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Neuseeland - Eine Rundreise am anderen Ende der Welt 
Ein Bericht von Kevin Prüsener | Fotos Kevin Prüsener und Ralf Stein 

Nun war es soweit. Nach einer über einjährigen Planung, unzähligen Stunden im Internet und einigen schlaflosen Nächten, sollte es endlich Anfang Februar 2009 zum Ziel der Träume gehen: Neuseeland.
Land der Flüsse, Seen, bizarrsten Landschaften der Welt und Möglichkeiten, von denen wohl jeder Fliegenfischer träumt.
Doch wie so oft im Leben war erst einmal der Weg das Ziel; und dieser Weg sollte lang werden.

Im Nachtflug von Düsseldorf nach Dubai, anschließend nach Bangkok und weiter nach Sydney, wo wir beim Landeanflug einen grandiosen Blick auf die Harbour Bridge und die weltberühmte Oper hatten, um endlich nach ca. 30 Stunden Anreise in Christchurch auf Neuseelands Südinsel zu landen.

Oben: Irgendwo über Australien | Unten links: angekommen | Unten rechts: NZ Rocks...

Da waren wir; ziemlich übermüdet und doch voller Vorfreude auf die Dinge die uns erwarteten. Vorab hatten wir uns einen Leihwagen gemietet - lieber mal einen 4WD - denn man weiß ja nie, was noch so kommt. Zum Depot des Mietwagenverleihers brachte uns ein kostenloser Shuttelservice, welcher uns am Flughafenausgang in Empfang nahm und alles klappte reibungslos. Anschließend haben wir unser Zimmer in einem etwas außerhalb von Christchurch gelegenen Hostel bezogen. Den Tag ließen wir bei einem hervorragendem Glas Weißwein und einem tollen Abend mit Menschen aus allen Ecken der Erde ausklingen.

Am nächsten Tag war auch wieder mehr Leben in den müden Knochen und so machten wir uns frisch erholt auf, um uns die Fischereilizenzen zu besorgen. Unweit vom Hostel entfernt fanden wir einen wirklich gut sortierten Fishingshop. Für kleines Geld kann man in Neuseeland wohl an mehr Gewässern fischen als Köln Einwohner hat :-) , so dass die Auswahl schwer fällt, welches der unzähligen Traumgewässer man angehen soll.

Fishingshop in Christchurch =>

Also fuhren wir erst einmal los, ungewohnt an Linksverkehr und Automatik, ging es dann doch irgendwie weiter. Unterwegs kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, Landschaften wie sie kein Maler besser hinbekommen könnte und nach einer guten Stunde Fahrt  kamen wir am ausgewählten Fluss an:


Wir machten unsere 6 er Ruten fertig, knüpften lange Vorfächer an (12ft. verjüngt, Ringerl und noch einen guten Meter 16 er monofile Spitze) und wählten unsere Fliegen aus.

Wie im Bilderbuch | Unten: Die Sonne geht, die Fische kommen!

Ralf wollte es trocken probieren, ich hatte der Nymphe den Vorzug gegeben.
Die Auswahl der Fliegen stellt in Neuseeland keine größeren Probleme dar, übliche Muster aus dem mitteleuropäischen Raum erfüllen auch hier ihren Zweck.
Der Fluss war traumschön, die Sonne stand hoch am Himmel und das Quecksilber machte es sich irgendwo bei 26 Grad bequem. Perfekt!
Scheinbar...
Nach 2 erfolglosen Stunden kamen wir zu dem Schluss, dass es auch in Neuseeland die Fische nicht besonders mögen, wenn ihnen die Sonne auf die Flossen brennt. Also beschlossen wir, nach einer guten Pause zu einem kleineren Nebenfluss zu fahren.
Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und wir erhofften uns bessere Chancen auf fressende Fische. Nach einer Weile am Fluss kamen wir zu einem riesigen Gumpen und am Einlauf entdeckten wir tatsächlich aktive Forellen, alle in guter Größe.
Ralf probierte erst Trocken sein Glück, jedoch leider ohne Erfolg.
Anschließend probierte ich die Nymphe, mein Herz ging im Stakkato und die erste NZ Forelle war zum Greifen nah. Beim 3. Wurf war es dann soweit, das Vorfach schoss durch den Pool und dann hieß es zum ersten Mal:
"Fish on! Hello Mr. Brown."

Nach intensivem Drill, konnte ich meine erste NZ Bachforelle in der Hand halten, wunderschön und knapp 60 cm lang. Ein Traumtag.


Eine weitere Nacht in Christchurch und unsere Rundreise sollte starten.
Den Wagen randvoll getankt und im Uhrzeigersinn um die Insel - so ist der Plan.


