Fragen über Fragen zum Rückwurf

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Werner48

Beitrag von Werner48 »

Hallo,

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zunächst einmal Respekt: Wenn Du 17m Flugschnur ausserhalb der Rute sauber führen kannst, bist Du schon sehr weit gekommen. 
Also, da bin ich mir nicht so sicher, was das sauber Führen betrifft.

Bei 17m vor dem Spitzenring mit z.B. einer Triangel ist nicht jeder Wurf so sauber, wie ich ihn gerne hätte, deshalb experimentiere ich ja mit verschiedenen Rückwurfstilen.
Oben drüber bzw. neben der Rutenspitze ist diese Leinenlänge zusammen mit
einer weitausholenden Wurfbewegung leichter zu bewerkstelligen als mit dem Gebetsroither ( geht mir so), aber die nach dem Stopp wunderbar enge Schlaufe hat zu wenig Tempo, sie "verhungert" unterwegs und das Ende der Leine rollt sich nicht sauber aus.
Beim Gebetsroihter gelingt mir die Leinenstreckung besser, aber ich habe das Gefühl, das dieses Untendurch- nach hinten oben- mich mehr Kraft kostet.
Stimmt Bernd, bei ganz langen Leinen wechselt auch J.V. in einen "Mischmasch" , aber bei der von mir erwähnten Länge habe ich bei ihm das Gefühl, er könnte dabei rauchen und Halma spielen, so "nebenbei" wirft er einen sauberen Gebetsroither.
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 00:05, insgesamt 1-mal geändert.
Nico
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Beitrag von Nico »

Da hat Bernd recht: Mit der TT kann man schlecht viel Leine in der Luft halten. Diese Schnur ist ja fast ein Schusskopf: Nach der 10-11m langen Keule folgt eine sehr dünne Runningline, die kaum die Kraftübetragung leisten kann. Daher verwenden viele gute Werfer Schüre wie die SA. XXD, die eine sehr lange Keule hat (um 17m), der Nachfolger sogar noch einige Meter mehr!
Werner, versuche doch einmal eine andere schnur für diesen Zweck zu verwenden. Das sollte Dir sehr helfen!

Besten Gruß

Nico Hesselmann

www.flyfishers-delight.de
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 00:10, insgesamt 1-mal geändert.
Werner48

Beitrag von Werner48 »

Bernd, Nico, Rolf
vielen Dank für eure Hinweise

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Wenn Du mit der Leine auf 23m vom Haltepunkt zur Fliege kommst, und diese Länge noch gut führen kannst, bist Du nicht weit von einem absoluten Spitzenwerfer in dieser Disziplin entfernt. 
Deine Aussage Bernd verunsichert mich, so gut schätze ich mich gar nicht ein, deshalb relativiere ich : Erstens messe ich noch mal nach und zweitens ist das mit dem gut Führen - wie ich schon erwähnte- so eine Sache.
Aber du hast recht, dass es mir nicht um Weitenjägerei geht, sondern darum, besser zu verstehen, was (bewegungstechnisch )auf den Wurf Einfluss hat und welchen es hat.
Mein primäres Ziel ist zunächst die saubere Schlaufe mit möglichst wenig Krafteinsatz in der erwähnten Distanz mit meinem ganz normalen Equipment.
Besonders letzterer Punkt ist mir wichtig :
Ich glaube, dass ich den Wurf besser "verstehen" lerne, wenn ich auf die Ruten- und leinentechnische Optimierung verzichte.
Ich denke, dass ich mehr lerne und verstehe, wenn ich auf "technische Endoptimierung" verzichte .
Nico
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Beitrag von Nico »

Das ist ungefähr so sinnvoll, wie auf Socken einen 8000er zu besteigen ;-) Auch für gute Werfer gelten physikalische Grenzen. Du machst Dir nur das Leben schwer.


Nico
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

Hallo zusammen,

selbstverständlich stößt der alte Gebetsroither-Wurfstil in seiner Urversion ab einer bestimmten Länge an seine Grenze. Ab da kann er von einem Engl. Style mit Doppelzug oder der amerikanischen Version mit Daumenhaltung und mehr Druck auf der Rute übertroffen werden.

