Saisonstart am Mandal: Leicht zu früh und trotzdem toll! Fliegenfischen auf Lachs am Mandalselva Von Andreas Schmitt (casting-clinic.de), Fotos: Andreas Schmitt, Dieter Bocksch |
Nach
den eindrucksvollen Fangergebnissen im Vorjahr war die Hoffnung auf ein
erneutes Lachsfeuerwerk zum Saisonauftakt am Mandal durchaus groß.
Daher rührte sicher auch die nicht unerhebliche Zahl von Angeltouristen,
die bereits in den ersten Juni-Tagen nach Mandal-Silber schürften.
Auch wir (Dieter und Andreas) waren der Auffassung, ein früher Abstecher
könne nicht schaden – schließlich hatte es auch bei uns im letzten
Juni ordentlich gerummst (siehe
hier).
Der lange Winter in diesem Jahr machte jedoch einen stattlichen Strich durch diese Rechnung: Der Mandal war – gespeist von der späten Schneeschmelze – noch ungewöhnlich kalt, was auf die Lachse offenbar nicht sonderlich einladend wirkte. Oben: Perfekte
Bedingungen – nur leider keine Fische da
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Herrliche
Fischerei in Zone 3 – doch wo bleiben die Lachse?
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Augenscheinlich
waren die Wasserbedingungen sehr gut – ein ordentlicher Abfluss, der doch
eigentlich ein paar Fische ins Systemlocken sollte. Andererseits lag der
Pegel mit zumeist 80 – 100 m³ genau in dem Bereich, in dem der Haugefossen
nur schwer überwunden wird – zu viel Wasser für einen Frontalangriff
und zu wenig für den Weg über die Flanke.
So war die gähnende Leere der Pools in Zone 3 kaum zu verleugnen. Keine Springer, keine Roller, keine Anfasser und keinerlei Fänge. Die meisten anwesenden Fischer setzten auf schwere Sinker, um vielleicht doch einen am Grund liegenden Ausnahmefisch aufzuspüren. Doch so sehr
man sich auch bemühte – die Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“ ergab
keine Treffer.
Keine Springer, keine Buckler – gähnende Leere in den Pools |
Insgesamt
produzierte der Fluss an unseren 10 Fischtagen lediglich 20 Fliegenlachse
– mit zwei Ausnahmen allesamt in Zone 2. Die meisten Fänge wurden
im Bereich der größeren Wanderhindernisse getätigt, vor
allem in der Nähe des Hauge- und Grimefossen. Die wenigen Frühstarter
lagen also an den Wasserfällen und warteten auf bessere Bedingungen
– wenn es irgendwo knallen sollte, dann dort.
Es war schwierig, so kurzfristig an passende Karten zu kommen – die guten Strecken sind oft lange vorab verbucht. Dennoch: Zwei Tage in Holmesland gegen Ende unserer Zeit waren noch frei und erhielten den sofortigen Zuschlag. Rechts;
Nicht nur wir genießen den Sonnenschein
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Mit
200%iger Ausdauer fischten wir durch diese beiden ungemütlichen Regentage.
Tatsächlich zeigten vereinzelte Springer an, dass ein paar Fische
vor Ort waren, und machten Nässe und Kälte unbedeutend. Doch
die begrenzte Zeit arbeitete gegen uns und zog ebenso schnell dahin wie
das strömende Wasser im Fluss. Der ersehnte Biss blieb aus. Schon
näherte sich das Ende unserer Fischerei in Holmesland und ließ
die letzte Chance unerbittlich zusammenschrumpfen…
Immer
wieder ertönte die leise Stimme in mir: „Mach’ weiter! Finde den einen
Fisch, der die Fliege nimmt! Lass’ es passieren!“ Wer pausiert, verliert
– also nur nicht aufhören. Und ich war sicher: Wenn es einen gab,
der wollte, so würde ich ihn mit meiner leuchtenden Sunray sicher
aufspüren. Wurf um Wurf schoss die Leine auf die andere Seite hinüber,
zog die Fliege in der Tiefe ihre Bahn. Doch alles, was bei mir einschlug,
waren seit Stunden die schweren Regentropfen…
Links: Malerischer Blick auf den Auslauf von Zone 3 Unten: Fischereiliche Ausdauer gehört belohnt... |
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Diese Gerätekombi
macht einfach nur Spaß
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Dieter
fischt am Wasserfall
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Rechts:
Unser einheimischer Freund Asgeir demonstriert seine Vorliebe für
klassische Muster: Blue Charm ...
