Kristallklare Hochgebirgsflüsse in der Slowakei Ein Heimatbericht aus der Slowakei von Andrej Polcic |
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Es ist zur festen
Tradition geworden, zumindest ein neues Gewässer pro Jahr in meiner
wunderschönen Heimat Slowakei zu erkunden. Da sich rund um meinem
Heimatort viele herausragend gute Flüsse befinden, ist es nicht einfach
dieses Vorhaben auch tatsächlich zu verwirklichen. Dennoch ist es
mir heuer gelungen, mehr als nur einen von diesen versteckten Juwelen der
Natur zu erforschen. In diesem Bericht möchte ich mit Ihnen eine meiner
Expeditionserfahrungen teilen.
Ich kenne viele Gebirgsgewässer, die sich verstreut in vielzähligen Gebirgszügen der Slowakei befinden und welche sehr reich an wilden Bachforellen und Äschen sind. Dennoch waren für mich diejenigen Flussteile, deren Lage die Meeresspiegelhöhe von 1000 Meter überragt, bis zum vergangenen Sommer eher ein Geheimnis und ein Traum, welcher erfüllt werden sollte. Das Tatra Gebirge ist die größte Gebirgskette in der Slowakei mit dem höchsten Gipfel von 2655 m ü.M.. Die überwiegende Zahl von diesen im Tatra-Gebirge entspringenden Gewässern verfügt dank dem vornehmlich aus Granit gebildeten Flussbrett über einzigartig kristallklares Wasser, welches sehr kalt ist und sich mit unglaublicher Stärke seinen Weg durch die wilde, von Menschen weitgehend unberührte, Landschaft baut. Vier Prinzipien sind für mich maßgebend, wenn es sich um die Wahl der von mir zu erforschenden Gewässer handelt: unbekannte, versteckte, schwer zu erreichbare und unbewohnte Flussbereiche. |
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Die
erste Begegnung mit dem Fluss
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Nach der sorgfältigen
theoretischen Vorbereitung war es so weit, den ausgewählten Fluss
mit eigener Haut zu erleben. Es war ein herrlicher, sonniger, Sommertag
Mitte August nach einer Trockenperiode, welche garantieren sollte, dass
der Wasserstand für das Fliegenfischen in dieser hochgelegenen Gebirgslandschaft
optimal wird.
Der erste Eindruck von diesem mir bislang unbekannten Gewässer war ein echtes Erstaunen über die Schönheit des Flusses und die ihn umgebende Landschaft. In einer tiefen Schlucht liegend, mit hochragenden Felsen umgeben, bewachsen mit Tannen, Eichen und Kiefern, smaragdgrünes Wasser der vielen, tiefen Gumpen, hohe Wasserbrettkaskaden, wilde Wasserfälle - alles in allem ein Paradies für jeden Fliegenfischer. Am Ufer sitzend und diese Gottesschöpfung bewundernd, war ich mit Freude und Ruhe erfüllt. Bei der Untersuchung der Flusssteine konnte ich viele Wasserinsekten ausfindig machen. Steinfliegen-, Eintagsfliegen-, Maifliegen- und vor allem Unmengen an Köcherfliegenlarven. Die Fliegenmusterwahl zu einer Köcherfliegennymphe war also nicht so schwer zu treffen. Wie eben oben bereits erwähnt, die Wasserklarheit des Flusses war erstaunlich und dementsprechend musste ich mich beim Waten und Werfen sehr vorsichtig verhalten, um die Fische nicht zu verscheuchen. |
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Spannender
Kampf im kristallklarem Wasser
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Nachdem ich die entsprechende Länge meines Vorfachs einstellte, um an den Wassergrund zu kommen, machte ich die ersten Würfe in die prachtvollen „Pools“. Da ich von derartiger Schönheit umgebend war, gestaltete sich das Beobachten des Bissanzeigers durch die ständige Ablenkung der Naturbewunderung als nicht einfach und infolgedessen verpasste ich beinahe den ersten Biss. Gott sei Dank, konnte ich noch im letzten Augenblick intuitiv den Anhieb setzen und der Drill konnte losgehen. Die Kraft und die Sprungtechnik meiner ersten Bachforelle des Tages war beeindruckend und nach vielen Fluchtversuchen konnte ich sie sicher landen. Eine gesunde, gut ernährte, wunderschön gekennzeichnete Bachforelle und ein kristallklares Wasser stellten die optimalen Bedingungen für ein paar Fotos und Unterwasseraufnahmen dar. |
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Die
erste Forelle des Tages
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Kurz nachdem ich sie
freigelassen habe, war schon die nächste dran und das Drillabenteuer
ging los.