Deshalb wird der Gebetsroitherstil heute modifiziert weitergegeben und mittels Einsatz des Schultergelenks, ein schießen-lassen nach dem letzten Rückschwung sowie einem leichtem "Drop-Kick" oder wie Nico es als "Tip-Bounce" bezeichnet, ist es für geübte Werfer durchaus möglich 17-18 m in der Luft zu halten und die Fliege im ollen Gebetsroitherstil auf die Reise zu schicken. So waren z. B. letztes Jahr auf dem Mechthild-Wurfcontest einige gute Werfer auf den Lipper Wiesen in Hamm. Wir haben eine stinknormale 4er Rute mit einer 4er Schnur geworfen. Ob es eine DT oder WF war, kann ich nicht mehr sagen. Matthias Meyer kam mit 25,9m und amerikanischer Daumenhaltung auf den ersten Platz, ich warf 25,5m mit meinem Moser-Gebetsroitherstyle und Michael Pohl warf 25,3m im engl. Style (soweit ich mich erinnern kann). Wir erzielten diese Weiten wohlgemerkt mit einer fetten Kunstfliege am Ende des Vorfachs, die sich beim falschen Rückschwung sehr leicht im Gras verheddern konnte!!!!!!

Das ist genau der Punkt, den ich so an verschiedenen Wurf-Vorführungen liebe: Solange keine Kunstfliege mit Haken am Schnurende angebunden ist, flitzt das Vorfach über die Wiese und durchschneidet das Gras wie Butter. Das ganze sieht schön aus, hat aber mit der fischereilichen Praxis nichts zu tun. Ich habe schon FFFFFF-Master-Caster bei Brinkhoff-Events gesehen, die regelmäßig ihre Schnur beim Rückschwung im Gras ablegten und wieder mit Schmackes zum Vorschwung ansetzten. Was mit so einem Wurf in der alltäglichen Praxis passiert, wissen die meisten von euch, denn jeder hat schon mal geflucht wenn der Rückschwung abrupt gebremst oder gar gestoppt wird. Ich habe dann immer die Worte meines Wurflehrers R.M. aus Gmunden (keine Schleichwerbung!) im Ohr: „Olaf, woos mochst denn doa? Du wirfst ja wie der Schneider Pepi!“

@Werner: Es gibt noch sehr viel mehr Feinheiten der technischen „Endoptimierung“, doch es bleibt nur der Weg eines konsequenten Trainings. Ideal ist der Besuch eines guten Wurfkurses(!), denn hier bekommst du die richtige Anleitung und gehst noch mit einer Menge Hausaufgaben wieder nach Hause. Selbst wenn der Kopf die verschiedenen Wurfphasen und ihre Tücken verstanden hat, das Ganze muss noch durch deinen Bauch gehen um dann wieder von deinen Armen und Händen an der Rute und Fliegenschnur umgesetzt werden. Dann wirst du nach und nach den für dich und auf dein Gerät abgestimmten Wurfstil "erfühlen" und verstehen.
Klingt komisch, iss aber so. :oops: :lol:

Es ist in jedem Fall eine Menge Arbeit, bevor ein Fliegenfischer richtig "laufen" kann.

Gruß, Olaf
Zuletzt geändert von Olaf Kurth am 17.10.2006, 10:11, insgesamt 2-mal geändert.
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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Matthias M.
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Beitrag von Matthias M. »

Olaf Kurth hat geschrieben:Wir erzielten diese Weiten wohlgemerkt mit einer fetten Kunstfliege am Ende des Vorfachs, die sich beim falschen Rückschwung sehr leicht im Gras verheddern konnte!!!!!!
Hallo Olaf,

"fett" ist verniedlicht ausgedrückt..... die Monster Biene war auch verdammt schwer.
:wink:

Gruß Matthias
Nico
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Beitrag von Nico »

Olaf, mit dem Tip-Bounce meinte ich das Nachschwingen der Rute, was ungewollte Wellen in die Schnur bringt. Ich weiß aber, was Du meinst, glaube ich: Einen "Schwipp" mit der Hand, um die Geschwindigkeit der Leine noch zu erhöhen, oder?
Mit einem GR-Wurf eine ganze Schnur zu werfen, ist für geübte Werfer kein Problem. Hilfreich ist dabei, dass die Schnurspitze am Ende eine Aufwärtsbewegung macht und so keinen Bodenkontakt bekommen kann. Beim amerikanischen Stil ist das ja anders, weil das Vorfach ja beim Einleiten des Vorschwungs herumschwingt. Ein weiterer, positiver Aspekt des GR-Stils ist der sehr lange Ladeweg der Rute, weil sie sich neben dem Körper befindet. Ich werfe trotzdem eher amerikanisch, aber leicht nach außen versetzt, so hat man auch einen langen Ladeweg.

