Der perfekte Tag – Fliegenfischen in den Slowakischen Bergen am letzten Tag der Forellensaison Ein Heimatbericht aus der Slowakei von Andrej Polcic |
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Der
September gehört zu den besten Monaten fürs Fliegenfischen in
der Slowakei. Vor allem die Fressaktivität der Fische während
des ganzen Tages macht das Fliegenfischen in diesem Monat sehr interessant.
Wenn die Nächte kühler werden und dadurch auch die Temperatur
des Wassers in den Flüssen sinkt, warten die Fische auf die ersten
Sonnenstrahlen, welche das Wasser aufwärmen und somit die optimalen
Bedingungen für einen Fliegenschlupf schaffen. Das Wetter im September
ist unter normalen Umständen sehr stabil und eignet sich bestens auch
für sichere Fliegenfischen-Expeditionen in die weit abgelegenen Gegenden.
Die Fischereisaison an den Forellengewässern in der Slowakei endet am 30.September. Der 30.September wurde für mich zu dem Tag, an dem ich mich von den Forellengewässern verabschiede, indem ich ein neues Gewässer oder mir unbekannte Teile eines bereits gefischten Gewässers, besuche. Die Entscheidung zu treffen, welchen Fluss ich erkunden soll, war heuer ziemlich einfach. Ich wurde nämlich von meinem guten Freund, welcher Bewirtschafter und Fischaufseher an meinem Lieblingsgebirgsfluss ist, eingeladen um mit ihm eine Flussstrecke zu erkunden, welche die letzten 10 Jahre für die Öffentlichkeit gesperrt war. |
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Der
erste Eindruck
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Dieser
4 Kilometer lange Abschnitt, unberührte Landschaft und der Gedanke,
dass meine Fliegen, welche ich den Fischen präsentieren werde, in
der Tat die ersten künstlichen Fliegen sein werden, die diese Fische
sehen werden, machten es mir in der Nacht vor dem Ausflug fast unmöglich,
einzuschlafen.
Wohlwissend, dass eine solche Möglichkeit nicht sehr oft im Leben vorkommt, versuchte ich mich so gut wie nur möglich vorzubereiten. Meine Lieblingsrute mit nur 6,6 Fuß Länge, welche sich bestens für den kleinen Gebirgsfluss mit dichter Ufervegetation eignen sollte, wurde samt feiner Fliegenrolle und schwimmender Flugschnur eingepackt. Dazu noch die kleinen Nymphen und Trockenfliegen, welche die Eintagsfliegen nachahmen, die in dieser Jahreszeit in den slowakischen Gebirgswässern intensiv schlüpfen. Eine Foto- und eine kleine Actionkamera, um das Ganze zu dokumentieren, dürften nicht fehlen. Das frühe Aufstehen um rechtzeitig an das 150 Kilometer entfernte Ziel anzukommen, war gar kein Problem. Aufgeregt und motiviert, hoffend und betend für gutes Wetter und optimale Wasserbedingungen, machte ich mich auf den Weg. Meine Gebete wurden erhört und der klare, blaue Himmel begleitete mich die ganze Zeit bis zu meinem Ankommen am Treffpunkt, hoch im Gebirge der Mittelslowakei. Nachdem wir uns mit meinem Freund begrüßten und die Strategie für diesen einzigartigen Fluss besprachen, machten wir uns endlich auf den Weg in Richtung Wasser. |
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Erste
Stelle und der erste Kampf
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Obwohl
das Wetter schön Sonnig war, standen die meisten Abschnitte des Flusses
im Schatten, da der Fluss versteckt in tiefen Schluchten fließt.
Diese Gegebenheit spielte eine ziemlich wichtige Rolle bei der Wahl der
richtigen und vor allem effektiven Fliegenfischer-Methode. Dort, wo die
Sonnenstrahlen bis an die Wasseroberfläche durchdringen konnten, schlüpften
augenblicklich die Eintagsfliegen und Köcherfliegen. Andererseits
gab es in den Schattengebieten keinerlei Anzeichen von Insektenaktivität.
