Hallo Zusammen!
Ruhr bei Schwerte: Einzelne Sichtungen. Gegen Ende der Saison bereits Fische mit den typischen Verletzungen aufgefunden.
Gerade habe ich den Artikel von Dr. Wißmath (
http://www.fliegenfischer-forum.de/presse70.html) gelesen. Es beschleicht mich dabei ein seltsames Gefühl, das durch ein Erlebnis in dieser Woche unterstützt wird. Meine bewusst provokative Frage ist: Könnte es sein, dass die Vogelschützer die Angler treffen wollen? Dass es vielen dieser Leuten nicht wirklich primär um den Schutz dieses Vogels an sich geht, sondern die Angler und deren weitere Diskreditierung in der Öffentlichkeit die eigentliche Motivation für viele Kampagnen darstellt?
Mein Erlebnis in dieser Woche war ein Gespräch mit einem Trainee an meiner Arbeitsstelle. Das Thema war private Interessen. Als ich mich als Fliegenfischer outete, schallte mir gleich ein "Ach, Du bist Tierquäler!" entgegen. Das hat mich hart getroffen. Und mir den Blick der Öffentlichkeit auf unser Hobby verdeutlicht.
Seitdem ich Fliegenfischer bin, gewinne ich - nicht zuletzt durch die zwangsläufige Beschäftigung mit den biologischen Zusammenhängen - einen immer stärker werdenden Respekt vor der Kreatur. Ich bewundere die Schönheit und Eleganz der Fische, praktiziere C&R, benutze widerhakenlose Haken, wechsele die Stelle und Taktik, wenn ich den dritten Jungfisch gehakt habe. Denke über die (teuren) Schonnetze nach, benetze immer die Hände beim Abhaken. Und manchmal gehe ich glücklich nach Hause, obwohl (weil?) ich keinen Fisch gefangen habe.
Im krassen Widerspruch zu dieser Haltung, die ich bei vielen Fliegenfischern bemerke, steht der Prototyp des "gemeinen Bratpfannenfischers" aus der Zunft der Ansitzangler. Mir wird ganz schwummrig, wenn ich an die Naturköder denke, die von den Fischen gierig verschluckt und so auch viele Jungtiere fahrlässig "verangelt" werden. Das Verhalten von einigen wenigen aus dieser Zunft bringt alle Angler in Verruf. Bei uns an der Ruhr haben wir im Frühjahr kurz nach Besatzmaßnahmen ein vollbesetztes Ufer (ca. 15 Leute auf 100m Uferstrecke) angetroffen, die verbotenerweise im April mit Spinnködern fischten. Wenn man die Leute darauf anspricht, dann hat man eine schlimme Diskussion angefangen, die die Skrupellosigkeit und Renitenz dieser Leute vollständig offenbart. Alles frei nach dem Motto:"Truhe voll, toll! Egal wie!". Dazu wird als sportliche Tätigkeit "einarmiges Reissen" betrieben. Offenbar können manche sich selbst in ihrer Freizeit nur betrunken ertragen. Und wenn die Angelplätze verlassen werden, türmen sich die Müllberge mit den leeren Flaschen obendrauf. Das ist an der Ruhr oft anzutreffen und stellt höchstens eine kleine Überspitzung dar. Leider. Fernsehsendungen, in denen Fische scheinbar wie am Fließband gefangen und brutal mittels Schwanzwurzelgriff mit grinsender Miene in eine Kamera gehalten werden, bestätigen das öffentliche Bild des skrupellosen Ausbeuters. Dazu treten eher rustikale Charaktere auf, die mittels ihrer beschränkten Artikulationsfähigkeit dieses negative Bild weiter festigen.
Wir alle kennen diesen Typus, und es fällt uns schwer, die Menschen, die sich so verhalten, als Hobbykollegen anzuerkennen.
Wenn der unbedarfte Normalverbraucher auf der Strasse an Angler denkt, dann assoziiert er diesen Begriff mit dem oben (überspitzt) beschriebenen Prototypen des "gemeinen Plumpsfischers". Und genau das ist ein Teil des Problems. Politik und Gesellschaft hat ein negatives Bild von uns und nimmt uns einfach nicht ernst. Dass vielen von uns, auch vielen Ansitzanglern, ein ausgeprägtes Natur- und Verantwortungsbewusstsein zu eigen ist, wird nicht angemessen wahrgenommen.
Ich glaube fest daran, dass die allermeisten von uns sich dem Naturschutz sehr verbunden fühlen. Im Gegensatz zu den Naturschützern ist es uns jedoch nicht gelungen, eine angemessene Lobbyarbeit zu betreiben. Dabei können Vereine und Verbände so vieles bewirken. Tue Gutes und sprich darüber! Ein wichtiges Ziel mit hoher Priorität muss es zukünftig sein, die Öffentlichkeit sachlich darüber zu informieren, wenn die Vereine mal wieder im Rahmen der üblichen Arbeitsstunden ganze Landstriche vom Müll reinigen, Vogelzählungen und Renaturierungsmaßnahmen durchführen. Diese Chance vertun viele. Die Websites werden nicht gepflegt, dabei könnte man diese Themen prominent auf der Homepage präsentieren. Oder einfach einmal die Presse zu einer Reinigungsaktion einladen. Bei einem gepflegten Würstchen nach der Aktion kann man dann mit den Leuten ganz behutsam daran arbeiten, das Bild des Anglers in der Öffentlichkeit vom "Tierquäler" zum "Naturschützer" zu wandeln.
Vielleicht werden dann auch die sachlichen Argumente in Bezug auf ein gewisses Vogelproblem zukünftig in der Öffentlichkeit anders beurteilt als bisher.