Pachtpreis Fließgewässer

Wie der Name schon sagt: Vor der Haustür fischt es sich fast immer am besten. In Deutschland gibt es eine Vielzahl großartiger "Fliegenwasser". Habt Ihr Fragen oder wollt Ihr eine Empfehlung aussprechen?

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ASH
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Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von ASH »

Liebe Forumsfreunde,
ich hätte gerne Eure Meinungen zum Pachtpreis für 4 km Fliessgewässer in Mittelgebirgslage: mittlere Breite 5m, mittlere Tiefe aktuell 20-60cm. Möglicher Jahresertrag an Bachforellen 150kg (Gutachten). Ausser Elritzen und Koppen keine weiteren Fischarten. Der Großteil der Strecke ist mit Bäumen bewachsen. Beim Testfischen kam ich dennoch gut mit der Fliegenrute zu Recht, manchmal nur mit Rollwürfen.
Was würdet Ihr dafür bieten, bzw. was zahlt Ihr für vergleichbare Gewässer?
Wieviele Mitangler kann ich dazu nehmen ohne dass ein Massenbetrieb entsteht? Ich denke an 4 Angler, die je einen KM im Rotationsverfahren befischen
Ich bitte um Verständnis, dass ich Namen und Ort des Gewässers nicht nenne.
Liebe Grüße und schon jetzt vielen Dank!
Andreas
Jürgen Gaul

Re: Pachtpreis Fliessgewässer

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo Andreas,

die folgenden Daten beziehen sich auf die Verhältnisse in Baden-Württemberg und können sicherlich in anderen Bundesländern nach oben oder unten abweichen. Die Forstverwaltung in BW erhebt als Verpächter für die Staatsgewässer derzeit einen Pachtpreis pro Jahr in Höhe von € 700-1.000 pro ha Fließgewässerstrecke, das würde für das in Frage kommende Gewässer (2 ha) einen Pachtzins von € 1.400-2.000 ergeben. Auf der Basis der von unserem Verein aktuell entrichteten Pachtpreise ergibt sich ein Pachtzins im Bereich von € 700-1.200 pro ha (darunter befinden sich auch Pachten für private Fischereirechte).

Die in dem Gutachten angegebene Produktivität von 150 kg (pro ha nehme ich an) könnte möglicherweise noch zu einer Steigerung des Pachtpreises führen, da in unseren Mittelgebirgsflüssen von unserer Fischerereibehörde ein Wert von ca. 75 kg/ha zugrunde gelegt wird. Daraus wiederum wird eine maximale Befischungsintensität von 5 Anglern/ha, in Deinem Fall also 10 Anglern für die gesamte Strecke hergeleitet.

Dies, wie gesagt sind Daten bezogen auf die Verhältnisse in Baden-Württemberg, aber ich denke, dass sich zu dieser Fragestellung auch noch andere Kollegen zu Worte melden werden.

Viele Grüße
Jürgen
Zuletzt geändert von Jürgen Gaul am 06.08.2012, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
ASH
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von ASH »

Lieber Jürgen!
Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Deine Einschätzung liegt ziemlich genau bei dem mir vorliegenden Preis. Ich habe allerdings auch eine Auskunft aus Hessen, wo zu einem âhnlichen Preis ein Gewässer, das neben Forellen auch Äschen, Döbel, Hechte und Aale aufweist, verpachtet wurde.
Gruß und Petri Heil,
Andreas
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gespliesste
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von gespliesste »

Hallo Andreas,
ASH hat geschrieben:Ich habe allerdings auch eine Auskunft aus Hessen, wo zu einem âhnlichen Preis ein Gewässer, das neben Forellen auch Äschen, Döbel, Hechte und Aale aufweist, verpachtet wurde.
Äschen sind natürlch ein klarer Pluspunkt, Döbel und Hechte wünscht man sich ja nicht unbedingt, vor allem wenn man auch an eine gewisse Bewirtschaftung mit Salmoniden denkt und bei einem 20-60cm tiefem Mittelgebirgsbach ist das wohl auch nicht das vornehmliche Habitat, wobei das je nach Beschaffenheit / Strömungsführung schwer einzuschätzen ist. Selbst bei kleinen Bächen kann man nach meiner Erfahrung in Staustücken Überaschungen erleben.

Aalbestände sind durch die Wanderlust in einem kleinen Abschnitt wohl eher schwer zu beinflussen und für die Fliegenfischrei wohl so oder so nicht von Interesse ...

