Schottland: Mein erster Lachs und noch viel mehr…
Ein Reisebericht von Wolfgang Möller
Nachdem ich letztes Jahr im Herbst vergeblich versucht hatte, im River Tweed (www.fishtweed.co.uk) einen Lachs zu fangen, wollte ich es dieses Jahr wieder angehen und zwar hatte ich mir den River Dee ausgesucht, der im Frühling von allen schottischen Flüssen den besten Lachsaufstieg hat.
Zusammen mit meinem Freund Joern beauftragte ich Stewart Collingswood (www.albagamefishing.com), der uns bereits letztes Jahr einen anderen Trip in Schottland geplant hatte, sich um Gastkarten, Unterkünfte etc. zu kümmern. Da wir nur 1 Woche Zeit hatten und auch noch zwei Lochs befischen wollten, entschieden wir uns, zuerst zwei Tage am Lower River Dee in der Strecke des Park Estate (www.scottishcastles-info.co.uk/parkhouse) zu fischen, weil die langjährigen Statistiken dort die höchste Anzahl von Lachsfängen im April ausweist. Nicht gerade billig, aber very british. Wie sagt mein Freund Joern immer so schön „Das Leben ist zu kurz für schlechte Fliegenfischertrips“.
Zur Lochfischerei  erzähle ich später in diesem Bericht mehr…
Wir flogen mit German Wings bis nach Edinburgh, dort wurden wir am Flughafen von Stewart abgeholt. Nach 2 Stunden Fahrt kamen wir dann im Park Estate an, ein großes Herrenhaus, gebaut im Jahr 1829 und beim ersten Blick in die Zimmer fühlten wir uns auf Grund der vielen alten Möbel fast in dieses Jahrhundert zurück versetzt.
Nach dem Einchecken war natürlich eine Begehung des Flusses angesagt. Wir wussten bereits von dem aktuell hohen Wasserstand, jedoch war über ein halber Meter über Normalstand schon eine ziemliche Herausforderung, das hieß dann vor allem vom Ufer aus zu fischen, an Waten war fast überhaupt nicht zu denken. Da die Ufer fast überall Baumfrei und kurz gemäht sind, sollte ein Fischen mit dem Single- und Double SpeyCast oder auch dem Unterhand Cast kein Problem sein und so war es auch.
Nach einem guten Frühstück ging es direkt ans Wasser und dort wurden wir vom Ghillie Davy erst einmal in die verschiedenen Beats eingewiesen, wir fischten zusammen mit 3 weiteren Gästen auf insgesamt 3 Meilen, somit war genügend Platz für alle da. Dennoch gibt es klare Regeln, so muss man u.a. einen zugewiesenen Beat einen Vor- oder Nachmittag befischen und das Wechseln des Beats wird vom Ghillie ebenfalls festgelegt. Somit hat jeder Fischer die gleichen Chancen, dies ist aus meiner Sicht eine wirklich faire Lösung.
Das Wetter war alles andere als gut, ein kalter, ständig die Richtung wechselnder Wind machte das Werfen extrem schwierig, dennoch fanden wir schnell unseren Rhythmus (2 Würfe, dann 2-3 Schritte vor). Zwischendurch kam immer mal wieder die Sonne zum Vorschein und so verging die Zeit recht schnell. Dass wir nicht gleich einen Lachs fangen würden, war uns von Anfang an klar, einen Biss muss man sich quasi mit hunderten von Würfen erst einmal verdienen!

Mittags gingen wir zu unserem Ausgangspunkt, einer gemütlichen Fischerhütte, zurück und dinierten dort auf eine rustikale, aber dennoch sehr stilvolle Art.

Nachmittags wurden dann die Beats getauscht und wieder ging die Werferei los, mittlerweile warfen wir unsere Sage Zweihand Z-Axis (Schnurklasse 9, Länge 14,3 Fuß) sehr routiniert. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Andre Scholz (www.as-flyfishing.de) einem der besten Zweihandwerfer in Europa, der uns in einem eintägigen Crashkurs die Feinheiten des Unterhandwurfes beigebracht hat und gleichzeitig unsere Ruten mit den richtigen Schussköpfen ausstattete. Mittlerweile weiß ich, wie wichtig  das optimale Gewicht der Schnur bei der Zweihandfischerei ist, schon ein einziges Gramm kann die Aktion einer Rute total verändern. Wir fischten auf Grund des hohen Wasserstandes Vision ACE Intermediate Schussköpfe mit einer Sink Rate 2 Spitze, dazu lange langsam sinkende Polyleader mit einer Fluocarbon (Riverge Grand Max) Vorfachspitze 0,35 mm.
Und dann der große Moment, ein vehementer Biß 45 Grad stromab. Jetzt bloß nicht gleich anschlagen wie beim Forellenfischen, sondern einen Moment innehalten und dann die Rute anheben. 
Und siehe da, es klappte, und der Lachs hing am Haken. Die Bremse meiner Abel Rolle war relativ fest eingestellt, bei einer Vorfachstärke von 0,35 mm eigentlich kein Problem, und dennoch überkam mich ein mulmiges Gefühl, als der Lachs etliche Meter Schnur nahm und in die Mitte des Flusses zog. Jetzt hieß es, Ruhe zu bewahren und den Drill aufzunehmen. Die Sage Rute federte perfekt die Fluchten und das wilde Schütteln des Lachses ab und nach einer für mich unendlichen Zeit bekam ich den Lachs in Ufernähe. Dort war wie aus dem Nichts unser Ghillie Davy mit einem großen Netz aufgetaucht und kescherte den Lachs gekonnt. „A nice springer fresh from the sea“ war sein Kommentar und natürlich „Well done!“, den festen Händedruck spüre ich bis heute in meiner Hand. Da lag er nun, mein erster Lachs, silberblank und ca. 7 Pfund schwer. Kein großer Fisch, aber dennoch ein wunderschönes Tier. Es soll  Fliegenfischer geben, die jahrelang auf solch einen Fang warten und ich hatte bereits nach wenigen Stunden meinen ersten Lachs gefangen. Schon ein richtig geiles Gefühl!
Abends dinierten wir köstlich im Park House und begossen den Fang mit einigen sehr guten Flaschen Wein. Den Morgen danach kam ich dementsprechend schwer aus dem Bett, aber die Aussicht auf den Fang eines weiteren Lachses war dann doch eine starke Triebfeder. 
Das Wasser war über Nacht leicht gefallen, und das Wetter deutlich besser als am Vortag. Den ganzen Tag fischten wir konzentriert unsere Beats, jedoch ohne Erfolg. Dennoch war der Tag wiederum sehr kurzweilig, unterbrochen von einem leckeren Mittagessen. Wir erfuhren vom Ghillie Davy, dass an dem Tag, an dem ich meinen Lachs gefangen hatte,
auf der gesamten Strecke nur 3 Lachse von insgesamt 11 Fliegen- fischern (6 am rechten Ufer, 5 am linken Ufer) gefangen wurden, somit war ich über den Fang meines Fisches noch etwas stolzer, als ich es eh schon war. Offensichtlich gefiel den Lachsen das schöne Wetter nicht wirklich, denn an diesem Tag wurden nur 2 Fische gefangen, jedoch war ein Lachs davon ca. 13 Pfund schwer, wie uns der Ghillie berichtete. Der Abschied vom River Dee fiel uns sehr schwer, am liebsten hätten wir noch ein paar Tage dran gehängt, aber unser Reiseplan sah für die nächsten Tage etwas anderes vor. 
Wir fuhren vom Park Estate Richtung Süden bis Perth, wo wir in einem gemütlichen kleinen Hotel 
(www.sunbankhouse.com) übernachteten. Der Inhaber ist Italiener und spricht sogar ein bisschen deutsch, da er vor einigen Jahren ein Restaurant am Timmendorfer Strand/Ostsee leitete. Die Zimmer sind sehr schön, das Frühstück mehr als reichhaltig und das Abendessen war wirklich köstlich. Ein absoluter Geheimtipp für Schottlandreisende!
Wir wurden am Morgen von unserem Guide Gordon abgeholt und fuhren zu einem Loch in die Nähe des Gleneagles Hotels, wo vor einigen Jahren der Weltwirtschaftsgipfel stattfand. Wer gerne Golf spielt und auch richtig viel Geld ausgeben kann und will, sollte sich einmal das Hotel im Internet unter www.gleneagles.com anschauen. 

Der ca. 3 Hektar große See, den wir befischten, war jahrelang in privater Hand und wurde die letzten Jahre so gut wie nicht befischt.

Dementsprechend ist der Fischbestand (Brown Trout, Rainbows und ein paar Graskarpfen zum Eindämmen des Unterwasserbewuchses) ausgezeichnet, letztes Jahr wurden etliche Rainbows über 8 Pfund und Brown Trout von über 6 Pfund gefangen. Gefischt wird vom Boot aus am Ufer entlang. Das Werfen vom Boot aus im Sitzen ist gewöhnungsbedürftig und stellt auch an den Ruderer einige Ansprüche, da er das Boot immer in der richtigen Position halten muss. Wir fischten mit relativ langen Ruten von 10 Fuß Schnurklasse 7 ( Sage Z-Axis 7100-4 ) und 11 Fuss Schnurklasse 6 (Eigenbau auf Basis Loomis Blank, 5-teilig) mit Loop Opti Stillwater Schnüren, einem 13 Fuß Polyleader und einer Fluocarbon (Riverge Grand Max) Vorfachspitze von 0,16 mm. 
Die Fische nehmen im Frühling meistens Oberflächennahrung in Form von Mückenpuppen. Sobald wir einen Ring an der Oberfläche sahen, mussten wir nur in diese Richtung werfen und fast immer bekamen wir einen Biss und fast genau so häufig konnten wir die Fische ins Boot bekommen. Eine nicht ganz einfache, aber sehr spannende und erfolgreiche Fischerei zeichnet dieses Loch aus. Immer wieder machten die Fische Fresspausen, wir stellten dann die Fischerei ein und beobachteten die schöne Umgebung mit vielen Wildvögeln, selbst ein Fischotter ist ab und an in dem Loch zu entdecken.

Ich kannte das Loch aus dem letzten Jahr, als ich im August mit meiner Frau in Schottland unterwegs war, und damals hatte ich unglaublich gut gefangen.

Die Wasser- und Lufttemperaturen in den Highlands sind im April noch recht niedrig, umso erfreulicher waren die sehr guten Fangerfolge, darunter etliche sehr schön gezeichnete Brown Trout und einige richtig große Rainbows von über 5 Pfund.
Zu dem Loch gehört eine sehr komfortable Fischerhütte mit einer Küche und sogar einem WC, dort stärkten wir uns mittags mit einem vorher ausgesuchten Menue und einem vorzüglichen Rotwein. Aus meiner Sicht gehört ein gutes Mittagessen zu einem gelungenen Fischertag unbedingt dazu, finden Sie nicht auch?
Auch dieser Tag war rundherum gelungen und stellte uns sehr zufrieden.

Wir fuhren abends in unser Hotel zurück und genossen eine extra für uns zubereitete Lachspasta mit einem dazu passenden italienischen Rotwein, war das ein schöner Abschluss eines erfolgreichen Tages!

Am letzten Tag wollten wir das „Secret Loch“ befischen. Alleine die Anfahrt war schon recht geheimnisvoll, wir fuhren von dem kleinen Städtchen Dunkeld fast 3 Kilometer über Waldwege und Schotterpisten mitten in die Highlands. Auf einem Hochplateau ist vor vielen Jahrtausenden ein natürlicher See entstanden, der ca. 3 Hektar groß ist und im Durchschnitt über 2 Meter tief ist. Wir trafen am Loch unseren Ghillie Archie, einen waschechten Schotten, der das Loch bereits seit vielen Jahren befischt. Während der kurzen Einweisung erzählte er uns, dass in dem Loch Forellen von bis zu 15 Pfund vorkommen und daher eine Vorfachstärke von 0,25 bis 0,30, selbst bei Trockenfliegen, angebracht ist. So richtig glauben wollten wir das nicht, aber vorsichtshalber knotete ich dann eine Vorfachspitze von 0,28 mm Fluocarbon an.

