ab jetzt wird die Fischerei richtig schwierig! Fische sind reichlich vorhanden, nur sehen sie den Fischer, sind sie gewarnt! Die genannten langen Vorfächer und sehr vorsichtiges Anpirschen mit klein gehaltener Silhouette kann auch hier schöne Erfolge bringen. 

Ab der 2. Brücke fließt die Ache wieder schneller und bildet nun die für einen Wildbach typischen Tümpfe, Kehrwasser und Rauschen. Ein kleiner Nebenbach, der von den Kreealmen über einen imposanten Wasserfall Richtung Ache fließt, bietet herrliches Indianerfischen auf engstem Raum von Kaskade zu Kaskade. Fast jeder Tumpf beherbergt Forellen oder Saiblinge zum Teil in beachtlichen Größen.

Äschenrevier
Kurz hinter dem Talwirt verbreitert sich das Bett der Ache zu einer Rausche. Hier konnte man bis vor zwei Jahren die ein oder andere Äsche fangen. Leider konnte ich in diesem Jahr weder an dieser Stelle, noch im weiteren Verlauf der Ache eine Äsche fangen. Franz versicherte mir, dass die Äschen sich in der Ache verteilt haben, was auch das Vorkommen von Jungäschen im oberen Achenbereich erklären würde.
Beim Ortsteil Aschau beginnt eine sehr schön strukturierte Strecke, wo ich wahre Sternstunden mit der Trockenfliege erleben durfte.

Guter Abschnitt für die Trockene bei Aschau
Über den Ortsteil Karteis fließt die Ache nun in Richtung Hüttschlag. Überall gibt es gute Fische zu fangen, doch dieser Abschnitt ist schon bei normalem Wasserstand nicht ganz einfach zu befischen.
Zugewachsene Strecke bei Karteis
Hier sind die Ufer sehr zugewachsen und man kommt nicht umhin, in die Ache einzusteigen. Für Fischer unter 80kg Gewicht wird es da schon sehr schwierig, sich im reißenden Wasser zu halten oder gar bachaufwärts zu waten. 

Da in diesem Sommer so richtig Flachwasser war, konnte ich die Strecke erstmals watend befischen. Die Fische stiegen hier bereitwillig auf alle angebotenen Muster, was auf einen verminderten Befischungsdruck rückschließen ließ.

Schönheit aus der Ache

Der Tisch ist auch unter Wasser reichlich gedeckt.
Den Abschnitt vom Sportplatz Wolfau bis zur Schreinerei Huber in Hüttschlag kann man bei normalem Wasserstand durchweg gut bewaten. Hier werden jedes Jahr gute Fische gefangen. Mir bereitet hier das Fischen besondere Freude, da
man die gesamte Strecke vor der Hüttschlager Wand fischt. Das Panorama ist wirklich atemberaubend. Wenn dann noch ein paar schöne Fische einsteigen, ist der Tag perfekt.
Fliegenfischen vor gigantischer Kulisse

Eine der markantesten Großfischstellen befindet sich in Hüttschlag unterhalb des Spielplatzes. 
Hilko mit guter Bachforelle
Im ca. 1,5 m tiefen Anstau tummeln sich die Forellen. Abends, aber auch bei leicht getrübtem Wasser ,,schieben,, sich große, ja kapitale Bachforellen zum Einlauf des kleinen Bachs. Dort warten sie auf antreibende Nahrung. Die Stelle kennen viele Fliegenfischer. Um hier beständig erfolgreich zu fischen, muss man sich etwas einfallen lassen. Vom erhöhten Ufer kann man die Forellen wunderbar beobachten. Tritt man nun aus dem Schutz der Büsche hervor, gehen die erfahrenen Forellen auf Tauchstation. Nimmt man die Kletterpartie über die angebrachte Leiter an der Fischtreppe in Kauf, kann man sich in geduckter Haltung bis zum ,,hot spot'' heran schleichen. Ruhige, langsame Bewegungen sind jetzt ganz wichtig! Ich werfe dort auch nicht sofort jeden Fisch an, sondern beobachte erst einmal. Bin ich mir sicher, dass eine große Forelle aktiv ist und kann ich in etwa erkennen, was sie aufnimmt, ist sie auch fangbar. So konnte ich allein an dieser Stelle in 10 Tagen 6 Bachforellen zwischen 48 und 57cm fangen.
Die folgenden 3-4 Kilometer werden von vielen Fliegenfischern kaum befischt. Ein großer Teil der Ache wird zur Energiegewinnung ab Hüttschlag abgezweigt. Somit erscheint dieser Abschnitt auf den ersten Blick unattraktiv. Zum feinen Trockenfliegenfischen ist diese Strecke gerade für ältere oder nicht so trittsichere Fliegenfischer ideal. Der Wasserdruck beim Waten ist hier praktisch nicht vorhanden. Dafür mehr Forellen als der Wasserstand vermuten lässt.
In der Klamm
Im unteren Teil dieses Abschnitts befindet sich auch eine kleine Klamm. Einsteigen sollte man auf Höhe des Heimatmuseums und dann bachaufwärts bis zur Klamm fischen.
Eingang zur Klamm
Etwas unterhalb des Heimatmuseums, beim Ortsteil Eben, fließt das Wasser aus dem Turbinenkanal zurück in die Ache. Kurz dahinter bildet die Ache eine S- Kurve. Direkt an der Steinmauer, im Strömungsschatten der großen Felsen, stehen immer wieder große Forellen.

