Gerätebesprechung - Fliegenruten:
SCOTT S4S Salzwasser - 907/4
Die G-Serie oder RG oder Pow-R-Ply war 30 Jahre lang die Standardserie von SCOTT. Sie war die klassische Rute mit einer "mittleren" Aktion. 1975 war die G904 die erste Grafitrute in der Industrie. Mit der S-Serie hat Scott im Jahre 2001 seine langjährigen STS (Scott Tactical Series) Ruten ersetzt. Beide weisen – im Gegensatz zur G-Serie – eine schnelle Aktion auf. Die S3 konnte bis Ende 2007 vor allem in den USA unter den Liebhabern eines flotteren Wurfstils viele Freunde finden. Ihr Nachfolger, die S4, hat ebenfalls gleich nach der Erstauflage großen Zuspruch gefunden: Über ein Viertel aller verkauften Scott-Fliegenruten entfallen auf diese Modellreihe der traditionsreichen US-Rutenbauschmiede. Das Credo, das sich das Unternehmen mit den S-Ruten selbst auferlegt hat: Fliegenfischern exquisite, leichte Gerten mit schneller Aktion nicht nur fürs Werfen, sondern vor allem fürs Fischen an die Hand zu geben. In mehrerlei Hinsicht sind die S4-Ruten etwas Besonderes und Außergewöhnliches. Neuester Zugang in der populären S4-Familie sind nun die Scott S4S Salzwasser Fliegenruten, mit schneller Aktion, exakter Geschwindigkeitsübertragung mit bester Wurfbalance, hervorragender Haltbarkeit und bester Verarbeitung mit hochwertigen Komponenten. Die Ruten werden handgefertigt am Firmenstammsitz in Montrose/Colorado. Einige Fakten zur interessanten Geschichte der U.S. amerikanischen Firma Scott finden Sie hier: (HIER KLICKEN).
Die Scott S4S Salzwasser Fliegenruten-Serie umfasst 11 vierteilige Einhand-Fliegenruten in den Schnurklassen von #5 bis #13 und in den Längen von 8'8" bis 9'0" (Stand: Januar 2012).
In diesem Test befand sich das Modell: S4S - 907/4 (9'0"- #7 - 4tlg.).
Ausstattung und technische Details:
Teilung und Maße:
Vierteilige Fliegenrute, Länge 9'0" (zusammengesteckt und nachgemessen 273 cm), vier gleichlange Teile a. 72 cm. Das Gewicht der Rute beträgt 109 Gramm. Blankdurchmesser über dem Griff: 9,3 mm, Blankdurchmesser an der Rutenspitze: 1,5 mm. Länge Rutenrohr: 75 cm, Gewicht Rutenrohr: 409 Gramm. 
Ausstattung:
Schlanker und leichter, dünn glanzlackierter, dunkelgrauer Blank, ungeschliffen, aus hochmodulierter Kohlefaser. Die Verbindungen der Einzelteile wurden als exakt passende Überschubverbindungen ausgeführt, die oberen Enden der Ruteneinzelteile wurden gegen das Eindringen von Schmutz und Wasser abgedichtet.
Beringung: Fuji Leitringe aus Titan mit SiC-Einlage und REC NiTi Recoil Schlangenringe. Handteil ohne Beringung und ohne Fliegeneinhängeöse, zweites Teil mit zwei Dreibein-Leitringen, drittes Teil mit drei Schlangenringen, Spitzenteil mit fünf Schlangenringen und dem Spitzenring. Alle Ringe besitzen der Schnurklasse angemessene Durchmesser und feine Materialstärken, sie weisen die nötigen Abstufungen auf. Die Ring- und Zierbindungen wurden in Rutenfarbe und transparent ausgeführt, an den Übergängen der Einzelteile und am Handteil gibt es zudem silberblaue Zierwicklungen. Alle Bindungen wurden sehr sauber lackiert und gründlich versiegelt.
Griff: schlanker Full Wells Korkgriff, 17,8 cm lang, aus verschieden starken Korkscheiben (6-14 mm) in sehr guter Qualität. Am unteren Rutenende befindet sich ein kleiner, 3,1 cm kurzer Fighting Butt mit schwarzem Komposite-Kork-Abschluss.
Rollenhalter: Titanfarbener REC Custom Aluminium-Schraubrollenhalter und Spacer, mit salzwasserfestem Type III Hard-Alox Finish, mit massivem, gegen seitliche Verdrehung gesichertem Schubring und Doppelmutter- Technik, griffwärts wirksam und leichtgängig. 
Sonstiges: Die Lieferung erfolgt im Futteral und im Aluminium Rutenrohr mit Schraubkappe. Das Ganze kommt im passendem Scott-Karton. Seriennummer auf dem Blank.
Preis: 699 EUR.
Garantie: 30-jährige Garantie für den Erstbesitzer (näheres dazu im Fachhandel).
Nähere Betrachtung und Praxistest
Die vor uns liegende S4S 907/4 lässt in Sachen Ausstattung und Verarbeitung keine Wünsche offen - alles passt! Auch bei dieser Scott Fliegenrute fällt wieder die besonders feine Rippung / Wicklung des Rutenblanks auf. Diese lässt sich mit den Fingern spüren, die Rute kommt (auch zu Gunsten der Bruchsicherheit) komplett in "Natural", also ungeschliffen. An der Qualität und Verarbeitung der gesamten Rute gibt es nichts auszusetzen - es passt einfach alles: Gestaltung, Ausstattung, Qualität der Bauteile, Ring-Anordnung und Anbringung, Lackierung und der elegante Griff aus sehr gutem Kork nebst dem schönen, sicheren Rollenhalter. Der schlanke, gut dimensionierte Griff liegt sicher in der Hand und der leichte, schicke Rollenhalter mit Doppelmuttertechnik und verdrehungsgesichertem Schubring arbeitet leichtgängig und zuverlässig. Die aktionsverlustfreien Überschubverbindungen greifen (v.u.n.o.) 58, 56 und 55 mm ineinander und halten die Ruten besonders sicher zusammen - über den ganzen Fischtag. Dezente Punktmarkierungen auf den einzelnen Rutenteilen erleichtern das schnellere Ausrichten beim Zusammenstecken.

