Hallo laverda, Werner & Bernd,
dass man mit einer Rute mit spitzenbetonter Aktion ein kleineres Massenspektrum "wirft", kann ich nicht nachvollziehen. Laverda's Argumentation erscheint mir nicht als plausibel; die Messungen der Federkennlinie beziehen sich in der Regel auf eindimensionale Bewegungen - hingegen ist der Wurfablauf eine wesentlich komplexere 3-dimensionale Bewegung mit mindestens 6 Freiheitsgraden. Weder die Größe der Beschleunigung noch der Arbeitsweg müssen konstant sein.
Die Messung von Parametern ist eine Sache, die Interpretation der ermittelten Daten eine ganz Andere.
Beispiel:
Vor einigen Jahren gab es im Castingsport die Disziplin "Fliege-Kombi", dort musste mit gleicher Rute im Nahbereich auf Ziel geworfen werden als auch auf Distanz. Deswegen haben einige Sportler Vollglasspitzen in ihren Ruten eingesetzt, um sie deutlich spitzenbetonter ausfallen zu lassen. Aus der Idee stammen auch die "Solitip"-Ruten von Theo/Bernd Matschewsky.
D.h. wenn man diesen Ansatz verfolgt müsste man mit einer sehr spitzenbetonter Aktion ein breiteres Spektrum noch "angenehm" werfen können.
Die Art der Aktion kann man mit auf verschiedene Arten messen; die CCS-Methode verwendet den Aktionswinkel (engl. Action Angle, AA), die 15°-Methode den sog. "Power-Faktor".
Der Aktionswinkel beschreibt schlicht den Winkel der Rutenspitze gegenüber der Horizontalen bei einer definierten Belastung - ein hoher Winkel bedeutet, dass die Rute eine spitzenbetonte Aktion besitzt.
Solitip-Ruten z.B. besitzen einen sehr hohen Aktionswinkel.
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Bei der "schwingende Rutenmasse" gehe ich davon aus, das damit die equivalente Masse der Rute gemeint ist, wenn man als Modell einen einfachen Harmonischen Oszillator verwendet. Meines Erachtens zeigen die von mir betrachteten Videos fast ausschließlich einen negativen Effekt dieser Masse auf den Wurf. Die beschleunigte Masse führt dazu, dass die Rutenspitze nachschwingt, die Haarnadel öffnet und nicht wirklich zur Beschleunigung der Schnur beiträgt. Dies müsste aber genau untersucht werden. Ruten mit einer unterschiedlichen Aktion müssen auch nicht zwangsläufig unterschiedliche equivalente Massen besitzen; das ist abhängig von den Materialeigenschaften.
Plausibler scheint mir der Einfluss der Rutenaktion auf die Bahn der Rutenspitze und der Beschleunigung auf dieser Bahn zu sein - was aber auch nur eine Gültigkeit hat wenn alle anderen Faktoren konstant sind.
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Generell stimme ich Bernd zu, in den meisten Fällen ist die Angabe auf der Rute sinnvoll und ausreichend. Die Werte aus den verschiedenen Messverfahren sind ganz nett und als Zusatzinfo nützlich (nicht für jede Zielgruppe). Aber ich finde, sie können ein Probewerfen nicht ersetzen.
Bernd hatte auch schon einige Beispiele geliefert, die Zuordnung Schnur <-> Rute ist abhängig vom Einsatzzweck. In der Regel ist das Schnurgewicht auch nicht unbedingt konstant (außer Sonderfall Schusskopf) - ein guter Werfer kann locker 1 - 20m einer DT sauber in der Luft führen. Selbst bei Schussköpfen ist es vom persönlichen Geschmack und vom Wurfstil abhängig,
Beispiel: ACA Castingsport, Disziplin Angler's Fly Distance, 18 Gramm Schussköpfe - die verwendeten Ruten sind sehr steif > ERN 12. Das würde Laverda's 1gr. These widersprechen
Bis dann,
Torsten