Bachforelle 55cm
Die Ache präsentiert sich jetzt landschaftlich nicht mehr ganz so atemberaubend. Sie ist teilweise verbaut, aber dennoch sehr fischreich. In diesem Abschnitt, der bis Großarl reicht, werden wohl die größten Forellen gefangen.

Unterschätzte Strecken in Großarl
Auch wir konnten mehrere große Bachforellen in diesem Bereich fangen.
Kräftiger Milchner

Hilko's Gammarusfresser
Hilko's Bachforelle war wirklich hart erkämpft. Wir boten der Forelle abwechselnd sämtliche Muster an. Dann hatte Hilko die zündende Idee! Nach der gefühlten 50.Präsentation fiel die Forelle auf einen kleinen Bachfloh herein. 

Schon vor einigen Jahren wurde der kanalartige Charakter der Ache rund um Großarl entschärft. Aufwendige  Renaturierungsmaßnahmen, wie Auslaufzonen und Störsteine, wurden in die Ache eingebracht. Was als Hochwasserschutz gedacht war, kommt auch den Fischen zu Gute. Hier sind alle Altersklassen vorhanden. Die Durchschnittsgröße, der hier gefangenen Forellen, liegt deutlich über den oberen Streckenabschnitten. Die größten Forellen fingen wir direkt an den Steinpackungen. Nur mit weit vorgelegtem Bogenwurf hatten wir Erfolg. Dreggte die Fliege oder streckte sich das Vorfach zu früh, war es vorbei. Kam der Wurf sauber, nahmen sie meist ohne zu zögern.
Auch wir bissen uns an einigen gespotteten Forellen die Zähne aus. Hilko bewies da wesentlich mehr Ausdauer und war in seinem Tatendrang kaum zu überbieten.

Direkt an die Steinpackung musste die Fliege

Renaturierte Ache bei Großarl
Durch die geographische Lage der Ache fischt man bachaufwärts ständig gegen die Sonne. Das Gegenlicht blendet dermaßen, dass man trotz bester Polarisationsbrille die angebotenen Trockenfliegen nicht oder sehr schlecht sieht.
Abhilfe schaffen pinkfarbene Sichthechel. Weiß und Gelb sind nur bedingt sichtbar! Die Sichthechel der Trockenfliege muss aufrecht abtreiben! Liegt sie auf der Seite, sind die Forellen gewarnt. Terrestrials boten wir vor allem unter Bäumen und Büschen an. Selten wurden sie verschmäht. Nur mussten auch sie mit reichlich Vorhalt (Bogenwurf) serviert werden. 

Die Schnurklassen der verwendeten Ruten lagen zwischen #2 und #4 bei Längen von 6' bis 8',6. Dies reichte bei dem anhaltenden Flachwasser in diesem Sommer durchaus. Selbst die größten Forellen waren nach wenigen Minuten ausgedrillt. Ist der Wasserstand normal, fische ich an der unteren Ache keine Ruten unter der Klasse #4. Geht eine Kapitale dann in die Strömung, wird es ganz schwer, die Forelle mit feineren Ruten sicher und vor allem zügig zu landen.
Am Ötzelsee und der oberen Ache kommt man auch mit feineren Ruten klar. Hier kann man mal die ganz leichten Schnurklassen testen. Ich fische hier sehr gern eine Gespließte. 

An der Großarler Ache gilt catch & release! 

Wer in den Genuss einer fangfrischen Bachforelle, oder gar Saibling kommen möchte, sollte dies mit Franz absprechen. Ich kann nur sagen: ''Sie schmecken sehr lecker''! Franz bittet mich auch immer wieder mal eine Große zu entnehmen. Da ich weiß, dass Forellen ab 50cm auch Artgenossen nicht verschmähen, wäre es sicher gut, die eine oder andere zu entnehmen. Anderseits bieten gerade die kapitalen Bachforellen eine Herausforderung für jeden Fliegenfischer.

Einmal kam ich nicht umhin eine 56er zu entnehmen. Sie inhalierte die große Steinfliege bis in den Kiemenbogen. Stark blutend musste ich sie erlösen.
Sie wurde von Franz köstlich zubereitet. 
Durch den Jahrhundertsommer hatten wir Ende Juli bis Anfang August Traumbedingungen und konnten fast ausschließlich mit der Trockenfliege fischen. Da man sich das Wetter nicht aussuchen kann, sind Regentage und Gewittergüsse auch mal möglich. Viele andere Bäche sind dann für 2-3 Tage unbefischbar. Die obere Ache und der Ötzelsee sind auch dann noch sehr gut befischbar. Im Bereich Hüttschlag war die Ache selbst nach stärkstem Regen am nächsten Morgen wieder glasklar. 
Wenn nach Starkregen der Wasserstand zurückgeht und die Ache wieder langsam klarer wird, ist der Zeitpunkt, wo die ganz Kapitalen auch mal unvorsichtig werden. Dann hält mich nichts mehr! Beim Abendessen verzichte ich dann schon mal auf das Dessert...
Das Tal meiner Träume werde ich hoffentlich noch lange besuchen dürfen. 

Ich hoffe euch mit diesem Bericht nicht nur die fantastische Fischerei an der Großarler Ache, sondern auch die unglaublichen Eindrücke, die die Bergwelt rund um Hüttschlag bietet, nähergebracht zu haben.

T.L.
Frank Ritter
 




Anm.d.Red.: Mehr Reiseberichte aus Österreich, Schweiz und Italien im Fliegenfischer- Forum gibt es hier: (HIER)




Ein Beitrag von Frank Ritter für www.fliegenfischer-forum.de - September 2018. 
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