Wasserwirbelkraftwerk

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Gammarus roeseli
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Beitrag von Gammarus roeseli »

@ Andreas

Der Rückbau einer Kleinwasserkraftanlage
Untersuchungen über die ökologischen Auswirkungen auf das Gewässer

http://argefa.org/sites/default/files/p ... anlage.pdf

6.2 Ökologische und ökonomische
Bilanz von Kleinwasserkraftwerken

Zitat aus dem Link Seite 46

Fließgewässer funktionieren als Einheit. Die Vernetzung
des Hauptflusses mit seinen Nebengewässern ist eine
Voraussetzung stabiler Fischpopulationen. Die freie Verbindung
mit Altwassern und der Flussaue ist notwendig
für intakte Gewässersysteme. Durch Gewinnung elektrischer
Energie aus Wasserkraft ist die natürliche Vernetzung
heute leider meist nicht mehr gegeben.
Die gesamte aquatische Lebensgemeinschaft ist an die
freie Durchwanderbarkeit der Gewässer angepasst. Unterschiedlich
stark ausgeprägte Wanderungen und
Ortswechsel zählen daher zu den grundsätzlichen Verhaltensweisen
von Fischen und anderen Gewässerorganismen.
Ein genetischer Austausch zwischen einzelnen
Fischpopulationen einer Art kann in Gewässersystemen
mit Querbauwerken nur begrenzt stattfinden. Während
besonders bei Hochwasserereignissen eine flussabwärts
gerichtete Wanderung bzw. Abdrift möglich ist,
kann ein stromauf gerichteter Austausch nicht stattfinden.
Dadurch bilden sich flussaufwärts zunehmend isolierte
Populationen. Die Unterbindung der Zuwanderung
aus angrenzenden Gebieten bedroht also langfristig die
Bestände.
Nur durch die Aufhebung von Wanderbarrieren gibt es
eine Chance, einmal verödete Gewässerabschnitte (z.B.
aufgrund von Fischsterben) innerhalb kurzer Zeit wieder
mit Fischen zu besiedeln. Durchwanderbarkeit ist darüber
hinaus für den Ausgleich von lokalen Überpopulationen
wichtig, wie sie beispielsweise durch Verdriftung
nach Hochwasserereignissen entstehen können.
Durch den Bau von Wasserkraftwerken wird der stoffliche
und räumliche Gewässerverbund unterbrochen.
Eine Vielzahl bereits bestehender Anlagen zerstückelt
die Gewässer. Im Rahmen eines Projektes des LFV Bayern
(KOLBINGER 2002) wurden in Niederbayern 29 Gewässer
1. und 2. Ordnung sowie rund 60 ausgewählte
Gewässer 3. Ordnung hinsichtlich ihrer Durchgängigkeit
kartiert. Die untersuchten Gewässer mit einer Gesamtlänge
von über 1.100 km wiesen im Durchschnitt alle
1,2 km ein Querbauwerk auf. Insgesamt wurden in der
besagten Studie über 1.000 Querbauwerke erfasst. Die
Unterbrechung des Fließgewässerkontinuums ist also
erwiesenermaßen auch in Niederbayern erheblich.
Der Vernetzungsgrad bayerischer Fließgewässer ist bereits
heute auf ein ökologisch nicht mehr vertretbares
Maß zusammengeschrumpft. Die Wiederherstellung und
vor allem die Erhaltung der freien Durchwanderbarkeit
von Fließgewässern ist daher eine zentrale Aufgabe für
die Zukunft.
Die Nutzung der Wasserkraft setzt in der Regel einen
Aufstau des Gewässers voraus. Die Lebensbedingungen
im Wasser werden drastisch verändert. Vor allem
die Herabsetzung der Strömungsgeschwindigkeit und
der Verlust der Strömungsvielfalt verändern die Lebensgrundlagen.
Die daraus folgenden Auswirkungen beschränken
sich nicht allein auf chemische und physikalische
Eigenschaften des Wassers, sondern betreffen
die Gewässerdynamik und -struktur ebenso wie den gesamten
Geschiebe- und Stoffhaushalt. Durch die Errichtung
von Kanälen und Dämmen und den Hochwasserschutz
der Kraftwerks- und Nebengebäude gehen
wertvolle Strukturelemente des Fließgewässers verloren.
Die Abkopplung der Flussaue bedingt einen schwerwiegenden
Verlust typischer Auelebensräume sowie der
Quervernetzung des Fließgewässersystems mit angrenzenden
Altwassern und Seitenarmen.
Die Herabsetzung der Strömungsgeschwindigkeit im
Oberwasser einer Stauanlage wirkt nachhaltig in das
Ökosystem der Fließgewässer ein. Die damit einhergehende
Geschieberückhaltung führt im Unterwasser in
der Regel zu Eintiefungen und zu einem Verlust der
Substratvielfalt. Für kieslaichende Fischarten zwingend
notwendige funktionstüchtige Kieslaichplätze werden
nicht mehr umgelagert und können ihre Funktion als
Laichplatz nicht mehr erfüllen. Durch die Eintiefung der
Gewässer entstehen an einmündenden Nebengewässern
oft unüberwindbare Abstürze. Somit werden auch
viele Seitenbäche als Laichareal unerreichbar.
46


Grüße Christian

PS: VERÄNDERUNGEN NACH DEM RÜCKBAU (Seite 44)
Zitat:
Vor dem Rückbau lagen die Bachforelleneinheitsfänge
zwischen 11 kg/ ha (Ausleitungsstrecke) und 26 kg/ha
(Referenzstrecken). Nach dem Rückbau sind sie mit
29,4 kg/ ha (Ausleitung) bis 47,0 kg/ha (Referenzstrecken)
wesentlich höher ausgefallen.