Seit Urzeiten unberührte Landschaft

Wir fuhren ins Landesinnere, vorbei an Lake Tekapo, welcher in unglaublich türkis/blauem Wasser daherkam, weiter nach Queenstown, um dort für 2 Tage zu bleiben und zu fischen.

Lake Tekapo

Als gute Möglichkeit der Präsentation stellte sich eine Montage mit 2 Fliegen heraus.
Eine große buschige Trockenfliege (z.b. Royal Wulff) wird am 9 oder 12 ft. langen Vorfach mit 16er bis 20er Spitze montiert und in den Hakenbogen der Fliege wird ein ca. 30 - 100cm langes Stück Monofil oder auch Fluorcarbon geknotet um daran eine kleine (Größe 16 und kleiner) unbeschwerte Nymphe anzubringen.
Die umliegenden Flüsse hatten extrem wenig Wasser und die Fischerei war sehr schwierig, doch die Bilderbuchlandschaft entschädigte uns für eine durchwachsene Fischerei.

Was liegt wohl hinter der nächsten Kurve?

Traumschön

Einen Unterschied zum Europäischen Sommer hat es noch auf der Insel: Zikaden.
Diese urtümlichen Insekten erreichen auch schon einmal gerne eine Körperlänge von 5 cm+ und die Fische sind ganz wild auf sie.
Die dicken Protein-Happen lassen sich sehr gut mit Rehhaarmustern imitieren und können ruhig auf 6er oder 8 er Haken gebunden werden um sie dann schlitternd anzubieten.
Unter anderem fischten wir auch erfolgreich an einem kleinen See auf umherziehende Bachforellen und an verschiedenen Flüssen mit wechselndem Erfolg.

Anschließend sollte es 'gen Süden gehen. Auf dem Weg kamen wir an Stu´s Flyshop vorbei (Bionic Foam Flies) und ich habe selten einen „Angelladen“ mit mehr Charme gesehen. Stu ist ein sehr freundlicher Typ und man sollte ihn auf jeden Fall bei einem Aufenthalt auf der Insel besuchen.
 
 
 
 

Oben: Fischen in wunderschöner Abendstimmung
Rechts: Beautiful Brown
Unten: Stu´s Laden


Wir wollten am Fluss übernachten und fanden schliesslich eine wirklich schöne Stelle, um unsere Zelte aufzuschlagen. Wir fischten bis in die Nacht hinein und genossen den Abend im schönsten Vollmondlicht, welcher der Szenerie irgendwie etwas Magisches gab.

Abends am Fluss Nachtlager

Am nächsten Tag sollte uns der Weg weiter Richtung Westcoast führen, vorbei am Haastpass, zu den Gletschern, welche den Regenwald küssten.
Doch dort erwarteten uns auch die Sandflies. Diese kleine schwarze Pest machte uns das Leben schwer. Es war unmöglich sich gegen sie zu verteidigen, außer mit einer Chemiekeule mit hohem Wirkstoffgehalt an DEET.
Nach 100 Bissen habe ich aufgehört zu zählen... 



Die Landschaften, die wir unterwegs sahen, waren so traumhaft schön, dass es schon fast kitschig war und wir sahen Flüsse, die wir uns besser hätten nicht ausmalen können. Die Fischerei war äußerst schwierig, aber sehr intensiv und dramatisch schön.

Auf dem Weg zu den Fischen

Langsam arbeiteten wir uns in den Norden vor, um auch noch die Sonne in der Golden Bay zu geniessen.

Postkarten-Idylle

Strände wie gemalt und wir konnten es uns nicht nehmen lassen, auch im Meer zu fischen.

Am Strand

Die Auswahl des Gerätes gestaltete sich nicht allzu schwierig, 8er Ruten mit entsprechenden Schwimmschnüren und gut 9 ft. langen Vorfächern sollten reichen. Mehrere Arten gingen hier an die Fliege und mit Wooleys oder Flashfliegen ließ sich meistens etwas machen.

Delfinfamilie

Südseefeeling

Was sicherlich einzigartig ist, ist die hohe Dichte an Aalen in den Flüssen. Als wir einen kleineren Fluss befischten und auf eine Zigarette im Fluss stehen blieben, kamen plötzlich mehrere Aale aus einem tieferen Gumpen. Sie wollten wohl mal schauen, wer sich da in ihrem Revier so aufhält. Die Fische kannten keine Scheu und kamen bis an unsere Watschuhe heran und zeigten sich sehr neugierig. Unglaublich!
Ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen und habe einen der Aale mal mit einem schwarzen Streamer angeworfen. Er nahm direkt und ein höllischer Drill ging los, war jedoch nur von kurzer Dauer, da der Aal mir zeigte, dass eine 20er Spitze ihn nicht wirklich beeindruckte. Knapp 1 m Aal sind halt nicht zu unterschätzen...

