Gerätebesprechung - Fliegenruten:
Gespließte: Lew Parks - 7'0" - #3/4 - 2-tlg.
Dass viele auf der Suche nach einer guten Einsteiger-Gespliessten sind, dass das Interesse an Gespliessten nach wie vor unvermindert ist, ja vielleicht sogar boomt, lässt sich leicht hier im Forum nachlesen oder am Gewässer im Gespräch mit anderen Fliegenfischern erleben.

Nur was kaufen? Auch mir ging es viele Jahre so, dass ich auf der Suche nach einer guten, günstigen Gespliessten war. Viel „Trial and error“, also viel Ausprobieren und auf die Nase fallen (und manchmal glücklicherweise auch nicht), war ein guter Lehrmeister. Gerade bei gebrauchten Gespliessten sind die Perlen, die noch dazu auch noch günstig sind, schwer zu finden und nur mit viel Know-how. 

Neue Ruten in der Preisklasse um 500 Euro sind leider in der Regel ihr Geld nicht wert. Oft werden minderwertige Chinaimporte für viel Geld angepriesen oder sind die Ruten nicht gut verarbeitet, verwenden billige Komponenten und Materialien, haben einfach kein „Leben“ und keine Wertigkeit.
Und wer will schon seine hart verdienten Euros für etwas ausgeben, das keine Wertbeständigkeit, keine Qualität und womöglich noch einen schlechten Namen hat? Die Enttäuschung und der Ärger sind spätestens dann vorprogrammiert, wenn man sich weiter mit Gespliessten beschäftigt. Die wirklich guten Ruten kommen nach wie vor ausschließlich aus Europa, Amerika und vielleicht noch Japan. Einer der Rutenbauer, die in den USA seit vielen Jahren ausgezeichnete Arbeit für vergleichsweise wenig Geld leisten, ist Lew Parks. 
Seit neuestem sind diese Ruten auch auf dem deutschen Markt direkt erhältlich. Damit ist er eine absolut interessante Möglichkeit gerade für Einsteiger, die sich mit der Materie Gespliesste befassen und anfreunden wollen. Lew Parks-Ruten haben aber auch ausnahmslos jeden eingefleischten Gespliesstenfan qualitativ und wurftechnisch überzeugt, dem ich die Rute gezeigt habe. Die Bandbreite an Längen und Gewichtsklassen, die von Lew Parks gebaut werden, machen seine Ruten des Weiteren für jeden interessant, der mit Gespliessten fischt und verschiedene Bereiche des Fliegenfischens abdecken will.
Aber nun zu den Fakten:
Im Test war eine neue hohlgebaute 7ft-Rute mit Lew Parks` abgeänderten 7012-Dickerson-Taper (dazu später mehr), zweiteilig, mit 2 Spitzen für eine 3er oder 4er Schnur. Das Gewicht der kompletten Rute beträgt federleichte 90gr.
Bauweise:
Lew Parks baut ausschließlich hohlgebaute Ruten, d.h. das Handteil (bei zweiteiligen Ruten) bzw. Handteil und Mittelteil (bei dreiteiligen Ruten) ist im Kern hohl. Die Spitzen sind aus Vollmaterial. Die Hohlbauweise bringt Gewichtsersparnis und eine wunderbare Lebendigkeit in die Aktion. Hohlbauen ist recht aufwändig und nicht ganz einfach, weshalb es nicht allzu viele Rutenbauer gibt, die diese Bauart bevorzugen.
Bambus:
Verwendet wird bester chinesischer Tonkin. Die gleichmässige Flämmung ergibt einen wunderschönen karamellfarbenen Farbton der Rute, bei dem sich die Knoten in einem warmen Goldton abheben. 
Die Kraftfasern laufen schön gerade (ein Zeichen für Handspleissung = kein Sägen der Spleisse) und die Knoten sind sehr ordentlich gearbeitet.
Hardware:
Passend zum wunderbar warmen Ton des Bambus dreht und lackiert Lew Parks den edel gemaserten Holzrollenhalter aus eigenen Hölzern. Die Farbe passt sehr gut zu der des Bambus. Die Endkappe (punziert mit Lew Parks-Namen) und Schubringe, sowie der Winding Check und die sehr gut laufenden Hülsen bezieht Lew Parks von Tony Larson (Rush River rods). Die komplette „Hardware“ ist gut brüniert und von ausgezeichneter Qualität. Die verwendeten Ringe sind von Snake-Brand, die besten derzeit für Geld erhältlichen Ringe (diese werden interessanterweise auf alten deutschen Maschinen in Amerika gefertigt).
Aufbau:
Die Wicklungen können in verschiedenen, ästhetisch passenden Farben vom Kunden bestimmt werden.
Gängige Farben sind dunkelbraun (wie bei der getesteten Rute) und weinrot. Die Wicklungen selbst sind schwarz abgesetzt. Zierwicklungen am Handteil sind in Wicklungsfarbe und schwarz gehalten. Insgesamt lässt sich auch am Aufbau ersehen, dass hier jemand am Werk ist, der sein Handwerk versteht, hohe eigene Qualitätsansprüche hat und auch viel Gespür für den Bambus und die dazu passende Ästhetik beweist. Leider keine Selbstverständlichkeit, wie man an vielen Ruten sieht, die auf dem Markt kursieren. Die sehr gute Qualität des Korkgriffs ist daher auch schon keine Überraschung mehr. Der Lack ist von hervorragender Qualität und Gleichmässigkeit, nicht zu
dick und nicht zu dünn, kaum Fehler (die man schon pedantisch mit der Lupe suchen muss). Ich habe schon einige Ruten gesehen, die das Doppelte kosten, aber nicht so gut aufgebaut und lackiert waren... 
Konfiguration:
Lew Parks baut ausschließlich, wie in den USA üblich, Ruten mit zwei Spitzen. Eine Sicherheit, die, obwohl vielleicht nicht notwendig, doch beruhigende Wirkung auf Fliegenfischer hat, die dem Material anfangs nicht soviel zutrauen. Wählbar sind je nach Kundenwunsch sowohl zwei- als auch dreiteilige Ruten, wobei dreiteilige Ruten, aufgrund der zusätzlichen Hülse und Hardware, etwas teurer sind. Die Länge der Parks-Ruten bewegt sich zwischen 6,6ft und 8,5ft. In diesem Bereich kann Lew Parks so ziemlich jede Zwischenlänge in 1/4ft-Schritten fertigen.
Schnurklassen liegen zwischen 2-7 je nach Länge und Aktion.
Taper:
Mit die wichtigste Überlegung beim Kauf einer Gespliessten ist mit Sicherheit das Taper, also die Aktion der Rute. Hier gibt es wirklich viele hundert Varianten und es ist nicht immer ganz einfach das Richtige für den persönlichen Geschmack zu finden.
Die Ruten von Lew Parks basieren auf den in den USA sehr geschätzten Dickerson- Tapers (ein berühmter Rutenbauer aus den USA namens Dickerson entwickelte diese Aktionen). Diese sind i.d.R. schneller als andere amerikanische Ruten und kommen so dem europäischen Geschmack entgegen. Hinzuzufügen ist, dass die vorliegende Parks-Rute zwar schnell und lebendig ist, aber auch sehr sensibel. Im Durchschnitt sind die Parks-Ruten auf jeden Fall wesentlich sensibler (aber auch etwas weniger schnell) als andere 
Dickerson-Tapers von anderen Herstellern die ich kenne. Generell kann man sagen, dass die Parks-Ruten wirklich unkomplizierte und leicht zu werfende Aktionen besitzen, die selbst bei Wind nicht schlapp machen und eine Kraft haben, die man ihnen im ersten Moment nicht zutraut. Jeder, der die Parks einmal gesehen und ausprobiert hat, war spontan von der Leichtigkeit, Spritzigkeit, Lebendigkeit und auch der Sensibilität begeistert (vor allem bei diesem für eine Gespliesste mit 2 Spitzen wirklich sehr günstigen Preis).