Die S4S 907/4 hatte es im Praxistest wirklich nicht leicht, denn wir hatten diese Rute zur gleichen Zeit im Test wie auch die Sage One #7. Aber um es gleich vorweg zu nehmen: die Scott hat zwar etwas anders gewichtete Qualitäten, muss sich aber vor der Konkurrenz aus gleichem Lande keineswegs verstecken. Schlicht elegant Grau, super leicht und im eng gewickelten, ungeschliffenen Kohlefaser-"Feinripp" kommt die Rute daher - um dann beim Auftritt mit ihrem erstklassigen Leistungspakt gnadenlos zu punkten! Bestückt mit einer WF7-Leine geht die Scott sehr zügig zur Sache. Energieaufladung- und Abgabe gehen geschmeidig fließend vonstatten und können ebenso überzeugen wie Kraft und Rückstellvermögen der Rute. Die Rutenaktion ist schnell, es werden ordentliche Schnurgeschwindigkeiten entwickelt und enge Schlaufen. Der Rutenblank arbeitet dynamisch progressiv und durchgehend, er setzt immer optimal dosiert die gerade benötigte Kraft und Energie frei. Die S4S 907/4 bringt ihre sehr beachtlichen Leistungen sozusagen

unaufdringlich aus ihrem Inneren hervor, sie besitzt "Tiefenwirkung" und ihr fehlt eine "oberflächliche Schnelligkeit". Im Nah- und Mittelbereich lässt sich die Rute supereinfach bedienen, alle Würfe kommen akkurat, präzise und mit ordentlich Tempo, das Wurf- und Schnurgefühl ist jederzeit voll da. Um auch noch das letzte Quäntchen an maximaler Wurfweite aus der Rute herauszukitzeln, sollte der Werfer sein Handwerk schon beherrschen und auch gut dosierte Zugunterstützung einzusetzen wissen - dann geht die Post ab! Obwohl die Testrute u.E. mit einer modernen WF7-Schnur optimal ausgelastet ist, verträgt sie auch problemlos eine solche Leine in #8 - mit dem Ergebnis einer Leistungssteigerung - für den Fall, wo diese Not tut.

Fazit: Auch wenn Scott Fliegenruten vielleicht nicht "massentauglich" sind und werden (und das ist auch gut so...), uns hat die S4S #7 sehr gut gefallen! Hier stimmt alles, die Optik, das Leistungspotential, die Ausstattung und Verarbeitung. Und das gute Gefühl, eine ganz besondere, amerikanische Fliegenrute zu fischen, in der viel Pioniergeist steckt!

Bezug: Nur noch evtl. auf dem Gebrauchtgerätemarkt.
 



Testbericht und Fotos ©: www.fliegenfischer-forum.de - Februar 2012
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