Pilotprojekt des Ilmtal Fliegenfischer e.V. Bad Berka: Bachforellenbesatz in der Ilm mit WV Boxen Eine Dokumentation und Fotos von Dieter Reißmann |
Am
30.01.2010 starteten wir das Pilotprojekt, unser Pachtgewässer, die
Ilm bei Bad Berka, mit Bachforellen-Eiern zu besetzen. Zielstellung ist
es, in dem Gewässer einen natürlichen Bestand an heimischen Bachforellen
aufzubauen, die sich auch selbst und natürlich in dem Gewässer
fortpflanzen.
Solange unser Verein besteht, ist dies eine Aufgabe, die wir mit viel Engagement aller Mitglieder und unter nicht unerheblichen finanziellen und technischen Aufwand verfolgen. Bisher haben wir dazu in unserem Aufzuchtgewässer Schwarza alljährlich Bachforellenbrut vorgestreckt und diese dann jährlich in die Ilm umgesetzt. Bedingt durch Umwelteinflüsse, Gewässervergiftungen, unberechtigte Wasserstandsveränderungen durch Kraftwerksbetreiber und nicht zuletzt durch den negativen Einfluss des Kormorans ist diese Arbeit in der Vergangenheit in ihrer Kontinuität oft zunichte gemacht worden. Da wir uns nicht nur als Angler sondern auch als aktive Umwelt- und Artenschützer begreifen, suchen wir immer nach Möglichkeiten, unsere Gewässer so umweltgerecht und natürlich wie möglich zu entwickeln. Nach langen, sachlichen Diskussionen im Verein wurde auf Initiative unseres Angelfreundes Dieter Weineck, der zwei ähnliche Projekte in der Vergangenheit mit auf den Weg gebracht hat, entschieden, so genannte WV Boxen zum Einsatz zu bringen. Diese Methode stellt eine Möglichkeit der Erbrütung von Forelleneiern direkt im späterem Lebensraum der Forellen dar und bietet den Vorteil, dass die Fische von Anfang an auf das Gewässer geprägt werden und somit zu erwarten ist, dass sie sich auch später, nach erfolgter Geschlechtsreife, völlig natürlich in dem Gewässer fortpflanzen. Die zur Erbrütung von Fischen entwickelte Plastikbox wurde nach ihren Erfindern „Whitlock und Vibert“ benannt und sie hat sich bereits an vielen anderen Orten langjährig bewährt. |
Die WV-Box
ist eine aus Kunststoff gefertigte Gitterbox. Sie besitzt zwei Kammern.
Die obere kleinere Kammer ist dazu bestimmt, bereits befruchtete Forelleneier
aufzunehmen, die
dann mit der ganzen Box im Fluss verankert werden. Die untere Kammer dient den aus den Eiern geschlüpften Forellenbrütlingen als Schutzraum. Die befruchteten Forelleneier, die sich bereits im Augenpunktstadium befinden, werden einige Tage vor dem Schlüpfen in die obere Kammer der WV-Box gegeben (ca. 400 – 500 Eier je Box). Kurze Zeit nach dem Einbringen ins Gewässer schlüpfen die ersten Brütlinge aus den Eiern. Diese fallen dann von der oberen Kammer in die untere Kammer. |
Erst wenn
die Brütlinge freischwimmend sind, d.h. wenn sie die Vorräte
ihres Dottersackes aufgezehrt haben, können sie die Box durch die
Längsgitter der Schutzkammer verlassen. Dann werden sie als wildgezogene
Fische ihr Leben im Fluss beginnen.
Am Sonnabend dem 30.01.2010 um 07:30 war es dann soweit. 10.000 Forelleneier im Augenpunktstadium wurden aus dem Bruthaus der Jenaer Anglerunion in Maua geholt und für den Transport verpackt. |
Pünktlich 09:00 standen die anderen Angelfreunde der“ Ilmtal Fliegenfischer“ an der Sportplatzbrücke bereit. Auch sie hatten schon ihre Vorbereitungen getroffen, indem sie mehrere Säcke Kies und große Steine aus der Ilm geholt hatten. Zum Glück waren die Außentemperaturen an diesem Morgen bei angenehmen -3°C, wenige Tage vorher waren es noch -18°C und da macht das Arbeiten im und am Wasser nicht unbedingt Spaß. |
Die geeigneten Stellen im Gewässer waren schon vorher festgelegt und somit konnte das Befüllen der WF Boxen mit den befruchteten Forelleneiern beginnen. |
Jeweils 5 Boxen kamen in eine sogenannte Bäckerbox und wurden darin mit Kabelbindern gesichert. Insgesamt wurden so 4 Einheiten mit jeweils 2000 Forelleneiern zusammengestellt. Die Zwischenräume wurden mit sauberen Kies ausgefüllt. Mit einer entsprechenden Sicherungsleine versehen, wurden sie dann im Gewässergrund verankert und mit großen Steinen gegen Verdriften gesichert. |
So, jetzt
ist Warten angesagt, denn der Schlupf der Jungfische wird zwischen 10 bis
20 Tage dauern, je nach Wassertemperatur. Die Zeitdauer von der Befruchtung
bis zum Schlupf wird bei Fischeiern in sogenannten Tagesgraden angegeben.
Als gegen Mittag der erste Teil des Einsatzes abgeschlossen wurde und besonders die Angelfreunde, die im Wasser tätig waren, ordentlich durchgefroren, nun auch wieder in trockenen Sachen steckten, waren wir zufrieden, dass alles so gut geklappt hatte und wir einen weiteren Beitrag für das natürliche Aufkommen der heimischen Bachforelle in der Ilm geleistet hatten. Als wir dann
in der Stadt ankamen und zum Mittagessen gehen wollten, holte uns die Realität
wieder ein, und die Lust auf Essen verging uns sehr schnell. Mitten in
der Stadt war der „Vogel des Jahres“, der Kormoran, bei seiner Arbeit,
und holte die von uns mühsam großgezogenen Forellen und Äschen
reihenweise aus dem Wasser.
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Wenn man die
Veröffentlichungen des NABU liest, fressen die Kormorane ja nur unbedeutende
Weißfische. Wann setzt endlich ein Umdenken ein und die Realitäten
werden anerkannt?!
Wir kommen uns jedenfalls mehr als nur veralbert vor. Dieter Reißmann |
Ein Bericht von Dieter Reißmann für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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