Hallo,
viele interessante Dinge, die Ihr hier schreibt.
Ich nehme dem Protagonisten des BLUT Zeitungsartikels seine Geschichte auch nur zu 99% ab und bewerte es als Experiment eines Menschen, der sich scheinbar gerne selbst darstellt und noch nicht das Richtige für sich gefunden hat. Klar sind wir alle ein bisschen selbst-verliebt. Kurioserweise habe ich auch schon Schlagzeug gespielt und bin mal gern Ski gefahren und ähm ja. Ich möchte damit nur sagen, dass ich den Kerl nicht von oben herab "verurteilen" möchte und auch persönlich schon so einige "Experimente" hinter mir hab.
Jedoch bedeutet Aussteigen für mich eine Abfuhr an die Gesellschaft, Kapitalismus, Geld, Zigaretten, geplante Duschen und Armbanduhren. Mein zu Hause ist heute hier - morgen dort. Dabei ist es auch gleich, ob ich nicht wieder zurückkehre. Vermutlich wird das Bewusstsein über besagte Pyramide der Grundbedürfnisse erst dann einkehren, wenn man wirklich abgenabelt ist. Das sehe ich einfach nicht beim Marc.
Viele Aussteiger und Abenteurer haben auch gewissermaßen Sponsoren, wenn sie nicht vorher Geld gesammelt haben um unvermeidbare monetäre Anforderungen an so ein Projekt zu erfüllen. Andere jobben zwischendurch. Mir kommt es bei diesem Beispiel eher wie ein "Geschäftskonzept mit naturburschigem Nebeneffekt" vor.
Kennt jemand den Film "Into the Wild"? Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Er handelt von dem sehr begabten jedoch gesellschaftsverneinenden "Alexander Supertramp". Nach einem magna cum laude
Studium lässt er seine Bonzen-Eltern einfach unwissend zurück und trampt los Richtung Alaska. Zwischendurch lernt er interessante Menschen kennen und eine bewegende Story baut sich auf um letztendlich....Nein-das wird nicht verraten.
DAS sind für mich Aussteiger.
Kurz vorm Burnout. Hmmmm. Also entweder sieht man an so einem Punkt ein, dass man etwas falsch macht, die falsche Einstellung hat, oder kneift verdammt nochmal die Ar***backen zusammen. Wenn ich da nur zwei Generationen in meiner Familie zurückdenke, gab es Jene die mit 16 Jahren im Russlandfeldzug *nicht erlaubtes Wort* waren und danach quasi aus dem Nichts einen Landwirtschaftbetrieb erschaffen haben. 60 Jahre keinen Urlaub, 7 Tage die Woche Maloche. Morgens um 4 Uhr aufstehen. Nichts automatisiert, alles von Hand. Aber die meißten haben dann doch lieber Dieter Bohlen oder Paris Hilton als Vorbild. Für den letzten Absatz lass ich mich dann auch gern als altklug bezeichnen.
Ich wünsche dem Marc natürlich viel Glück bei seinem Vorhaben, es ist um VIELES ehrenwerter als die meissten als ehrenwert erachteten Vorhaben. Seinen "Beitrag" leistet er mit Sicherheit. Er hat Mut und möchte den Menschen etwas mitteilen, was in unserer Zeit m. E. viel zu selten ist und viel zu oft belächelt wird. Das verdient schon etwas Respekt.