Das Gold der Sierra Nevada...
Ein Reise-Kurzbericht mit Bildern von Eric & Muriel Arbogast

Das Gold der Sierra Nevada... oder so ähnlich könnte der Name eines Westerns lauten, welcher in den 20er bis 70er Jahren unten im Tal des Owens River, in den Alabama Hills in der Nähe der Stadt Lone Pine, gedreht worden ist. Die Stadt verfügt jedenfalls über ein Filmmuseum, in dem sich sämtliche Giganten des US-Westerns (wie auch noch andere) bildlich die Hand geben. 
Es waren aber nicht irgendwelche schnöde Metallnuggets oder Filmgrößen, die uns in die kalifornische Wüste gelockt haben, sondern der Traum, nach über zwanzig Jahren endlich einmal eine Golden Trout (oder Goldforelle) in den Händen halten zu dürfen. Hierbei handelt es sich aber nicht um die monströs-gelben "Bananenforellen", also der Palomino-Version der Zucht-Regenbogenforellen, wie es sie auch in unseren Regionen in manchen einschlägigen pay-for-play-Gewässern und Zuchtbetrieben gibt, sondern um eine eigenständige und natürlich vorkommende Unterart der Regenbogenforelle, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet im Einzugsgebiet des oberen Kern River in der östlichen Sierra Nevada in Kalifornien lag (siehe Karte ganz unten).
Die Serpentinen hinauf zu den Horseshoe Meadows
Blick auf das Owens-Tal
Ausgangspunkt für den Wunsch, einmal auf Goldforellen zu fischen, war ein Bild auf der Rückseite meines kalifornischen Angelscheins von 1993 sowie ein hervorragend gemachtes Präparat an der Wand eines Flyshops; die unglaublichen Farben des Fisches hatten mich von Anfang an magisch in ihren Bann zogen.

Immer wieder wollte ich einen Trip in die Sierra während eines meiner Aufenthalte in Südkalifornien mit einplanen, aber immer kam irgendetwas dazwischen, bis eben dieses Jahr der Traum endlich wahr werden sollte: mit meiner Frau Muriel sollten wir mit Rucksack und Camping-Ausrüstung einige Tage die Wildnis Kaliforniens erkunden, um ebenfalls auf Golden Trout zu fischen.

Spricht man von der California Golden Trout (Oncorynchus mykiss aguabonita), muss man wissen, dass diese Fischart nur hoch in den Bergen in kleinen und kleinsten Bächen und Bergseen vorkommt und die Fische im Durchschnitt nicht sehr groß sind, meistens nur knapp handlang (ein 30-cm-Fisch ist gilt schon fast als Kapital), gegebenenfalls können sie je nach Zielgebiet aber sehr zahlreich sein. Da uns keine volle Woche zur Erkundung zur Verfügung stand, mussten wir eine Gegend finden, wo man die "Goldens" relativ kurzfristig und "einfach" finden kann, und wo es eine gesunde und stabile Population gibt.

Unsere Wahl fiel auf die Cottonwood Lakes im Inyo National Forest: nirgendwo in der Sierra ist es "einfacher", erfolgreich exklusiv auf Goldforellen zu fischen; einfach bedeutet aber immer noch, das ganze Camping- und Angelzeug mindestens 6 Kilometer den Berg hoch zu schleppen. Dies klingt für einen halbwegs sportlichen Typen nicht nach viel, doch liegt der Trailhead des Pfades, also der Ausgangspunkt zu den 6 Cottonwood-Seen, schon auf etwa 10000 Fuß oder knapp 3000 Metern und der erste der Seen auf 11007 Fuß, da geht einem die ganze Zeit schön die Pumpe und die Rucksäcke mit der Ausrüstung sind auf Dauer auch nicht eben leicht (in meinem Fall sprich: "sauschwer"!).

Tolle Sierra-Landschaft wie aus dem Bilderbuch

Info-Schautafeln am „Trailhead“ zu den Seen
 
 

Diesen Preis hatten wir zu zahlen aber das Erlebnis und die Fische waren es auf jeden Fall wert: allein die Anfahrt von Van Nuys (im Stadtgebiet von Los Angeles) bis ins Owens-Tal und dann den Berg hoch war schon ein Abenteuer und die Gegend ab der Baumgrenze sowie die Berglandschaft, in welcher sich die Seen befinden, sind traumhaft schön und im direkten Gegensatz zur Wüste im Tal schon fast unwirklich.

Schon beim Aufstieg zum Cottonwood-Bassin konnten wir im Bach kleine Goldforellchen ausmachen und fangen: keines der Fotos wird der Farbgebung dieser Juwelen je gerecht werden (egal wie heftig man die Bilder "photoshopt"). Über Geschmack und Farben kann man streiten (oder eben auch nicht) aber Golden Trout sind für mich die schönsten Salmoniden überhaupt!

Wegbeschilderung
Bonanza lässt grüßen
... endlich, nach so langer Zeit!
Die Fotos geben die wahre Schönheit dieser Fische leider nicht her, man muss sie mit eigenen Augen sehen...
Am Rücken sind die Goldforellen olivgrün bis bräunlich, auf den Seiten und am Bauch knallig goldgelb und neonorange gefärbt, mit intensivroten horizontalen Bändern entlang der Seitenlinie. Rücken-, Brust- und Afterflossen besitzen weiße Ränder. Die kleineren Exemplare verfügen noch über ausgeprägte "Parr Marks", also die vertikalen, dunklen Markierungen von Jungsalmoniden, bei größeren Fischen fehlen diese dann ganz.