Um beide Variationen am effektivsten fischen zu können, entschied ich mich für eine in Neuseeland sehr beliebte Methode, bei welcher beide, also die Trockenfliege und die Nymphe verwendet werden. Die Trockenfliege funktioniert in diesem Fall auch als Bissanzeiger. Die Herbstlandschaft um den Fluss herum war fast unbeschreiblich schön. Die Herbstfarben an den Laubbäumen kontrastierten mit den immergrün bleibenden Nadelbäumen. Dort wo sich die Sonne durchsetzen konnte, schienen die Farben zu leuchten. Manche Bäume waren bereits ohne Laub, was daran erinnerte, wie wesentlich schneller sich hier oben in Bergen der Winter nähert. |
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Die
Sonne schaffte es bis ans Wasser
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Voller Erwartung machte ich die ersten Würfe und die Realität stellte sich von Anfang an besser als alle meine Erwartungen. Bereits in dem ersten Pool konnte ich ein paar einheimische, wilde Bachforellen und eine 50 cm große, extrem stark kämpfende Regenbogenforelle fangen. Es mag nicht sehr besonders klingen, aber das hatte ich nicht erwartet, es war erst am Anfang des Tages und immer noch ziemlich kalt. |
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Kampf
mit einer starken Wildforelle
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Die
Insekten- und damit verbundene Fressaktivität der Fische wurde mit
jedem Plusgrad Celsius intensiver. Fast auf jeden Wurf antworteten die
Fische mit Bissen. Nicht nur in tiefen Gumpen, sondern auch in seichten
Flussabschnitten, langsam fließenden Strecken, starken Strömungen,
ja man kann ruhig sagen: die Fische waren überall aktiv. Sie nahmen
beide Muster, die kleine Trockenfliege und die Nymphe sehr aggressiv und
ohne zu zögern. Ihre Kampfkraft und Fluchttechnik waren beeindruckend,
was noch durch das Verwenden von sehr feiner Ausrüstung interessanter
wurde.
Die Größe der gefangenen Fische variierte. 5 cm bis über 50 cm große Fische waren ein klares Zeichen eines sehr gesunden natürlichen Fischbestandes. |
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Die
Äschen hatten sich direkt unter diesem Baum versteckt
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Slowakische
Gebirgsäsche
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Solche
seichten Flussabschnitte waren voller Fische
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Wieder
eine Äsche in Topform
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Fast
gelandet...
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In
3 Stunden intensiven Fischens konnte ich mehr als 40 Fische landen und
verlor oder verpasste mindestens doppelt so viele.
Bei der Vorbereitung der Kamera dachte ich mir, dass ich mit 2 Extra-Akkus und 16 GB Speicherkarte während eines Flifi-Tages sicher zurechtkomme. Wie falsch ich lag, wurde mir erst nach diesen 3 Stunden klar. Alle 3 Akkus waren leer und die 16 GB voll, nach nur 3 Stunden an einem perfekten Tag fürs Fliegenfischen. Höchstwahrscheinlich waren die vielen Unterwasseraufnahmen an dem schnellen Lehrwerden der Akkus schuld. Wie auch immer, in diesen 3 Stunden filmte ich 36 Bisse, Anhiebe, Kämpfe, Landungen und Freisetzungen, was mein persönlicher "Rekord" ist. |
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Eine
der unzähligen wilden Bachforellen
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Diese
Forellen sind energische Kämpfer
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Das
gegenseitige Betrachten
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Nach
einer kleinen Erfrischungspause setzten wir unser Erkundungsabenteuer an
diesem einzigartigen Gebirgsfluss fort und fischten weitere 5 Stunden.
Die weiteren Gumpen, Strömungen, seichte und langsam fließende
Stellen waren voller beißfreudiger Fische, umgeben von der herrlichen
Herbstlandschaft.
