Köhn – Sohlgleiten dienen dem Naturschutz – eigentlich…
Am Köhner Mühlenteich könnte man daran zweifeln: Was sich in Vorbereitung des Baus dort ereignet hat, erfüllt für Werner Appel und Diplom-Biologe Eckart Stehr vom Verein zur Förderung des Naturschutzes an der Mühlenau und Umgebung eher einen „Straftatbestand“.
Fassungslos stehen die Naturschützer am Mühlenteich und können es nicht glauben: Das Absenken des Wasserstandes war für den Bau der Sohlgleite nötig. Es sollte eigentlich ganz langsam abfließen, damit der Schlamm vom Teichgrund das Fließgewässer nicht verschmutzt. Stattdessen hatte man mit einem Bagger das Grundsiel herausgerissen und dem Wasser sturzbachartig freien Lauf gelassen. Der mitgerissene Schlamm hinterließ bis zu ein Meter hohe Schlammablagerungen im 2,8 Kilometer langen Flussbett in Richtung Hohenfelde.
Anlieger beklagten sich über die „stinkende Brühe“ und alarmierten Werner Appel, der seinerseits das Drama in Augenschein nahm und die Ordnungsbehörden informierte. „Das ist eine Ignoranz aller bisherigen Erfahrungen. Es gab keine Veranlassung, die Schotten aufzureißen. Hier ist ein Schaden entstanden, der uns Jahrzehnte zurückwirft“, urteilt Appel. „Dies ist ein Eingriff in das Ökosystem Fließgewässer, dessen Auswirkungen noch nicht abzusehen sind“, bestätigt der Biologe Stehr. „Das mit Schlamm belastete Wasser verklebt die Kiemen der Fische und der Feinsand setzt das Kiesbett so zu, dass eine Besiedelung mit Kleinstlebewesen nicht mehr möglich ist“, befürchtet der Fachmann.
Fünf Tage lang lief das schlammige Wasser in Richtung Hohenfelder Mühlenteich, bevor Bauleiter und Wasserbauingenieur Peter Heidel den Abfluss wieder verschließen ließ. Er war bereits drei Tage zuvor von Martin Doepner, stellvertretender Vorsitzender des Gewässerunterhaltungsverbandes Selenter See, über den unerwartet einsetzenden Sturzbach informiert worden. „Diese Langatmigkeit ärgert mich sehr“, kritisiert Doepner den Verbandsingenieur. Der räumt ein, zu spät reagiert zu haben, doch er sei nicht vor Ort gewesen, als der Bagger im Einsatz war, sagt Heidel auf KN-Nachfrage. „Jeder weiß, da darf kein Schlamm herunter laufen. Doch ganz und gar lässt sich das nicht verhindern“, erklärt er.
Der Bau der Sohlgleite durch den Gewässerunterhaltungsverband in Fortsetzung der Fischaufstiegshilfe in Hohenfelde ist von der unteren Naturschutzmaßnahme und der unteren Wasserbehörde genehmigt worden. Dort bestätigt man, dass für die Baumaßnahme der Wasserstand im Mühlenteich abgesenkt werden musste. Das Ablassen des Teiches hätte nun „zur weitgehenden Verhinderung des Austragens von Feinsedimenten mit der unteren Wasserbehörde abgestimmt“ werden müssen.
„Diese Abstimmung ist nicht rechtzeitig erfolgt“, heißt es auf Nachfrage aus dem Kreis Plön. Das Amt für Umweltschutz untersucht inzwischen die Vorkommnisse. Es werde geprüft, ob und welcher Schaden entstanden ist und ob ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten sei, heißt es weiter. Der vom Gewässerunterhaltungsverband mit der landschaftspflegerischen Begleitplanung beauftragte Biologe Stefan Wriedt aus Kiel kündigt Untersuchungen an Fischen und Kleinstlebewesen an, um den Schaden zu ermitteln. Bisher habe er noch keine Daten und könne daher auch nicht sagen, wie lange es dauert, bis sich das Fließgewässer Mühlenau regeneriert.
Von Astrid Schmidt www.kn-online.de