Sehr aufschlussreich auf die schnelle sind auch
“FISCHWANDERUNGEN und so nebenbei TURBINENSCHÄDEN” :roll: (Seite 45)
erich_50
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Registriert: 18.04.2011, 20:01

Beitrag von erich_50 »

Unabhängig davon, ob Wasserwirbelkraftwerke schädlich für die Umwelt sind, geben die Schweizer jetzt wohl richtig Gas. Im Bereich Aargau/Emmental sollen ca. 35 dieser Kraftwerke gebaut werden. Das erste hat wohl schon eine Genehmigung.
http://www.info8.ch/luzern/nachrichten/ ... 31-03-2011

und das Potential hat man auch schon ermittelt:
Theoretisch könnten in der Schweiz 17 000
Wasserwirbelkraftwerke an renaturierungsbedürftigen
Flüssen gebaut werden
und dafür auch schon einen Preis bekommen.
http://www.gwwk.ch/aa_httpdocs_2/images ... ergeia.pdf
Carnot
Beiträge: 54
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Beitrag von Carnot »

"Energetische Anreicherung" des Wassers! Ich lach mich tot!
Macht der Wodo-Zauber oder wie?? :D
Grüße aus dem schönen Niederbayern

Christian
Siegfried.
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo Andreas,
bin´s noch mal, obwohl ich eigentlich gar keine Lust verspüre, mich mit jedem Heilsunsinn auf der Welt auseinader zu setzen, aber weil es doch gar so ärgerlich ist ... Nur drei grundlegende Punkte (eine komplette Zerlegung aller Behauptungen und Halbwahrheiten ginge, aber s.o.)

Es handelt sich eher um eine Energievernichtungsmaschine, da nach Worten des Erfinders selbst ausschließlich die Rotationsenergie des Wirbels genutzt, die restliche Lageenergie also einfach weggeworfen wird. Auch nach eigenem Bekunden fängt das Teil auch erst mit über 500 l/sec an zu arbeiten. Schön sichtbar ist das zudem im Video an dem ganzen energentisch höchst ineffezienten Geplätscher in dem Rundbecken. Vom Bauprinzip handelt es sich um eine, um die Großzahl ihrer Flügel beraubten Francis-Turbine, die dazu noch verkehrt herum gestellt ist, von der Weitung des Rundbeckens zur Verengung des Abflusslochs. So gesehen sollten wir alle Rotoren in unsere Waschbecken einbauen, da rotiert es genauso im Auslauf.

Die Anlage muss im Nebenschluss, also mit einer Ausleitungsstrecke im eigentlichen Gewässer, gefahren werden. Womit schon jede Durchgängigkeit, mithin auch die behauptete "Renaturierung" (allein für diese Behauptung müsste man sie mit einem nassen Handtuch....) ad absurdum geführt wird. Sogar überströmte Schrägwehre sind besser als Ausleitunsgkraftwerke. Aus diesem Funktionprinzip resultiert auch die Notbehauptung von der aufwärtigen Durchgängigkeit für Fische. Aus dieser Not heraus lügt die Prinzipzeichnung in der Selbstdarstellung sogar, indem sie einen nicht vorhandenen und auch gar nicht möglichen, seitlichen Lauf am Rundbecken vorbei zeigt. Ein Aufstieg von Fischen gegen den vertikalen Wirbelstrom erscheint dagegen geradezu lächerlich, muss aber postuliert werden, da mit dem Betrieb im Nebenschluss jede noch so fischfreundliche Anlage all ihre Vorteile schlagartig verliert. Ich schlage mich persönlich seit ein paar Jahren mit genau so einer bescheuerten Planung eines prinzipiell abstiegsfreundlichen Archimedesschraubenkarftwerkes an unserem Gewässer herum, weiß also wovon ich rede.

Die Behauptung der zusätzlichen Sauerstoffanreicherung, mit der der "Erfinder" nach eigenem Bekunden und belegt durch Videos noch ohne Einbau von Turbinen die "Gewässerrenaturierung" begonnen hat, zeugt von einer so fundamentalen Unkenntnis der Wasserchemie bzw.-physik, dass sie eigentlich jeder Kommentierung spottet. Da die Sauerstofflösung im Wasser ein ausschließlich physikalischer (Diffusions)Vorgang ist, ist die Vergrößerung der Kontaktoberfläche zwischen Luft und Wasser - Versprühen, verspritzen aber auch flach über´s Wehr plätschern, um Steine hüpfen usw. - um Zehnerpotenzen wirksamer für die Sauerstofflösung als das bißchen Einwirbeln von Luft in dem Ablauftrichter der WKA. Zumal die vor-und nachherige Konzentration des Wassers in engen, glatt strömenden Zu- und Ablaufrinnen die Lösung sogar noch stärker behindert als in naturfern ausgebauten Gewässern.

So genug geärgert, länger beschäftige ich mich mit dem Quatsch nur noch gegen Schmerzensgeld.

Jetzt hab ich noch eine Frage: Gibt es in der Schweiz den Hype um diese WKA eigentlich wirklich so, wie er in der eigenen Propaganda dargestellt wird? Und wenn ja warum ausgerechnet dort, wo die sich doch für merkantil so ausgebufft hält? Ist es das calvinistische Erbe, irgendwelchen Heilspredigern folgen zu wollen, die einem Gewinn ohne Sünde versprechen?

Jedenfalls sagt D.D. Dem Inschenjör ist nix zu schwör

Grüezi in die Schwyz

Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
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