Lachsfischen in British Columbia
Zwischen Silberlachsen und Schwarzbären
Eine Reise auf die Queen Charlotte Islands
Ein Reisebericht und Fotos von Sebastian Schmidt

Auf einer Angelreise 2008 am Amitsuaarsuk River in der Wildnis Grönland’s machten wir uns Gedanken, wo es denn im nächsten Jahr hin gehen sollte.
Wir brauchten nicht lange zu überlegen, da fiel die Wahl schnell und relativ eindeutig auf die Queen Charlotte Islands in British Columbia.

Wir, das bedeutet Ludwig aus Altenstadt (Iller), Wolfgang aus Heimenkirch im Allgäu, Lutz aus Luckenwalde und meine Wenigkeit, Sebastian aus Geraberg im Thüringer Wald. Eine dufte Truppe, die schon mehrere Reisen hinter sich hat und perfekt zusammen passt.

Nach einiger Vorbereitungszeit und Komplikationen mit den Fluggesellschaften stand es dann endlich fest, wir fliegen am 23.09. bis zum 06.10.2009 auf die Queen Charlotte Islands und zwar genauer, nach Sandspit auf Moresby Island.
 
 

Rechts: Geographische Lage: 53° 34’N ; 132° 27’W
Unten: Vancouver Water Front und Down Town

Die Queen Charlotte Islands bestehen aus zwei Hauptinseln, Graham Island und Moresby Island, hinzu kommen noch ca. 200 kleinere Inseln. Insgesamt beträgt die Fläche der Inselgruppe 10180 km². Der Hauptteil der Bevölkerung von ca. 5000 Menschen sind Ureinwohner, die Haida Gwaii. Ein Großteil der Fläche ist mit einem fast undurchdringlichen Urwald bewaldet, dement- sprechend feucht und relativ mild ist auch das Klima. Ende September betragen die Temperaturen je nach Witterung zwischen 10 und 20°C.
Eine atmungsaktive Wathose mit der passenden Unterwäsche reicht also völlig aus.

Am 23. September war es dann soweit, mit dem ICE von Ulm über Stuttgart nach Frankfurt zum Flughafen. Nach dem einchecken noch ein gemütliches Bierchen und dann hob die Maschine, mit uns an Bord, endlich in Richtung Vancouver ab.
Nach der Landung noch das Gepäck in empfang nehmen und dann ging’s mit dem Bus ins Sandman Hotel. Am Abend stand noch eine Sightseeing Tour von Vancouver Down Town auf dem Programm.

Am nächsten Tag ging es dann zum eigentlichen Ziel der Reise. Erneutes Einchecken am Flughafen, dann hebt das kleine zweimotorige Flugzeug mit 32 Passagieren und drei Mann Besatzung ab in Richtung Sandspit.

Nach der Landung heißt es jetzt vorerst zum letzten mal Gepäck in Empfang nehmen. Im Flughafengebäude ist auch die Autovermietung. Alles klappt reibungslos, der vorher reservierte Geländewagen steht frisch geputzt und voll getankt direkt vor der Tür. 

Vom Flugplatz zur Unterkunft, dem Seaport Bed&Breakfest, sind es gerade 1,5 km. Diese einfachen aber gut ausgestatteten Hütten bieten alles was man zum Überleben braucht.

Nach dem Bezug und dem ersten vertraut machen mit der neuen Umgebung geht’s zum Angellizenzen kaufen - mit ca. 320 Dollar für acht Tage Fischen keine billige Angelegenheit.

Am selbigen Abend gab es Nudeln mit Tomatensoße, das sollte sich dann in den nächsten Tagen hoffentlich ändern. 
Nach einem Bier und einem "Beissfix" endlich ab ins Bett.

Am nächsten Morgen sind schon alle gegen 6:00 Uhr auf den Beinen. Kurzes Frühstück mit Rührei und Speck, dann geht’s los in Richtung Pallant Creek

Nach rund 45 Minuten Autofahrt über die Gravel Road stehen wir am Fluss. Wir sind die einzigen hier - und der Fluss ist voll mit Fisch...

Wir fischten direkt im Mündungsgebiet, der Fluss ist je nach Tide nicht so tief und schnell fließend, hier lässt es sich prima mit der Fliege fischen.

Eine Fliegenrute der Klasse 8 bis 10 und eine Schwimmschnur mit einer leichtem Sinktip reichen hier völlig aus.
 
 
 

Foto links: Alles voll mit frischen Hunds- und Silberlachsen

Unten:
(1): Ludwig im Drill mit einem Hundslachs 
(2): Ein herrlicher Fisch in einer herrlichen Landschaft. Was will man mehr?