Ich habe vergessen einen wichtigen Punkt zu erwähnen. Nämlich meinen Plan, die Flussstrecke von ungefähr 6 Kilometern in nur 7 Stunden zu erforschen, was aber das vorsichtige Waten und Befischen unter konditionell sehr anspruchsvollen Bedingungen bedeutete: Wasserfälle, natürliche Fluss-Kaskaden, tiefe Gumpen und wildes, kaltes Wasser erinnerten mehr an Fluss-Bergsteigen oder aber flussaufwärts Canyoning. Die zusätzliche Motivation und Neugier, was sich wohl hinter der nächsten Flussbiegung versteckt, halfen mir dabei, meinen Vorsatz zu realisieren. |
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Der
untere, noch ruhige Bereich des Flusses
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Bestens
getarnte Forelle
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Die
Klarheit des Wasser war einfach unglaublich
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Erstklassiger
Fliegenfischer-Luxus
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Die
Forellen waren in Top-Kondition
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Slowakische
Bachforelle - was für eine Schönheit
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Um mein Flifi-Erlebnis noch spannender zu machen, versuchte ich eine Heuschreckenfliege, nachdem ich mit der Köcherfliegennymphe bereits genügend schöne Bachforellen überlisten konnte. Das Blindwerfen einer großen Trockenfliege auf das glassklare Wasser und das faszinierende Beobachten der vom Wassergrund steigenden Bachforellen intensivierten meine Erfahrung. Diese Bachforellen waren in einer sehr guten Verfassung und sehr gut ernährt, trotz des kalten Wassers. Die Wassertemperatur in dieser Gegend bewegt sich auch während der heißen Sommertage unterhalb der 8 °C Marke. |
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Wieder
eine perfekte Stelle
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Fischen
oder die Landschaft bewundern - eine oft gestellte Frage
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Den
Forellen geht es hier gut
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Da ich schon vom kalten Wasser berichte, ist es erwähnenswert, dass ich keine Wathose hatte. Meine Watausrüstung bestand nur aus kurzen Hosen und Watschuhen. Die ersten Schritte ins Wasser haben sich dementsprechend wortwörtlich schmerzhaft angefühlt. Die ständige Bewegung durch das intensive Waten, das Werfen und Drillen von Fischen, die Überwindung der Hindernisse in Form von Fluss-Kaskaden, Wasserfällen und das Durchqueren von tiefen Gumpen versorgten mich mit ausreichender Adrenalindosis, um das kalte Element zu vergessen. |
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Kein
einziger Mensch - nur ich und solche herrliche Lanschaft
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Dieser
Gumpen war fast 3 m tief
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An solchen
Stellen war das vorsichtige Waten obligatorisch
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Ab diesem
Flussteil war die Kunstfertigkeit im Fluss-Bergsteigen angefragt
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Hier
verscheuchte ich eine riesige Forelle
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Die
ganze Mühe war es wert - top Pool top Szenerie top Drill
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Makellose
Bachforelle
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Solche Erlebnisse
bestätigen bei mir immer wieder die Überzeugung, dass die Slowakei
zweifelsohne zu den besten Fliegenfischer- Destinationen der Welt zählt.
Um die Objektivität solcher Behauptung begründen zu können,
berufe ich mich auf das wohl wichtigste Ereignis der Fliegenfischerszene
und zwar die Weltmeisterschaft in Fliegenfischen (WFFC), welche heuer (September
2017) zum zweiten Mal in der Slowakei stattfand.
Mehrere Informationen über Fliegenfischen
in der Slowakei können Sie meiner Homepage entnehmen (siehe Datenblock
unten).
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Eine
von unzähligen Fluss-Kaskaden
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Je höher
ich watete desto interessanter wurden die Flussbrettstrukturen
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Wild
aber schön
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Pool
nach Pool nach Pool
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Gottes
Schöpfung in ihrer Perfektion
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Datenblock
Slowakei
Die Slowakei, amtlich Slowakische Republik, ist ein demokratischer Binnenstaat in Mitteleuropa, der an Österreich, Tschechien, Polen, die Ukraine und Ungarn grenzt. Die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt des Landes ist Bratislava. Seit 2004 ist die Slowakei Mitglied der Europäischen Union und der NATO. Im Jahr 2007 wurden gemäß dem Schengen-Abkommen die Grenzkontrollen zu EU-Staaten aufgehoben, 2009 trat die Slowakei der Eurozone bei. Geografie Die Slowakei hat eine maximale Ost-West-Ausdehnung von 429 Kilometer und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 197 Kilometern. Im Norden und in der Mitte hat sie den Charakter eines Gebirgslandes, reicht aber im Süden bis in die Große und Kleine Ungarische Tiefebene. Der Staat hat einen Flächenanteil von fast einem Drittel des gesamten Karpatenbogens, vor allem der Westkarpaten. Die höchste Erhebung ist der Gerlachovský štít (Gerlsdorfer Spitze) in der Hohen Tatra mit 2655 m (zugleich der höchste Berg der gesamten Karpaten); die Zahl der Zweitausender beträgt etwa 100. Der niedrigste Punkt liegt am Fluss Bodrog bei Streda nad Bodrogom, wo der Fluss die Slowakei verlässt (94 m). Fließgewässer Durch das Land verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer (Donau) und der Ostsee (Weichsel), wobei wenig mehr als 90% des Landes in das Einzugsgebiet der Donau gehört. Die Donau (Dunaj) im Südwesten hat eine Länge von 172 km auf slowakischem Staatsgebiet, sie ist mit Abstand der wasserreichste Fluss der Slowakei. Der längste slowakische Fluss ist die Waag mit einer Länge von 403 Kilometern, die den ganzen Norden und Westen des Landes durchfließt. Weitere bedeutende Flüsse sind die March (Morava) an den Grenzen zu Tschechien und Österreich, der Gran (Hron) in der Mitte, der Eipel (Ipel) an der Grenze zu Ungarn, sowie Sajó (Slaná), Hornád, Laborec, Latorica und Bodrog im Osten; die Theiß (Tisa) berührt die Südostecke des Landes. Zum Einzugsgebiet der Weichsel gehören lediglich der Poprad und der Dunajec (Grenze zu Polen) östlich der Tatra. (Liste der Flüsse). Infos Viel mehr wissenswertes zur Slowakei finden Sie u.a. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Slowakei Fliegenfischen Kenner schätzen die Slowakei mit ihren schönen Gebirgslandschaften und zahlreichen glasklaren Flüssen und Bächen schon seit langer Zeit als fliegenfischereiliches Paradies! Zum Autor Mehr Informationen über Fliegenfischen in der Slowakei finden Sie auch auf der Homepage des Autors: flyfishing- slovakia.com. *** |
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![]() Ein Reisebericht von André Polcic für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2017. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Slowakei... | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |