Schwedisch Lappland Tour 2021 - Teil 1/2
Ein Reisebericht von Niklas Nebel
Dieses Jahr stand unsere Reise wieder im Stern von Corona. Lange war es offen, dass wir bis zum Start unserer Reise geimpft sind, um unser Ziel weit oben im Norden ansteuern zu können. Große Alternativpläne gab es nicht und wir hofften auf das Beste. Zum Glück ging alles glatt und Sven und Ich waren rechtzeitig durchgeimpft.
Dieses Jahr sollte es mit dem Packraft los gehen. Ich war dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber eingestellt, aber Sven schaffte es dennoch, mich davon zu überzeugen, dass diese Gummiboote doch relativ sicher sind. Jetzt musste nur noch die Auswahl getroffen werden. Der Markt bietet mittlerweile eine große Vielfalt an Packrafts, die sich aber alle im Wesentlichen nur vom Gewicht und Preis unterscheiden. Nach einer Gegenüberstellung der infrage kommenden Modelle fiel die Auswahl, welche Packrafts es sein sollten, relativ schnell.


Es wurde das Packraft Delta von Anfibio. Erstens war es schnell zu bekommen (viele waren ausverkauft oder hatten lange Lieferzeiten), zweitens stimmten für uns Gewicht und Preis. Somit stand diversen Testfahrten und Trainigsmärschen mit bis zu 30kg nichts mehr im Wege. Kurz vor der Abreise lockerten sich die Corona-Regelungen nochmals und wir konnten unsere 25h Fahrt mit dem Auto antreten.
Los ging es für uns um 12:30 Uhr in Kiel. Wir kamen auch sehr gut voran und übernachteten an einem kleinen See mit Badestelle in der Nähe von Norrköping. Leider mussten wir feststellen, dass diverse große Wohnmobile den Weg ebenfalls gefunden hatten und der kleine Parkplatz fast voll mit Wagenburgen war. In einer Lücke hatten wir dann dennoch einen Platz für das Auto gefunden und uns um halb 1 Uhr hingelegt. Nach einer kurzen Nacht fuhren wir dann um 6:30 Uhr ohne Kaffee, aber mit selbstgemachtem Matjes im Brötchen zum Frühstück, weiter in den Norden.

Mit ein paar Stopps für Essen, Kaffee und kurzes Beine vertreten, fuhren wir dann bis zu unserem Zielort in der Nähe von Kiruna. 

Die letzten 50km ging es mit sehr wenig Konzentration aber viel Vorfreude über eher schlechte Schotterpisten zu unserem Ziel, dass wir dann um 1 Uhr nachts endlich erreicht hatten. Schnell ein paar Bier aus der Kühlbox und ab an den Fluss. 

Einmal schauen wie er so aussieht, denn die nächsten drei Tage wollten wir an diesen hochwandern. Zu unserer großen Freude sah der Fluss sehr vielversprechend aus und wir konnten im Dämmerlicht zwei Fische steigen sehen. Nach dem Bier legten wir uns voller Vorfreude ins Auto, um noch ein bisschen Schlaf zu bekommen, bevor es am Morgen an die erste Etappe ging.

Tag 1

Unser Wecker klingelte wieder um 6:00 Uhr. Nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir in Ruhe unsere Rücksäcke und liefen dann um 8:00 Uhr los.

Das Wetter war perfekt zum Wandern, wir hatten ca. 15 °C und es war leicht bewölkt. Die Tagesetappe sollte komplett auf einem Wanderweg erfolgen und fiel mit 14km recht lang aus. Dank unserer "leichten" Rucksäcke, die mit knapp 32kg zu Buche schlugen, mussten wir schon nach 5 km unsere erste Rast einlegen. Wir waren da schon total kaputt und am stöhnen.

Nach einer Erfrischung in einem klaren Bach ging es weiter. Noch zweimal machten wir Rast bis wir dann den Wanderweg verlassen mussten, um einem eher unbefestigtem Weg zu folgen. Leider war dieser besagte Weg nicht so leicht aufzufinden und wir entschieden uns, einer Quadspur, die hoffentlich in die richtige Richtung ging, zu folgen. Leider endete sie an einem kleinen Bach, der jedoch zu breit zum Springen und zu tief zum Waten war. Also entschlossen wir uns am Bach in Richtung des vermeintlichen Wanderweges zu laufen. 