Wo auf Queen Charlotte Fische sind, sind auch die Schwarzbären nicht weit. Die Bären sind eher scheu als neugierig, man sollte aber dennoch stets die Augen offen halten. Es gab keinen Tag, an dem wir keine Bären sahen. Die meisten waren am Pallant Creek. An der Zählstation der Fish Hatchery hat man die Chance, gleich mehrere von ihnen beim Fressen zu beobachten (siehe Fotos). 
Neben den Bären gibt es noch jede Menge andere Wildtiere wie z.B. Adler,  Blacktail Deers und diverse Meeressäuger zu sehen. 
Die Seehunde können einem den Angeltag ganz schön vermiesen, wenn diese einmal im Fluss sind, dann ist Schluss mit dem angeln. 
Mit etwas Glück lassen sich an der Mündung vom Pallant Creek auch Seelöwen beim Jagen beobachten.
Am darauf folgenden Tag befischten wir den Deena River. Auch dieser Fluss ist voll mit Silberlachsen und großen Hundslachsen:
Doppeldrill am Deena Wolfgang und Lutz                                                         Unten: Meine drei Kameraden beim Frühstück...
Auf dem Rückweg befischten wir den Copper River, dieser ist in den Wintermonaten ein top Steelhead Fluss. Im September ist der Fluss voll mit Buckel- und Silberlachsen. Der Copper fließt durch dicht bewaldetes Gebiet und ist wegen des vielen Holzes nicht gerade leicht zu befischen. Wer es darauf absieht, kann auch eine tolle Fischerei auf Dollys erleben. Dollys (Dolly Varden) sind eine Saiblingsart, die hinter den Lachsen schwimmt und sich von deren Eiern ernährt. Und einer der besten Speisefische, die ich kenne.
Dollys aus dem Copper...

... ein tolles Abendessen

Unten mitte und rechts: ein schöner Coho (Silberlachs)

Weiter unten: aggressiv und sehr Beißfreudig: Buckellachse

Die gemeinsame Landung                                         Unten: Lutz mit Silberlachs aus dem Copper
Durch die zentrale Lage unserer Unterkunft hatten wir die Möglichkeit, mehrere Flüsse am Tag zu befischen. 
Herrlich abgelegen und nur zu Fuß zu erreichen liegt der Braverman. Dieser kleine Fluss liegt nur ca. 30 Minuten zu Fuß vom Pallat Creek entfernt. Es ist nicht ratsam, die Strecke mit dem Geländewagen zu fahren. Man würde durch eine Art Bach mit viel Geröll und einer brutalen Steigung ohne Wendemöglichkeit fahren und das Fahrzeug ist auf dieser Strecke ohnehin nicht versichert!
Auch der Braverman hat einen hervorragenden Silberlachsaufstieg, die Fische sind hier allerdings nicht ganz so groß wie beispielsweiße am Copper. Dieser Fluss gilt als Geheimtipp für den Fall, das mal gar nichts läuft.
Auf dem Weg zum Braverman                                                                           Unten: der Braverman
Wir besuchten zweimal Graham Island. Eine kleine Autofähre verkehrt zwischen Skidegate und Alliford Bay, sie braucht für eine Überfahrt ca. 40 min. 
In Queen Charlotte City gibt es auch einen Angelladen. Man bekommt dort die nötigsten Utensilien für den Fall, es geht mal was zu Bruch.
Queen Charlotte City
Auf Graham Island befischten wir den Tlell River, dieser Fluss hat einen komplett anderen Charakter als die Flüsse auf Moresby Island. Der Tlell ist ziemlich breit und hat eine sehr große Tidezone, außer dem herrscht hier ein größerer Befischungsdruck, man ist nicht allein. Im Tlell River fingen wir die größten und kampfstärksten Silberlachse der Reise. Hier empfiehlt sich mindestens eine Fliegenrute der Klasse #10 und genügend Backing auf der Rolle. Auch für Spinnfischer ist dieser Fluss sehr interessant. Mit Blinker, Spinner, Jig und Buzz Bomb kann man sehr gute Fische fangen.
Wolfgang mit super Fisch von 91 cm und geschätzte 8,5 kg Gewicht aus dem Tlell.

Nach neun Tagen Fischen heißt es für uns: Abschied nehmen. 
Wir hatten eine tolle Fischerei, eine klasse Kameradschaft und jede Menge Spaß zusammen.
Ich bin mir sicher, dass ich diese Inselgruppe nicht zum letzten mal besucht habe. Die urige Landschaft, die Gastfreundschaft der Einwohner und nicht zuletzt der enorme Fischreichtum haben mich beeindruckt.
Für jeden Fliegenfischer, der einmal Lachsfischen vom Feinsten erleben will, ist Queen Charlotte Island die richtige Adresse.

Abendstimmung auf Moresby Island
Das moderne Wahrzeichen der Insel

Kleiner Datenblock:

Allg. Links zu den Queen Charlotte Islands:

- Visitor Information Centre: www.qcinfo.ca
- QCI bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Queen_Charlotte_Islands
- 1001 Queen Charlotte Islands BC Kanada Informationen: www.kanada-british-columbia.de/queen_charlotte_islands/ (auch mit Fischerei-Infos)
- Queen Charlotte Islands Guide: www.queencharlotteislandsguide.com
Noch viel mehr findet sich beim "googeln".
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Ein Bericht und Fotos von Sebastian Schmidt für www.fliegenfischer-forum.de - September 2010
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