Sehr wenig Wasser

Toller Fluss

Wetterwechsel

Franz-Joseph Gletscher

Imposante Flora

Welcome to the Jungle

Hmmm... Zikade

Jaaaaa ....

Golden Bay

Neugieriger Aal

Die Möglichkeiten in Neuseeland sind schier endlos und es braucht wohl mehr als ein Leben um sie alle zu nutzen. Doch es gibt auch eine Schattenseite im Paradies. 
Eine schlimme Pest hat es in Neuseeland, der Feind heißt: Didymo.
Diese eingeschleppte Alge verbreitet sich schnell auf der Südinsel und in einigen der großen Flüsse konnten wir sie sehen. Ein schleimiger Überzug macht alles bodenorientierte Leben zunichte und nimmt nicht nur den Fischen die Nahrungsgrundlage.
Deshalb hier die Bitte: Check, Clean, Dry (also die Fischerausrüstung nach Algenresten untersuchen, säubern und mindestens 48 Std. trocknen oder mit Seifenwasser waschen). Bei Ankunft auf Neuseeland gibt es auch ausführliches Infomaterial und in den lokalen Fishingshops ist ein passendes Desinfektionsspray zu erhalten. Es wäre zu schade um die Insel...

Seebär beim Schlafen

Der Trip führte uns weiter gen Osten an der Küste entlang, Richtung Kaikoura, um noch Wale zu sehen. Bei einer knapp 3-stündigen Bootsfahrt hatten wir Glück und konnten eines dieser wunderschönen und höchst schützenswerten Lebewesen aus nächster Nähe sehen.

Erstmal Luftholen...

Auf Wiedersehen !

Die Tage vergingen viel zu schnell und zum Abschluss gönnten wir uns noch einen Tag auf hoher See beim Rotbarschfischen.
Die Meere vor NZ sind voll mit Fisch und so erlebten wir eine Fischerei, welche kaum zu beschreiben war. Imposante Albatrosse, Seemöven und Rotbarsche bis 4 Pfund, dazu Blue Cod (Foto rechts) und sogar kleine Haie. Wahnsinn.
Nach einiger Zeit kam sogar ein großer Hai zum Boot und wollte mal nach dem rechten sehen.
Gut 3,5 Meter Makohai sind doch recht eindrucksvoll...
Wieder in Christchurch angekommen, ließen wir den letzten Abend auf uns wirken und waren schon ein wenig schwer im Herzen, dass es wieder nach Hause gehen sollte.
Wir hatten nur einen knappen Monat Zeit und es ist eigentlich viel zu kurz, um die Möglichkeiten der Insel auch nur ansatzweise zu nutzen. Es war eine großartige Zeit; an dieser Stelle auch noch mal Danke an Ralf für alles. Wir haben Tage erlebt, die ich in meinem Leben nie mehr vergessen werde und es war einfach unbeschreiblich schön.
Alles war auf Weltklasseniveau, die Landschaften, die Freundlichkeit der Menschen und zu guter Letzt die Schwierigkeit, die Forellen zu überlisten!
Was sicherlich auch einen großen Reiz an der Fischerei in Neuseeland ausmacht, ist die Chance auf Fische in Trophy-Größe.
Uns war es nicht vergönnt eines dieser Monster zu fangen, jedoch haben wir sie gesehen. Auf der Insel gilt eindeutig eher Klasse wie Masse - doch gerade das ist eine ganz besondere Herausforderung. Ich werde bestimmt noch einmal hinfliegen. Es gibt noch viel zu entdecken und soviel zu tun. Vielleicht im nächsten Winter wieder; raus aus dem Schnee, hinein ins Fliegenfischerparadies am anderen Ende der Welt...

Infobox: Anreise: z.b. mit Emirates Air, kürzeste Verbindung über Singapore/Singapore Air, Kosten z.zt.:1300-1500 Euro. Dauer der Anreise zwischen 24 und 30 Stunden. Leihwagen je nach Ausführung ca. 1000 Euro für 3 Wochen. Benzin ist deutlich günstiger als in Europa. Lebensmittel liegen preislich ungefähr 25 % unter unserem Kostenaufwand. Übernachtung im Hostel um die 15 Euro pro Nacht.
Ausrüstung: Fliegenruten in Klasse #5 - #8 in 8 bis 10 ft., verjüngte Vorfächer, Ringerl und monofile sowie Fluorcarbon Spitzen ergänzen die Ausrüstung, Fliegenauswahl ähnlich den heimischen Wassern zusätzlich Zikadenmuster.
Nicht zu vergessen: Langärmlige Kleidung, denn die Kraft der Sonne ist sehr hoch. Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor. In größeren Städten ist fast alles zu bekommen, doch ist es sicherlich ratsam, die Ausrüstung schon bei Ankunft in Christchurch zu ergänzen.

Ein Bericht von Kevin Prüsener für www.fliegenfischer-forum.de
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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