Schließlich fanden wir eine Stelle, an der man springen konnte. Nach dem beherzten Sprung über den Bach, waren wir sehr glücklich und stolz, die erste von noch vielen Hürden überwunden zu haben. Wie es dann meist so ist, kommt dann die Ernüchterung ganz schnell. Keine 10m weiter Fluss aufwärts, etwas im Gebüsch versteckt, gab es eine Brücke und unseren lange gesuchten Wanderweg ...

Diesem Weg folgten wir dann noch ca. 3km, bis wir völlig entkräftet auf einer Brücke Pause machen mussten. Nach einem kleinem Nap suchten wir uns einen Zeltplatz. Schnell wurde das Zelt aufgebaut und die Angelsachen incl. Packraft gepackt. Es ging dann nochmal mit leichtem Gepäck ca. 2km zum Fluss. Wir zelteten am Wanderweg, um uns 4km querfeldein zu ersparen, denn den Wanderweg mussten wir noch ein Stück gehen.

Am Fluss mussten wir noch über einen Rentierzaun klettern und konnten dann das erste Mal unser Packraft aufbauen, um auf die andere Flussseite über zu setzen. Die Flussseite auf der wir wanderten, gehört den Sami und da durften wir mit unserer Angelkarte nicht Fischen. Drüben angekommen, fischten wir das Ende einer großen Rausche und hofften dort auf große Forellen und Äschen.

Es dauerte nicht lange und ich fing meine erste Äsche von ca. 30cm. Auch eine Forelle von ebenfalls 30 cm gesellte sich dazu. An unserem Anlegeplatz war ein richtig schöner Gumpen, der sehr vielversprechend aussah. Ich fischte dort mit Trockenfliege und Nymphe, doch nichts tat sich. Fische hatte ich nur in richtig schnellem Wasser. Sven war mittlerweile die Rausche hochgegangen und fischte zu mir zurück. Ich konnte ihn fluchen hören und sehen das er wohl was Großes verloren hatte. Später erzählte er mir, dass er mitten in der Rausche einen Ü40er Barsch dran hatte, der dann leider wieder abging. Das fing ja sehr gut an!! Kurz danach bin ich dann leider ausgerutscht und erstmal Baden gegangen. Zum Glück hatte ich einen Watgürtel um, der Schlimmeres verhinderte. Also erstmal raus aus den nassen Sachen und alles in die Sonne zum Trocknen legen.

Sven fischte jetzt mit einem großen Streamer den Gumpen, den ich sehr ausgiebig befischt hatte, ab. Sein erster Wurf und schon war die Rute krumm. Leider ging der Drill nur kurze Zeit und dann war das Vorfach durch. Das war dann wohl der erste Hecht der Tour. Also neuer Streamer, neues Glück. Erster Wurf, wieder Fisch und leider wieder ab. Also kommt Titanvorfach ins Spiel. Der dritte Wurf und schon stürzt sich noch ein Hecht wie ein bekloppter auf den Streamer. Wir können es kaum glauben, auch dieser Hecht geht verloren. Dieses Mal reißt das 30er Vorfach… Sven ist am Boden und kann es nicht glauben, innerhalb von 3 Würfen 3 Fische und 3 Fliegen verloren. Der Gumpen ist gerade mal 10m groß und eigentlich stehen in solchen Bereichen eher die Forellen. Wie es weiter gehen soll, ist uns sofort klar: wir satteln schnell um und gehen auf Hecht. Meine Klamotten sind zum Glück wieder trocken. 

Jeder kann noch seinen Hecht fangen, bevor uns der Hunger einholt. Wir kochen noch am Fluss, fischen danach noch ein paar Würfe und müssen dann auch zügig zurück, da es schon dämmert. Auf dem Rückweg finden wir eine Quadspur der wir durchs Unterholz fast bis zu unserem Zelt folgen können. Dort angekommen, fallen wir total erschöpft ins Bett und schlafen schnell ein.

Tag 2
Wir sind so kaputt vom Vortag und der Autofahrt, das wir erst um 11 Uhr loskommen. Die heutige Strecke ist 7km lang. Nach ca. 5km auf dem Wanderweg müssen wir diesen verlassen und haben eine 2km querfeldein Passage vor uns, die um oder durch einen Sumpf geht. Wir entschließen uns, etwas weitläufig um den Sumpf drumherum zu gehen und werden mit einer traumhaften Landschaft belohnt.
Bei einer kleinen Pause fällt uns auf, das die ganze Luft am summen ist. Ich dachte erst an Bienen, aber das konnte nicht sein, dafür waren wir viel zu weit im Norden. Bei genauerer Betrachtung entpuppte es sich als ein Schwärmen von Bibios. Mich erinnerte das total an die Maifliegenschlüpfe an unseren heimischen Bächen. Der Himmel war schwarz von Bibios.

Mit neuer Energie, die wir durch so viel Futter in der Luft bekamen, machten wir uns auf zum Fluss. Noch während des Packraft Aufbaus, sahen wir mehrere Fische am steigen. Nach langem hin und her entschieden wir uns erst einmal einen Camp Platz zu suchen und das Zelt aufzubauen. Nach kurzem suchen fanden wir am Ende einer sehr langen und großen Rausche einen perfekten Zeltplatz. Nachdem das Zelt aufgebaut war, hielt uns nichts mehr zurück.
Anscheinend fanden die Bibios meine Isomatte unwiderstehlich. 

Da das Schwärmen der Bibios immer noch im vollem Gange war, banden wir uns beide ein Bibio Imitat ans Vorfach und schritten zur Tat. Sven stieg im Auslauf der Rausche ins Wasser und wollte dort sein Glück versuchen. Ich entschied mich für den schnell fließenden Bereich, da ich am gestrigen Tag nur dort Glück hatte.
Kaum war ich an meiner Stelle, musste ich auch schon umdrehen und zum Camp zurücklaufen. Sven war mit einer sehr großen Äsche am Kämpfen. Nach mehreren Sprüngen und Fluchten konnte er sie sicher im Kescher landen. Stolz präsentierte er eine fette 48er Äsche. 
Der Fisch war eben zurückgesetzt und ich ging wieder die Rausche rauf, kam schon der nächste Ruf: „BIG FISCH!“. Diesmal konnte Sven eine 52er Äsche sicher landen und war stolz wie Oscar. Sven blieb an der Stelle und fing noch ein paar weitere 40-50er Äschen.
Mir war das Glück an der Rausche nicht hold, ich konnte “nur“ eine Äsche von Anfang 40 landen. Dafür biss auf die Bibio noch eine Mitte 30 Bachforelle. Wir entschieden uns dann auch recht zügig Abendbrot zu essen, um den Abendsprung ausgiebig zu fischen. Nach dem Essen fing Sven schnell mehrere Äschen bis 48cm. Bei mir war der Wurm drin und jede Äsche stieg im Drill aus oder ich zog ihr die Fliege aus dem Mund. Ich war einfach auf Forellen Anhieb getrimmt...
Nachdem wir den Bereich vor unserem Camp ausgiebig abgefischt hatten, entschied ich mich durch den Fluss auf eine Insel in der Mitte des Flusses zu waten. Hier drückte der Auslauf der Rausche direkt auf die Insel und erzeugte sehr interessante Strömungskanten. Beim Durchwaten ließ ich meine Trockenfliege einfach Fluss abwärtstreiben. Auf einmal gab es einen Einschlag und die Rute wurde richtig krumm. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich den Fisch sehen und war ganz erstaunt, dass da ein 36er Barsch an meiner Rute hing, der in der Strömung aber richtig Alarm gemacht hatte. Sven kam dann auch mit auf die Insel und gemeinsam befischten wir den Bereich um die Insel. Ich hatte noch mehrere Fehlbisse und Sven 3 weitere Äschen.
Als es schummrig wurde, knotete ich mir eine Goddard Caddis ans vorfach. Ziel war es, diese im Halbdunkeln schön an der Oberfläche furchen zu lassen. In einer Rückströmung strippte ich die Caddis wie einen Popper ein und wurde gleich mit einer heftigen Attacke belohnt. Leider stieg der Fisch im Drill aus. Beim nächsten Wurf kam an der gleichen Stelle wieder eine Attacke und dieses Mal konnte ich den Fisch landen. Es war ein 39er Barsch. Insgesamt konnte ich an der Stelle noch 4 Barsche zwischen 35 und 40 cm mit der Goddard Caddis erwischen. Sven hielt es nicht mehr aus und hatte ebenfalls schnell einen fetten Barsch in der Hand. Nach diesem schönen Abschluss des Tages ging es um 23:30 Uhr sehr glücklich und zufrieden ins Bett.
Tag 3
Der nächste Tag weckte uns mit Sonnenschein und Hitze im Zelt. Beim Frühstück war meine Laune noch nicht so gut, weil ich am Vortag so viele Äschen verloren hatte. Ich glaube Sven konnte sich das Drama nicht länger anschauen, fasste sich ein Herz und schickte mich ins Wasser, wo ich solange auf Äsche fischen sollte, bis er das Zelt abgebaut hatte. Leider blieb der Erfolg aus. Ich hatte zwar eine gute Äsche dran doch auch diese stieg im Drill wieder aus.
Wir sind dann mit dem Gepäck die Rausche hochgelaufen und hatten dort unsere Ruten aufgebaut. Wir erhofften uns große Forellen in den Pockets und Gumpen der Rausche. Beim runterfischen der Rausche konnte ich 5 kleine Forellen bis zu 15cm in der 500m langen Rausche erwischen. Bei Sven tat sich gar nichts. Er fischte mit einem 12cm Streamer und wollte die ganz großen Forellen, die wir sonst in solchen Abschnitten öfters hatten, rauslocken. Ich zeigte ihm ein richtig tiefes Pocketloch, in dem ich eine Forelle vermutete. Der Spot schrie förmlich nach Bigfisch. Sven wollte erst nicht,  aber nachdem ich zu ihm sagte:“ Gib mir dann mal deine Rute“ konnte er es doch nicht lassen, die Stelle selber zu befischen. Er ließ seinen Streamer tief rumschwingen und bekam auch sofort den Einschlag von einem Fisch. Schnell stellte sich Ernüchterung ein, als wir die gut 30cm lange Äsche am Ende seiner Schnur sahen. Unglaublich dass diese Äsche auf einen 12 cm Streamer gegangen ist. Sven hatte bis hierhin nicht eine einzige Forelle am Haken, wenn das mal kein schlechtes Omen war.
Nachdem die Rausche so schlecht lief, entschieden wir uns oberhalb der Rausche weiter zu fischen. Dort konnten wir auch sofort sehr viele Fische um die 50cm am Steigen sehen. Jeder suchte sich einen Spot aus und Sven konnte wieder ein paar schöne Äschen landen. Bei mir war einfach der Wurm drin, ich verlor wieder 3 große Fische im Drill.

Sven kam zu mir und wir entdecken links von mir eine Äsche, die kontinuierlich am Steigen war. Das Unglaubliche war, dass die Äschen in diesem Flussabschnitt im Flachwasser am Patrouillieren waren. Sie nahm offensichtlich überall Bibios auf. Nach kurzer Beobachtung präsentierte ich meine Bibio unter einem Baum, wo die Äsche oft hochkam. Nach kurzer Zeit erschien sie wieder und es kam der ersehnte Biss. Ein heißer Tanz entbrannte und der Fisch drohte mir mehrfach in einem Steinfeld die Schnur durchzuscheuern. Fast schweißgebadet und nach einer Ewigkeit hat Sven diesen tollen Fisch für mich gekeschert.

Ca. 50m weiter oben in einer Kurve sahen wir dann um die 50 Fische am Steigen und jeder konnten mehrere Äschen zwischen 40-50cm fangen. Es war echt unglaublich, wie viele kapitale Äschen der Fluss enthielt und wir sind beide überzeugt, das dort auch noch weit größere Äschen unterwegs waren.
Nachdem wir nun eine Weile gefischt hatten, mussten wir langsam mal weiter. Der Fluss sah sehr ruhig aus und da kein Wind wehte, sind wir dann mit dem Packraft flussaufwärts gepaddelt. Das ging erstaunlich gut und wir schafften ziemlich schnell unsere Tagesetappe.
Wir bauten unser Zelt auf einer Anhöhe auf, die aber geschützt durch Bäume war. Zum Abendbrot soll es Äsche geben und Sven konnte schon nach 5 min eine gute 48er Äsche direkt vor unserem Zelt fangen. Das Abendbrot war gesichert und so beschlossen wir, es mal wieder auf Hecht zu versuchen. Dazu wollten wir einen großen ruhigen Bereich abfischen, in den ein Bach mündete. Wir erhofften uns dort eine gute Hechtfischerei. Leider hatte der Bach Niedrigwasser, was uns dort erst richtig auffiel. Der Bereich war nicht sehr Tief und hatte sich durch die Sonne ziemlich erwärmt. Unsere Hoffnung, dort auf Hechte zu treffen, erstarb bei den Wassertemperaturen. Wir gingen wieder zum Hauptstrom zurück. Dieser war mit einem tiefen und mit Wasserpflanzen übersäten Kanal verbunden. Ich hatte dort eine Hechtattacke, ansonsten tat sich nichts. Sven hatte mittlerweile im Strom wieder Äschen gefunden und beackerte diese mit der 5er Rute. Ich sah dann auch vor mir diverse Fische am steigen und stieg auf Trockenfliege um. Nach zwei Würfen hatte ich einen großen Fisch am Haken und konnte meinen Augen kaum glauben, das war keine Äsche, sondern eine Renke. Das war meine erste Renke und gleich ein Prachtexemplar von 46cm!
Kurz nach mir konnte auch Sven seine erste Renke fangen, die sogar noch größer war als meine.
Nach diesen tollen Fischen wollte ich meine Hoffnung auf Hecht noch nicht begraben und knotete mir einen Popper ran, um die Krautfelder nochmal abzufischen. Schon nach kurzer Zeit hatte ich die erste Attacke. Insgesamt 5 Fehlbisse konnte ich auf den Popper verzeichnen, aber nichts blieb hängen. Es war wie verhext. Während dessen hatte Sven einen Barschschwarm gefunden und konnte neben weiteren großen Äschen und Maränen auch noch einige Ü30 Barsche auf seine Bibio Trockenfliege fangen.
Als es langsam dämmerte, gingen wir zum Zelt zurück und kochten uns Linseneintopf mit Äsche. Die Renke legten wir als Tatar fürs Frühstück ein.
Tag 4
Wir wurden in der Nacht durch heftigen Regen geweckt, der sich dann auch bis zum Morgen hielt. Nach einem kurzen Frühstück im Zelt mit Bannock und Renkentatar, dass leider nicht so lecker schmeckte wie sonst mit Forelle, warfen wir einen Blick auf die Wettervorhersage. Uns wurde klar, dass das schöne Wetter erst einmal für mindesten 5 Tage vorbei ist. Es sollte den ganzen Tag Starkregen geben und erst am nächsten Tag wieder etwas besser werden. Wir hatten eine 2 Tages Etappe von ca. 15 km in ein neues Flusssystem vor uns. Es sollte Querfeldein durch ein Sumpfgebiet und über einen kleinen Berg gehen. Mit der Aussicht, dass im Platzregen zu machen, entschieden wir uns doch lieber, den Tag hier am Fluss zu verbringen.
Wir hofften, dass der Regen die Hechte aufweckt oder ein paar Barsche überlistet werden konnten. Somit machten wir uns voller Tatendrang auf den Weg zu dem Flachwasserbereich vom Vortag.

Wir fischten den Kanal, der zu dem Hauptstrom führte. Dort fanden wir einen großen Schwarm Barsche und jeder konnte ein paar fangen. Wir befischten danach den Einlauf des Baches, welchen wir am Vortag ausgelassen hatten. Durch den Regen und das zusätzliche Wasser wurde dort viel Sauerstoff und kälteres Wasser eingetragen. Nach ein paar Würfen war auch meine Hechtrute richtig krumm, aber schon nach der ersten Flucht verlor ich den Fisch, ohne ihn gesehen zu haben. Er fühlte sich echt groß an… Irgendwie lief es immer noch nicht bei mir, meine Ausbeute lag locker bei 1 zu 8. Wir gingen dann zum Hauptstrom und Sven fing noch 3 kleine Grashechte auf eine schwimmende Lemmingimitation aus Rehhaar. Der Wind nahm immer weiter zu und machte das Fischen mit der 7er fast unmöglich. Ich wollte unseren Weg abkürzen und durch das flache Becken zurück waten und keine 800m drumherum gehen. Doch wie es immer so ist, war eine ca. 1,5m tiefe Rinne genau vor dem anderen Ufer. Also umdrehen und die 200m wieder zurück durch Wasser waten. Nach einer gefühlten Ewigkeit und total fertig kamen wir am Zelt an. Ich hatte aber noch nicht genug und wollte mein Glück vor unserem Zelt probieren. Sven war zu fertig und hat sich im Regen vor unser Zelt gesetzt und mir zugeschaut. Mit Nymphe ging nicht viel, aber als ich dann eine Redtag swingen ließ, hatte ich 4 Fische am Band, aber wie es in diesem Urlaub so war, verlor ich im Drill alle 4. Ich wollte schon aufgeben, doch dann endlich blieb eine Äsche hängen und ich konnte nach langem Drill diese pralle 50er Äsche im Kescher landen (siehe Foto unten).

Um 17 Uhr aßen wir Applecrumble und kuschelten uns in die Schlafsäcke zum Aufwärmen. Wie es meist so ist, wenn man sich nur „kurz“ in Schlafsack legt, schliefen wir ein und wachten um 21 Uhr wieder auf. Es gab Trekking Nahrung zum Abendbrot. Anschließend vielen wir wieder in einen langen Schlaf.

Tag 5
Nach Dauerregen in der Nacht gab es am Morgen ein sehr durchwachsenes Wetter. Wir brauchten 2h um das Zelt abzubauen und loszukommen. Als wir auf den Fluss schauten, konnten wir unseren Augen kaum trauen, Über Nacht war der Fluss um ca. 50 cm angestiegen. Ein großer Felsen vor unserem Zelt schaute nur noch knapp aus dem Wasser. Dieser lag am Vortag noch trocken. Es waren auch schon wieder überall Äschen am Steigen. Also bauten wir noch schnell die Tenkara Rute auf. Nach ein paar versuchen und ohne Fisch, gingen wir dann endlich um 10 Uhr los.

Wir kamen gut voran, aber verliefen uns etwas, so dass wir mitten an dem Sumpfgebiet rauskamen, welches wir eigentlich umgehen wollten. Dank der Regenfälle war dieses ca. 5km langes und 2km breite Sumpfgebiet wieder voll mit Wasser. Wir entschlossen uns trotzdem mitten durch zu gehen und nicht den Umweg von mindesten 2km zu machen.
Wir kommen auch erstaunlich gut voran. An einer Stelle erscheint es mir doch etwas zu Tief und Sven geht dieses Mal vor. Seine Wanderschuhe sind höher als meine und er war guter Dinge da durchzukommen. Er kommt auch durch und macht nur ein lautes „Ähh!“. Ich denke mir ok gut war wohl doch etwas tiefer als gedacht, aber er ist ja noch trocken. Leider war sein „Ähh!“ so gemeint, dass es zu tief war und er einen nassen Fuß hatte. Ich nichts ahnend ging auch an der Stelle durch und versank gleich mit beiden Füßen. Meine beiden Schuhe liefen voll und meine Laune war am Ende. Es lagen noch ca. 6km der Tagesetappe vor uns und für die nächsten Tage war nur Regen vorausgesagt. Jetzt mit zwei Schuhen, in denen das Wasser stand, zu laufen und diese in den nächsten Tagen nicht trocken zu bekommen, waren keine schönen Aussichten.

So kämpften wir uns mehr oder weniger schlecht gelaunt durch das Unterholz und bauten unser Zelt an dem Bach, dessen Mündung wir einen Tag zuvor befischt hatten, auf. 

Ich zog mir schnell meine trockenen Watklamotten an, um nicht weiter zu frieren und meine Schuhe irgendwie trocken zu bekommen. Leider ohne Erfolg, die Schuhe blieben nass. Wir wollten schnell fischen gehen, um unsere Laune zu bessern. Also wurden die 5er Ruten montiert und wir gingen zum Bach hinrunter. Leider war der Wasserstand hier locker über 1m höher als normal. Wir versuchten trotzdem etwas zu fangen aber konnten nicht einen Biss verzeichnen. Das war unser erster Schneider-Tag des Urlaubs. 
Mit unserer eher schlechten Laune ging es zurück zum Zelt. Ich wollte uns zur Aufmunterung Spaghetti mit Tomatensoße und ganz viel Speck kochen. 

Aufgrund des Hochwassers wollten wir unser Wasser zum Kochen filtern. Doch leider war unser Wasserfilter verstopft. Ich suchte überall nach der Spritze zum Ausblasen des Filters, aber ich konnte sie nicht finden. Sie lag wohl zuhause! Somit mussten wir unser Wasser abkochen und hofften das nicht allzu viele Fäkalien und ähnliches von den trockenen Sümpfen in den Fluss getrieben wurden. Ich ärgerte mich deswegen richtig, dass ist ein Fehler, der nicht passieren darf. Frisches Trinkwasser ist das A und O!!! Svens Laune hatte sich dadurch nicht gebessert und er isst das erste Mal seit unseren Reisen sein Essen nicht auf. Ich fange an mir Sorgen zu machen! 
 