Unten; Der Mandalselva in voller Pracht – ein wunderbarer Fliegenfluss ... |
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Links:
Hast Du vielleicht ’nen Lachs gesehen?
Unten: Bratwürstchen statt Lachsfilet… |
Der Biss kam so unverhofft und heftig, wie es nur sein kann. Der Fisch griff mit voller Wucht an und schüttelte die Fliege mit harten Kopfschlägen wie ein wild gewordener Hund. Die Schnurschlaufe wurde mir glatt aus der Hand gerissen und es folgte gleich eine starke Flucht stromab! „Dem Lachsgott sei Dank“, jubelte ich innerlich – endlich war er da, der große Augenblick. Der Fisch war kaum zu beruhigen und schlug immer wieder hart in die Schnur. Eine lange Flucht zum anderen Ufer und ein grober, klatschender Sprung auf die Seite – offenbar behagte ihm die Sache gar nicht. Nach einiger Zeit kam er doch in Ufernähe, wo eine kleine Bucht in der Kiesbank wartete. Noch ein paar kurze Fluchten, ein kräftiges Bocken und Wasserschlagen, dann kam er richtig und landete auf dem Strand. |
Endlich:
Harter Kontakt in Holmesland!
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Noch eine
letzte Flucht – gleich ist es geschafft…
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That’s
what we long for!!!
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„Jaaaaaaaaaaaa!!!“
– Dieter und ich fielen uns jubelnd in die Arme. Geschafft! – nach den
vielen widrigen Tagen ohne jeden Kontakt hatte der Mandal uns diese herrliche
Lachslady geschenkt! 80 cm Silber und in „nice shape“. Was für ein
hart erkämpfter Fang unter diesen widrigen Bedingungen. Was für
eine Erleichterung! Was eine Belohnung! Der Fisch leuchtete wie ein Edelstein.
Adrenalin, Euphorie und Lachsfischer- Wahnsinn! An diesem Abend flossen
reiche Mengen Whisky in unsere feierwütigen Hälse. Die erfolgreiche
Schatzsuche verdiente ein angemessenes Fest…
80 cm Silber in „very nice shape“! |
Ausklingen
lassen bei Geschichten über tolle Fänge
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Nach
diesen Ereignissen konnte ich glücklich und zufrieden meine Ruten
packen und die Heimreise antreten. Und rückblickend kann ich sagen,
es war eine weitere tolle Tour. Wir waren zwar wohl ein bisschen früh
dran, aber es war wie immer super schön! Mandalselva, ich danke Dir
– auf ein baldiges Widersehen! Wir kommen wieder, wenn’s ein paar mehr
Fische gibt… Mach’s gut und bis bald :-)
Auf unsere Rückkehr – Prost! |
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& Links:
Mandal ist eine Stadt und Kommune in der Provinz (Fylke) Vest-Agder in Norwegen, Mandal ist die südlichste Stadt Norwegens. Sie liegt 45 km westlich von Kristiansand. Der hier fließende Mandalselva ist der zweitgrößte Fluß Südnorwegens, sein Ursprung ist der Abfluss des Sees Öre, er fließt in südliche Richtung und mündet bei Mandal in die Nordsee. Die Gesamtlänge des Flusses nebst Quellflüssen beträgt 115 Kilometer, das Einzugsgebiet umfasst 1880 km² und die mittlere Abflussmege beträgt 85 m³/s. Im Einzugsgebiet befinden sich sechs größere Wasserkraftwerke mit entsprechenen Stauseen. Der Mandalselva hat eine lachsführende Strecke auf rund 48 Kilometern, welche als Angelstrecke in 4 Zonen aufgeteilt wurde. Wie so viele Flüsse hatte auch der Mandalselva in der Vergangenheit eine Geschichte als einer der besten Lachsflüsse Norwegens. Überfischung, Kraftwerksbauten und Versäuerung brachten den Niedergang der Lachsfischerei, jedoch geht es seit 1997 u.a. nach umfangreichen Kalkungsmaßnahmen wieder kontinuierlich aufwärts mit den Beständen, die Fangergebnisse betragen inzwischen wieder jährlich um 12000 Tonnen. Nützliche
Links:
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Ein Reisebericht von Andreas Schmitt für www.fliegenfischer-forum.de - Juli 2013. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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