Um die Qualität zu beurteilen würde ich ganz unten anfangen, dazu den Sprobienindex bestimmen (Insektenaufkommen), Beschaffenheit von Wasserpflanzen, Gewässergrund, mögliche Laichplätze, Totholz, Findlinge abschätzen. Ist der Flussabschnitt begradigt oder meandert er noch in seinem natürlichen Lauf. Gibt es über das jahr gesehen ungewünschte Regulierungen / Wasser- oder Temperaturschwankungen. Möglicher Eintrag von Insenktiziden durch angrenzende landwirtschaftliche Betriebe.

Elritzen und Koppen sind ja schon mal ein gutes Zeichen für ein Samonidengewässer und nach meiner Meinung viel mehr Wert als Döbel oder Hechtbestände.

Wenn ihr mit einigen wenigen verantortungsbewussten Fischern den Abschnitt befischt und hegt kann das durchaus eine tolle Sache sein/werden, aber ob ein Gewässer vornehmlich Put & Take bleibt oder in gewissem Maße selbstreproduzierend funktioniert, hängt ganz enscheidend von der eigentlichen Produktivität bzw. dem natürlichen Futterangebot (Insekten und Futterfische) ab.

LG,

Olaf
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henkiboy
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von henkiboy »

Hallo Andreas,
mit dem Pachtgedöns kenne ich mich nicht wirklich aus. Ich habe mich da auch nie wirklich für interessiert, weil eine Pacht für mich nicht in Frage kommt. Hier gibt es halt keine Gewässer, die mir liegen würden. Alle anderen sind nun doch zu weit weg.
Ich bekomme zwar hin und wieder Angebote, aber die beachte ich nicht großartig.
Allerdings habe ich mal was gehört bezüglich irgendwelcher "Besatzverpflichtungen" und einem "Versicherungszwang". Kann nur nicht bestimmt sagen ob das Bundes- oder Ländersache ist! Solche Bedingungen bzw. Auflagen solltest Du unbedingt in deine Entscheidung bzw. Kalkulation mit einfliessen lassen! Diese Gegebenheiten können den wirklichen Finanzbedarf erheblich steigern!!!

Gruss
Detlef
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Jürgen Gaul

Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo zusammen,
henkiboy hat geschrieben:Allerdings habe ich mal was gehört bezüglich irgendwelcher "Besatzverpflichtungen" und einem "Versicherungszwang".
eine Vorschrift über Pflichtbesatz gibt es zumindest in den Pachtverträgen in Baden-Württemberg schon seit längerer Zeit nicht mehr, weil auch hier die Vorstellung einer "nachhaltigen Bewirtschaftung" vorherrscht. Im Allgemeinen wird bei Pachtverträgen der Forstverwaltung bezüglich des Besatzes folgende Formulierung verwendet: "Grundlage für Besatztätigkeiten ist die natürliche fischereiliche Ertragskraft des Gewässers sowie die naturräumliche Ausprägung des Gewässers. Ein Fischeinsatz - sofern erforderlich - ist entsprechend der Größe, Beschaffenheit und der Natur des Gewässers vorzunehmen. Dabei sind einseitige und übermäßige Besätze, welche die natürliche Ertragskraft des Gewässers wesentlich übersteigen oder beeinträchtigen, zu unterlassen.".

Viele Grüße
Jürgen
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von henkiboy »

Hallo Jürgen,
deswegen hab ich ja geschrieben:
Allerdings habe ich mal was gehört bezüglich irgendwelcher "Besatzverpflichtungen" und einem "Versicherungszwang". Kann nur nicht bestimmt sagen ob das Bundes- oder Ländersache ist!
Ich weiß dass zumindest in RP und NRW diverse Regelungen bestehen, wo ein Besatz am Ertrag des Gewässers bzw. am Pachtzins festgemacht wird.
Mit genauen Zahlen kann ich da aber nicht dienen. Können 2% des Pachtzinses sein, aber ebenso gut 10%. Ebenso sind da versicherungstechnisch diverse Vorschriften vorhanden.