Nach 8 Stunden eines unvergesslichen Abenteuers an diesem unberührten und wundervollen Fluss, welcher seine Schätze hoch in den Slowakischen Bergen sicher versteckt, beendeten wir den Tag mit mehr als 100 Bachforellen und paar Äschen, geschweige die Unzahl von denjenigen Fischen, die ich verpasste oder verlor. Ich fische mit der Fliege seit guten 30 Jahren aber ich konnte mir bis zu diesem letzten Septembertag nicht einmal vorstellen, dass es möglich wäre, an so einem kleinen hochgelegenen Gebirgsfluss so viele und so schöne Fische zu fangen. |
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Die
Fressaktivität der Fische war einfach unglaublich
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Die
Sonne brachte die Herbstfarben zum Leuchten
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Auch
die kleineren Fische bereiteten uns viel Freude
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Fliegenfischen
im Herbst - unbeschreiblich schön
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Die
Forellen bevorzugten im Schatten die Nymphen
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Die
Färbung dieser Forelle korrespondierte mit Herbstfarben
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Datenblock
Slowakei
Die Slowakei, amtlich Slowakische Republik, ist ein demokratischer Binnenstaat in Mitteleuropa, der an Österreich, Tschechien, Polen, die Ukraine und Ungarn grenzt. Die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt des Landes ist Bratislava. Seit 2004 ist die Slowakei Mitglied der Europäischen Union und der NATO. Im Jahr 2007 wurden gemäß dem Schengen-Abkommen die Grenzkontrollen zu EU-Staaten aufgehoben, 2009 trat die Slowakei der Eurozone bei. Geografie Die Slowakei hat eine maximale Ost-West-Ausdehnung von 429 Kilometer und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 197 Kilometern. Im Norden und in der Mitte hat sie den Charakter eines Gebirgslandes, reicht aber im Süden bis in die Große und Kleine Ungarische Tiefebene. Der Staat hat einen Flächenanteil von fast einem Drittel des gesamten Karpatenbogens, vor allem der Westkarpaten. Die höchste Erhebung ist der Gerlachovský štít (Gerlsdorfer Spitze) in der Hohen Tatra mit 2655 m (zugleich der höchste Berg der gesamten Karpaten); die Zahl der Zweitausender beträgt etwa 100. Der niedrigste Punkt liegt am Fluss Bodrog bei Streda nad Bodrogom, wo der Fluss die Slowakei verlässt (94 m). Fließgewässer Durch das Land verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer (Donau) und der Ostsee (Weichsel), wobei wenig mehr als 90% des Landes in das Einzugsgebiet der Donau gehört. Die Donau (Dunaj) im Südwesten hat eine Länge von 172 km auf slowakischem Staatsgebiet, sie ist mit Abstand der wasserreichste Fluss der Slowakei. Der längste slowakische Fluss ist die Waag mit einer Länge von 403 Kilometern, die den ganzen Norden und Westen des Landes durchfließt. Weitere bedeutende Flüsse sind die March (Morava) an den Grenzen zu Tschechien und Österreich, der Gran (Hron) in der Mitte, der Eipel (Ipel) an der Grenze zu Ungarn, sowie Sajó (Slaná), Hornád, Laborec, Latorica und Bodrog im Osten; die Theiß (Tisa) berührt die Südostecke des Landes. Zum Einzugsgebiet der Weichsel gehören lediglich der Poprad und der Dunajec (Grenze zu Polen) östlich der Tatra. (Liste der Flüsse). Infos Viel mehr wissenswertes zur Slowakei finden Sie u.a. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Slowakei Fliegenfischen Kenner schätzen die Slowakei mit ihren schönen Gebirgslandschaften und zahlreichen glasklaren Flüssen und Bächen schon seit langer Zeit als fliegenfischereiliches Paradies! Zum Autor Mehr Informationen über Fliegenfischen in der Slowakei finden Sie auch auf der Homepage des Autors: flyfishing- slovakia.com. *** |
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![]() Ein Reisebericht von André Polcic für www.fliegenfischer-forum.de - November 2016. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Slowakei... | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |
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