Ich habe uns dann für den nächsten Tag noch 2l Wasser abgekocht und wir sind früh schlafen gegangen. Mit nassen Socken geht es in den Schlafsack, damit diese über Nacht trocknen. Mit den trockenen Socken wollte ich dann am nächsten Tag in die nassen Wanderschuhe, um diese etwas trockener zu bekommen. Mit nassen Füßen einzuschlafen ist echt nicht schön.

Tag 6
Wir werden mal wieder durch Regen geweckt, rein in die nassen Stiefel und weiter geht es. Wir erwischen zum Glück ein Zeitfenster von 1h wo es mal nicht regnet. Ziel ist jetzt ein großer See, den wir dann ca.5km mit dem Packraft entlang paddeln wollen. Der Weg geht erst durch eine beschwerliche Hügellandschaft und dann durch schwer begehbare Krüppelbirkenfelder und Sümpfe. Leider verlaufen wir uns etwas und gehen ca. 2km leicht in die falsche Richtung den Berg rauf. Svens Knie fängt an zu schmerzen und wir machen mehrere Pausen. Svens Laune hat einen neuen Tiefpunkt erreicht und er fängt an stinkig auf mich zu werden, da ich die Führung übernommen hatte und wir einen Umweg gelaufen sind. Wir sehen dann aber, dass hier das Gelände deutlich angenehmer war als auf unserem ursprünglichem Weg. Das war ein kleines Trostpflaster und konnte die Laune etwas heben.

Als es nur noch Berg ab gehen sollte, kann Sven mit seinem Knie kaum noch laufen. Somit nehme ich ihm erstmal 2Kg Gepäck ab. Nach ca. 2km kommen wir an ein kleines Sumpfgebiet, welches wir auch direkt durchqueren müssen. Ich erkunde den Weg und finde nach mehreren Anläufen einen Weg. Sven folgt mir, geht aber, warum auch immer, 30m weiter von mir entfernt durch die tiefste Stelle. Ich rufe noch Stopp, doch Sven reagiert nicht mehr und versinkt bis zum Knie im Sumpf. Jetzt hat auch er beide Füße nass und Wasser in den Schuhen. Wie die Laune jetzt ist brauche ich wohl nicht beschreiben, ich denke das kann sich jeder denken. 300m vor dem See sackt Sven zusammen und sagt dass er nicht mehr weitergehen kann. Ich lasse ihn dort sitzen, um meinen Rucksack zum See zu bringen. Danach geht es zurück zu Sven und mit seinem Rucksack auf meinen Schultern und ihm im Schlepptau zurück zum See. Am See bauen wir unsere Packrafts auf. Ich will hier noch auf Hecht fischen, aber da Sven so erschöpft war, mussten wir erstmal einen Zeltplatz finden, damit er sich hinlegen konnte. Also paddelten wir über den See zum Auslauf. Ich war jetzt auch erstmal schlecht gelaunt, da die Stelle nach großen Hechten förmlich gerochen hat. Sven´s Gesundheit hatte aber natürlich Vorrang und die Zeltplatzsuche sollte sich noch als schwer genug herausstellen. Es gab nur Sumpf, Sumpf und Krüppelbirken. Bei der Überfahrt mit Rückenwind konnten wir dann noch einen Elch sehen, der aber dank des Windes in seine Richtung, nach dem Bild reißaus nahm.

Am Auslauf des Sees fanden wir dann nach einiger Zeit eine Erhöhung, die wohl in der Vergangenheit schon als Lagerplatz diente. Dort war eine Feuerstelle und 3 Plätze für Zelte. Wir verankerten die Packrafts und bauten schnell unser Zelt auf.
Sven legte sich sofort hin und wollte schlafen. Ich wollte nochmal den Hechten nachstellen und montierte meine 7er Rute. Nach ein paar Würfen konnte ich auch einen Grashecht erwischen und jubelte kräftig.
Ich kenne ja meinen Sven und seinen Ehrgeiz. Nach kurzer Zeit hatte ich meinen zweiten Hecht und jubelte wieder. Keine 5min später hatte der Ehrgeiz Sven gepackt, nicht den zweiten Schneider Tag im Urlaub zu haben und er kam zum Auslauf gehumpelt. Auch er konnte nach kurzer Zeit einen Hecht landen. Dieser war so dünn, das wir schon an eine Absteiger Meerforelle dachten ...

