Fliegenfischen auf Sikang
Malaysia Nord-Ost, Terengganu
Ein Reisebericht von Dr. David Popp
Amin Pak oder einfach ‘Onkel Amin’ genannt ist wohl einer der bekanntesten Fliegenfischer in Südostasien, ein Begriff für alle Enthusiasten dieser Art zu fischen, von Singapore über Indonesien, Malaysia, Thailand bis hin nach Vietnam. Anfang der 1970er Jahre, als Angestellter für eine in Singapore ansässige Erdölfirma, hatte er einen Chef aus Amerika, der Fliegenfischer war und ihn an das Fliegenfischen heranführte. Amin ist einer der Pioniere des Fliegenfischens in Südostasien und darüber hinaus, denn er war einer der Ersten, der in den 1980er Jahren das Fliegenfischen auf Trevally und Bonefish auf den Malediven vorantrieb. Seit langer Zeit durch einen Autounfall in seiner Mobilität eingeschränkt, verbleibt er als einer der Großen der Fliegenfischerszene in der Region, auch durch seine monatlichen Fliegenmusterserien in dem malaysischen Anglermagazin ‘Rod & Line’.
In der ‘vermeintlichen Fremde’ wie in Japan oder Singapore, wo ich mir seit langem in der Wissenschaft die ‘Zeit’ vertreibe sowie kleine Brötchen verdiene (da in Deutschland praktisch niemand jemals an meinen Diensten interessiert war: Stichwort Fachkräftemangel), ist es nicht unbedingt einfach, Anschluss an die Einheimischen zu finden. Aber zum Glück gibt es in Singapore "Coho", ein Angelgeschäft speziell für den Fliegenfischer. Coho ist jedoch weit mehr als nur ein Geschäft, hier treffen sich auch die Fliegenfischer der Region für einen Plausch und einen Kaffee. Samstags kann der Laden voll sein mit 20 oder mehr Gleichgesinnten, die nicht alle in den Laden passen und auf den Gehweg überquellen. Und dort war es auch, wo ich mit Onkel Amin ins Gespräch kam. Als mich Amin dann einige Jahre (!) nach unserem ersten Zusammentreffen fragte, ob ich Lust hätte, ihn zu einem Trip nach Malaysia zu begleiten, um dem Sikang, der ‘Malaysischen Forelle’ nachzustellen, war das eine große Ehre.
Es war Ende Februar 2014, als wir morgens den Bus von Singapore nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia, auch KL genannt, nahmen. Dort holte uns Razlan, einer der ‘Jungen Wilden’ in der rasch expandierenden malaysischen Fliegenfischer Szene, mit seinem Auto ab. Und dann ging es ca. 450 Kilometer weiter nach Nord-Ost in den hügeligen Dschungel um Terengganu. Es war gegen 21:00 Uhr, als wir endlich an unserem Ziel, einem kleinen Chalet an einem der Flüsse, die wir in den kommenden Tagen befischen würden, ankamen. Die Unterkunft war einfach, die Matratze konnte ihre Sprungfedern nicht mehr verheimlichen aber das Bad mit Toilette hatte zumindest Spülung und eine Kaltwasserdusche, jedoch war das Fliegennetz im Fenster zerfetzt und Nachts schauten dort die Schnaken und der Gecko vorbei. Aber für etwas weniger als 10 Euro die Nacht war das schon ok. An das Chalet angeschlossen war ein offenes Restaurant, wie es in diesen tropischen Ländern oft zu finden ist. Nach einem heißen Tee, der hier oft mit Unmengen von Zucker versetzt ist, gingen wir früh schlafen.
Ein Blick auf unsere Chalet. Foto DP. | Unten rechts: Mondsichel und Morgenstern im Morgengrauen, hier im Dschungel von Malaysia schön zu sehen. Foto DP.