Auf dem Loch gibt es ein Boot und ich fuhr mit Archie auf den See hinaus, während mein Freund Joern vom Ufer aus mit unserem anderen Guide fischte. 
Das Wetter meinte es wieder einmal nicht gut mit uns, aber wir waren entsprechend angezogen (danke an die Firmen Simms und Patagonia für ihre tollen Produkte!). Sie wissen ja, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Bekleidung dazu.
Kaum hatte Archie mich bis in die Mitte des Lochs gerudert, als ein Graupelschauer mit heftigen Windböen auf uns niederprasselte, teilweise konnte ich vor lauter Regen noch nicht einmal das Ufer sehen. Sie können sich sicher vorstellen, wie Würfe mit der Fliegenschnur bei solchen 
Bedingungen aussehen, manchmal verursachte der Wind die tollsten Verwicklungen mit Schnur und Vorfach. Während einer Windpause riet mir Archie, doch einmal an das hinter mir liegende Ufer zu werfen, da er dort einen Fisch hatte steigen sehen. Da ich im Boot in Richtung See saß, musste ich mich einigermaßen verrenken und über meine linke Schulter werfen, was mir nur mäßig gelang. Gerade wollte ich die Schnur wieder aufnehmen, als ich auf der Wasseroberfläche einen gewaltigen Schwall bemerkte. Kurz danach straffte sich meine Schnur und ich fühlte einen großen Fisch, der unaufhaltsam in die Mitte des Sees zog. Durch meine immer noch verrenkte Sitzhaltung hatte ich kaum eine Chance, die Flucht zu 
kontrollieren, jedoch hatte die Fliege wohl so gut gehakt, dass ich nach einiger Zeit Kontakt aufnehmen konnte. Ich versuchte, den Fisch an die Oberfläche zu pumpen, was immer nur kurz gelang, weil der Fisch sofort wieder in die Tiefe strebte. Dennoch konnte ich kurz einen massigen, braunen Körper erkennen. Archie sagte mitten im Drill, dass dies wohl ein Fisch in der 6-8 Pfund Klasse wäre und ich ihn nicht zu hart drillen sollte. Nach mehreren weiteren Fluchten konnten wir den Fisch dann keschern und vorsichtig ins Boot ziehen. Wir erkannten erst dann, was für ein Monster ich gefangen hatte. 
Eine Brown Trout von geschätzten 13-14 Pfund! Unglaublich, aber mein erster gefangener Fisch aus dem „Secret Loch“ war eine Brown Trout in einer schier unglaublichen Größe! Wir machten schnell ein paar Photos (sehr zu empfehlen ist bei solch einem Wetter und auch für die Bootfischerei eine wasserdichte Kamera, ich habe eine Pentax Optio 30W benutzt) und setzten den Fisch behutsam wieder zurück. Die Bilder geben die tatsächliche Größe des Fisches nicht wirklich wieder, aber das vermutete Gewicht ist kein Fischerlatein!
Von diesem Moment an ging es Schlag auf Schlag und ich fing etliche schön gezeichnete Rainbows zwischen 3 und 5 Pfund und eine weitere, traumhaft schön gezeichnete Brown Trout von fast 60 cm Länge.
Mittags tauschten Joern und ich die Plätze und ich fischte vom Ufer aus. Und wieder war ich sehr erfolgreich und konnte etliche schöne große Rainbows fangen. Alle Fische habe ich übrigens mit einer March Brown Nassfliege in der Hakengröße 8 gefangen. Die Fliege war sehr leicht und ging daher nur langsam unter, somit fing ich einen Großteil der Fische an der Oberfläche. Was für ein Erlebnis, wenn eine große Rainbow vehement die Fliege mit einem großen Schwall nimmt!

Dieses „Secret Loch“ ist der absolute Hammer, offensichtlich beherbergt der See nur große Fische, wobei ich  das Glück hatte, neben der großen Brown Trout auch eine Rainbow von ca. 8 Pfund zu landen.

Der Ghillie versicherte mir, dass auf Grund des Insektenaufkommens die Fischerei im Sommer und im Herbst noch erheblich besser sei, was ich mir auch lebhaft vorstellen konnte. Jedoch war ich mit meinen Fängen, das muss ich hier nochmals betonen, mehr als zufrieden.

Sie können sich sicher vorstellen, wie schwer es mir fiel, die Fischerei am Abend einzustellen, aber die Rückreise in unser Hotel nach Edinburgh sollte einige Zeit dauern und wir wollten den Trip mit einem schönen Abendessen ausklingen lassen.

Wollen Sie auch einmal diese beiden herrlichen Lochs befischen und eine schöne Zeit in Schottland genießen?

Dann schauen Sie doch einmal auf die Homepage von Stewart Collingswood www.albagamefishing.com und schicken ihm eine Anfrage.

Stewart hat die beiden Lochs exklusiv in seinem Angebot, pro Woche fischen dort maximal 4 Fliegenfischer, somit ist der Befischungsdruck minimal und die Möglichkeit, schöne und große Fische zu fangen, sehr groß.

Abschließend möchte ich betonen, dass dieser Bericht nichts beschönigt oder die tatsächlichen Gegebenheiten falsch wiedergibt, wie dies in den einschlägigen Zeitschriften für Fliegenfischer häufig vorkommt.

Ich habe versucht, alles so realistisch wie möglich zu berichten und alle Fänge sind belegt.
Ein großes Dankeschön natürlich auch an meinen Freund Joern, der mich auf fast allen meinen Trips außerhalb Deutschlands begleitet. Er hatte auch eine tolle Zeit in Schottland und fing ebenfalls etliche traumhaft schöne Fische.
Und falls Sie Spaß am Lesen dieses Berichtes hatten, schauen Sie doch einmal auf meine Seite www.bc-steelhead.de, dort präsentiere ich meine große Leidenschaft, die Fischerei auf Steelheadforellen in British Columbia.

Ein Beitrag von Wolfgang Möller für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Verwenden von Text- und Bildmaterial ist verboten.
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