Jeder hatte seine Fische gefangen und wir waren wieder glücklich. Es gab Trekking Nahrung zum Abendbrot und wir gingen früh ins Bett.

Tag 7
Wieder wurden wir mit Regen geweckt, aber da es ab jetzt ca. 90km nur noch mit dem Packraft flussabwärts gehen sollte, besserte sich unsere Laune. Dazu kam auch noch, dass der Wetterbericht ein Ende des Regens voraussagte. Zuerst sollte es von dem See aus in einer Tagesetappe, einen kleinen Nebenfluss bis zur Mündung in den Hauptstrom gehen. Laut Satellitenaufnahmen sah der Nebenfluss locker befahrbar aus, also wurde das Zelt abgebaut, trockene Watklamotten angezogen und die Packrafts fertig gemacht.

Nach 100m mussten wir schon wieder die Packrafts verlassen und das erste Mal treideln. Anscheinend war der Starkregen von den Vortagen hier nicht runtergekommen, denn dieser Fluss hatte eher Niedrigwasser.

Wir erreichten einen kleinen Gumpen und sahen dort mehrere Äschen am steigen. Also wurde kurzerhand die Tenkara aufgebaut und mit Nymphe gefischt. Jeder konnte 5 Äschen fangen und hat ebenso viele verloren. Svens größte hatte stolze 49cm. Zu unserem Erstaunen hatten mehrere Äschen ausgerissene Mäuler. Das machte uns nachdenklich, wir fanden unseren Zeltplatz sowieso merkwürdig. Es lagen Rentiergeweihe rum und alles sah so aus wie vor 4 Jahren, wo wir über viele Heli Camps gestolpert sind. Das würde auch die eher kleinen Hechte und die ausgeschlitzten Äschen erklären.
Weiter ging es durch ruhigere Abschnitte, in denen wir paddeln konnten und ab und zu mit der Tenkara fischten. Doch hatten wir immer wieder mehrere Bereiche, in denen wir nicht fahren konnten, da der Fluss zu wenig Wasser führte.
Also hieß es leider allzu oft Treideln. So kamen wir nur sehr langsam voran und waren weit weg von unserem Ziel. Als dann auch noch ein 1,5km langer Bereich, der auf den Satellitenbildern als befahrbar erschien, nur zu Treideln war, reichte es uns.
Kurz vor dem Ende der Rieselstrecke, an einer Engstelle, verkantete sich Svens Packraft an einem großen Stein und lief mit Wasser voll. Nur knapp konnten wir den Rucksack retten und das Packraft befreien. Ein Glück war alles Heil geblieben. 

Dieses Unglück und eine Strecke von ca. 7km, die höchstwahrscheinlich noch bis zur Flussmündung zu treideln ist, war für uns keine Option. 
Zum Glück hatten wir eine Alternativmöglichkeit. Wir mussten 5km über einen Hügel und waren dann direkt am Hauptfluss. Die Entscheidung fiel uns leicht und somit packten wir die Boote ein und liefen in noch immer nassen Schuhen los. Nach kurzer Zeit tat Svens Knie wieder weh und ich lud mir seine komplette Packraftausrüstung auf meinen Rucksack, das waren dann nochmal ca. 4kg. 

Unterwegs fanden wir eine alte Kiefer, die bestimmt schon ein paar hundert Jahre alt war. So dicke Bäume, so weit oben, sieht man nicht häufig.

Das Gelände war zum Glück sehr gut und wir kamen zügig voran. Nachdem wir noch über einen Rentierzaun klettern mussten, lag endlich der See vor uns da. Der See war Spiegelglatt und wir hatten einen schönen Sonnenuntergang. Zum Abendbrot gab es Kuskus mit Curry, viel Speck und selbst gedörrtes Gemüse. Gefischt haben wir hier leider nicht mehr, da der See vor uns, soweit wir sehen konnten nur knietief war und es auch keine Fischaktivitäten gab.

=> In Teil 2/2 dieses Lappland-Reiseberichts geht es weiter mit den spannenden nordischen Wildnis- und Angelabenteuern von Sven und Niklas!


Ein Bericht von Niklas Nebel für www.fliegenfischer-forum.de - Sommer 2022. Fotos/Copyright: Niklas Nebel, Sven Wolters. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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