Um 6:00 Uhr in der Früh ist Aufbruch, sagte Onkel Amin, in den frühen Morgenstunden sollte das Fischen auf Sikang gut sein. Wir fuhren an einem Prata Stand vorbei und hielten an um zu frühstücken. Prata sind eine Art Pfannkuchen, verbreitet in muslimischen Gegenden von Südindien bis Indonesien. Dazu gibt es Curry des Tages. Leider war der Stand noch in der Vorbereitung und so fuhren wir weiter über kleine Landstraßen, vorbei an winzigen Ortschaften, die aus seiner Handvoll Bretterhütten auf Stelzen bestanden, durch den Dschungel ans Wasser. Es war immer noch dunkel, als wir im Schein unserer Stirnlampen die Ruten startklar machten. Über dem Fluss funkelte uns die schmale Sichel des Mondes neben dem Morgenstern entgegen.
Dann gab das erste fahle Morgenlicht die Struktur des Flusses preis. Wir stiegen hinab in einen etwa 100 Meter langen Zug, der maximal einen guten Meter tief war und eine sehr konstante mittlere Strömung aufwies. Wir banden Trockenfliegen an, Größe #12 Humpies oder Caddis und ließen sie gemächlich abtreiben. Nach 20 Minuten immer noch kein Biss. Mir als alter Forellen- und Äschenfischer kam dieser Zug doch etwas abwegig vor und so beschloss ich, Flussauf zu waten, wo ich schnelles Wildwasser  und tiefere Pools erspäht hatte. Schließlich waren wir ja auf der Jagd nach der ‘Malaysischen Forelle’, die wie ich in meiner Naivität dachte, sich auch wie eine normale Forelle verhält. Dort hin zu gelangen war aber nicht ganz einfach und erforderte eine Kletterpartie entlang zerklüfteter Felsen. In der Folge mühte ich mich redlich, brachte auch einige winzige Fische zum Steigen, konnte sie jedoch nie haken, um zu klären um welche Fischart es sich hier handelte.
Es war schon nach 10:00 Uhr und es war Zeit umzukehren, schließlich war 11:00 Uhr als Zeitpunkt vereinbart, um zum nächsten Hotspot zu fahren. Nochmals riskante Felsenkletterei zurück, nein das traute ich mir nicht mehr zu, dazu war meine Muskulatur schon etwas zu verkrampft. Vielleicht auf die andere Seite waten, da sah das Terrain zurück leichter aus. Also rein ins Wildwasser, erster Querungsversuch - zu tief. Zurück, ein am Ufer liegendes Bambusrohr als Stütze ergriffen...
Neue Stelle, vielleicht war es hier möglich. Ok, sieht gut aus, der Stock stabilisiert, noch ein, zwei Schritte, plötzlich starke Unterströmung, der Stock entgleitet, ein Bein wird weggezogen und ich lande im Wasser. Zum Glück habe ich alles wichtige in meinem Rucksack. Der ist einer dieser neuen, wasserdichten Machart, die ich wirklich zu schätzen gelernt habe. Mühsam kann ich mich aufrappeln und ans Ufer waten. Für diese Art von Fischerei in den Tropen verwenden wir keine Wathosen, sondern normal schnell trocknende Hosen und Hemden wie sie auch in den Flats auf Bonefish etc. getragen werden und so kann die Kleidung in der Gluthitze schnell wieder trocknen. Nach diesem kleinen Abenteuer war ich doch ziemlich ausgelaugt. Und so blieb mir nur noch eine Option zurück, über den Hügel oberhalb der Felsen. Und das war Dschungel pur! Knochenarbeit, sich durch dieses Gestrüpp von Schling- und Dornenpflanzen zurück zu arbeiten.
Die ‘Drei Musketiere’. Von links Onkel Amin, der sich auf seinen Stock stützt, Razlan und DP. Foto unser ‘Guide’ der Schüler.
Als ich letztendlich das Auto erreichte, war ich froh als Onkel Amin mir ein Sportdrink reichte, ja das hatte ich jetzt wirklich nötig. Einige Sikang hatten meine Freunde während meiner Abwesenheit in dem ursprünglichen Zug gefangen, allerdings stiegen die Fische nur wenn die Trockenfliege leicht gezupft wurde. Merkwürdig, sagten sie.
