Der Rückbau einer Kleinwasserkraftanlage
Untersuchungen über die ökologischen Auswirkungen auf das Gewässer
http://argefa.org/sites/default/files/p ... anlage.pdf
6.2 Ökologische und ökonomische
Bilanz von Kleinwasserkraftwerken
Zitat aus dem Link Seite 46
Fließgewässer funktionieren als Einheit. Die Vernetzung
des Hauptflusses mit seinen Nebengewässern ist eine
Voraussetzung stabiler Fischpopulationen. Die freie Verbindung
mit Altwassern und der Flussaue ist notwendig
für intakte Gewässersysteme. Durch Gewinnung elektrischer
Energie aus Wasserkraft ist die natürliche Vernetzung
heute leider meist nicht mehr gegeben.
Die gesamte aquatische Lebensgemeinschaft ist an die
freie Durchwanderbarkeit der Gewässer angepasst. Unterschiedlich
stark ausgeprägte Wanderungen und
Ortswechsel zählen daher zu den grundsätzlichen Verhaltensweisen
von Fischen und anderen Gewässerorganismen.
Ein genetischer Austausch zwischen einzelnen
Fischpopulationen einer Art kann in Gewässersystemen
mit Querbauwerken nur begrenzt stattfinden. Während
besonders bei Hochwasserereignissen eine flussabwärts
gerichtete Wanderung bzw. Abdrift möglich ist,
kann ein stromauf gerichteter Austausch nicht stattfinden.
Dadurch bilden sich flussaufwärts zunehmend isolierte
Populationen. Die Unterbindung der Zuwanderung
aus angrenzenden Gebieten bedroht also langfristig die
Bestände.
Nur durch die Aufhebung von Wanderbarrieren gibt es
eine Chance, einmal verödete Gewässerabschnitte (z.B.
aufgrund von Fischsterben) innerhalb kurzer Zeit wieder
mit Fischen zu besiedeln. Durchwanderbarkeit ist darüber
hinaus für den Ausgleich von lokalen Überpopulationen
wichtig, wie sie beispielsweise durch Verdriftung
nach Hochwasserereignissen entstehen können.
Durch den Bau von Wasserkraftwerken wird der stoffliche
und räumliche Gewässerverbund unterbrochen.
Eine Vielzahl bereits bestehender Anlagen zerstückelt
die Gewässer. Im Rahmen eines Projektes des LFV Bayern
(KOLBINGER 2002) wurden in Niederbayern 29 Gewässer
1. und 2. Ordnung sowie rund 60 ausgewählte
Gewässer 3. Ordnung hinsichtlich ihrer Durchgängigkeit
kartiert. Die untersuchten Gewässer mit einer Gesamtlänge
von über 1.100 km wiesen im Durchschnitt alle
1,2 km ein Querbauwerk auf. Insgesamt wurden in der
besagten Studie über 1.000 Querbauwerke erfasst. Die
Unterbrechung des Fließgewässerkontinuums ist also
erwiesenermaßen auch in Niederbayern erheblich.
Der Vernetzungsgrad bayerischer Fließgewässer ist bereits
heute auf ein ökologisch nicht mehr vertretbares
Maß zusammengeschrumpft. Die Wiederherstellung und
vor allem die Erhaltung der freien Durchwanderbarkeit
von Fließgewässern ist daher eine zentrale Aufgabe für
die Zukunft.
Die Nutzung der Wasserkraft setzt in der Regel einen
Aufstau des Gewässers voraus. Die Lebensbedingungen
im Wasser werden drastisch verändert. Vor allem
die Herabsetzung der Strömungsgeschwindigkeit und
der Verlust der Strömungsvielfalt verändern die Lebensgrundlagen.
Die daraus folgenden Auswirkungen beschränken
sich nicht allein auf chemische und physikalische
Eigenschaften des Wassers, sondern betreffen
die Gewässerdynamik und -struktur ebenso wie den gesamten
Geschiebe- und Stoffhaushalt. Durch die Errichtung
von Kanälen und Dämmen und den Hochwasserschutz
der Kraftwerks- und Nebengebäude gehen
wertvolle Strukturelemente des Fließgewässers verloren.
Die Abkopplung der Flussaue bedingt einen schwerwiegenden
Verlust typischer Auelebensräume sowie der
Quervernetzung des Fließgewässersystems mit angrenzenden
Altwassern und Seitenarmen.
Die Herabsetzung der Strömungsgeschwindigkeit im
Oberwasser einer Stauanlage wirkt nachhaltig in das
Ökosystem der Fließgewässer ein. Die damit einhergehende
Geschieberückhaltung führt im Unterwasser in
der Regel zu Eintiefungen und zu einem Verlust der
Substratvielfalt. Für kieslaichende Fischarten zwingend
notwendige funktionstüchtige Kieslaichplätze werden
nicht mehr umgelagert und können ihre Funktion als
Laichplatz nicht mehr erfüllen. Durch die Eintiefung der
Gewässer entstehen an einmündenden Nebengewässern
oft unüberwindbare Abstürze. Somit werden auch
viele Seitenbäche als Laichareal unerreichbar.
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Grüße Christian
PS: VERÄNDERUNGEN NACH DEM RÜCKBAU (Seite 44)
Zitat:
Vor dem Rückbau lagen die Bachforelleneinheitsfänge
zwischen 11 kg/ ha (Ausleitungsstrecke) und 26 kg/ha
(Referenzstrecken). Nach dem Rückbau sind sie mit
29,4 kg/ ha (Ausleitung) bis 47,0 kg/ha (Referenzstrecken)
wesentlich höher ausgefallen.
Sehr aufschlussreich auf die schnelle sind auch
“FISCHWANDERUNGEN und so nebenbei TURBINENSCHÄDEN”