Nico
Werner48

Beitrag von Werner48 »

@ Olaf

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 Es gibt noch sehr viel mehr Feinheiten der technischen „Endoptimierung“, doch es bleibt nur der Weg eines konsequenten Trainings. Ideal ist der Besuch eines guten Wurfkurses(!), denn hier bekommst du die richtige Anleitung und gehst noch mit einer Menge Hausaufgaben wieder nach Hause. Selbst wenn der Kopf die verschiedenen Wurfphasen und ihre Tücken verstanden hat, das Ganze muss noch durch deinen Bauch gehen um dann wieder von deinen Armen und Händen an der Rute und Fliegenschnur umgesetzt werden. Dann wirst du nach und nach den für dich und auf dein Gerät abgestimmten Wurfstil "erfühlen" und verstehen.
Ich stimme dir vollkommen zu, besser hätte man nicht ausdrücken können, was ich auch meine.

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Hilfreich ist dabei, dass die Schnurspitze am Ende eine Aufwärtsbewegung macht und so keinen Bodenkontakt bekommen kann. Beim amerikanischen Stil ist das ja anders, weil das Vorfach ja beim Einleiten des Vorschwungs herumschwingt.
Das genau ist der Grund, warum ich den Gebetsriohter gerne werfe.

Es gibt dazu eine schöne Übung ( habe ich von J.V.) : Man stelle sich 10 m vor ein Fußballtor und werfe im Rückwurf immer über dieses Tor.
Beim richtig geworfenen Gebetsroither geht das problemlos, bei allen anderen Wurfstilen bleibt beim einsetzenden Vorwärtswurf das Vorfach das ein oder andere mal an der Latte hängen.
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

@Matthias: Jo, hast Recht, das Biest war auch zu schwer. Mit eigener 5er Rute und Schnur werfen wir doch unter normalen Umständen locker weit über den Rhein-Herne-Kanal. 8) :lol:


@Nico: Ich habe das mit dem Tip-Bounce wohl falsch verstanden, aber ich weiß auch, was du meinst (blöde denglishe Begriffe). Natürlich versuche ich am Ende des Vorschwungs kurz vor der horizontalen Armstellung einen leichten Druck auszuüben und die Wurfhand oben zu halten um dem Wurf sauber und schnell rauszukriegen.
Die leichte Aufwärtsbewegung beim GR bekommst du aber nur durch den richtigen Einsatz von Schultergelenk und Rute hin, sonst macht es bei zu langer Leine auch leicht "plopp" und der hintere Rasen ist wieder etwas kürzer. Wenn du dich in der Praxis (und nur die ist wirklich relevant!) für einen leicht nach außen versetzten amerikanischen Stil entschieden hast, ist das eben für dich passend. Ich erlebe es doch so häufig genug beim Fischen, dass mich die Umbgebung (kein Rückraum oder Gumpen mit überhängenden Büschen) zu mannigfaltigen Wurfstil-Varianten zwingt. Vom GR über das amerikanische (Mefofischen mit 8er Rute)bis hin zu der effektiven TLT-Technik oder Czech-Nymphing kommt dann einiges zum Einsatz. Von diversen Trickwürfen wollen wir gar nicht sprechen, sonst sitzen wir bis heute Abend am Rechner.......
Noch eins: Der lange Ladeweg ist in meinen Augen fast der größte Vorteil des GR, denn du führst die Schnur nur einmal in der Praxis zurück und schießt mit der Fliege sicher ins Ziel. Der englische Wurfstil muss bei einer vergleichbaren Weite erst mit meheren Schwüngen aufgebaut werden und diese zusätzlichen Wurfbewegungen werden auch unter Wasser wahrgenommen (meine Vorfahren kommen alle aus dem Wasser). 8) :roll:

@Werner: Die Übung mit dem Fußballtor ist natürlich Klasse! Unsere Casting-Freaks vom Verein können sogar auf dem Rasenplatz im Stadion trainieren. Manchmal gehe ich mit und mach da meine eigenen Übungen im versetzten Zielwurf (auf Scheiben) oder Weitwurf (mit und ohne Schusskorb).

Gruß, Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 00:13, insgesamt 1-mal geändert.
Nico
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Beitrag von Nico »

Nein, natürlich nicht in der Luft halten. Wobei ich glaube, bei einer 27m Schnur sind einige Werfer dicht dran.

Gruß

Nico
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 00:14, insgesamt 2-mal geändert.
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
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