Streamstalkin` 24/7 Faszination Maifliege - Die Jagd auf Seeforellen mit der Trockenfliege + Update: Die Maifliegenzeit an den Schweizer Alpenseen 2013 (siehe unten) Bericht: Matthias Meyer und Noel Schuler | Bilder: Daniel Stähli, Fabio Sicher, Rüedel Zurbuchen, Noel Schuler, Andrea Bernhardt, Uwe Müller, Hans Zybach, Fabio Wyrsch und Matthias Meyer |
Was für
ein Alpenpanorama – Ausblick auf den Brienzersee (mm)
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Jedes
Jahr findet auf ein Neues an vielen Fließ- und Stillgewässern
ein imposantes Naturschauspiel statt – das Schwirren der Maifliegen. Zu
abertausenden schlüpfen mächtige Eintagsfliegen, um ihren Lebenszyklus
zu vollenden. An den großen Voralpenseen der Schweiz ist dieses Schauspiel
besonders ausgeprägt. Je nach Lage des Gewässers findet die Maifliegenzeit
von Ende April bis Anfang Juli statt. Für die meisten Fliegenfischer
von uns stellt diese Zeit etwas ganz besonderes dar. Es ist wahrscheinlich
die spannendste und schönste Periode des Jahres. Sind besonders viele
Maifliegen unterwegs, dann lassen sich wegen der guten Nahrungsverfügbarkeit
auch die ganz großen Forellen an der Wasseroberfläche blicken.
Nun sind die Wochen gekommen, in denen man an den Voralpenseen eine eindrückliche Sichtfischerei mit der Trockenfliege erleben kann! Hier in Mitteleuropa zählt die Seeforelle wahrscheinlich mit zu den anspruchsvollsten Fischarten unserer heimischen Fischfauna, die es zu fangen gibt. Sie gilt als selten, kampfstark und begehrt. Normalerweise stellt die Seeforellen- Fischerei eine sehr zeitintensive Suche nach den derzeitigen Standplätzen des Zielfisches dar. Denn in der Regel muss man viel Strecke hinter sich bringen, um eine reale Chance auf den Fang einer Alpenkönigin zu haben – Fisch bekommt man kaum zu Gesicht. Doch zur Maifliegenzeit ist alles anders. Auge in Auge mit der Maifliege (mm) |
Jetzt
verliert auch die Seeforelle fast gänzlich ihre Scheu und wenn man
zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, hat man die Möglichkeit,
Seeforellen in unmittelbarer Nähe beim Einsammeln von Maifliegen zu
beobachten.
Je nach Intensität
des Maifliegenschlupfes kommen auch Seeforellen von deutlich über
60 cm an die Wasseroberfläche, um sich am großen Fressen zu
beteiligen.
Matthias Meyer mit schöner Seeforelle, die vom Ufer aus am Thunersee gefangen wurde – sie konnte der Maifliege nicht widerstehen (ds) |
Der Brienzersee
– ein Fischereirevier wo Träume wahr werden können (mm) | Unten:
Maifliege im letzten Licht des Tages (ns)
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Da
die großen Alpenseen nicht unbedingt überschaubare Gewässer
darstellen, besteht vor allem die Schwierigkeit, bei dieser Fischerei die
derzeitigen Fressbereiche der Fische zu lokalisieren. Die durchschnittliche
Wassertiefe vieler Voralpenseen beträgt deutlich über 100 Meter
und mehr, dadurch lassen sich die flacheren Buchten des Sees, wo die Maifliegen
schlüpfen, recht leicht anhand des Reliefs der Uferbereiche erkennen.
Doch selbst bei idealen Rahmenbedingungen muss es nicht heißen, dass
die Seeforellen vor Ort sind.
Je nach Windrichtung und Strömungsverhältnissen werden die Maifliegen an das auflandige Ufer der jeweiligen Bucht getrieben, was nicht immer die Gleiche sein muss. Die Seeforellen verfolgen meist ein „Minimal-Prinzip“. Man wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit dort antreffen können, wo sie mit dem geringsten Aufwand Maifliegen einsammeln können. Ist es am Alpensee vollkommen windstill, dann haben wir es oftmals erlebt, dass die Seeforellen tendenziell weiter draußen steigen und mit der Fliegenrute vom Ufer nicht oder nur sehr schwer zu erreichen sind. Hier kann natürlich ein Boot, Belly-Boat oder Kanu Abhilfe schaffen, um in Wurfweite der Fische zu gelangen. Die Uhrzeit spielt beim Fliegenfischen mit der Trockenfliege auf Alpenköniginnen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Intensität der Stiege und die Anzahl der steigenden Fische nimmt mit der sich verringernden Sonneneinstrahlung zu. Kurz vor Sonnenuntergang ist die Aktivität am Größten. In den ganz frühen Morgenstunden, kurz vor Sonnenaufgang, sind die Seeforellen ebenfalls sehr aktiv. |
Es
ist jedes Mal aufs Gleiche extrem spannend, wenn eine steigende Seeforelle
in Richtung des Ufers schwimmt und nach und nach Maifliegen von der Wasseroberfläche
einsammelt.
Gelangt sie wirklich in Wurfweite des Fliegenfischers, dann ist Vorsicht und bedachtes Handeln geboten, denn die Chancen, einen „guten“ Fisch direkt vor den Füßen anwerfen zu können, sind nicht besonders zahlreich – am Ende der Maifliegenzeit wird man diese Begegnungen wahrscheinlich an seinen Händen abzählen können. Deswegen sollte die Seeforelle unter keinen Umständen direkt angeworfen werden. Das Risiko wäre hier einfach zu groß, dass die Seeforelle Verdacht schöpft und verscheucht wird. Es sollte angestrebt werden, ihr die Maifliegen-Imitation in der wahrscheinlichen Schwimmrichtung zu präsentieren. Hat alles funktioniert und der Fisch akzeptiert unsere „falsche Maifliege“, so ist es ratsam, den Anhieb etwas verzögert zu setzen. Fasst der Haken im Maul der Seeforelle, dann wird sogleich ein spektakulärer Drill beginnen, der seines Gleichen sucht – denn mit heftiger Gegenwehr und akrobatischen Sprüngen wird die Seeforelle versuchen, die Maifliegen-Imitation abzuschütteln. Noel Schuler mit Alpenkönigin aus dem Vierwaldstättersee (fs) |
In
diesem Jahr konnten wir beim Fliegenfischen eine traumhafte Trockenfischerei
auf Seeforelle erleben. Wahnsinnige Stiege, spektakuläre Drills oftmals
an der gespließten Fliegenrute, Momente der Frustration und Verzweiflung,
aber natürlich auch wunderschöne emotionale Erlebnisse zeichneten
diese Maifliegenzeit aus.
Seit dem wir uns intensiv mit dem „Stalking“ auf Seeforellen befassen, haben wir dieses Jahr definitiv unsere erfolgreichste Maifliegenzeit erlebt. Am Vierwaldstätter-,
Brienzer- und Thunersee hatten wir die Möglichkeit mit der Trockenfliege
schöne Seeforellen bis weit in die 50iger Klasse zu überlisten.
Voller Zufriedenheit blicken wir auf schöne Momente zurück, von
denen vermutlich viele nie in Vergessenheit geraten werden.
Eine realistische Maifliegen-Imitation – hier werden nur wenige Seeforellen widerstehen (ns) |
Mit dem
Belly-Boat zum Fisch (ab)
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Auch Schneidertage
kann man hier genießen (mm)
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Mit der
Nussschale im Abendrot (ab)
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Update: Die Maifliegenzeit an den Schweizer Alpenseen 2013 |
Hello Mr.
Danica (ns)
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Und
auf einmal steigen sie wieder!
Ein mächtiger Fisch, silberblank, durchbricht mit seinem gedrungenen Körper die Wasseroberfläche und sammelt eine Maifliege ein. So plötzlich wie die Seeforelle gekommen ist, so schnell verschwindet sie auch wieder in den Weiten des großen Alpensees. Lange haben wir auf diesen Augenblick gewartet, jetzt ist sie da - die Maifliegenzeit 2013. Überall in den Flachwasserbereichen schlüpfen die zierlichen Eintagsfliegen zu tausenden und bieten den Forellen einen reich gedeckten Tisch. |
Massenschlupf
der Maifliege am Vierwaldstättersee (fw)
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In den kommenden Tagen besteht die Chance auf Adrenalin und Aktion pur - Fliegenfischen auf naturgewachsene Großforellen und dies mit der Trockenfliege. Jetzt können Silber-Träume wahr werden – nicht in weit entfernten Reisedestinationen, sondern direkt vor der Haustür! |
Am Ende
des Regenbogens - Verheißungsvolle Stimmung am großen Alpensee
(mm)
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Aber
meist ist es alles andere als einfach, eine Königin der Alpenseen
mit der Trockenfliege zu überlisten. Nur wer gewillt ist, Zeit zu
investieren an potenziellen Locations aufmerksam nach steigenden Fischen
zu suchen, wird am Ende das Glück haben, einer Seeforelle die Maifliegenimitation
zu präsentieren. So schön und faszinierend die Seeforelle ist,
so rar ist sie eben auch. Auch in 2013 lagen Euphorie, Glück, Pech
und Frustration sehr dicht beieinander.
Am Vierwaldstätter- und Thunersee wurden für Noel Schuler, Fabio Sicher, Philipp Sicher und Matthias Meyer Silberträume war... |
Fliegenfischen
zur Maifliegenzeit am Thunersee: Matthias Meyer mit einer prächtigen
Seeforelle, die er vom Ufer aus auf Trockenfliege überlisten konnte
(ab)
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Maifliegen-Impression
am Vierwaldstättersee (ns)
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Der Brienzersee,
hier können Silberträume wahr werden (ab)
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Pech hatte Sämi Gründler, sein Silberbarren verabschiedete sich im Sprung kurz vor der Landung. Matthias Meyer durfte sogar mit der Trockenfliege die magische 60iger Marke um einige Zentimeter durchbrechen, ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Rüedel Zurbuchen und Kurt Zumbrunn für die Hilfe bei der Landung der prächtigen Seeforelle. |
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Die Suche
in den Wellen nach steigenden Seeforellen am Brienzersee (mm)
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Eine weitere
Thunersee-Seeforelle, die Matthias Meyer mit der Trockenfliege fangen durfte
(rz)
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Durch
das langanhaltend regnerische und kalte Wetter verlief die Maifliegenzeit
am Brienzersee eher bescheiden. Kleinere Silberpfeile waren recht aktiv
im oberflächennahen Bereich unterwegs, aber da es nie richtig zu Massenschlüpfen
von Eintagsfliegen kam, ließen sich die großen Seeforellen
höchst selten an der Wasseroberfläche blicken.
Kurt
Zumbrunn hatte vom Ufer aus das Glück und konnte an einem Abend ohne
merkenswerte Oberflächenaktivität eine wunderschöne Seeforelle
mit der Spinnrute und einem Wobbler überlisten.
Bilder
sagen mehr als 1000 Worte - unsere Erlebnisse aus der diesjährigen
Maifliegenzeit haben wir in den obigen und nachfolgenden Bildimpressionen
festgehalten.
Die Maifliege, der Grund warum sich auch Großforellen an die Wasseroberfläche zum Fressen begeben (ab) |
Eine wunderschöne
Alpenkönigin, die Philipp Sicher beim Fliegenfischen am Vierwaldstättersee
gefangen hat (ns)
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Original
und Fälschung (um)
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Kurt Zumbrunn
und seine wunderschöne Seeforelle, die er mit der Spinnrute vom Ufer
aus am Brienzersee fangen konnte (hz)
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Sascha
Urweider und Matthias Meyer mit dem Belly Boat auf dem Thunersee (ds)
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Das Ende
der Maifliegenzeit (mm)
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Ein Beitrag von Matthias Meyer für www.fliegenfischer-forum.de - August 2012 + Juni 2013. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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