Leider war unser Aufenthalt zu kurz als dass wir weitere Gewässer hätten erkunden und weitere Exemplare fangen können. Es gibt in der Sierra in paar "namenlose" Seen, in denen sich große Golden Trout jenseits der 50 cm-Marke tummeln, diese erreicht man aber nur über lange Tagsmärsche, hierfür fehlte uns leider die Zeit. Außerdem sind die kleineren Exemplare weitaus prächtiger in ihrem Farbenkleid.
Die Forellen in den Cottonwood-Seen sind im Durchschnitt größer als in den umliegenden Bächen, sicherlich ist das Nahrungsangebot hier ganzjährig höher. Fakt ist, dass die Fische im Creek aber weitaus einfacher zu fangen waren als im See, mit den gängigen Trockenfliegen, wie sie auch in hier bei uns fängig sind, vielleicht in etwas kleineren Größen.


Ein Wermutstropfen, welcher sich negativ auf die Fischerei in den Seen auswirkte war ein starker Wind, welcher fast die ganze Zeit tagsüber sehr heftig im Cottonwood-Bassin blies und jegliche Versuche mit Fliegengerät in den Seen fast vollständig zunichte machte. Einige Camper hatten hierfür vorgesorgt und eine leichte Spinnrute mit im Gepäck, in Anbetracht der Größe der zu fangenden Fische für uns aber ein No-Go. Spontan musste ich an unsere britischen Freunde denken: Loch-style-Angler hätten bei dem Wind jedenfalls ihre helle Freude gehabt.
In den frühen Morgenstunden vor dem Abstieg hatte der Wind sich aber wieder gelegt und bei Sonnenaufgang fanden auf dem See Hunderte von Ringen, die von steigenden Fischen herrührten: leichtestes Gerät, lange, feine Vorfächer und kleinste Trockenfliegen brachten dann auch den lang ersehnten Erfolg.


Fest steht, dass wir die Möglichkeiten der Fischerei in der Sierra nur leicht an der Spitze angekratzt haben und sicherlich in Zukunft mehr Zeit investieren werden, um unser Wissen bezüglich der Goldforellen vor Ort zu vertiefen...!
***
Infos: Cottonwood Lakes:
Bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden die Cottonwood Lakes, gelegen in ein einem Hochtal im Schatten des Mount Whitney, dem höchsten Gipfel der USA (ausserhalb Alaskas), als Aufzuchtgebiet für den "State Fish", also die Banner-Fischart des Staates Kalifornien, benutzt, bis Fischbiologen herausfanden, dass die Forellen im Creek und den Seen genetische Verunreinigungen aufwiesen (Hybridisierung mit Regenbogenforellen) und sich deshalb der Status der Gewässer änderte und diese langsam einer streng reglementierten Fischerei zugänglich gemacht wurde. Die An- und Abfahrt zum Parkplatz am Cottonwood Trailhead ist von Lone Pine im Owens-Tal her über die Serpentinenstraße relativ einfach (und atemberaubend spektakulär) und jedem Naturliebhaber wärmstens zu empfehlen.
Für das reglementierte Betreten der Wildnis braucht man einen Erlaubnisschein, den man bei der Ranger-Station in Lone Pine reservieren und erstehen kann. Eine komplette Camping- Ausrüstung ist erforderlich (inklusiv Bären-sicherem Nahrungscontainer), bis auf einige Wegschilder gibt es außer einem Fußweg nichts, es ist eben eine "Wilderness". Campfeuer sind ab 10400 Fuss Höhe nicht erlaubt, die Luft für Flachländer schon relativ dünn und obschon die Sonne die meiste Zeit vom wolkenlosen Himmel knallt, sind die Temperaturen eher dürftig; der Komfort steht und fällt also mit der Qualität der Bekleidung und Ausrüstung. Weitere Infos zur Region gibt es direkt online beim Eastern Sierra Interagency Visitors Center in Lone Pine.
Angelscheine kann man vielerorts erwerben, einen Online-Service gibt es ebenfalls.

Das Städtchen Lone Pine ist mit seinem Wildwest-Charakter ebenfalls interessant, man kann dort einige Zeit verbringen (komfortable Motels, gute Restaurants) und sich gegebenenfalls noch mit den nötigen Ausrüstungsgegenständen (Fliegenladen, Outdoorshop) eindecken. Viele Bergtouren ins Mount-Whitney- Massiv und in die angrenzenden Bergregionen starten von hier; vom Horseshoe-Meadows-Campground mit Parkplatz beginnen und enden diverse Trails zu Golden-Trout Gewässern in der östlichen Sierra. Infos (hier).

California Golden Trout in ihrer Reinform bleiben leider weiterhin extrem bedroht. Es gibt sie nur noch in einer handvoll Gewässer und Jahre der Überfischung, Missmanagement und Konflikte mit fremden, besetzten Salmoniden haben dem Bestand zugesetzt. Bachsaiblinge konkurrieren um Nahrung, Bachforellen sind Brut- und Fressfeinde und eingesetzte oder hochgewanderte Regenbogenforellen hybridisieren mit ihr. Mittlerweile gibt es die Fischart trotzdem in weiten Teilen der Sierra in Kalifornien und im angrenzenden Bundesstaat Nevada. Außerdem existieren stabile (teils großwüchsige) Populationen in den Wind-River Bergen in Wyoming, in Alberta/Kanada sowie weiteren Bundesstaaten des amerikanischen Westens, wo die Art als Besatzfisch aber schnell mit Regenbogen- und Cutthroatforellen hybridisiert. Weitere Infos (hier) und (hier).

Von CalTrout gibt es ein interessantes und sehr empfehlenswertes Doku-Video über die Golden Trout und Ihre Umgebung.



© Ein Bericht und Fotos von Eric & Muriel Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de - September 2014. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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