Seychellen: Eine Sailfish-Story...
Aufgeschrieben von Herbert Zechmeister
Liebe Fischerkollegen, ich habe gerade Euren Bericht über das Fischen auf Mahe (meiner 2. Heimat) gelesen. Zum Fang eines Sail mit einer Fliegenrute braucht man Glück und einen guten Mann am Steuer. Zum Fang mit einer 10-er Rute und einem 40er-Vorfach braucht man von beidem besonders viel und auch noch Fischer mit guter Kondition!

Dazu eine Geschichte vom Januar diesen Jahres:

Am 16.01. bin ich zusammen mit 2 Fischerfreunden zum Schleppen ausgefahren. Michel wollte dabei nicht auf seine Fliegenrute, eine Eigenbau aus einem 10er Blank von Sage, verzichten. Mit einer Billy-Pate-Rolle war er für die Bonitos auch gut gerüstet, Köder war ein kleiner blauer Octopus auf Hakengröße 8! Wir schleppten mit 2 Bootsruten und Rappala-Wobblern. 
Nachmittags um 14:00 Uhr, er hatte schon 2 schöne Bonitos gefangen, wir hatten 1 Dorado, einige Bonitos und einen Thun, den wir im Drill an einen Hai verloren hatten und wir waren eigentlich schon auf der Rückfahrt. Ein Vogelschwarm zeigte uns Aktivität an und ich fuhr mit dem Boot um den Schwarm.

Michel, seine Rute in der Hand, rief plötzlich STOPP, das Backing war nach kürzester Zeit schon bedenklich geschmolzen und hinter dem Boot sprang der Sail.

Zu diesem Zeitpunkt hätte ich 10 000€ auf den Sail gesetzt und dachte, wir hätten mit dem kleinen Haken, dem 40er Vorfach und der 10er Rute keine Chance!

Zu allem Überfluss war es auch noch ziemlich windig und das Boot trieb schnell ab. Ich musste also auf den Fisch zu und ihm nachfahren, um Michel nicht mit leerer Rolle enden zu lassen.
Dieses Manöver wiederholte ich auch etliche Male, jeder weiß, dass ein Fisch schräg vor dem Boot alles andere als ideal ist, wegen der unruhigen See konnte ich aber nicht rückwärts fahren. 

Nach einer Stunde Drill, bangen und hoffen, wunderte ich mich, dass der Fisch mit seinen rauen Kiefern sein Vorfach noch nicht durchgescheuert hatte.

Eine weitere Stunde verging, während die Kräfte von Michel schneller schwanden als die des Fisches. Man konnte einfach nicht stärker forcieren und ich wunderte mich weiter, was Rute, Vorfach und Haken aushielten! 

Es gab einige Situationen, der Fisch schwamm unter dem Boot auf die andere Seite und sprang dort, die Rute gebogen bis ins Handteil, mit der Spitze im Wasser, alles geeignet, den Schweiß der Angst und der Anstrengung strömen zu lassen.

Michel war nun so weit, dass er die Rute an Micherl, den anderen Fischer, weiterreichte und sich zitternd eine Zigarette ansteckte!

Micherl, vorher immer mit guten Ratschlägen zur Hand, stellte nun fest, dass der Fisch doch noch nicht so müde war wie geglaubt, forcierte bis zum Äußersten.

Michel hielt sich Augen und Ohren zu, um das Desaster weder ansehen zu müssen noch das Krachen der Rute oder den Knall des Vorfachs zu hören.

Nach einer weiteren halben Stunde konnte ich den Fisch an seinem Schwert fassen und über das Heck ins Boot ziehen.

Er war oberhalb des Schwertes außen gehakt, der Grund für den Bestand des Vorfachs!

Augenscheinlich hatten wir neben unseren Drill- und Bootskünsten auch noch riesiges Glück gehabt.
 
 

Sicher kein astreiner Fliegenerfolg, aber etwas, das man nur einmal im Fliegenfischerleben erlebt und besser als alle von einer Mannschaft geteaserten und angeworfenen Erfolge mit 14er-Ruten, 6/0er Haken und 60kg-Vorfach!

Herbert




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Ein Report von Herbert Zechmeister für www.fliegenfischer-forum.de - Juni 2011.
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