Tipps für große Seen ohne Boot?

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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Cuchulainn
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Tipps für große Seen ohne Boot?

Beitrag von Cuchulainn »

Hallo liebe Freunde dicker Schnüre,
Ich hätte mal eine Frage an alle Stillwasserfischer. Welche Technik ist erfolgversprechend an einem großen See mit geringer Forellendichte, wenigen unverbauten Uferstreifen und ohne Boot? Ich plane fürs nächste Jahr eine größere Session am Attersee(nachdem heuer nix draus wurde).
Gibts da irgendwelche Tipps und Tricks, außer mit zuckenden Schultern doch die Spinnrute einzupacken?
Vielen Dank
Martin
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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Hi Martin,

zur Stillwasserfischerei gibt es vor allem im englischen Sprachraum unzählige Bücher und Publikationen.
Gib einfach mal "stillwater bank fly fishing" bei Deiner Suchmaschine ein. Da findest Du zahlreiche Tipps zu Deiner Frage.
Da dieses Feld so weit gefächert ist, glaube ich, würde eine umfassende Darstellung aller Methoden, Fliegen, Gerätschaften, Zeiten etc.etc hier jeglichen Rahmen sprengen.

Schreib mal, was Dich speziell interessiert an dieser Art der Fliegenfischerei.
Gruß
Klaus


"Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen"
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Cuchulainn
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Beitrag von Cuchulainn »

Hallo Klaus,
Ich habe mich ein bisschen eingelesen und mir ist aufgefallen, dass Vorrausetzung Nr. 1 das Boot ist. Meine Frage war absichtlich offen gehalten, mit welchen Methoden ich an einem riesigen Voralpensee doch noch spontan an einem sonnigen Urlaubstag einen Fisch fangen kann. Vielleicht fahren der eine oder andere im Forum öfter mit Kind und Kegel und auch Rute in den Urlaub und hat einen Trick parat.
Trotzdem danke schonmal für deine Nachfrage.
Grüße
Martin
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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Hallo Martin,

klar, die Fischerei vom Boot aus bietet die größten Chancen! Dennoch, auch vom Ufer aus kann man, passendes Gerät und richtige Taktik vorausgesetzt, gute Erfolge erzielen. Habe selbst zwar keine Erfahrungen an Alpenseen, dafür aber um so mehr an schottischen und irischen Lochs/Loughs. Kann Dir also für den Attersee nur allgemeine Tipps geben. Ich hoffe dennoch, dass sie hilfreich für Dich sind.

Einen prinzipiellen Unterschied zur Fluss-/Bachfischerei musst Du bei der Stillwasserfischerei beachten: die Forellen haben im See keine so ausgeprägten Standplätze wie im Fließwasser. Sie „indianern“ in ihrem mehr oder weniger großen Revier alleine oder in kleinen Trupps umher bei der Suche nach Fressbarem.
Dies muss man als Stillwasser-Angler beachten und die Fische aktiv suchen. Entweder (bei vorhandener Oberflächenaktivität) werden die Fische angepirscht und mittels Schwimmschnur kleine Nymphen, Auskriecher (Chironomiden) oder Trockenfliegen angeboten, oder (sollten keine aktiven Fische auszumachen sein) mittels Sinkschnur (unterschiedlicher Sinkgeschwindigkeit) in Kombination mit Nymphen (Libellenlarven), Nassfliegen oder Streamern systematisch in den unterschiedlichsten Tiefen gesucht.

1. Schwimmschnurtaktik
Neben dem „direkten“ Anwerfen oberflächenaktiver Fische hat sich auch die Methode der „toten“ Präsentation bewährt (insbesondere bei Maifliegenschlupf bzw. Spinnerfall). Die Fliege wird mög-lichst weit draußen auf der Oberfläche abgelegt und Wind und Wellen (sofern vorhanden) sorgen für ein langsames Abdriften der Fliege, die so nach und nach eine ganz erkleckliche Fläche abfischt. Für diese Art der Fischerei eignen sich insbesondere Chironomiden-Auskriecher und –Puppen oder eine Kombi aus Trockenfliege und diesen Fliegentypen. Das ganze kann noch durch gelegentliche kleine Zupfer an der Schnur belebt werden.

2. Sinkschnurtaktik

Bei der Sinkschnur-Fischerei wird die ganze Sache ein wenig komplizierter, denn man hat nicht nur die zwei Dimensionen der Seeoberfläche sondern auch die dritte Dimension der Seetiefe nach Fisch abzusuchen.
Um die gesamte von einem Standpunkt aus erreichbare Fläche zu abzudecken hilft der Einsatz der „Round-The-Clock“ Würfe. Man startet mit einem Wurf nahezu parallel zum Ufer und versetzt jeden folgenden um ein Stück weiter zum See hin und wieder zurück auf der gegenüberliegenden Körperseite bis das Ufer wieder erreicht ist, um so einen kompletten Halbkreis abzufischen.
Für die verschiedenen Tiefen kann man natürlich eine Vielzahl unterschiedlicher Sinkschnüre (von Intermediate bis Ultra Fast Sinking) mit ans Wasser schleppen. Muss aber nicht sein. Viel einfacher ist die sogenannte „Count Down“ Methode. Eine mäßig sinkende Schnur wird ausgeworfen und dann eine bestimmte Zahl von Sekunden (zählen) absinken lasen und dann wieder ans Ufer zurück gefischt. Schrittweise werden dann die Sinkzeiten erhöht, bis endlich der Gewässergrund erreicht ist.
Das Einholen geschieht dann in variierenden Geschwindigkeiten mittels kleinen Achterschlaufen bis zu schnellem Einstrippen.
Als besonders fängig hat sich immer wieder die sogenannte „Sink And Draw“ Technik erwiesen, wobei die abgesunkene Fliege durch Heben der Rute ein Stück weit nach oben befördert wird. Anschließendes Senken der Rute und langsames Schnureinholen lässt die Fliege wieder absinken, so dass letztendlich ein wellenförmiger Weg des Köders zum Ufer hin erzeugt wird.
Als Fliegen hierfür sind verschiedene Nymphen- und Puppen-Imitationen (auch schwimmende für die Fischerei nahe dem Gewässergrund), Nassfliegen und Streamer zu empfehlen.
Durch die Kombination von „Round-The-Clock“ und „Count Down“ fischst Du den gesamten vor Dir liegenden Wasserkörper ab und es müsste schon sehr schlecht laufen, wenn Du dann nicht irgendwo auf eine lauernden Forelle triffst, die Dein Angebot unwiderstehlich findet.

Ich hoffe, dieser kurze Abriss gibt Dir genügend Anregungen für Deine Stillwasser-Fischerei.
Zuletzt geändert von greypanther am 14.09.2009, 11:40, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Klaus


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Cuchulainn
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Beitrag von Cuchulainn »

Danke Klaus für deine umfangreiche Hilfe.
Wenn das Wetter passt werde ich deine Tipps noch heuer beherzigen!
Bisher habe ich nur mit einzelnen Fliegen gefischt, aber der Trick mit der Fliegen-Kombi klingt besonders vielversprechend. Muss ich dabei beim Werfen auf irgenwas aufpassen, dass ich das nicht verknotet, oder streckt sich die Schnur von selbst?
Jedenfalls danke!
Viele Grüße
Martin
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Beitrag von derflow »

Moin!

Ich fische häufiger (mangels Fliessgewässer :( ) an Baggerseen. Die von greypanther genannte "round-the-clock"-Taktik kann ich nur weiterempfehlen. Der Einsatz von Sinkschnüren hängt natürlich stark von den jeweiligen Gewässertiefen ab.
In der Regel hilft es bei der Fischerei vom Ufer aus nur aktiv die Fische zu suchen. Vermutete Hot-Spots (Kanten, Sandbänke, umgestürzte Bäume im Wasser etc.) fische ich dabei i.d.Regel zuerst ab, wenn ich im Vorfeld keine Fische/fischaktivität ausmachen kann. Oftmals sind die Ecken des Sees, in die der Wind reindrückt besonders interessant -> Nahrung auf der Oberfläche sammelt sich dort, das Oberflächenwasser erwärmt sich schneller und ist normal sauerstoffreicher (Vorsicht im Hochsommer- hier kann auch ein gegenteiliger Effekt auftreten)
Gruß

Florian

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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Martin, das hängt ganz von der Größe und Windfängigkeit der verwendeten Fliegen ab. Bei der Kombi von kleiner Trockenfliege und jeglicher Nymphe binde ich die Trockenfliege als Springer und die Nymphe als Endfliege an. Große, buschige Trockenfliegen in Kombination mit relativ kleinen Nymphen werfen sich aus meiner Erfahrung besser, wenn die Nymphe als Springer und die Trockenfliege als Endfliege fungiert. Aber das probierst Du am besten selbst mal aus.

@Florian
Stimmt, bei hindernisreichem Untergrund kann die Tiefenfischerei Probleme durch ständige Hänger verursachen. Abhilfe schafft hier, wenn man stark auftreibende Nymphen (mit Styropor-Auftriebskörper) vom "Boobie"-Typ (aus der englischen Reservoir-Fischerei) an relativ langem Vorfach fischt.
Gruß
Klaus


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Beitrag von Soulfly »

Hey Martin,
also am Attersee auf (See)forellen mit der Fliege ohne Boot...
Ohne deinen Enthusiasmus trüben zu wollen, ich glaube nicht dass das geht.

Bis jetzt konnte ich nur Barsche, Lauben (teils seeehr schöne!), Perlfische, und Aale regelmäßig fangen. Seeforellen sind ja praktisch nicht vorhanden, da schleppen manche Pensionisten jeden 2. Tag den ganzen Attersee ab und fangen keine 5 Seeforellen in der Saison. Wenn, dann können sie aber sehr groß sein.

Naja ich wünsch dir viel Glück :wink:
Ich würds eher auf Hecht probieren
mfg Thomas
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Cuchulainn
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Beitrag von Cuchulainn »

Hallo Thomas,
Ich hätte gar nicht zu hoffen gewagt, dass mir ein Ortskundiger helfen kann. Ich habe halt bisher einige Aitel direkt im See und besonders am Ablauf zur Ager gefangen. Dass es sehr wenige Forellen gibt habe ich schon gewusst, aber habe ich eine Chance für ein Hechterl?

Viele Grüße
Martin

PS: Wie schauts eigentlich mit Perlfisch aus?? Mir wäre beinahe das Herz in die Hose gerutscht, als sich ein solcher Brummer für meine Nymphe interessiert hat. Gott sei Dank (oder leider?) hat er es sich aber anders überlegt.
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Beitrag von Soulfly »

Jaja die Welt ist klein^^

Also der Agerablauf ist klassischer Aitel und Perlfischstandort. Auch habe ich mal einen großen Barsch dort fangen können, aber Forellen und Hechte haben woanders ihre Plätze...

Ok ich sags offen: Auf Seeforelle vom Ufer hast du keine Chance, da müsstest du unendlich viel Glück haben, v.a. als nicht-Ortskundiger.

Diese Homepage hat ein Freund von mir erstellt, er verkauft Perlmuttblinker. http://www.angelprofi.at/attersee.htm
Er kennt sich wirklich beim Schleppen am Attersee aus, testet immer seine Köder beim Schleppen usw.

Also Seeforelle ist sicher nicht unmöglich vom Boot, auf Hecht hast du aber wie gesagt bessere Chancen. Aber ohne Boot...

Ja Perlfische gibt es wirklich viele im Attersee, zur Laichzeit kann man 5kg+ Exemplare beobachten. Die gehen echt ab wie die Post, manchmal gehen sie beim Aalfischen auf den Wurm. Also gezielt Pf befischen... ist eher tabu. Meiner Meinung.

Mhm vlt. solltest du mal Pehers fragen bzgl. Seeforellen, ich wüsste jedenfalls nicht wie das wo gehen sollte!

Mit freundlichen Grüßen
Thomas
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Cuchulainn
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Beitrag von Cuchulainn »

Ich habe mir sowas fast gedacht. Vielen Dank! Mir würde auch nicht im Traum einfallen einen Perlfisch gezielt anzuwerfen. Aber im glasklaren Wasser einen solchen Brummer zusehehn zu können, ist wirklich ein Erlebnis für sich!!!

Dann bleibts eben bei Aitelfischen. Macht auch Laune.
Viele Grüße
Martin
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