Der Sikang (Barilius bendelisis) ist ein Fisch mit mehreren Unterarten, verbreitet von Indien, wo er ‘indian hilltrout’ genannt wird, über Burma und Thailand bis nach Malaysia. Selbst für geübte Augen und mit obligatorischer Polbrille, ist der Sikang nur schwer vom hellen sandigen Flussgrund auszumachen. Zudem können diese Fische ihre Färbung ähnlich einem Chamäleon ihrer Umgebung anpassen. Seine Fähigkeit urplötzlich zu erscheinen und ebenso schnell dem Blick wieder zu entgleiten, wie sein ‘Cousin des Meeres’, der Bonefish, hat ihm in Malaysia auch den Namen ‘Geist der Flüsse’ eingebracht. Diese Eigenschaft, seine Vorliebe, alle Arten von Insekten und kleine Fische zu verzehren und der Fakt, dass er leicht vergrämt ist, macht ihn zu einem der begehrtesten Süßwasserfische für den Fliegenfischer in Südostasien. Der Sikang ist ein geselliger Fisch und deshalb sind diese Fische in einem guten Zug zahlreich anzutreffen. Die beste Zeit um dem Sikang nachzustellen ist nach der Regenzeit, die in Malaysia von etwa Mitte Oktober bis Mitte März andauert, die Laichzeit ist etwa Juni bis Juli. Einst sehr zahlreich in den Flussoberläufen in den hügeligen Mittelgebirgsregionen Malaysias, ist ihre Population durch Umweltverschmutzung, illegalen Holzeinschlag und Verschlammung zurück gegangen. Der Sikang ähnelt etwas in seinem Aussehen der japanischen ‘Yamame’, auch cherry trout genannt, und wird deswegen als ‘Malaysian hill trout’ von der lokalen Fliegenfischerszene bezeichnet. In Wirklichkeit ähneln Körper und Färbung mehr einem Hering, während der Kopf mit seinem ausgeprägten Unterkiefer sehr an eine amerikanische ‘Cutthrout Trout’ erinnert.
Nach unserem verpassten Frühstück hielten wir an einem der zahlreichen kleinen Essenstände am Straßenrand. Das sind oftmals nur ein paar Tische und Stühle vor oder im Erdgeschoss eines Wohnhauses, wo die Frau des Hauses ein oder zwei Tagesgerichte anbietet. Während der gesamten drei Tage in Terengganu konnte ich etliche lokale Spezialitäten probieren und war immer sehr davon angetan, Malay Küche ist top, egal ob es eine einfache Suppe, Curry, gebratenes Hühnchen, Fisch, Lamm oder eben Prata war.
Typischer Essenstand am Straßenrand. Foto DP.
Razlan hantierte derweilen fleißig mit seinem Handy (außerhalb Deutschlands "cellular phone" genannt) und verkündete dann freudenstrahlend, dass wir am Nachmittag einen ‘Guide’ treffen würden. Dieser erwies sich als Schullehrer, der oft gegen Abend am Wasser ist, um den Schulstress abzubauen und uns einige seiner ‘Geheimstellen’ zeigen wollte. Wir kamen sofort prima ins Gespräch und er bot mir an, mich in die kleinen Geheimnisse des Fliegenfischens auf ‘Sikang’ einzuweihen. Er steckte seine 7 Fuß #3 Glasfaser Rute zusammen. Ist viel billiger wie Graphit, sagte er etwas verschämt, die Gehälter in einem noch etwas unterentwickelten Land wie Malaysia sind eben bei weitem nicht so hoch wie in der westlichen Welt. Im übrigen bevorzugen viele malaysische Fliegenfischer Glasfaserruten in feinen Schnurklassen, weil der Drill bei weitem spektakulärer ist als mit steiferen Graphite-Ruten. Die meisten Sikang sind ca. 10-20 cm lang, die Kapitalen erreichen jedoch bis zu ca. 50 cm.
Eine des Schullehrers geheimen Stellen. Foto. DP.
Onkel Amin und Razlan in Aktion. Foto DP.
Unser Schullehrer band eine ziemlich buschige Variante eines Größe #8 ‘Stimulator’ ans 5X Vorfach und warf querüber ans andere Ufer eines Zuges, der ähnlich strukturiert war wie unsere allererste Angelstelle. Kaum hatte er die große Fliege sauber abgesetzt, began er schnell zu strippen, quasi wie Streamerfischen - aber mit der Trockenfliege. Da fühlte ich mich fast wieder auf die Malediven zurückversetzt, wo ich im Jahr zuvor eine tolle Fischerei auf einer vom Coho- Fliegenfischerladen in Singapore organisierten Tour erlebt hatte. Bericht folgt noch, versprochen. 

Zwei Würfe an die gleiche Stelle, dann ging mein Freund der Schullehrer ein paar Meter flussabwärts. Und dann war es soweit. Strip, strip und ein weißer Torpedo durchschnitt das Wasser und detonierte quasi an der Fliege. Rute angehoben und der Fisch war gehakt. Der Sikang ist ein guter Kämpfer, selbst in kleinen Größen. Pfund für Pfund sicherlich einer Forelle ebenbürtig. Im übrigen glaube ich, das Fische die in wärmeren Gewässern leben (die Flusstemperatur betrug 25°C), meist einen besseren Kampf liefern als Fische der kalten Gewässer. Das mag mit dem Sauerstoffverbrauch zusammenhängen, bzw. mit dem Fakt, dass der Sauerstoffgehalt proportional mit der Wassertemperatur abnimmt. Ein Fisch in warmen Gewässern kommt also generell mit weniger Sauerstoff aus.
 
 
 

Typische flache Gewässerzüge sind Sikang Habitat. Foto DP.

Mit Kescher ist das Landen sicherer, der Haken sitzt oft nicht 
fest im knochigen Maul des Sikang. Fotos DP, Razlan
Geschlittert. Razlan und unser Schullehrer mit schönem Sikang. Foto DP.
Wunderschön gezeichneter Sikang. Foto Razlan.
Unser ‘Star’ Razlan, er fing über 70 Sikang auf diesem Trip mit der Fliege (er hatte jeden mit gezählt, unglaublich). Foto Onkel Amin.
Onkel Amins Kommentar: ‘Razlan ist Quantität, ich bin Qualität’. Ein phantastischer Sikang von mehr als 40 cm (oben) und ein zweiter ‘Großer’, der einer Chernobile Ant nicht widerstehen konnte. Fotos Razlan.

Es war Ende Februar und die Regenzeit war in diesem Jahr 2014 früher zu Ende gegangen als sonst. Mein neuer Freund verriet mir, dass nur gestrippte Trockenfliegen seit ein oder zwei Wochen erfolgreich waren, aber klassisch gefischte Trockenfliegen in ‘dead drift’ momentan von den Fischen fast komplett ignoriert würden. Onkel Amin hatte natürlich schon oft über die Jahrzehnte auf Sikang in der Gegend gefischt. Jedesmal ist es anders, sagte er, es dauert oft einen Tag, um herauszufinden, auf was die Fische gerade aus sind. Aber gerade das ist es, was den Reiz am Fliegenfischen ja für viele von uns aus macht. Am ersten Tag ging ich als ‘Sikang-Novize” leer aus, Schneider also, oder wie die Singaporeaner sagen ein ‘zero fighter’. Aber das machte nichts, allein das Vergnügen, in glasklaren Flüssen, die sich durch den dichten Malaysischen Dschungel ihren Weg bahnen, zu fischen, der intellektuelle Reiz, herauszufinden, auf was die Sikang gerade standen und wie es zu präsentieren ist und die mehr als angenehme Gesellschaft meiner Fliegenfischer Kumpane machten jede Minute dieses Abenteuers für mich bezahlt.
Neben der Chernobile Ant sind die ‘Pheasant Sedge’ (links) und ‘Lady X’, gebunden von Onkel Amin, gute Muster für Sikang. Foto DP.
Und schließlich war Morgen ein neuer Tag und ich hatte viel dazugelernt. Am zweiten Tag ließen wir es langsamer angehen. Nach einem ausgiebigen Buffet-Frühstück an einem der rustikalen Wegesrand-Stände, das uns inklusive Getränke etwa 2 Euro pro Person kostete, trafen wir wieder unseren Freund den Schullehrer, der uns an neue, selbst Onkel Amin nicht bekannte Stellen brachte. Die erste Stelle war ausschließlich für mich vorgesehen, Onkel Amin, nach seinem Autounfall meist auf einen Stock angewiesen (außer wenn er das Wasser mit der Fliege peitscht und alles um sich vergisst), blieb am Auto um noch die eine oder andere Pfeife zu schmauchen.

Und Razlan kam, um Fotos zu machen, von mir, endlich mit Fisch. Ich band eine #8 Chernobile Ameise ans Vorfach und warf in die seichte Strömung. Nach 2 strips, eine urplötzliche Attacke. Das erwischte mich kalt, und ich konnte nicht schnell genug angeschlagen, der Fisch war wieder in sein Terrain abgetaucht. Aber einige Würfe später machte ich es besser und ich konnte endlich einen kleinen Sikang haken und landen. 'Komm', sagte mein Freund der Schullehrer zu mir, als ich für Razlans Kamera herhalten musste und ich mich etwas zierte, ‘small fish, big smile’.
 
 

Ein Pfeifchen in Ehren kann einem niemand verwehren. Eine feine Bambusrute ist gerade richtig für Sikang. Foto DP.

Mein ‘Guide’ der Schullehrer erläutert mir die Taktik. Foto Razlan.
Dann, ‘small fish, big smile’. Foto Razlan.
Am dritten Tag hatten wir ein vollkommen anderes Flusssystem im Visier, aber ein neuer ‘Guide’ der uns dort einführen wollte, hatte plötzlich andere Verpflichtungen. Das war aber kein Problem, denn es hatte sich wie Lauffeuer herumgesprochen, das der ‘Fliegenfischer Guru’ Onkel Amin im Land war und so waren es gleich zwei neue ‘Guides’, die wir zum Frühstück trafen und die uns Ihre ‘Geheimstellen’ zeigten.
Ich glaube alles in allem haben wir zwischen uns Fliegenfischern in den drei Tagen mehr als 200 Sikang gelandet, die größten ca. 45 cm lang. Ich hatte eine wunderbare Zeit. Onkel Amin sagte mir oft, "David, nicht zu weit weg wandern, zusammen bleiben". Warum, war mir unklar, aber ich tat es trotzdem, denn ich erkunde gerne neues Terrain. Bis ich die frischen Abdrücke eines schwarzen Panters im weichen Ufersand erblickte. Dann wusste ich Bescheid...

Frischer Abdruck einer schwarzen Panterpfote im Ufer Sand. Links unten im Blickfeld ‘die in Fliege’ dieses Trips, eine gelbe Chernobile Ant. Foto DP.

Im Auto zwischen den Angelstellen kamen uns allerlei Getier entgegen, das die Straßen überquerte. Manches wie Hennen, Gockel, Ziegen, Schafe, Hasen waren etwas, was unser Fliegenfischerherz höher schlagen ließ. ‘Mensch Razlan, den Gockel hättest Du doch mit dem Auto erlegen können, waren schöne rostbraune Federn’, sagte ich zu ihm. Er kicherte. Andere Tiere waren etwas gefährlicher, wie Herden von halbwilden Wasserbüffeln oder große, fast zwei Meter lange schwarze Kobras, die im übrigen hier bewusst geduldet werden, da sie die Rattenzahl in den Palmölplantagen regulieren.
Typische Palmölplantage entlang einem der Flüsse, dort wo der Dschungel weichen musste. Foto DP.
Palmölfrucht am Wegesrand, wahrscheinlich von einem Transporter gefallen. Palmöl von diesen Früchten gepresst ist eines der Haupterzeugnisse Malaysias. Foto DP.