Gruss
Detlef
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von ASH »

Hallo und erstmal Dank Euch allen!
Ich werde das mit der Pacht nochmal überdenken müssen. Einerseits bin ich heiss darauf, ein solches Gewässer zu pachten. Andererseits kann man für das Geld eine Menge Tagesscheine an fremden Gewässern kaufen. Eigentlich hatte ich mit mehr Begeisterung gerechnet und nur noch die Bestätigung für mein Wunschdenken gesucht. Der Preis von 2000€ schien mir gerechtfertigt. Ich wollte auf 1500 runterhandeln und den Rest als Rücklage für Besatz verwenden. Als Jäger bin ich andere Pachtpreise gewohnt und daher wohl zu blauäugig an die Sache gegangen :roll:
Da das Gewässer aus Privathand kommt unterliegt der Vertrag keinerlei Besatz- und anderen Vorschriften.
Ich schlafe noch ein, zweimal darüber und berichte hier vom Fortgang der Planungen.
Über weitere Hinweise und Entscheidungshilfen würde ich mich freuen.
Petri Heil! Andreas
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Andreas,

da ich nicht weiß, in welchem Bundesland der Bach liegt:
Sollte es in NRW sein, so bedürfen Abschluß und Änderung von Gewässerpachtverträge der Genehmigung durch die Fischereibehörde.
Sie kann, unabhängig vom Verpächter, Vorschriften erlassen, die zu befolgen sind.
Was Besatz angeht, so wird wahrscheinlich darauf hingewiesen, dass den biologischen und gewässerspezifischen Gegebenheiten Rechnung getragen wird.
Schon aus Eigeninteresse sollte nur so viel besetzt werden, wie der Bach ernähren kann und die Fischarten und -größen den natürlichen Bedingungen angepasst werden. Ein Attraktivitätsbesatz sollte unterbleiben. Wenn man z.B. ein stehendes Gewässer hat, wäre ein starker Besatz von z.B. Regenbogenforellen, Karpfen und Zandern - am Besten in fangfähiger Größe (und sonst nichts) - wohl eher eine Speisekarte, denn ein Besatzplan.

@Detlef: Welche Versicherungen sollte man als Pächter für ein Fließgewässer abschließen?
Bei einem stehenden Gewässer ist sicher eine Haftpflicht sinnvoll. Diese verlangt i.d.R. das das Gewässer eingezäunt ist, damit keine Kinder unbefugten Zutritt haben und womöglich ertrinken können. Aber bei einem Fließgewässer?
Ok, eine Haftpflicht wäre vielleicht auch hier nicht verkehrt. Wenn so etwas überhaupt angeboten wird. Aber sonst?
Hier wäre ich ebenfalls an Aufklärung interessiert. Da ich auch schon mal mit einer Pacht geliebäugelt habe.
Vielleicht weiß hier Michael Rat?

Gruß
Harald
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Re: Pachtpreis Fließgewässer

Beitrag von Olaf Kurth »

LIeber Andreas,

wichtige Informationen hat Dir bereits Jürgen gegeben (Pachtpreise pro ha und Produktivitätsleistung) und die kann für die angegebenen Daten tatsächlich zwischen 1400 und 2000 Euro liegen. Vergleicht man unsere Fließgewässer mit Imobilien, so entscheidet in erster Linie die Lage, die Lage und nochmals die Lage.

Neben den harten Fakten des Gewässers (Breite, Temperatur, ph-Wert, Leitfähigkeit und Linienführung) ist vor allem der Ausbauzustand (unverbaut, Sohlverbau, Pflaster, Steinsatz, Stickung (unverfugt), Sohlabsturz, Sohlverbau), das Umland (Acker, Wald standortgerecht, Auengewässer, Bebauung mit und ohne Freiflächen) sowie besondere Einzelbeeinträchtigungen (Aufstau innerhalb, oberhalb oder unterhalb der Befischungsstrecke, Gewässerunterhaltung und -ausbau, Kühlwassereinleitung, Abwärme, thermische Belastung, Viehtritt, Wasserentnahme, Nährstoffeintrag sowie Schlammablagerungen) entscheidende Parameter für den Pachtpreis.
Orientierung geben auch die Pachtpreise vergleichbarer Fließgewässer, bzw. die Preise der anderen Pächter. In unserer Region habe ich eine allgemeine bzw. sehr detaillierte Kenntnis der Pachtpreise (abhängig von den jeweiligen Fischereigenossenschaften), die sich auch auf Strecken privater Eigentümer des Fischereirechtes übertragen lassen.

Ich rufe Dich am Wochenende an und vielleicht bekommen wir dieses Jahr mal ein gemeinsames Fische hin. Es gibt in unserer Region noch eine weitere Möglichkeit an Top-Gewässern zu fischen. Alles weitere über über PN.

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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