Der Drill an einer Gespliessten überhaupt und an den Lew Parks-Ruten im Speziellen ist wunderbar. Jeder noch so kleine Schlag des Fisches telegrafiert sich unmittelbar zum Fischer. Ein Heidenspass!
Fazit:
Die Testrute ist eine optisch sehr ansprechende, hochwertige Gespliesste in Hohlbauweise. Geliefert werden Parks-Ruten grundsätzlich mit zwei Spitzen was zu ihrer Wertigkeit und dem hohen Gebrauchswert beiträgt. 
Das wirklich leichte Gewicht von nur 90gr, die Prima-Handlichkeit und die lebendige und spritzige Aktion machen die Parks zu einer Spassrute ersten Ranges. Ideal für kleinere bis mittelgrosse Gewässer, wirft alles von Trockenfliegen über Nymphen bis hin zum Kleinstreamer.
Aber nicht nur das Taper überzeugt, die ganze Optik und Haptik ist sehr hochwertig, von ausgezeichneter Qualität und braucht sich so auch vor wesentlich teureren Ruten nicht zu verstecken. 
Die vorliegende 7ft #4 wirft sowohl WF und DT3 Schnüre als auch WF4 Schnüre hervorragend und auch bei Wind mit der nötigen Power. Diese Power ist wirklich versteckt, denn wenn man die Rute das erste Mal schwingt, hält man sie eigentlich für zu sensibel. Dass dies nicht der Fall ist, merkt man dann beim Einsatz am Wasser. 
Im Drill überzeugt die Parks mit ihrer wunderbaren Sensibilität aber auch Autorität. Viele Drills auch mit grossen Fischen hat sie während des Tests mit Bravour gemeistert, ohne dass sich die Rute verzogen (also ein Set angenommen...) hätte.
Lew Parks ist mit über 300 bis dato gebauten Ruten ein wirklich erfahrener Gespliesstenbauer. An Dingen wie dem hochwertigen Aufbau, aber auch der richtigen Härtung des Bambus (die Voraussetzung für eine gerade und bei Belastung nicht zu Sets neigenden Rute ist), lässt sich seine Klasse in dieser Preisklasse erkennen. Wir haben das grosse Glück in Deutschland mit Baginski, Henseler, Hildebrandt, Schlecht und Stroh einige hervorragende und im internationalen Vergleich ganz oben anzusiedelnde  Gespliesstenbauer zu haben. Im direkten Vergleich ist zu sagen,
dass deren Ruten natürlich vom Renommé und auch der Qualität verdientermassen einen höheren Stellenwert einnehmen als die Ruten von Lew Parks.
Für den wirklich sehr interessanten Preis ab 795 Euro incl. zwei Spitzen, Futteral und Alu-Rohr bekommt man zum Preis einer hochwertigen, industriell gefertigten Kohlefaser aber eine ganz ausgezeichnete, in den USA handgefertigte Rute, deren Wertigkeit und Wertbeständigkeit, deren Spassfaktor, deren Aktion und deren Optik sie in diesem Preisbereich alleine dastehen lassen. Nicht nur Gespliessten-Anfänger und Interessierte sondern auch erfahrene Gespliesstenfischer werden die Lew Parks-Ruten überzeugen, nicht zuletzt deshalb, da eine breite Palette an Längen und Schnurklassen zu einem günstigen Preis zu bekommen sind. Gespliesste sind Emotionen. So auch diese Rute.
Bezug und weitere Informationen zu Parks-Ruten und Modellen:

Die Ruten gibt es auf Vorbestellung, gegenwärtige Lieferzeit ca. 3-6 Monate.

(Infos bei Lew Parks / USA)


Testbericht und Fotos ©: Werner Hofmann für www.fliegenfischer-forum.de
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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