Nach drei Tagen Fliegenfischen auf Sikang ging es zurück, schade eigentlich. Gerade hatte sich meine Muskulatur an die ‘Belastungen’ gewöhnt und akklimatisiert, und ich wusste Bescheid, wie man den Sikang fängt, zumindest zu dieser Jahreszeit. Aber zum Glück plant Onkel Amin ein neues Outing und das werde ich mir sicher nicht entgehen lassen.
Razlan brachte uns heil zurück nach KL (Malaysia ist bekannt für seine notorischen Raser und eine große Zahl von Toten bei Autounfällen, also Vorsicht...). Wir hatten noch Zeit, bevor wir den Bus nach Singapore bestiegen, um uns im einzigen Fliegenfischer- Laden in KL, der “Tackle Box’, die von dem charmanter Inhaber Nick Ooi geleitet wird, umzusehen. Ein tolles Geschäft mit klasse Auswahl und gutem Preisleistungsverhältnis. Ich kaufte neben anderen ‘Fliegenbinde- Kleinigkeiten’ eine Rio WF-Trockenschnur für Schnurklasse #3, eine Spezialanfertigung für die “Tackle Box”, eine Tropen Schnur. Ideal für Sikang. Normale Trockenschnüre, die in gemäßigten Breiten wie in Deutschland verwendet werden, bleiben in der Hitze oft in den Ringen nahezu kleben und ‘ruinieren’ den Angeltag.
Unsere ‘Guides’ am dritten Tag beim Mittagstisch. Neben dem Autor (links) ein ‘neuer’ Schullehrer, allerdings mit anderem Fachgebiet, sowie ein Schüler, der Biophysik (mein Fachgebiet) in Australien studieren möchte, wohl oder gerade wegen den phantastischen Fischereimöglichkeiten. Foto Razlan.
Es gibt noch andere Fischarten in den malaysischen Flusssystemen, welche für den Fliegenfischer prädestiniert sind, wie den Malaysischen Masheer oder den ‘giant hering' - auch 'water-wulf’ genannt. Diese sind heute jedoch recht selten, denn viele Leute stellen Ihnen mit Netzen nach, da es immer noch zu wenige Regularien zur Zeit in Malaysia gibt. Onkel Amin und einige Mitstreiter im malaysischen Ministerium für Land-, Forst- und Fischwirtschaft sind jedoch auf einem guten Weg, dies zu ändern und die Fischpopulationen speziell für Angeltouristen zu konservieren bzw. zu intensivieren. Dass die Sikang Population weiter gedeiht, verdanken wir dem Umstand, dass Sikang als Speisefisch in Malaysia zum Glück verachtet wird.
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Tipps:
Allgemein: Malaysia ist ein muslimisches Land. Bier oder andere alkoholische Getränke sind deswegen in der Gegend um Terengganu (ein Bezirk mit sehr strikter muslimischer Auslegung) weder an den Essenständen noch im 7/11 Laden erhältlich. Schweinefleisch ebenso wenig. Alkoholische Getränke können jedoch in größeren Städten in Malaysia gekauft und mitgebracht werden. Verzehr in der Öffentlichkeit jedoch besser vermeiden. Der Iman war allgegenwärtig und weckte regelmäßig kurz vor 6 Uhr jeden morgen und rief auch sonst alle paar Stunden zum Gebet. Moscheen gibt es hier an fast jeder Straßenecke, die meisten betagte, bealgte Betongebäude. 
Minimal-Ausrüstung: Schnelltrocknende Hose und langärmeliges Hemd, ähnlich wie auf den ‘flats’. Normale Watschuhe, oder gar nur Wat-Sandalen, von Simms oder ähnlich (nein ich bin kein Simms Repräsentant) für sandigen oder kiesigen Untergrund, denn es gibt wenig Algenbewuchs, breiter Hut und Sonnencreme wegen der intensiven UV Strahlung in der Nähe des Äquators.
Ruten & Rollen: 7-9 Fuß lang für Schnurklasse # 1-3. Nicht zu steife Glasfaser- oder Bambusruten sind ideal, wegen ihrer weicheren Präsentations- und gefühlvolleren Drilleigenschaften. ‘Tschechische Nymph Ruten’, 10-11 Fuß lang, für Schnurklasse # 2-3 wären sicherlich auch gut geeignet, da meist wenige das Werfen behindernde Obstruktionen vorhanden sind. Das Flussbett ist wegen des Hochwassers während der Regenzeit sehr breit. Rollen von Gewicht und Kapazität kompatibel zur Rute wählen.
Fliegen: Standardtrockenfliegen wie Sedge oder Humpy #12-16 oder Tschernobile Ant in # 8-10 sind gute Muster. Zudem Nymphen: ‘Allroundmuster’ wie Copper John sowie Standardmaifliegen, Steinfliegen oder Köcherfliegen-Nymphen. Onkel Amin sagte, dass er hier auch schon gute Schlüpfe von Mai-, Sedge- oder Steinfliegen erlebt hat. Kleine Clouser-Streamer als Kleinfischimitation, gebunden auf #8-12 Haken bringen zu gewissen Zeiten auch oftmals großen Erfolg.
Kontakt zum Autor: Wer näheres wissen möchte, bitte gerne über die Redaktion melden.
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Ein Bericht von Dr. David Popp für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2014. Fotos/Copyright beim Autor. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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